„Wahre Kosten“ – Woke-grüne Erziehung zwischen Toilettenpapier und Ekelfleisch

Ein Billig-Discounter dreht durch – Penny erhebt grüne Umweltsteuer auf Produkte

von Alexander Wallasch (Kommentare: 12)

Eine politisch schwer kontaminierte Marketing-Aktion zum ungünstigsten Zeitpunkt© Quelle: Penny Webseite / Screenshot

Ab Montag verkauft der Billig-Discounter Penny neun ausgewählte Produkte deutlich teurer. Die Aktion heißt „Wahre Kosten“, die „sozialen und ökologischen Auswirkungen“ sollen mitbezahlt werden.

Penny wälzt seine unternehmerische Verantwortung auf die Kunden ab und meint dabei noch als besonders woke und umweltbewusst anzukommen. Wenn das mal nicht schiefgeht.

Ich habe bei Penny irgendwann kein Fleisch mehr aus der Kühlung gekauft, insbesondere das Rindfleisch war im Vergleich zu echter Schlachterware optisch und geschmacklich auf eine Weise widerlich, dass Fleisch kein Genuss mehr war, sondern Ekel. Das gleiche galt übrigens auch für Gemüse. Diese wässrigen Stangen mit Modergeschmack, die man bei Penny kaufen konnte, verdüsterten alle Geschmackserlebnisse meiner Kindheit.

Ursächlich mag es am Preiskampf mit den Mitbewerbern, den Mischkalkulationen und dem Gewinnstreben der Unternehmen gelegen haben. Letzteres gehört selbstverständlich zu den vier Säulen des unternehmerischen Tuns: Gewinn erzielen, Mitarbeiter anständig behandeln, die staatlichen Regulierungen befolgen und ein attraktives Produkt anbieten.

Penny und andere Discounter haben, insbesondere was die Produktqualität angeht, jahrzehntelang Ware produzieren lassen und angeboten, die nur über den niedrigen Preis überhaupt noch Käufer fand. Die Discounter haben vielfach Produzenten ihrer Produkte gegängelt, geknebelt und so kleingehalten, dass bestimmte Verfahren zur Qualitätserzeugung notgedrungen eingestellt werden mussten.

Aber Discounter sind keine staatlichen Gesundheitsshops und schon gar keine staatlicherseits beauftragten Umweltaufsichtsbehörden. Umso verstörender, dass sich der Billig-Discounter Penny jetzt als Nichtregierungsorganisation aufspielt und den Kunden zum woken grünen Konsumenten umerziehen möchte.

Nein, nicht über Angebote als Ergebnis einer Mischkalkulation, indem man beispielsweise die Biomöhren unterpreist und dafür die in Asien unter asiatischen Umständen produzierten Billigcomputer, die Popcornmaschinen und andere zweifelhafte Produkte mit ihrer eng getakteten geplanten Obsoleszenz teurer anbietet.

Penny bewirbt jetzt im ganz großen Stil das hauseigene Erziehungsprogramm „Wahre Kosten“. Neun Produkte vom Joghurt über das Wiener Würstchen bis zum Maasdamer Käse werden ab morgen und für eine Woche lang erheblich teurer. Der erzieherische Gestus erscheint hier noch um ein Vielfaches aufdringlicher als die Transgender-Kampagnen der Bekleidungshersteller und der US-Brauereien.

Penny will jetzt ab Montag eine Woche lang für neun Produkte aus der etwa 3.000 Produkte umfassenden Palette – wie sie es nennen – die „wahren Kosten“ verlangen. Das ist schon deshalb grotesk, weil Penny als Bilig-Discounter ein großes Interesse an billigen Produkten hat. Jetzt soll der Kunde draufzahlen, damit Penny sich ein reines Gewissen verschaffen kann, die Mehreinnahmen will Penny in ein „Projekt Zukunftsbauer“ investieren.

Penny hat seinen Umsatz während der Corona-Pandemie von 7,6 Milliarden (2019) auf 8,8 Milliarden Euro (2022) erhöht. Die Preiserhöhungen in Folge des Ukraine-Krieges geben weiteren Anlass für Spekulationen.

Bevor nun der Billigdiscounter seine Kunden eine Woche lang entlang einer woke-grünen Agenda erziehen will, sollte Penny den Kunden lieber einmal lückenlos erklären, warum beispielsweise Penny-Olivenöl heute fast doppelt so teuer ist als noch 2019 und wieviel Geld davon der Olivenanbauer damals und heute bekommt.

Penny schreibt zur Aktion „Wahre Kosten“:

„Alle Mehreinnahmen aus deinem Einkauf spenden wir komplett an das Projekt Zukunftsbauer, bei dem wir gemeinsam mit der Molkerei Berchtesgadener Land eine klimafreundlichere Landwirtschaft fördern. Zusätzlich erhöhen wir den Spendenbetrag um weitere 50.000 €. Unterstütze unser Projekt auch nach der Aktion, indem du dich beim Einkaufen für unsere Zukunftsbauer-Produkte entscheidest.“

Ein Milliardenunternehmen spendet 50.000 Euro, eine Summe, die mutmaßlich nicht einmal dem entspricht, was bei ein paar wenigen Penny-Märkten zusammengenommen im Monat an abgelaufenen Waren vernichtet wird. Was muss der umerzogene Kunde in der „Wahre Kosten“-Woche drauflegen?

300 Gramm Lindenhof-Maasdamer in Scheiben kostet normalerweise 2,49 Euro, jetzt nimmt Penny 4,84 Euro. Zwei Universitäten haben für Penny ein paar Zahlenspielchen gemacht irgendwo zwischen Fantasie, Beliebigkeit und Unsinn und für Penny diesen Mehrpreis „ermittelt“.

Die 2,35 Euro Mehrkosten setzen sich so zusammen: 0,84 Cent pro Käsepackung für das Klima, 0,12 Cent für Wasser, 0,76 Cent für den Boden und 0,63 Cent für die Gesundheit. An Stumpfheit ist das schon deshalb kaum noch zu übertreffen, weil der durchschnittliche Kunde in der Zeit eben die Käsepackung nebenan aus dem offenen (!) Kühlregal nimmt und den doppelt so teuren Käse dann einfach liegen lässt.

Weiterlesen nach der Werbung >>>

Ihre Unterstützung zählt

Mit PayPal

Folgendes Szenario ist denkbar: Die einzelnen Filialen haben die neun „Wahre Kosten“-Produkte schon frühzeitig in ihren Bestellungen deutlich reduziert oder diese Waren landen kurz vor Ablaufdatum in Massen in der beliebten Ecke der mit roten Aufklebern versehenen „Reduziert"-Box. Penny selbst wird hier kaum Umsatzeinbußen haben, die vorgestellten neun Artikel gibt es in etlichen Varianten weiter zum alten Preis.

Zum alten Preis? Aber auch das stimmt ja nicht. Und das ist dann eine echte Verhöhnung des Kunden und Bürgers. Denn die Misswirtschaft der Ampelregierung hat die Preise brutal in die Höhe getrieben, der Warenkorb hat sich spürbar und deutlich für jeden Einzelnen verkleinert. Und das auch bei Grundnahrungsmitteln.

Das sagt Penny zum ungünstigen Zeitpunkt einer politisch schwer kontaminierten Marketing-Aktion:

„Durch Inflation und schwankende Rohstoff-Preise ist gerade vieles teurer, doch wir geben alles dafür, dass du bei uns immer PENNY-günstig einkaufst. Aber wir müssen auch an morgen denken und wollen gemeinsam mit dir Gutes für die Umwelt tun.“

Ein Discounter für billige Lebensmittel hat gutes Essen über Jahrzehnte entwertet. Zwischenzeitlich wurde die Bio-Nische entdeckt und Sängerin Nena eingekauft, die „Naturgut“-Artikel unter anderem in einem dystopisch-sektiererischen Weltuntergangsfilm zu bewerben. Jetzt die nächste übergriffige Eskalationsstufe des Billigdiscounters: Penny spielt sich als NGO (Nichtregierungsorganisation) auf und möchte den Kunden eine Art Umweltsteuer aufdrücken, die der Konzern dann im Stil von Bill Gates für vermeintlich sinnvolle Umweltprojekte investieren will.

Aber so eine Werbe-Fake-Aktion mit unternehmerischen Gratismut kann überhaupt nicht die Aufgabe eines Discounters sein. Wenn die Politik meint, bestimmte Umweltmaßnahmen vorschreiben zu wollen, dann soll sie die üblichen gesetzgebenden Verfahren einhalten, diese beschließen, den Unternehmen auferlegen und im Zweifel durch Kontrollen überprüfen, beispielsweise mit Umweltauflagen, was auch immer. Dafür zahlt der Bürger Steuern. Und er kann verlangen, dass diese Steuern sinnvoll zu seinem Wohl eingesetzt werden.

Es kann aber nicht sein, dass sich eine woke Werbeagentur – bei Penny beispielsweise als Leitagentur „Serviceplan“ – hinsetzt und den Bürger mit so einem werblichen Fake-Theater etwa suggerieren möchte, der Billig-Discounter sei 2023 eine engagierte Umwelt-NGO; das Gegenteil ist der Fall: Penny ist vielfach der Verursacher dessen, was der Kunde jetzt extra bezahlen soll.

„Serviceplan“ hat während des Corona-Regimes unter anderem mit dem Penny-Filmprojekt „Der Riss“ die Herzen vieler Corona-Maßnahmenkritiker gewonnen. Die Botschaft damals: „Lass reden“. Offenbar ist der Penny-Marketingabteilung der Erfolg dieses Sendungsbewusstsein zu Kopf gestiegen, dass sie jetzt glauben, ihr „Umweltsau“-Verhalten an ihre Kunden abgegeben zu können.

Mutmaßlich werden viele Kunden dieser Schulmeisterei ablehnend gegenüberstehen und andere Produkte wählen. Es kann aber auch passieren, dass einige Kunden diese woke-grüne Erziehung und Abschöpfung damit beantworten, den Billig-Discounter zu wechseln.

Bereits 2020 wurden die „Wahren Kosten“ in einem Penny-„Nachhaltigkeits-Erlebnismarkt" in Berlin-Spandau mit ausgepreist. Der Billig-Discounter wollte „die Folgekosten des Konsums sichtbar machen“ und demnach seine Eigenverantwortung auf den Konsumenten abwälzen.

Nein, der Kunde ist schon lange nicht mehr König, aber noch wird er nicht gezwungen, bei einem bestimmten Billig-Discounter einzukaufen. Das kommt vielleicht als Nächstes, wenn vorgeschrieben wird, dass man seinen Einkauf nicht mehr mit dem Auto, sondern mit dem Lastenfahrrad vornehmen muss, was wiederum den Bewegungsradius deutlich einschränkt.

Die ersten Reaktionen lassen nicht lang auf sich warten. Dirk Schmitz, der Geschäftsführer der ACURA Kliniken Baden-Baden, scheibt via Facebook:

„Es ist Aufgabe eines Lebensmittel-Discounters, Ware in konkret versprochener Qualität zum günstigsten Preis anzubieten. Wenn Penny Politik machen will und für eine Woche woke und teuer sein möchte:

Ich fordere alle unsere Patienten, Freunde und Mitarbeiter auf, dort für eine Woche nicht einzukaufen, boykottiert Penny. Noch gibt es Lidl, Aldi oder Netto. Ich persönlich bin Penny-Kunde und werde mich dort diese Woche verweigern! Alleine, dass ein Supermarktkette kein Problem hat, ihrem Publikum, Leute, die im Regelfall knapp rechnen müssen, die Fleisch- und Käsepreise „symbolisch“ mal eben zu verdoppeln, zeigt, dass deren Management seine Kunden nicht mag, sondern sie erziehen möchte.

Wir bieten als ACURA Kliniken Baden-Baden veganes, ketogenes und auch normales Essen an. Das können wir zukünftig nur zu günstigen Preisen. Nicht mit solchem Schwachsinn. Die Aktion hat nur ein Gutes: Sie zeigt, wer die aktuelle Politik unterstützt, kann sich zukünftig nur noch Kartoffeln – und auch nur vielleicht – leisten.

Dirk Schmitz, Geschäftsführer der ACURA Kliniken Baden-Baden“

Ihre Unterstützung zählt

Mit PayPal

Einen Kommentar schreiben

Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen. Aufgrund von zunehmendem SPAM ist eine Anmeldung erforderlich. Wir bitten dies zu entschuldigen.

Kommentare