„Es wären alleine in Deutschland über zehn Divisionen“

Eiskalter Marschbefehl: CDU-Kiesewetter will jetzt 200.000 ukrainische Flüchtlinge in den Krieg schicken

von Alexander Wallasch (Kommentare: 25)

Über eine halbe Million Flüchtlinge als Kanonenfutter© Quelle: Youtube / Welt, Screenshot

Erst werden sie als Flüchtlinge aufgenommen, müssen keine Asylverfahren durchlaufen. Jetzt will der CDU-Obmann des Auswärtigen Ausschusses alle männlichen Ukrainer, die eine Waffe halten können, in den Krieg schicken. Viele von ihnen in den sicheren Tod.

Wer sich in letzter Zeit gefragt hat, was über eine Million Ukrainer in Deutschland wollen, angesichts belebter ukrainischer Städte, eines territorial eng begrenzten Kriegsgeschehens und eines regen Busverkehrs via Flix-Busse, die dutzende Mal am Tag von Berlin Richtung Kiew starten, der bekommt nach der folgenden Lektüre vielleicht eine Ahnung davon, um was es hier eigentlich geht, wovor diese Menschen flüchten.

Gerade hat der CDU-Politiker Roderich Kiesewetter der "Welt" ein schockierendes Interview gegeben, in dem er alle wehrfähigen ukrainischen Männer in der EU – davon weit über 200.000 in Deutschland – dazu auffordert, in die Ukraine zurückzukehren und die Soldaten an der Front zu entlasten.

Das muss man sich vorstellen: Aus den Reihen des Oppositionsführers im deutschen Bundestag wird nicht etwa endlich ein Ende dieses grausamen Krieges unter Einsatz aller irgendwie noch möglichen und unmöglichen diplomatischen Kanäle gefordert, sondern ein CDU-Bundestagsabgeordneter und ehemaliger Oberst der Bundeswehr findet nichts dabei, jene Männer und Familien bis ins Mark zu erschrecken, die in diesem vollkommen sinnlosen Krieg nicht zu Tode kommen wollen.

Was kommt als Nächstes bei Kiesewetter? Vielleicht die Abschiebung dieser Männer als Kriegsdienstverweigerer? Nächtliche Abtransporte in Bundeswehr-LKWs direkt an die Front mit Panzerschokolade im Gepäck?

Oberst Kiesewetter war unter anderem Büroleiter der Stabschefs General Schuwirth und General Karl-Heinz Lather im NATO-Hauptquartier Europa (SHAPE) in Mons (Belgien). Längere dienstliche Aufenthalte in Afghanistan schlossen sich an.

Kiesewetter ist regelmäßiger Teilnehmer der Münchner Sicherheitskonferenz und er gehört zur so genannten Pizza-Connection, also zu jenen Kräften in der Union, die einer Zusammenarbeit mit den Grünen aufgeschlossen gegenüber stehen.

Die Welt befragte Kieswetter in einer Videoschalte mitten hinein in eine behagliche Wohnzimmeratmosphäre zur Situation in der Ukraine.

Welt: „Und aus Freiburg im Breisgau ist mir nun Roderich Kiesewetter zugeschaltet, CDU-Politiker und Mitglied im Auswärtigen Ausschuss des Bundestages. Herr Kiesewetter, ich grüße Sie.“

Kieswetter: „Ja, guten Tag, Frau Droste!“

Welt: „Ja, dieser Krieg, Herr Kiesewetter, der dauert nun fast schon zwei Jahre an. Russland hat nun zum ersten Mal auch ganz offiziell bestätigt, dass man tatsächlich ausländische Söldner rekrutiert. Wenn wir auf die ukrainische Seite gucken, da fordern nun auch Frauen der ukrainischen Soldaten, dass man eine Demobilisierung einführen sollte. Hat das in ihren Augen dann auch einen Einfluss auf das Kriegsgeschehen?“

Kieswetter: „Also zunächst einmal sind wir jetzt ja in der Winterphase, die eher ein Festschreiben der gegenwärtigen Frontlinien bedeutet. Aber, und das müssen wir genau beobachten, natürlich auch ein tieferes Eingraben der Russen und parallel extreme Angriffe auf die elektrische Infrastruktur, Heizkraftwerke, Wohnungen der Ukrainer.

Und die Bitte der ukrainischen Mütter, Frauen und Schwestern ist es ja, dass ihre Männer vom Kriegsdienst an der Front für mehrere Wochen entlastet werden. Die Crux in der Ukraine ist, dass beispielsweise in der europäischen Union über 600.000 wehrfähige ukrainische Männer sich dem Wehrdienst entziehen. Allein in Deutschland sind 220.000. Und die würden natürlich helfen, die Männer an der Front zu entlasten.

Sie würden aber auch helfen in der Heimat quasi bei der Unterstützung des Roten Kreuzes, beim Aufräumen von Trümmern, bei der Feuerwehr, bei der zivilen Unterstützung. Also, wir sollten auch als Deutsche einen Appell an die wehrfähigen jungen Männer machen. Auch die europäische Union sollte dies tun: 600.000 junge Männer und allein die 200.000 in Deutschland. Es wären alleine in Deutschland über zehn Divisionen.“

Die „Welt“ hat binnen einer halben Stunde die Kommentarfunktion unter dem Video ausgeschaltet:

„In eigener Sache: Wegen des hohen Aufkommens unsachlicher und beleidigender Beiträge können wir zurzeit keine Kommentare mehr zulassen. Danke für Eurer Verständnis - das WELT-Team.“

Hier das Youtube-Video

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