Die CDU betreibt Feindbekämpfung mit den Mitteln der Psychoanalyse

Des Kanzlers Chefexorzist: Wie Merz mit seinem Hof-Psychologen die teuflische AfD austreiben will

von Alexander Wallasch (Kommentare: 3)

Psychologe Stephan Grünewald als Merz‘ Hohepriester© Quelle: Youtube/ Phoenix, Screenshot

Mit dem Wunsch, einen Psychologen als AfD-Erklärer an Bord zu holen, hat die CDU einmal mehr bestätigt, dass es ihr nicht mehr um den demokratischen Wettstreit von Ideen geht, sondern um eine auf Psychoanalyse basierende Teufelsaustreibung.

Hinter verschlossenen Türen schmiedet die CDU Pläne, die AfD mit Weihwasser und Knoblauchkränzen auszutreiben. Doch der eingeladene „Chefexorzist“ Stephan Grünewald enthüllt im n-tv-Interview mehr über die Ängste der CDU, als Kanzler Merz lieb sein dürfte. Ein konspiratives Treffen, das in die Hose ging.

Nach und nach werden immer neue Details öffentlich, was da passiert ist, als die CDU hinter verschlossenen Türen diskutiert hat, wie man eine Teufelsaustreibung der AfD kurz vor dem Herrschaftsverlust der Etablierten noch bewerkstelligen kann.

Die Tagesschau berichtete im Vorfeld, die CDU plane, es vertraulich anzugehen, man wolle sich nicht unter allen Augen in der Berliner Parteizentrale treffen. Um den Anti-AfD-Knoblauchkranz zu flechten, wähle Kanzler Merz einen abgeschiedenen Ort im Grunewald aus.

Es wäre journalistisch flach, dieses dünne Wortspiel aufzunehmen, aber im Grunewald war Herr Grünewald zu Gast. Der Psychologe war beauftragt worden, jenes Weihwasser mitzubringen, welches man über die Fotografien von Weidel, Chrupalla, Krah und Höcke tröpfeln wollte, bis es zischt.

„n-tv“ veröffentlichte heute Nachmittag ein Interview mit Merz‘ Hohepriester Stephan Grünewald, der sich offenbar so pudelwohl im Interview mit der „n-tv“-Politabteilung unter Nikolaus Blome fühlte, dass er geschwätzig wurde: Er habe der CDU über die Befunde vorgetragem, „die wir in den vergangenen Jahren erhoben haben. Als Psychogramm der verunsicherten Gesellschaft.“

Wer wissen will, wie der Chefexorzist des Kanzlers tickt, dem mag der folgende Satz aus besagtem Interview ein erster Hinweis sein:

„Die Menschen gucken weniger Nachrichten, weil der Blick auf die Krisen sie verstört. Dadurch bekommen sie aber auch weniger mit.“

Der Psychologe der Bundesregierung wischt hier im Handstreich eine komplexe Debatte um das Regierungsfernsehen vom Tisch. Bei Grünewald im Grunewald sitzt nicht mehr der öffentlich-rechtliche Rundfunk auf der Anklagebank, Deutschland selbst sei zu einem verstörenden Ort geworden.

Kanzler Merz lässt sich im Grunewald in Sachen AfD von einem Teufelsaustreiber beraten, der sich zu allem Überfluss auch noch als Hohepriester der Gottheit Angela outet:

„Ausgerechnet viele Jugendliche schwärmen uns gegenüber regelrecht von der Kanzlerschaft Angela Merkels. Viele fühlten sich wie von einer Mutter behütet.“

Der AfD-Austreiber kann auch burschikos sein, wenn er etwa die Kulturkampfdebatten übers Gendern Onanie nennt, oder präziser von „Affektmasturbation“ spricht.

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Und weil das nun alles so ein zusammengewichster Unsinn ist, fällt es unweigerlich auf jene zurück, welche die dunkle Messe bestellt haben. Bei der Teufelei wurden die Spiegel nicht verhüllt, also spiegelt man sich halt, wenn Grünewald erklärt, die potenziellen AfD-Anhänger definieren „eine gottähnliche oder teuflische Macht, die das alles verschuldet hat“. War das nicht exakt der Blick auf die AfD, der das konspirative Treffen erst nötig gemacht hat?

Mit dem Wunsch, einen Psychologen als AfD-Erklärer an Bord zu holen, hat die CDU einmal mehr bestätigt, dass es ihr nicht mehr um den demokratischen Wettstreit von Ideen geht, sondern um eine auf Psychoanalyse basierende Teufelsaustreibung.

Das fällt umso leichter, da die AfD als Objekt der Betrachtung seit einem Jahrzehnt diffamiert, diskreditiert und ausgegrenzt wurde.

Und wem das alles schon verrückt genug erscheint, der bekommt Schnappatmung, wenn er erfährt, dass der CDU-Psychologe Grünewald 2022 schon einmal als Teufelsaustreiber gebucht wurde. Damals ging es um die Frage: „Wie könnte ein konstruktiverer Umgang mit Ungeimpften aussehen?“

Die CDU wünscht sich gewissermaßen die Diagnose einer „Tyrannei der AfD“ und dass alle mit dem Finger auf die AfD zeigen mögen.

Überhaupt bleibt der Psychologe des Kanzlers in den Bildern des Corona-Regimes verfangen. Die Sprache der Pandemie beim Psychologen Grünewald in einem Satz:

„Die AfD wird als ein Medikament mit starken Nebenwirkungen erlebt, das dann als Notlösung zum Einsatz kommt, wenn die etablierten Medikamente keine Wirkung mehr zeigen.“

Das ist auf amüsante Weise grotesk, wo die AfD quasi die Rolle des mRNA-Wundermittels als düsterer Weltenretter zugeschanzt bekommt.

Der Psychologe weiß natürlich, was er seinem Kanzler im Interview schuldig ist, und der regierungsnahe Sender reicht gern an. „n-tv“ fragt mit Blick auf die AfD:

„Aber sie bietet ja nur Scheinlösungen an. Ausländer raus, Ukraine fallen lassen, zurück zur Atomkraft. Das wird alles nicht passieren oder andere noch größere Probleme auslösen.“

Und Grünewald antwortet brav, ja, die AfD ist voll scheiße. Oder in seinen Worten: „Das wissen oder ahnen auch viele AfD-Wähler.“

Zuletzt fordert dieser Rasputin des Kanzlers die Deutschen gar auf, eine „Schicksalsgemeinschaft“ zu bilden. Dass er damit rechter erscheint als die AfD, ist ihm nicht klar, wo doch exakt diese Schicksalsgemeinschaft zentraler Begriff ist, das Ideal einer Volksgemeinschaft zu beschreiben. Ist da bald eine Hausdurchsuchung fällig?

Zuletzt bringt Grünewald noch die Bremer Stadtmusikanten ins Spiel: Schicksalsgemeinschaft „in Vielfalt“. Früher konsultierten Herrscher ihre Seher, ihre Druiden und Weissager, ihre Hand- und Kartenleser. Heute wird der Psychologe Stephan Grünewald vom Kanzler einbestellt, um die AfD zu besiegen. Und der erzählt das Märchen von den Bremer Stadtmusikanten. Der Esel als Fundament von etwas viel Größerem?

Rechtsanwalt Dirk Schmitz hat den ganzen Vorgang noch einmal von einer wissenschaftlicheren Warte aus betrachtet – die CDU auf der Analytikercouch

"Das Dämonisieren von Gesprächspartnern, dient der Abwehr eigener innerer Konflikte, Schwächen oder Schuldgefühl, um sich nicht mit sich selbst auseinandersetzen zu müssen. Dies kann kollektiv in Organisationen oder individuell geschehen. Dabei liegt kein klar umrissenes Krankheitsbild im engeren psychiatrischen Sinne vor, sondern ein psychodynamisches Abwehrmuster, das verschiedene Störungsbilder beinhaltet. Es lässt sich diagnostisch wie folgt einfassen:

Als projektive Identifikation handelt es sich um einen Mechanismus, der eigene unakzeptable Anteile (Aggression, Schuld, Angst, Minderwertigkeit) anderen zuschreibt („Du bist der Böse“, „Du bist schuld“). Psychologisches Ziel ist die Entlastung des eigenen individuellen oder kollektiven Ichs durch Externalisierung innerer Konflikte. Dies ist typisch bei narzisstischen Persönlichkeitsstrukturen, die sich regelhaft auch in größeren Gruppen sammelt. Individuell manifest sichtbar bei Borderline-Störungen mit paranoiden Persönlichkeitszügen. Der Patient bekämpft im anderen das, was er in sich selbst nicht ertragen kann.

In der Dimension paranoider Persönlichkeitsstruktur oder paranoide Psychose ist sichtbares Kernmerkmal übermäßiges Misstrauen, Tendenz, feindselige Absichten zu vermuten und andere moralisch oder dämonisch zu überhöhen oder zu entwerten. Als klinische Diagnose: Paranoide Persönlichkeitsstörung (ICD-10: F60.0) oder paranoide Schizophrenie (F20.0), wenn Wahnideen vorliegen.

In der Dimension narzisstischer Persönlichkeitsstörung ist Hauptelement ein fragiles Selbstwertgefühl, kompensiert durch Grandiosität und Entwertung anderer. Die Dämonisierung anderer dient der Aufrechterhaltung eines positiven Selbstbildes und der Abwehr von Scham oder innerer Leere.

Die psychodynamische Beschreibung sieht auch kollektiv die Abwehr durch Projektion und Entwertung zur Aufrechterhaltung narzisstischer Integrität und zur Vermeidung selbstreflexiver Affekte wie Scham oder Schuld."

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