Liegen bessere Zeiten vor oder hinter uns?

Frohe Weihnachten Ihnen allen – Kopf hoch und durch!

von Alexander Wallasch

Was für ein Weihnachtsfest soll das denn werden? Vor wenigen Tagen erst führte ich mit einer Mutter, deren fünfzehnjährige Tochter am Esstisch tot zusammengebrochen war, ein längeres Gespräch. Noch ist unklar, ob möglicherweise eine wenige Tage zurückliegende Covid-19-Impfung ursächlich für den Tod war, das Obduktionsergebnis steht noch aus. Die Mutter berichtete, dass das Krankenhaus den Fall im Zusammenhang mit der Impfung dem Paul-Ehrlich-Institut gemeldet hatte, immerhin.

Dieses Gespräch hat mich tief bewegt, sowohl was den Mut der Mutter angeht, überhaupt mit mir zu sprechen, als auch ihre Gefasstheit beim Blick auf die Fotos der Tochter. Nein, nur unbeschwert war das Leben der 15-Jährigen nicht. Als sie neun Jahre alt war, starb ihr geliebter Vater; das Mädchen litt so sehr unter dem Verlust und den Umständen, dass es für eine längere Zeit in einer auf solche Fälle spezialisierten Einrichtung betreut wurde.

Erst vor wenigen Tagen war ihre endgültige Rückkehr in die Familie geplant, die Mutter hatte das Zimmer schön eingerichtet, dann geschah das Unfassbare ganz banal beim Essen des Lieblingsgerichtes des Kindes, bei Frikadellen mit Kartoffelbrei.

Jetzt kann man sich als Zuhörer dieser Geschichte natürlich noch damit trösten, dass Weihnachten kein explizit fröhliches Fest ist, sondern immer schon eines der nachdenklichen Besinnlichkeit. Die vom Schicksal so tief getroffene Mutter jedenfalls hatte mich im Gespräch mehrfach gebeten, die Zeit mit meinen eigenen Kindern hochzuschätzen, sie zu lieben und ihnen Halt zu geben. Das war eigentlich schon immer mein Bemühen. Aber in diesem Gespräch wurde mir das Geschenk, eine Familie zu haben, ihr Bestandteil zu sein, besonders bewusst und bekam so eine neue unerwartete Dringlichkeit.

Denn wie wunderbar ist es doch, mit der Familie und den erwachsenen Kindern – der jüngste ist siebzehn - zusammenzusitzen und sich dabei beispielsweise an die gemeinsame Zeit zu erinnern, ohne dass hier bisher etwas so Einschneidendes diese Erinnerung verdunkeln könnte? Dieses Gespräch hat mir dafür die Sinne geschärft.

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Aber noch etwas ist mir in diesen Tagen aufgefallen: Die Corona-Maßnahmen und dieses ewige Gezerre um Lockdowns, Verbote und Einschränkungen vermochte, die persönliche Chronologie der letzten zwei Jahre ordentlich durcheinander zu wirbeln. Ich erzählte gerade am Esstisch vom letzten Weihnachtsfest und davon, dass die Großmutter und die Großtante ja viel länger dabeigeblieben wären als in den Jahren zuvor.

Vielleicht lag es ja am Druck der aktuellen Ereignisse und der mitunter so rasenden Berichterstattung, jedenfalls machte mich meine Frau lächelnd darauf aufmerksam, dass die älteren Damen schon letztes Weihnachten gar nicht mehr dabei waren. Und tatsächlich hatten wir unter dem Druck der Corona-Maßnahmen ein liebevoll zubereitetes Weihnachtsessen den alten Verwandten einfach mit ein paar lieben Worten über den Balkon angereicht und waren heimgefahren. Jeder blieb für sich.

Die Kinder überlegten sogar, ob es nicht sogar schon zwei Weihnachten zurückliegen könnte, aber ihre Mutter erinnerte sich besser.

Also telefonierte ich mit meiner 85-jährigen Mutter, die selbstverständlich noch genau wusste, wann sie wo gewesen war oder eben nicht war. Ihre Generation hat es perfektioniert, sich von jeder Hektik zu entkoppeln. Und die Alten – so erscheint es mir – beklagen sich auch nicht, sie nehmen jeden schönen Moment dankbar an und schaffen es, die hässlichen links liegen zu lassen; was für ein Geschenk!

Und das ist umso erstaunlicher, als man doch annehmen könnte, sie würden um die Ausgestaltung jeder Minute des Tages ringen, im Wissen, dass die besten Tage doch schon hinter ihnen liegen. Aber mir scheint, dass Gegenteil ist der Fall: Die schönen Momente werden nicht selbstverständlich hingenommen, sondern willkommen geheißen, geehrt und bewahrt.

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Und wieder in Gedanken bei der Mutter mit den Jungs, die jetzt ohne ihre ältere Schwester Weihnachten verbringen. Den gigantischen Kloß im Hals kann man allenfalls erahnen. Es ist zu traurig. Aber was man vielleicht doch sagen darf:

Für Außenstehende kann diese überwältigende Traurigkeit und Düsternis dieser Familie auch eine wichtige Erinnerungsstütze sein: Ganz gleich, was morgen und übermorgen passiert, wird wichtig sein, auch dass man sich heute um seine Kinder, um die Eltern, die Großeltern und um Freunde und Bekannte gesorgt, ihnen zugehört und dort geholfen hat, wo Hilfe nötig war. Zusammensein, beisammen sein, gut sein.

Martin Luther wird ein Zitat zugesprochen, dass in diesem Zusammenhang über die christliche Gedankenwelt hinaus über eine universelle Sinnhaftigkeit verfügt:

„Auch wenn ich wüsste, dass morgen die Welt untergeht, würde ich heute noch einen Apfelbaum pflanzen.“

Martin Luther

Das wünsche ich Euch von Herzen. Nein, nicht, dass die Welt untergeht, sondern dass ihr in dem Moment, wo es sich gut anfühlt, aufsteht und Euch gemeinsam diesen inflationären Untergangsgefühlen und -sehnsüchten verweigert. Seid dabei bitte so energisch und wütend, wie nötig. Und wer das große Glück hat, ein Stück Land zu besitzen oder einen Garten: Warum nicht auch einen Apfelbaum pflanzen, wenn Pflanzzeit ist?

Ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest wünsche ich Ihnen allen! Bleiben Sie tapfer und erhalten Sie sich Ihren Tatendrang. Lassen Sie uns gemeinsam - jeder nach seinen Kräften - dafür sorgen, dass uns übermorgen unsere gemeinsamen Erinnerungen an gestern stolz und glücklich machen.

Alles Gute und rutschen Sie gut und in ein spannendes JHR 2022!

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