Okay, die Affäre Weimer, so unangenehm sie für die Betroffenen ist und wie hochnotpeinlich für den Hochstapler selbst, so hat die Tragödie immer auch etwas Komisches.
Dafür sorgt jetzt schon in treuer Regelmäßigkeit und über Wochen Michael Hanfeld, verantwortlicher Redakteur für das Ressort „Medien“ der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ). Die FAZ ist Medienpartner der Weimer Media Group bei der großen Abräumveranstaltung in Frankfurt. Die Hofzeitung der Nachberichterstattung gewissermaßen.
Und besagter Hanfeld hat sich zwei Dinge zur Aufgabe gemacht: Zum einen will er der edle Ritter für den Aufschneider Weimer sein, zum anderen offenbar über die Weimer-Affäre noch den letzten Rest Anstand aus den Traditionsseiten der FAZ blasen.
Heute gegen 18:30 Uhr hat sich Hanfeld ein paar Zeilen zusammengeschrabbelt, die man eigentlich 1:1 abdrucken müsste, so selbsterklärend sind sie. Idealerweise legt man noch einen „Autor“ Hanfeld an, Sie wissen schon. Aber wie bei einem echt guten Witz muss man sich hier gaaaanz langsam ans Filetstück herantasten. Zunächst der Google-Teaser:
„HR lässt Weimer zu Vorwürfen gegen ihn nicht zu Wort kommen“.
Was passiert hier? Hier jammert der Hofberichterstatter, dass die Zwangsgebührenmedien der Regierung nicht mehr so funktionieren wie gewohnt, abgesprochen und gegenseitig versichert.
Schon im Intro fängt Weimers FAZ-Geschütz sofort richtiggehend zu jammern an, die prallvolle ÖR-Keksdose ist plötzlich leer oder gleich ganz weg:
„Bei einem Bericht über Vorwürfe gegen Wolfram Weimer, er verkaufe ‚Einfluss auf politische Entscheidungsträger‘, wird der Betroffene im HR-Radio mit seiner Gegenrede nicht zitiert. Wir hören nur von ‚Apollo News‘.“
Und dann wird der gute Hanfeld, der schon lange nicht mehr zu den Jungredakteuren des Hauses gehört, darüber zum Schwurbler. Verkehrte Welt! Der regierungsnahe Weimer-Fan-Boy beschwert sich darüber, dass der Hessische Rundfunk nicht mehr journalistisch arbeite. Hanfeld mit der Mutter aller Vorwürfe! Die Systemfrage:
„Was erwarten wir vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk? Dass er vollständig und wahrheitsgemäß zu den Dingen berichtet. Auf dem Radiokanal hr-info des Hessischen Rundfunks darf man damit allerdings nicht rechnen.“
Was Gefälligkeitsschreiber wie Michael Hanfeld von den Öffentlich-Rechtlichen erwarten, ist allerdings seit Jahrzehnten bekannt. Und es sorgt regelmäßig dafür, dass immer mehr Bürger dieser immer unverfrorener agierenden Regierungspropaganda den Rücken kehren.
Und nach Jahrzehnten des gegenseitigen Wohlgefallens erfährt nun Michael Hanfeld an einem Novembertag 2025 im Jahre unseres Herren, wie es sich anfühlt, wenn man sich nicht mehr im Besitz der Allmacht und Deutungshoheit wähnt, die immer alles so schön passend gemacht hat. Die Medienapokalypse!
Alles Böse gegen Weimer sei verbreitet worden, flennt Hanfeld:
„Die Story des Rechts-außen-Kanals ‚Apollo News‘ wird lang und breit nachgebetet, Kritik von der Organisation Lobby Control gibt es obendrauf, und den Hinweis, dass die bayerische Staatsregierung prüft, ob der von der Weimer Media Group ausgerichtete Ludwig-Erhard-Gipfel weiterhin mit öffentlichem Geld unterstützt werden soll.“
Nur der arme gute Herr Weimer, dem gerade so schwer Unrecht getan wurde, sei nicht zu Wort gekommen:
„Und was gibt es bei hr-info nicht? Die Erwiderung der Weimer Media Group und Weimers Gegenrede (in der F.A.Z.), dass es sich hier ‚schlicht um eine Lüge‘ handele, gegen die er juristisch vorgehen werde. Schien dem HR offenbar nicht so wichtig.“
Die Gegenrede in der FAZ! Also beim Medienpartner der Weimers! Es ist so unverfroren, dass man für den Moment lauthals lachen muss, wäre es nicht so ekelhaft selbstgefällig.
Zu den amüsanteren Stücken der Weimer-Affäre gehört auch der folgende Satz, den Hanfeld von Weimer zitiert und dann vergisst einzuordnen, was hier gern nachgeholt werden soll. Hanfeld zitiert Weimer:
„Es ist eher so, dass mein Engagement in der Politik für den Verlag wirtschaftlich nicht von Vorteil ist.“
Aber was heißt das denn, fünf Wochen, nachdem aus der investigativen Recherche und Berichterstattung von Alexander-Wallasch.de die Affäre Weimer wurde? Es ist eine Tragödie und ein lupenreines Eingeständnis von Weimer:
Verdammt, ich habe Scheiße gebaut! Ich dachte, es hilft, und jetzt hat meine Eitelkeit den ganzen Müllhaufen einmal umgedreht, auf dem ich mich über Kumpel Merz bis hinauf zum Kulturstaatsminister hochgerobbt habe. Und wenn ich ganz ehrlich bin: Dieses Büro im Kanzleramt ist doch auch blöd. Die Heizung geht nicht, immer ist mir kalt, und ständig sind da Leute um mich rum, die mir auf die Finger starren, wenn ich mir gerade den nächsten Mediencoup auf einen Bierdeckel kritzle für die Zeit danach. Ach Mist.
Ja, Wolfram, das ist echt Mist. Aber immerhin auf den Frankfurter Michel ist noch Verlass. Der bleibt Dir bis zum bitteren Ende und schreibt dann noch einen verliebten Nachruf auf den größten Kulturstaatsminister aller Zeiten, wetten dass?
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