Hans-Georg Maaßen:
Ich halte die Digitalisierung des Staates und der Wirtschaft für notwendig, damit wir zukunftstauglich sind. Ich halte es auch für notwendig, dass jedermann, vor allem die Jugend, befähigt ist, in einer digitalen Welt zu leben.
Aus meiner Sicht muss es aber Sache eines jeden Bürgers sein, zu entscheiden, ob und bis zu welchem Maße er bereit ist, in dieser digitalen Welt zu leben. Es ist ein Menschenrecht, sein Leben grundsätzlich so zu gestalten, wie man es selbst führen möchte, frei von Zwang und Nötigung.
Es muss den Bürgern freigestellt sein, zur weiteren Digitalisierung „Nein“ zu sagen, oder zu entscheiden, bis hierhin mache ich mit und nicht weiter. Und Menschen, die auf Grund ihres Alters oder auf Grund gesundheitlicher Umstände nicht in der Lage sind, die Digitalisierung nachzuvollziehen, müssen auch ohne Digitalisierung ein selbständiges Leben mit gleicher Teilhabe an der Gesellschaft führen können.
Der Staat ist derzeit kaum in der Lage, die Digitalisierung des Staates so voranzutreiben, dass Deutschland wieder zu den technologisch führenden Nationen zählt. Stattdessen wird großer Aufwand betrieben, die Bürger schleichend und durch das Versprechen von Komfortabilität und niedrigen Kosten dazu zu bringen, sich als Objekt einer zunehmenden, inzwischen fast allumfassenden Digitalisierung durch Staat und Wirtschaft zu unterwerfen.
Ohne Smartphone und die verschiedenen Apps wird es immer schwieriger möglich, Dinge des täglichen Lebens zu organisieren. Hinzu kommen digitale Bezahlmöglichkeiten und digitale Patienten-, Kunden- usw. Karten. Mit der geforderten Einführung einer Digitalwährung würde diese Digitalisierung des Bürgers einen weiteren Höhepunkt erreichen.
Diese Transformation des freien Bürgers zu einem digitalisierten und gläsernen Untertanen wird den Bürgern durch ein Mehr an Bequemlichkeit und durch niedrige Kosten schmackhaft gemacht und lässt die Nebenwirkungen des Ganzen vergessen, nämlich dass der digitale Untertan noch transparenter wird und digital beeinflusst und gesteuert werden kann.
Diese totale Unterwerfung des Bürgers widerspricht dem Geist der Grund- und Freiheitsrechte, wenn die Digitalisierung uns durch politischen oder gesellschaftlichen Druck oder dadurch aufgezwungen wird, dass es keine anderen, nämlich analogen Möglichkeiten gibt, ein gleichberechtigtes menschenwürdiges Leben zu führen.
Menschen dürfen nicht dazu gezwungen werden, sich der Digitalisierung zu unterwerfen, sondern sie müssen frei entscheiden, ob und bis zu welchem Grad sie sich der Digitalisierung unterwerfen wollen. Aus dem Kerngehalt der Grund- und Freiheitsrechte ist ein Recht auf analoge Grundversorgung herzuleiten, dass der Staat verpflichtet ist, dafür Sorge zu tragen, dass Menschen, die sich nicht der Digitalisierung unterwerfen wollen, gegenüber denen, die sich digitalisieren, ein gleichberechtigtes Leben führen können.
Dieses Recht auf analoge Grundversorgung bedeutet, dass all das, was für die gleichberechtigte Teilhabe in der Gesellschaft notwendig ist, auch analog zur Verfügung gestellt werden muss. Es beinhaltet das gleiche Recht auf Zugang zu staatlichen und privaten Dienstleistungen und Waren, auf Informationen, auf Zugang zu medizinischer Versorgung und Kultur, auf Ausbildung, Arbeitsplatzzugang und auf Zugang zu staatlichen Ämtern. Niemand darf benachteiligt werden, weil er nicht bereit ist, sich der Digitalisierung zu unterwerfen. Hierzu bedarf es der Schaffung eines Gesetzes über den Rechtsanspruch auf analoge Grundversorgung.
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Kommentar von Marcus Stiller
Ich kenne auch Menschen die kein Smartphone, kein Computer und auch kein Internet haben. Die werden sich das auch nicht anschaffen, die können sehr gut ohne leben. Komnten wir übrigens alle mal, bis man und das Digitale aufgedrângt hat. Mir reicht es auch mit der Digitalisierung. Gesundheitskarte ans Smartphone halten und damit bestellen, geht's noch? Das soll so sein weil man dadurch nicht mehr zur Apotheke muss. Der Mensch wird immer fauler, verliert viele Fähigkeiten (auch die kognitiven) und wird Dumm und Doof. Ergebnis, eine steuerbare Masse an Individuen. Es sei noch an das Buch "Psychologie der Massen" von Gustave le Bin erinnert.
Das Problem, die fangen mit der Digitalisierung erst richtig an. Nächster Schritt, die Einführung von humanoiden Robotern.
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Kommentar von .TS.
Wer die alte Leier von der altersdiskriminierenden Digitalisierung pflegt hat offensichlich wenig mit der Wirklichkeit zu tun: Abgesehen von einigen Hochbetagten die ohnehin kaum noch aus dem Haus gehen und bald gänzlich aus der aktiven Gesellschaftsteilnahme verschwunden sein werden ist der Großteil der (Un-)Ruheständler längst so wischdatschend unterwegs wie die Jugend - wenig verwunderlich, denn die Taschengötzen treiben schon seit gut 20 Jahren ihr Unwesen, und in den Büros wurde schon seit den 80ern kräftig durchdigitalisiert.
Das Problem ist ein ganz anderes, und betrifft alle die nicht tagtäglich an der Leine der ständigen Erreichbarkeit und dem Dauerwachen Auge von Kameras, Sensoren und BigData hängen wollen: Freiheit ist sowohl die Freiheit von Totalüberwachung, aber auch die Freiheit davon ständig von allem betüddelt, belästigt und bevormundet zu werden.
Im Verkehrswesen wütet es besonders schlimm, wird man schon in Bus & Bahn regelrecht zur Nutzung der "Äpps" inkl. persönlicher Registrierung genötigt und öbszön immens benachteiligt wenn man es nicht macht (da kostet eine ICE-Fahrt schonmal das 5-fache, und statt den ganzen Monat per Nahverkehr durchs Land zu gurken kommt man fürs gleiche Geld gerade mal einen Tag weit) so wird der PKW bald EU-Vorschriften für Neuwagen nur noch eine betreute Bevormundungs- und Überwachungszelle auf 4 Rädern sein, während ältere Fahrzeuge ohne solchen parasitären Ballast unter dem Vorwand des Umwetschutzes bald gar nicht mehr gefahren werden dürfen.
Barzahlung ist zum Glück nicht nur hierzulande noch weitverbreitet möglich, allerdings gibt es immer mehr Waren die gar keinen lokalen Händler mehr haben - und dann komtm man auch als Versandhandelsvermeider kaum um Bestellung samt Banktransfer (oder Bitcoin - auch nicht unbedingt besser) herum.
Fazit: Der Einsatz gegen die Digitalisierungsnötigung ist kein Gefälligkeitsdienst für Senioren - im Gegenteil, er ist vielmehr zwingend nötig um unsere Zukunft und insbesondere die der Jüngsten die sonst vor vollende Tatsachen gestellt werden zu sichern.
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Kommentar von Bettina Di Monaco
Herr Dr. Maaßen hat eine wichtige Gruppe vergessen: Jüngere sehr internetaffine Menschen, die bewusst (!) auf das Smartphone verzichten, gerade weil (!) sie genau wissen, wie extrem die Totalüberwachung ist, die damit möglich ist und die das nicht wollen.
Es geht nicht (nur) darum, tüddeligen alten Menschen (übertrieben gesagt) zu helfen, die paar Jahre noch zu überstehen und danach kann man dann die totale Digitalisierung betreiben: Es geht darum, dauerhaft (!!) zu gewährleisten, dass man sich dieser Wanze (denn nichts anderes ist ein Smartphone) entziehen kann. Es gibt keine FDGO ohne die Freiheit sich zu entscheiden, ob man es bequem haben oder lieber seine Privatsphäre haben will.
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Kommentar von Petra Wilhelmi
Wir hatten bis jetzt nur ein einfaches Klapphandy für den Notfall. Ich habe mir jetzt ein Smartphone zugelegt. Es ist in manchen Bereichen schwierig (nicht unmöglich) ohne Smartphone auszukommen. Ich bin 70plus, auf dem PC vollkommen firm, kann mit Einbinden von Modifikationen in Spielen gut mithalten. Ein Smartphone ist aber ein bisschen anders. Ich stand wie die Kuh vorm neuen Tor. Mein Sohn hat mir dann das Wichtigste erklärt und mir das Phone eingerichtet. Ich mache mich jetzt täglich ganz langsam mit der Wirkungsweise vertraut. Dabei habe ich auch festgestellt, dass manche Apps, wie z.B. die von meiner KK, nicht ganz einfach zu handeln sind so wie auf dem PC, auch wenn ich den Online-Zugang per PC schon habe und ohne TAN über Smartphone kommt man überhaupt nicht mehr auf die persönliche Seite. Manches Mal verliere ich die Geduld, mich auf dem Phone einzuarbeiten und ich fluche dann. Ich kann aber nur jeden älteren Menschen raten, sich beizeiten damit vertraut zu machen, Hilfe bei den Enkeln zu holen oder anderweitig. Je besser man eingearbeitet ist, desto besser flutscht es dann, wenn die Digitalisierung immer weiter voran schreitet. Man kann es nicht aufhalten. Und diejenigen, die zurückbleiben, sind uninteressant geworden. Herr Maaßen hat zwar recht, aber die Unternehmen werden nicht auf Herrn Maaßen hören. Und ganz nebenbei, man benötigt kein sauteures Handy. Ich habe mir den billigsten Tarif ausgesucht und das preiswerteste Smartphone ohne viel Schnickschnack von meinem Anbieter genommen, da ich nicht diejenige bin, die mit dem Handy spazieren geht und aller paar Minuten etwas darauf machen muss, ist der Verbrauch von Daten auch nur minimal. Die Fotos sind auch Klasse.
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Kommentar von Klaus
„Wir brauchen einen Rechtsanspruch auf analoge Grundversorgung.“
Diese Forderung von Herrn Maaßen kann gar nicht hoch genug herausgestellt werden, damit alte und/oder ältere Mitbürger und solche, die psychisch oder physisch nicht in der Lage sind, mit der Digitalisierung Schritt zu halten, nicht ausgegrenzt/entmündigt werden!
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Kommentar von Bernhard Kopp von Brackel
Der Beitrag behandelt ein ernstes Thema. In der Altersgruppe 60-plus sind noch lange nicht alle PC- oder Android-App-affin. Für diese Bürger müssen auch Kapazitäten vorgehalten werden. Die " Digitalisierung des Staates " ist aber ein viel größeres Thema als die bürgerbezogenen Dienstleistungen. Gesetze und Durchführungsverordnungen müssen so geschrieben / umgeschrieben werden, dass die Prozesse digitalisiert, und die Daten in Datenbanken organisert werden können. Allein ein Bundeswehrbeschaffungsamt ( ca. 12,000 Mitarbeiter ) könnte durch konsequente Entbürokratisierung /Digitalisierung mit ca. 4000 Mitarbeitern die gleichen Leistungen erbringen. Die Kosten der Umstellung und die IT-Investitionen würden in 5-10 Jahren voll amortisiert sein. Mit konsquenter Digitalisierung könnten alle staatlichen Verwaltungen mit der Hälfte der Mitarbeiter, mindestens wie bisher, oder besser funktionieren.
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Kommentar von W. Köhler
Mir geht es nicht mal um Entmündigung, sondern mehr darum, dass es Kosten verursacht. Ohne Smartphone hat man keinen Zugang zu vielen Angeboten. Noch darf ich direkt mit Karte zahlen, ab wann wird auch das nur noch über ein Smartphone möglich sein?
Ich habe kein Handy mehr, seit man mir nur noch Smartphones anbietet. Und ich komme (noch) gut zurecht. Gut, ich benötige ein Rezept nur so alle 5 Jahre, aber das Versicherungsunternehmen bei dem ich meine privaten Versicherungen habe, schickte mir z.B. gerade eine Werbung, die ich doch bitte einscannen solle um es bequemer zu haben. Einen digitalen Zugang gibt es bei denen nur mit Handynummer. Bei ebay bezahlen? Geht auch nur noch wenn man ein Handy hat. Ok, darauf kann ich verzichten, mir fehlt deshalb nichts, aber ich finde trotzdem, dass das Überhand nimmt. Zum einen sind diese Smartphones sauteuer, zum anderen möchte ich weder belauscht werden, noch irgendwem die Möglichkeit geben jederzeit zu sehen wo ich bin. Nein, ich treibe nichts Verbotenes, aber mein Leben, mein Tun oder nicht Tun ist ganz allein meine Sache und geht sonst niemanden etwas an. Weder den Staat noch Microsoft oder apple oder sonst ein Unternehmen.
Ich verweigere nicht die Digitalisierung an sich, solange sie von einen stationären Computer aus durchgeführt werden kann, oder mit einer Karte, die nicht ortbar ist.
Genau aus dem Grund, der Ortbarkeit, werde ich mir nie eines der neuen Autos anschaffen. Meines aus dem Jahr 2009 fährt mich immer noch prima, ganz ohne Chip der meldet wo ich gerade bin.
Wir leben ja schon fast in der Matrix - wenn man sich das alles mal recht überlegt.
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Kommentar von andreas h
Ich glaube, Herr Maaßen hat den Kapitalismus nicht verstanden. Wer kein Geld hat, fliegt raus.
Bürgerbetreuung ist Sozialismus. Den wollten wir ja nicht. Auch die CDU nicht.
Wenn die Oma genug Geld hat, wird sich jemand finden, der ihr dafür die Geschäfte digital erledigt.
'Zukunftstauglich'? Offenbar ist eine humane Zukunft nicht denkbar.
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Kommentar von Robert Falck
Das Internet ist die Infrastruktur der totalen Überwachung (durch die NSA, das GCHQ oder die Unit 8 200). Die Ideologie der Digitalisierung hat wenig mit Befreiung aber sehr viel mit Versklavung zu tun. Zum einen sind digitale Systeme äußerst zentralisierte Systeme und sehr oft ohne analoge Redundanz. Störungen durch z.B. Sabotage oder (großflächige) Stromausfälle können globale Schäden verursachen. Und den Menschen werden überlebenswichtige Handlungsoptionen aus den Händen geschlagen. In einer »durchdigitalisierten« Welt, ist ein eigenständiges unabhängiges Leben nicht mehr möglich. Eine verhaltenssteuernde Digitalwährung z.B. wäre das Handgeld, das man für einen Planeten der Sklaven braucht. Das ist schon schlimm genug. Fällt das System für längere Zeit aus, etwa durch Cyberwar, EMP-Waffen usw., dann war’s das, dann ist Matthäi am Letzten.
Das Recht auf ein analoges Leben ist daher nicht nur ein elementares Bürgerrecht. Analoge Backups sind unabdingbar für die Resilienz einer technisch-industriellen Gesellschaft. Wir werden froh sein, wenn wir in Zukunft noch über eine analoge Industrie verfügen.
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Kommentar von Ego Cogito
Läuft schon alles, die Banken machen es über die Kostenschere vor. Zwingen jeden, der nicht bereit ist steigende Bankkosten zu tragen, ins Onlinebanking- Wenn die Oma genug Geld hat ist sie immer noch ein Kunde, es muß sich nur lohnen für die Bank! Die Bahn schafft es nicht mehr ihre Tickets zu verkaufen, man muß sie online erwerben per Datenabgleich bis zur Schufa. Wer sucht findet weitere Beispiele. Nur bei der kontaktlosen Lebensrente für die Eroberer, da will es einfach nicht klappen, bzw. die "sogenannten" Anwälte für Visa, Bleiberecht und Asyl, nebst Rückkehrticket bei Abschiebung und diverse Oganisationen verhindern oder unterlaufen das Bemühen nach Übersicht und Kontrolle, eben nur bei den Einheimischen , die ihr Kainsmal längst mit der Steuernummer haben, bis nach dem Tod (mögl. Erben) zu Gunsten von denen im Dunstkreis der Staatsunterwanderung aller Couleur und einer dominierenden Religion. Hier geht alles, hier fließt Geld ohne Ende aus allen Töpfen, Kontrolle unerwünscht!