Den Kindern wurde gesagt, sie müssten den Teststab so hoch in ihre Nase schieben, bis die Tränen kommen

Die Wucht – Die Ohnmacht – Die Fassungslosigkeit

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Das kleine Mädchen hält eine Hand auf und sucht die Oberfläche nach etwas ab, worauf sie drücken kann. Sie sucht einen öffentlichen Spender für Desinfektionsmittel, um sich die Hände zu desinfizieren.© Quelle: Pixabay / soumen82hazra

In der vergangenen Woche hat das Gesundheitsministerium still und leise erklärt, dass die Schließungen von Kitas und Schulen gänzlich überflüssig waren.

„Eine Gesellschaft muss sich daran messen lassen, wie sie mit den Schwächsten ihrer Glieder verfährt.“ Gustav Heinemann

Es gibt Geschichten, die so vermeintlich unauffällig daherkommen, dass man Gefahr läuft, sie zu verpassen. Sie ereignen sich innerhalb von Minuten und erscheinen auf den ersten flüchtigen Blick nahezu belanglos. Aber wenn man sich auf eine bestimmte Tiefenstärke einlässt, entfalten sie eine ungeahnte Wucht.

All die „großen“ Geschichten des Unrechts, die sich während der zurückliegenden fast drei Jahre der sogenannten Pandemie ereignet haben, haben Gott sei Dank über die sozialen und alternativen Medien ihre Verbreitung gefunden und wurden im besten Fall auch archiviert: die Stigmatisierung und Verfolgung kritischer Experten, die Ausgrenzung und Diffamierung ungeimpfter Menschen, eine ungeahnte Zensur unliebsamer Meinungen und die Vernachlässigung der Bedürfnisse pflegebedürftiger Menschen. Wenig wissen wir bisher von den Geschichten, die uns Kinder aus dieser irrsinnigen Zeit erzählen würden. Wohl auch deswegen, weil es vermutlich eine Weile dauern wird, bis sie selbst ihre Stimme erheben können.

Ich möchte der oben zitierten Erkenntnis des Gesundheitsministeriums eine weitere unauffällig scheinende Geschichte an die Seite stellen. Eine Geschichte, die ich nicht unmittelbar selbst erlebt habe. Der Freund meiner Tochter hat sie ihr erzählt, sie wiederum hat sie an mich weitergegeben – diese Geschichte, die sich in Edinburgh im Winter 2020 ereignet hat, wurde zwei Mal gefiltert, bevor sie bei mir ankam, und hat trotzdem die oben beschriebene Wucht ausgelöst.

Ein kleines Mädchen – etwa drei Jahre alt – läuft an der Hand seiner Mutter auf dem Gehweg. In regelmäßigen Abständen löst sie ihre Hand aus der ihrer Mutter. Sie geht auf Bäume zu, auf Litfaßsäulen, auf öffentliche Briefkästen. Der Freund meiner Tochter, der diese Szene beobachtet, versteht zunächst nicht, was sie sucht. Erst durch eine Handbewegung dieses Mädchens sackt es langsam in ihm ein. Sie hält eine Hand auf und sucht die Oberfläche nach etwas ab, worauf sie drücken kann. Sie sucht einen öffentlichen Spender für Desinfektionsmittel, um sich die Hände zu desinfizieren.

Wenn man dieses Bild einen Moment auf sich wirken lässt, kommt die Wucht. Die Ohnmacht, die Fassungslosigkeit. Tagelang kam dieses Bild wie ein Bumerang immer wieder zu mir zurück. Da läuft ein Kind durch die Stadt, dessen Eltern ihre Angst vor dem Virus weitergegeben haben. Eltern, die vermutlich immer wieder darauf hingewiesen haben, dass desinfizierte Hände helfen, um Großeltern vor dem Tod zu retten. Und dieses kleine Mädchen versucht verzweifelt, auf der Straße Desinfektionsmittel zu finden.

Ich hörte Geschichten von Kindern, denen gesagt wurde, sie müssten den Stab der Tests so hoch in ihre Nase schieben, bis die Tränen kommen. Erst wenn sie weinen, sei es richtig. Von Masken, der Ausgrenzung ungeimpfter Kinder und – am unerträglichsten für mich - der Impfung von Kindern will ich gar nicht erst anfangen. Es ist uferlos und unfassbar traurig. In dieser Woche durfte nun öffentlich ausgesprochen werden, was Kritiker schon lange ins Feld führen: Kinder waren nie wesentlich am so viel zitierten „Infektionsgeschehen“ beteiligt. Wie Toddn Kandziorra in seinem Beitrag in der vergangenen Woche so trefflich schrieb: „… Weder ein Wort des Bedauerns noch eine Entschuldigung war vom besten Gesundheitsminister aller Zeiten zu vernehmen. Geschweige denn sein Rücktritt. Ja hallo, warum denn auch?“

Wir haben uns längst daran gewöhnt, dass Politiker für Fehlentscheidungen keine Verantwortung mehr übernehmen, geschweige denn zurücktreten. Allein: Wo ist der Aufschrei aus der Mitte der Gesellschaft? Wo ist das Entsetzen der Eltern, die (vermutlich) dachten, sie müssten ihren Kindern all das zumuten, um diese sogenannte Pandemie zu beenden? Die müssten doch jetzt eigentlich alle gesammelt und vereint vorm Bundestag stehen und ihrem Unmut eine Stimme geben. Sie haben immerhin nichts weniger als das Seelenheil ihrer Kinder aufs Spiel gesetzt.

Ihr Schweigen hat für mich die gleiche Wucht entwickelt wie das kleine Mädchen, das verzweifelt nach einem Spender für Desinfektionsmittel sucht. Wo sind wir als Gesellschaft gelandet? Was sagt das über uns aus? Gustav Heinemann können wir leider nicht mehr fragen.

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