Polizisten suchen Konfrontation wegen Angriffsentschädigung von 2.000 Euro

Gossen-Journalismus beim Stern: Bauarbeiter leben gefährlicher als Polizisten

von Alexander Wallasch (Kommentare: 10)

Stern zum Terrorattentat: „Reflexartig stellen sich Politiker in solchen Fällen vor die Beamten.“© Quelle: Magazin Stern, Screenshot

Was das Magazin „Stern“ jetzt im Zusammenhang mit dem Mord an einem Polizisten geschrieben hat, darf nicht unkommentiert bleiben. Verkommener als das Hamburger Blatt kann man es nicht mehr aufschreiben. Selbst gestandene Journalisten sind geschockt.

Seit den falschen Hitler-Tagebüchern ist der „Stern“ nicht mehr richtig auf die Beine gekommen. Das frühere Vorzeige-Boulevard-Magazin lebte zuletzt noch bei älteren Abonnenten von seinem früheren Ruf, ist aber in rasanter Geschwindigkeit in die Bedeutungslosigkeit gerast und wurde zur Profitsteigerung immer mehr mit Werbeanzeigen geflutet.

Jetzt hat ein aktueller Artikel das endgültige Ende auch jedweder Restseriosität eingeleitet. Der "Stern" hat die Kontrolle verloren und seinen journalistischen Kompass an der Pforte zur Gosse abgegeben. Gestern gegen 14 Uhr veröffentlichte das Magazin einen Artikel zum Terrorattentat von Mannheim mit folgender Einleitung:

„Dass Polizisten im Dienst ums Leben kommen, ist bedauerlich. Jeder tote Polizist ist einer zu viel. Aber es passiert zum Glück selten. Bauarbeiter leben gefährlicher.“

Das ist ungeheuerlich. Damit werden Terroristen gleichgestellt mit Schwachstellen an Baugerüsten oder unfachmännisch gebrauchtem Werkzeug. Das ist so weit entfernt von jedwedem zulässigen journalistischem Spielraum, dass es pathologisch ist. Der „Stern“ will zudem nichts wissen von einem islamistischen Hintergrund: „Dabei ist viel zu wenig bekannt. War der Täter womöglich psychisch krank?“

Da stehen Sätze beim „Stern“, die jedem aufrechten Journalisten das Blut in den Adern gefrieren lassen – ach was, die auch jeden Leser, der über einen Rest von Verstand verfügt, fassungslos macht:

„Auch Ibrahim A., der im Januar 2023 zwei Teenager im Regionalzug von Kiel nach Hamburg erstach, handelte nicht aus islamistischen Motiven. Nach Überzeugung des Gerichts war es die pure Mordlust, die ihn trieb.“

Pure Mordlust versus Islamismus? Also alles nicht so schlimm. Ganz normal. Gehen Sie weiter. Hier gibt es nichts zu sehen ...

Zwischenüberschrift des "Stern": „Die meisten Polizisten wurden 1945 getötet“. Wozu soll das taugen? Die Polizisten beruhigen, die Bürger beruhigen? Was hat 1945 mit 2024 zu tun? Wird es vom „Stern“ erst als bedrohlich erkannt werden, wenn wir schlimmere Zustände in Deutschland erreichen, als sie in diesem Rechtsvakuum zum Kriegende vor 80 Jahren herrschten?

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Ach, schreibt der „Stern“, habt euch mal nicht so, ihr weinerlichen Polizisten. Oder im genauen Wortlaut:

„Taxifahrer, Pflegekräfte in der Psychiatrie, Rettungskräfte, Lehrer, Prostituierte und Sozialarbeiter werden im Job häufiger angegriffen.“

Aber da hat der „Stern“ sich gerade erst warm gemacht. Es geht alles noch verdrehter, wenn das Magazin Übergriffe gegen Polizisten verhandelt. Der Stern hat da so eine Vermutung:

„Die Bundeszentrale für politische Bildung führt die hohen Zahlen auf die Gesetzesverschärfung 2017 zurück, genau wie diverse Experten. In Hessen bekommen Polizisten und andere Beamte eine Angriffsentschädigung von 2.000 Euro - steuerfrei. Welcher Polizist hat da noch Interesse an einer Deeskalation?“

Das Finale lässt nicht lange auf sich warten: Überhaupt sei die Polizei doch selbst schuld, wenn mal einer erstochen wird. Gewalt erzeugt eben immer Gegengewalt. Oder wieder im Wortlaut des „Stern“:

„Und es gibt noch ein Thema, das geschickt ausgeblendet wird: In Deutschland ist das Thema Polizeigewalt noch immer ein Tabu. Pro Jahr werden rund 2000 Polizisten angezeigt, weil sie ungerechtfertigt zugeschlagen haben sollen.“

Aber das reicht dem „Stern“ immer noch nicht. Es fehlt der finale Stich: Polizisten sind Mörder! Oder wie es der Stern ausdrückt:

„Seit 1990 sind 293 Menschen von Polizeibeamten erschossen worden. Das mag in Notwehr geschehen sein. Aber reflexartig stellen sich Politiker in solchen Fällen vor die Beamten, und zwar selbst dann, wenn die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen sind.“

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