Die eigenen Kinder bleiben immer Kinder, auch wenn sie längst erwachsen sind. Das ist keine neue Weisheit, sondern quasi überall auf der Welt gängige Erfahrung. Außer vielleicht vor 2500 Jahren in Sparta, wo zum Schutz und zur Verteidigung der Gemeinschaft – des Kollektivs – die Abhärtung des Nachwuchses an erster Stelle gestanden haben soll.
In diesem Kontext wird oft Sheikh Rashid bin Saeed Al Maktoum, der Gründer und langjährige Herrscher Dubais, zitiert, der einmal – und wohl nicht ohne einen Funken Resignation – gesagt haben soll:
„Mein Großvater ritt auf einem Kamel, mein Vater ritt auf einem Kamel. Ich fahre einen Mercedes, mein Sohn fährt einen Land Rover, und mein Enkel wird einen Land Rover fahren... aber sein Sohn wird wieder auf einem Kamel reiten.“
Dieses Zitat warnt vor der Verweichlichung durch Wohlstand: Eine Generation baut auf und leistet Großes, die nächste profitiert nur davon und riskiert den Rückfall in frühere Verhältnisse. Der Scheich hat sich hier archaisch ausgedrückt und kommt aus einem Tausende von Kilometern von Europa entfernten Land.
Dennoch hat es etwas Allgemeingültiges. Eine Userin auf X kommentierte in einer ähnlichen Debatte, dass die jungen Deutschen heute schon an einer Speisekarte scheitern. Ein anderer X-User ergänzt dazu: „Sie nennen es Sozialphobie. Das ist die kleine Schwester der deutschen Angst.“
Viele Eltern junger Erwachsener kennen dieses Unvermögen ihres Nachwuchses, sich für sich selbst einzusetzen, in vielfacher Ausprägung. Schlaflose Nächte und Fragen: Wo bleibt deren natürliches Rechtsempfinden? Und woher kommt diese Unfähigkeit, eine empfundene Ungerechtigkeit zu benennen und zu bekämpfen? Die mittlerweile zum Modebegriff mutierte „Resilienz“ meint psychische Widerstandskraft und die Fähigkeit, schwierige Lebenssituationen ohne anhaltende Beeinträchtigung zu überstehen.
Ganz konkret: Was haben die jungen Leute in Europa und Deutschland 2025 jenen jungen Männern entgegenzusetzen, die seit über einem Jahrzehnt millionenfach illegal ins Land gekommen sind und die sich mit leeren Händen aber mit einem eisernen Willen ausgestattet den Wohlstand der Einheimischen als Maßstab genommen haben und noch darüber hinausgehen wollen? Und die sich nehmen, was sie bekommen?
Ein weiterer X-User erklärt sich das defensive Verhalten damit, dass diese Generation von jenen, die sie erzogen haben, immer wieder aufgefordert wurde, „verletzlich“ zu sein. Wehrhaftes Auftreten wurde als „toxisch“ und „aggressiv“ markiert. Interessant auch die Frage, ob die Wehrhaftigkeit mit den Corona-Maßnahmen noch weiter eingeschränkt wurde.
Wie will eine kriegslüsterne Bundesregierung 2025 mit dieser wehrlosen Generation eine „Wehrfähigkeit“ erreichen?
Wir werden in den kommenden Jahren erleben, was die Denkverbote mit diesen Menschen gemacht haben, die keine regulierende Wut mehr entgegenzusetzen haben. Diese Generation hat sich längst umfassende virtuelle Fluchträume geschaffen und nutzt sie entsprechend. Wenn es unbequem wird, zieht man sich dorthin zurück. Die Verteidigungslinien des physisch erfahrbaren Raumes sind längst aufgegeben worden.
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Aber auch das ist noch zu theoretisch. Eltern wissen, was gemeint ist und fürchten die Wahrheit: Ihre Kinder sind wie geschaffen dafür, von einer härteren und gerissenen Klientel übers Ohr gehauen zu werden. Sie entbehren jeder Robustheit, das Eigene zu verteidigen. Immer sind die Eltern zur Stelle, wenn es darum geht, die Rechte des erwachsenen Kindes gegen ein neues Bürokratiemonster zu verteidigen, gegen übergriffige Nachbarn oder wenn das Kind mit irgendwelchen Verträgen übers Ohr gehauen wurde.
Wer telefoniert? Ein Elternteil, während der – zugespitzt – 33-jährige Sohn duldsam danebensteht. Natürlich ist das auch der Helikopterpflege vieler Eltern geschuldet. Scheitern wird nicht mehr als positive Lebenserfahrung verbucht! Es braucht allerdings kein Psychologiestudium, um zu erahnen, was wertvoller und prägender ist: Die geklaute Uhr oder die geschenkte?
Die Eltern dieser Sanftmütigen kommen aus den geburtenstarken Jahrgängen. Und deren Eltern wiederum hatten Krieg und Vertreibung überlebt. Für Oma und Opa war die Bundesrepublik ein sicherer Platz. Zehnjährige freuten sich nach Monaten der Ungewissheit, der Vertreibungen und des Ausgebombtsein, endlich wieder ein eigenes Bett und einen kleinen Tisch zu haben, an dem man sich setzen und in Sicherheit wiegen konnte.
Und diese Kinder bekamen klare Aufgaben zugeteilt, die zu erfüllen für die Familie eine wichtige Bedeutung hatte. Da ist niemand mitgegangen, der vor bösen Dorfkindern auf der Straße schützte, wenn es nur ums Milchholen ging. Wurde sie verschüttet, schadete man der Familie.
Oder in einem Satz: Diese Kinder – die Großelterngeneration der heute 25-Jährigen – befanden sich auf dem schnurgraden Weg hin zu einem selbstständigen Handeln. Und sie haben das in der neuen Bundesrepublik noch an ihre Kinder weitergegeben.
In den 1970ern wurde etwa auf überall aus dem Boden schießenden Flohmärkten gefeilscht und gehandelt, bis die Fetzen flogen. Da wurde mit der „Kundschaft“ gestritten und gerungen um ein gutes Ergebnis. Und dieses spielerische Lernen hat Spaß gemacht. Großeltern schauten wohlwollend auf ihre Enkel und erinnerten sich an den legendären Schwarzmarkt der späten 1940er Jahre.
Heute ringen junge Leute manchmal stundenlang mit einem Telefontermin, wenn es darum geht, irgendwelche rechtmäßigen Ansprüche gegenüber Fremden zu formulieren. Und die Eltern lauern dabei hinter der Tür, um im rechten Moment noch ein – aus ihrer Sicht – überlebenswichtiges Stichwort einzuwerfen.
Man fragt sich unter diesen Eindrücken tatsächlich, wie es überhaupt möglich sein kann, dass viele junge Menschen heute im Ausland etwa an „Work & Travel“-Abenteuern teilnehmen. Die Eltern zu Hause müssen sich in einer Art innerem Dauerkriegszustand befinden – Defcon 4!
Es muss die Hölle sein. Aber da ist auch Hoffnung: Sind diese Heimkehrenden die neue Resilienz für Deutschland? Bisher sollen vierzig- bis fünfzigtausend junge Erwachsene diese „Work & Travel“-Programme nutzen. Es müssen noch viel mehr werden. Resilienz schafft man nicht im Wehrdienst, er schleift nur. Aber diese Auslandsaufenthalte über ein Jahr hinweg schaffen eine neue Perspektive auch auf das eigene Land. Und sie schärfen im Vergleich den kritischen Blick.
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Kommentar von Manfred Sonntag
Herr Wallasch, nicht nur die Kinder sind Jammerlappen. Schauen Sie die Kartellparteien-Politiker an, da wird in dem Moment wo ihnen die Argumente und Fakten ausgehen sofort zu Verboten und Zwangsgesetzen gegriffen um jeden Andersdenkenden die Lebensgrundlagen zu entziehen. Immer unter dem Motto: Ja keinen Diskurs, ja keine Änderung des eigenen Verhaltens, ja keine Allgemeinbildung. Intoleranz wird als Toleranz verkleidet, so wie Männer jetzt Frauen sind bzw. umgekehrt. Vor der Wahl werden den Bürgern die tollsten Märchen aufgetischt um 1 Minute nach 18:00 Uhr das totale Gegenteil zu behaupten. Und die Bürger glauben denen immer noch obwohl sie schon mindestens 30 Jahre ständig hinter die Fichte geführt wurden. Warum sollen da die Kinder anders sein?
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Kommentar von Micha
Die nehmen sich nichts, die bekommen es vom Staat. Und wenn sie es doch nehmen, dann wird derjenige, dem es weggenommen, noch dafür bestraft, dass er sich gegen die Wegnahme oder auch gegen den Raub zur Wehr setzt.
Wie soll man sich in einem Staat, der die Kriminellen bestimmter Herkunft unterstützt, zur Wehr setzen?
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Kommentar von Schwar Zi
“Hard times create strong men. Strong men create good times. Good times create weak men. And, weak men create hard times.” Das Problem haben fast alle Kulturen, sogar die Chinesen. Es ist nur natürlich, wenn man als Eltern seinen Kindern ein "besseres" Leben wünscht...ein Leben ohne Entbehrungen und mit mehr Wohlstand. Das Problem ist alt, sehr alt, im Prinzip geht die Geschichte bis Sparta zurück. Es ist auch nicht schlimm, außer man übertriebt es, oder es passiert etwas unerwartetes, wie hier 2015. Aber hey, selbst das Imperium Romanum ist auf diese Art gefallen, nicht wegen der äußeren Feinde...Rom ging an der eigenen Dekadenz zu Grunde.
Versucht man aber einen anderen Weg zu gehen, wird man gesellschaftlich geächtet.
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Kommentar von Ulric
Verehrter Herr Wallasch, vielleicht haben Sie heute Ihre Ratlosigkeit für ein bißchen Provokation genutzt. Work und Travel ist nicht schwer, funktioniert wie ein Trampelpfad oder eine Rolltreppe. Selbstausbeutung als Nanny oder Bierschlepperin als Quelle von Können, Selbstbewußtsein, Tropenfestigkeit und Unerschrockenheit? (>>>Resilienz??) Zu Wolf Schneiders Sprachzertifikat 'Disco-Englisch' kommen noch ein paar Brocken Bar-Interjektionen. Gell? Und die verlorene Zeit an der Ausbildungsfront zuhause? Neue Perspektive und kritischer Blick: Reine Optik - hat nix mit Work zu tun. Ganz schlechte Empfehlung.
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Kommentar von Ombudsmann Wohlgemut
Auslandsaufenthalt bringt am meisten, wenn man sich außerhalb der "westlichen" Zivilisation aufhält.
Diese typischen Ziele wie Neuseeland sollen was genau bringen? Im Prinzip arbeitet man nur genug nebenher, damit man weiter günstig Urlaub machen kann.
Klar lernt man andere Kulturen, Sitten und Bräuche, aber meist nur das Oberflächliche und Gute, besonders, da es zahlreiche Programme dafür gibt, wo man von vorne bis hinten gepampert wird.
Was soll das mit Abhärtung und Lebensrealität zu tun haben?