Verleger, Journalist und Spatzenfreund. Der Held von Halle feiert Geburtstag

Der Macher der Neuen Medien: Roland Tichy wird heute 70

von Alexander Wallasch (Kommentare: 8)

Roland Tichy – geboren am 11. November© Quelle: TE

Er schreibt, wie er lebt: schnell, klar, mit Herz. Roland Tichy ist 70, aber mental ein 50-Jähriger – ein Held von Halle, ein Netzwerker, ein Vater. Warum man mit ihm lieber lacht als streitet.

Worum geht’s im Alter? Es geht doch darum, seinen Laden zusammenzuhalten. Vernünftig zu arbeiten und besser zu werden. Sich nicht auf den Lorbeeren auszuruhen und immer zu schauen, wo es am Horizont noch etwas zu erobern gibt.

So oder so ähnlich könnte das Motto des Verlegers und Journalisten Roland Tichy aussehen, wenn er es einem nicht noch anders erzählen würde. Heute wird Roland Tichy 70 Jahre alt. Das ist schon eine echte Hausnummer. Das muss man sich erarbeiten, dahin muss man kommen.

Und von dort aus kann man zurückschauen auf das, was man erreicht und geleistet hat. Oder man macht es wie Roland Tichy und wischt das einfach weg, schaut nach vorne und schafft und schafft und schafft. Roland Tichy ist die Verkörperung des VW-Käfers, der damals beworben wurde, mit den Worten „er fährt und fährt und fährt“.

Dass Roland Tichy am selben Tag Geburtstag hat wie Wolfram Weimer und Friedrich Merz – dafür kann er am wenigsten. Wofür Roland Tichy verantwortlich ist, ist seine Arbeit, die ich einige Jahre lang eng begleiten durfte, als ich für Tichys Einblick von 2015 bis 2021 täglich Texte und Kolumnen schrieb.

Das Geburtstagskind gehört zu den besten Journalisten, die ich kenne. Zudem ist er einer der Schnellsten. Die Texte scheinen alle schon in ihm angelegt und dann beginnt er einfach, seine Geschichte zu erzählen. Jeder Leitartikel von Roland Tichy ist eine abgeschlossene Erzählung. Prachtfische in diesem großen See der täglichen Schwärme aus Worten und noch mehr Worten.

Was ist so großartig an den Arbeiten von Roland Tichy? Es ist zunächst einmal diese fast unverschämt wirkende Lockerheit, mit der er das alles erzählt. Wenn das Wort nicht so albern gering klänge für das, was da vor einem liegt, müsste man „beschwingt“ sagen.

Und dann spürt man Zeile für Zeile mehr, dass Roland Tichy ganz genau weiß, worüber er schreibt. Er muss sich nicht hinter Wolken aus toten Wortkaskaden verstecken. Er schreibt es so, wie er es schreiben muss. Und dann trägt es von ganz alleine.

Auch auf die Gefahr hin, dass ich es schon einmal erzählt habe: Die schönste Geschichte, die ich über Roland Tichy weiß, ist auch eine sehr einfache Geschichte. Irgendwann in einem emotionalen Moment hat er mir einmal erzählt, wie es in seinem Geschäftshaus zugeht, wenn die Frauen um ihn herumwuseln und sich erlauben, auch mal streng mit ihrem Boss zu werden.

Dann zieht sich Roland Tichy in das oberste Stockwerk zurück auf einen Balkon. Er schaut auf eine Kirche. Im Idealfall klingeln noch die Glocken und dann greift er mit der Hand in einen großen Sack Spatzenfutter, den er dort immer bereitstehen hat und verteilt dann mit beiden Händen an die kleinen Winzlinge, die immer schon hoffen, dass es im Hause Tichy wieder zur Balkonszene kommt.

Roland Tichy hat ein Privileg, das sich viele Väter heimlich wünschen: Sein Sohn arbeitet bei und mit ihm zusammen. So kann Roland Tichy ihm dabei zuschauen, wie dieser Junge jeden Tag ein noch besserer Journalist wird und in die Fußstapfen des Vaters steigt. Und Maximilian Tichy liefert regelmäßig ab.

Es hat auch etwas Rührendes, wenn man ab und zu in der Timeline bei Roland Tichy auf X wieder einen vom Vater stolz geteilten Kurzfilm seines Sohnes sieht, der das gemeinsame Werk bewirbt. Der Vaterstolz ist hier klar herauszulesen. Und Tichy hat zudem noch das Glück, dass sein Sohn aussieht wie ein Roland Tichy in jung.Die beiden ähneln sich auch optisch. Tichy schaut also jedes Mal auch in sein junges Erwachsensein zurück, wenn er auf den Sohn blickt.

Zuletzt gab es eine Interviewsituation auf der Buchmesse, wo der Sohn den Vater interviewt, sich beide in die Augen schauen und man reflexartig schmunzeln muss. Tichy hat auch das Glück, dass sein Sohn bald einen Kopf größer ist als er selbst, er also zu seinem Sohn hinaufschauen darf, wo andere vielleicht immer nur hinabschauen müssen.

Nun ist es schwierig, wenn man sich länger kennt, nicht versehentlich etwas zu verraten, was im Privaten hätte bleiben sollen. Ich kann vielleicht so viel sagen, dass es in unserem Gewerbe und gerade in den alternativen Medien, die so häufig unter Angriffen leiden müssen, immer mal wieder zu Streitereien kommt.

Zweifellos gehört Roland Tichy zu jenen, die das Gefecht suchen, wenn wir von außen angegriffen werden. Und er besitzt darüber hinaus die seltene Gabe, immer wieder in der Lage zu sein, sich unbeeindruckt von früheren Streitereien an einen Tisch zu setzen und einfach am nächsten Projekt zu arbeiten. Er macht das nicht zum Selbstzweck. Er sucht den Applaus nicht, er muss nicht zwanghaft von jedem gemocht werden, vielleicht mögen ihn gerade deshalb so viele?

Roland Tichy liebt seine Projekte. Dabei sind ihm Bundesgenossen immer recht. Alte Streitereien rücken dann schnell in den Hintergrund. Das ist eine der ganz großen Qualitäten von Roland Tichy.

Weiterlesen nach der Werbung >>>

Ihre Unterstützung zählt

Mit PayPal

Ich weiß nicht viel über seine Herkunft. Er kommt aus Bayern. Und es heißt, er bekam in seiner Kindheit nicht viel geschenkt. Allerdings existiert ein Büchlein, das er wohl über das Leben seines Vaters schrieb, oder Geschichten aus dem Leben seines Vaters, das auch darauf hindeutet, dass es hier einen tragfähigen familiären Zusammenhalt gegeben haben muss.

Nun kann man als 60-Jähriger auf einen 70-Jährigen schauen, trübsinnig werden und vielleicht denken: Mein Gott, da ist man dann ja auch bald. Die Crux an der Sache: Roland Tichy ist ja mental bestenfalls ein 50-Jähriger.

Es gibt wenige 70-Jährige, die immer noch tun und machen und das leisten, was Roland Tichy zu leisten vermag. Der Mann ist stabil. Und wenn man zuletzt diese epische Szene, die ich ein wenig amüsiert als „Der Held von Halle“ bezeichnet habe, in Erinnerung bringt, als Roland Tichy schnellen Schrittes von linkem Denunzianten zu linkem Denunzianten eilte und von jedem ein Bild machte, um zu demonstrieren, dass er hier zu Hause ist, dass dies seine Veranstaltung ist, dass er derjenige ist, der mitgeholfen hat, hier so viele Verlage zusammenzubringen, dann ist das die beste Metapher dafür, was alles in diesem Mann steckt.

Und als er dann auch noch angegriffen wurde, nachdem er eine Kamera weggedrückt hatte, die wieder direkt in sein Gesicht zielte, kann man sich auch vorstellen, wie wehrhaft dieser Mann ist, wenn er angegriffen wird. Nein, mit Roland Tichy möchte man nicht in Streit kommen. Aber man möchte gern mit ihm zusammensitzen, ein Bier trinken und ihn lachen hören. Denn auch das kann Roland Tichy besonders gut.

Ich habe das wohl auch schon einmal irgendwo erzählt: Wenn ich mit Roland Tichy telefoniere, ist es niemals Roland Tichy, der das Telefonat beendet. Er gibt dem Gegenüber das Gefühl, dass er noch endlos mit ihm sprechen möchte, obwohl man natürlich weiß, dass die Aufgaben drängeln, rufen und an die Tür klopfen, während Roland Tichy dieses Gespräch führt. Das ist diese Kunst der Kommunikation, die man in Jahrzehnten der journalistischen Arbeit lernt.

Roland Tichy ist meinungsstark. Er ist der beste Leitartikler, den wir in Deutschland haben. Und er ist darüber hinaus auch einer der erfolgreichsten Netzwerker, die ich kennengelernt habe.

Ich wünsche Roland Tichy alles Gute zum Geburtstag. Ich wünsche ihm weitere Jahrzehnte in bester Gesundheit und Lebensfreude. Schauen wir mal, was 2055 ist, wenn das ganz große Jubiläum ansteht und Roland Tichy dann immer noch seine Leitartikel schreibt und sein Verlag wahrscheinlich noch dreimal so groß ist, er einen Fernsehsender hat und auch international ausstrahlt. Ich freu mich darauf.

Alles Gute, lieber Roland Tichy. Herzlichen Glückwunsch nach Frankfurt!

Ihre Unterstützung zählt

Mit PayPal

Einen Kommentar schreiben

Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen. Aufgrund von zunehmendem SPAM ist eine Anmeldung erforderlich. Wir bitten dies zu entschuldigen.

Kommentare