„Heute sind wir alle Bauern“

Grünem Politiker platzt der Kragen: „Ich kenne keinen einzigen gewaltbereiten Landwirt!“

von Alexander Wallasch (Kommentare: 4)

„Die Teilnahme an den Demonstrationen gehörten zum Selbstverständnis unserer Partei.“© Quelle: www.gruene.de/unsere-gruene-geschichte, Screenshot

Überall in Deutschland bewegen sich heute bäuerliche Trecker, um gegen die grüne Politik der Bundesregierung zu protestieren. Politik und Medien hatte im Vorfeld nichts anderes zu tun, als die Landwirte zu diffamieren. Das regt einen Alt-Grünen auf, der sich noch an die grüne DNA erinnern kann.

Wer die 1980er Jahre im Norden Deutschlands miterlebt hat, der erinnert sich vielleicht noch an die bäuerlichen Notgemeinschaften beispielsweise im Bereich Lüchow-Danneberg. Hier und in der weiten Umgebung gehörte der Protest gegen das Endlager Gorleben zum täglichen Geschäft, hier kontrollierte die Polizei auch die Landwirte eine Zeit lang engmaschig, Straßensperren waren an der Tagesordnung.

Ein ähnliches Bild damals – teilweise noch bis heute – in vielen anderen Gemeinden, beispielsweise rund um den Höhenzug Asse bei Wolfenbüttel, der als Endlager für Atommüll in der Erprobung war und die Landwirte der Umgebung jahrzehntelang auf die Barrikaden brachte. Der Protest wurde hier teilweise in die nächste Generation weitergegeben. Aber auch rund um die „Startbahn West“ nahe Frankfurt gab es erbitterte Auseinandersetzungen mit der Staatsmacht, viele Bauern standen wie selbstverständlich auf der Seite der Protestierenden, ihre Trecker prägten auch hier wie anderswo das Bild.

Die Grünen haben ihre DNA zu keinem geringen Anteil aus diesen Bürgerinitiativen und bäuerlichen Notgemeinschaften generiert. Heute, bald 40 Jahre später, richtet sich ein bundesweiter Protest der Bauern insbesondere auch gegen Vertreter der grünen Partei – Landwirtschaftsminister ist der Alt-Grüne Cem Özdemir.

Und ausgerechnet die Grünen in der Bundesregierung und ihre Entourage wollen den protestierenden Bauern 2023 rechtsextreme Motivation unterzuschieben, sie versuchen den Protest zu diffamieren, weil er sich gegen ihre Politik richtet, gegen eine grüne, von immer mehr Menschen als zerstörerisch empfundene Ideologie.

Das ging jetzt einem Grünen aus Schleswig-Holstein, jemandem, der schon lange um diese Zusammenhänge weiß, offenbar massiv gegen den Strich. Kai Nielsen sitzt im Kreistag von Schleswig-Flensburg, er ist als Grüner dort aktiv, wo es um die oft banalen Dinge geht, die für die Menschen der Region unmittelbar relevant sind. Nur mit einer grünen Ideologie ausgestattet kommt man hier nicht weit. Hier sind die Menschen von den Entscheidungen unmittelbar persönlich betroffen, aber diejenigen, die entscheiden, sitzen am selben Tisch oder wohnen Zaun an Zaun.

Besagtem Kai Nielsen ist jetzt via X der Kragen geplatzt. Nielsen soll Polizeibeamter sein. Der grüne Polizist twitterte schon öfter einmal gegen den Strich der Parteiideologen. Zu den Bildern von protestierenden arabisch-stämmigen Jugendlichen und jungen Männern etwa, die vor dem roten Rathaus den Neptun-Brunnen bestiegen und ihre Fahnen schwenkten, schrieb Nielsen Anfang November 2023:

Ich hoffe sehr, dass es zumindest nach diesen Bildern in meiner Partei die @Die_Gruenen zu einer Kurskorrektur in der #Innenpolitik kommt. Und zwar zu einer deutlichen. Viel zu lange wurde die „Hand“ über die gehalten, die unseren #Rechtsstaat zutiefst verachten.

Jetzt meldete sich der norddeutsche Grüne wieder zu Wort. Und er zeigt dabei mit dem Finger auf seine die Bauernproteste diffamierenden Parteigenossen in Berlin.

Kai Nielsen schreibt via X:

Heute sind wir alle #Bauern 🚜👩‍🌾💚 @Bauern_Verband  #Bauernproteste #Landwirte

Liebe Landwirtinnen und Landwirte, 365 Tage im Jahr habt ihr meine vollste Solidarität und Unterstützung 💚🚜 Ohne Euch würde in unserer Region nicht einmal mehr der Storch landen! Danke und großer Respekt für Eure Leistung 🙏  #Bauernprotest @Bauern_Verband #Landwirtschaft

Wenn wir #Gruene nicht die Bedeutung des ländlichen Raumes und der #Landwirtschaft schätzen und anerkennen lernen, werde ich in der wunderschönen Eider Treene Sorge Niederung der letzte Grüne sein, der hier für unsere Partei das Licht ausmacht und den Schlüssel abgibt. Isso

Wir #Grüne sind übrigens sehr gut beraten, uns bei der Kritik an den #Bauernprotesten zurückzuhalten. Sehr wohl wissen wir alle, dass unsere oft gut gemeinten Proteste auch nicht immer wie dörfliche Laternenumzüge verliefen. Wer jetzt verlangt, dass der #Bauernverband Sorge dafür tragen solle, dass es in diesen Tagen zu keinerlei #Rechtsverstößen kommt, dem lege ich gerne nochmal etwas Recherche zum 2.November 1987 Startbahn West nahe. Ich kann mich an den Tag sehr gut erinnern. 2 #Polizei|beamte wurden während einer Demonstration aus der Menge heraus erschossen! Die Teilnahme an den damaligen #Demonstrationen gehörten zum Selbstverständnis unserer Partei @Die_Gruenen Jeder von uns mit klarem Menschenverstand und gut justiertem Kompass weiß, dass man eine #Unterwanderung von einigen #Gewalttätern niemals verhindern kann.

Ich persönlich kenne keinen einzigen gewaltbereiten #Landwirt Keinen! Wenn ob der angespannten Situation auf den Höfen bei einzelnen mal kurzfristig die Gäule durchgehen, ärgern die sich am nächsten Morgen nach getaner Arbeit selbst am meisten drüber. Ich weiß von vielen Polizeikollegen, dass sie über das bisherige Verhalten unserer! #Bauern bei den Protestaktionen voll des Lobes sind. Den Anweisungen wird Folge geleistet und man zeigt sich stets sehr kooperativ. Wenn Familienangehörige und Freunde sich heute Nacht mit ihren Traktoren auf den Weg machen, haben sie meine vollste #solidarität und Unterstützung. Niemand von denen führt irgendwas Böses im Schilde. Niemand! Menschen, die die Offenheit der Bauern ausnutzen um #Straftaten zu begehen, gehören bestraft und das ist auch gut so! #Bauerproteste  #WirFürUns

Und über seine Polizeikollegen schrieb Kai Nielsen heute um halb zehn:

Aus meinem Kollegenkreis heute Morgen vollstes Verständnis für den landwirtschaftlichen #Bauernprotest2024 Nur mal so.

Weitere Berichte folgen im Laufe des Tages.

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