Liebe Parteimitglieder,
ich werde heute mein Amt als Parteivorsitzender niederlegen und aus der Partei austreten. Mit mir verlässt die Mehrheit des gewählten Bundesvorstands die Partei, nämlich Jürgen Rappert, Udo Kellmann, Michael Kuhr und Daniel Schlör.
Uns angeschlossen haben sich auch die kooptierten Mitglieder des Bundesvorstands Prof. Dr. Henrieke Stahl, Stefanie Voigt und Andrea Remmers sowie der Pressesprecher Dr. Bernd Fleischmann.
Wir hatten mit der Parteigründung das Ziel verfolgt, durch die Partei WerteUnion an einer Politikwende in Deutschland mitzuwirken. Von Anfang an war klar, dass es ein sehr ambitionierter und schwerer Weg sein wird, aber wir dachten, es sei machbar, weil die damaligen Rahmenbedingungen gut waren:
Wir hatten die richtigen Leute, finanzielle Zusagen, öffentliche Wahrnehmung, und das damalige politische Klima war positiv. Das Potenzial für eine neue Partei WerteUnion sahen Meinungsforscher damals bei rund 15 Prozent. Wir gründeten die Partei nicht, um lediglich ein oder drei Prozent bei Landtagswahlen zu ergattern und um der Größte von den Kleinen zu sein, und es ging auch nicht um Ämter und Mandate: Wir kämpften für die Chance, in einer Regierung Politik mitgestalten zu können.
Die Rahmenbedingungen für einen Erfolg der WerteUnion verschlechterten sich seit Herbst 2024 dramatisch. Von Monat zu Monat wurde für mich deutlicher, dass das Ziel der WerteUnion, an einer Politikwende in Deutschland mitzuwirken, nicht mehr erreichbar ist.
Heute stehen wir hinsichtlich der internen Organisation, der Ressourcen und der inneren Geschlossenheit wesentlich schlechter da als noch vor einem Jahr. Mitursächlich waren die verlorenen Landtagswahlen 2024 und die Bundestagswahl, die für uns zu früh kam.
Ich habe mir die Entscheidung über den Parteiaustritt wirklich nicht leicht gemacht, da ich Mitinitiator und Mitgründer der Partei bin und sehr viel Kraft und Herzblut in den Aufbau der Partei investierte. In den letzten Monaten diskutierte ich fortlaufend mit Freunden und Beratern die Frage, bis zu welchem Punkt lohnt es sich noch zu kämpfen und wann sollte man anerkennen, dass man das Ziel auch unter größter Kraftanstrengung nicht erreichen kann.
Den Anstoß für meine heutige Austrittsentscheidung gab die Mitgliederversammlung des „WerteUnion Fördervereins“ am vergangenen Samstag in Weimar. Der Förderverein war die „Mutter“, Namensgeberin, Hauptsponsorin und der Rekrutierungspool der Partei. Durch die Neuwahl des Vorstands, der sich jetzt nahezu ausschließlich aus Personen zusammensetzt, die nicht der WerteUnion-Partei angehören oder die Mitglieder einer konkurrierenden Partei sind, hat sich der Verein faktisch von der Partei getrennt. Damit geht die Unterstützung, die wir bisher vom Verein erhalten hatten, verloren oder wird in Frage gestellt.
Des Weiteren sehe ich namensrechtliche Probleme dadurch, dass der Verein sich weiterhin „WerteUnion Förderverein“ nennen darf, obwohl er nichts mehr mit der Partei zu tun hat.
Wenn man bei einem Projekt erkennt, dass sich die Rahmenbedingungen so dramatisch verschlechtert haben, dass das Ziel nicht mehr erreicht werden kann, darf man nicht einfach weitermachen, sondern muss die Konsequenz ziehen und das Projekt für sich abbrechen.
Wenn etwas früher richtig und zukunftsfähig war, bedeutet es nicht, dass es auch unter veränderten Bedingungen immer noch richtig und zukunftsfähig ist. Wir hatten in den letzten 18 Monaten einiges erreicht und dafür bin ich auch dankbar. Wir hatten großartige, saalfüllende Wahlkampfveranstaltungen, wir hatten für unsere Verhältnisse sehr gute Ergebnisse von einzelnen Wahlkreiskandidaten erzielt, wir hatten Menschen mobilisiert und ihnen Hoffnung gegeben. Ich bin dankbar für den teilweise enthusiastischen Einsatz der vielen Mitglieder, Unterstützer und Sponsoren in der Partei und auch für mich.
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Ihre Unterstützung zählt
Es fanden sich neue Teams zu produktiver Arbeit zusammen, und es wurde ein von breiter Mitgliedschaft geteiltes Grundsatzprogramm mit originellem und zeitgemäßen Parteiprofil entwickelt.
Aber all dies trägt in der aktuellen Situation leider nicht mehr. Für mich – und viele andere Mitglieder, die die Parteiarbeit aktiv gestaltet haben – geht es mit der WerteUnion nicht mehr weiter. Ich wünsche den Zurückbleibenden in der Partei alles Gute, und ich gehe nicht im Groll.
Ich bedaure, dass es in den letzten Wochen einen öffentlich ausgetragenen Konflikt im Bundesvorstand gab. Manches musste ausgesprochen werden, und rechts- und satzungswidriges Fehlverhalten konnte ich als Parteivorsitzender nicht dulden. Ich bedaure auch, dass es zu persönlichen Angriffen und Verletzungen kam, die teilweise unnötig oder unanständig waren. Es ist immer schlimm, wenn aus Freunden und Weggefährten Gegner oder gar persönliche Feinde werden. Das hätte nicht sein müssen. Auch das ist sehr bedauerlich, denn man sollte sich immer in die Augen sehen können.
Diesen Konflikt hatten wir durch die eingeleiteten Parteiausschlussverfahren einstweilen entschieden. Auf dem geplanten Parteitag hätten wir sicherlich eine Lösung für eine dauerhafte Befriedung gefunden. Aber dieser Konflikt war nur ein zusätzliches Problem. Die Lösung dieses Konflikts im Bundesvorstand behebt nicht das grundlegende Problem, dass wir unser Ziel einer Politikwende mit dieser Partei in der heutigen Situation nicht mehr erreichen können.
Ich verstehe, wenn manche von Ihnen nach alldem, was Sie und ich in der zurückliegenden Zeit an Engagement in die Partei investiert hatten, traurig und enttäuscht sind. Mir geht es ähnlich, aber wenn sich eine Tür schließt, öffnet sich eine andere Tür.
Sie können sicher sein, dass ich, meine Mitstreiter aus dem Bundesvorstand, den Landesvorständen und aus der gesamten Partei, die heute und in den nächsten Wochen die WerteUnion verlassen, zwar die Partei aufgeben, aber nicht das Ziel, Deutschland wieder vom Kopf auf die Füße zu stellen. Niemals!
Wir müssen und wir werden uns anders organisieren. Wir werden in den nächsten Monaten eine neue Organisationsform finden. Es kann, aber es muss keine Partei sein, und wir können uns auch vorstellen, eine andere Partei, die unser gemeinsames Ziel einer Politikwende erreichen kann, zu unterstützen.
Ich bin mir sicher, dass wir dieses Ziel erreichen werden, wenn wir uns anders und besser organisieren. Wir haben bis zur nächsten Bundestagswahl Zeit, aus Fehlern zu lernen, Kräfte zu sammeln und uns so aufzustellen, dass wir als eine geschlossene bürgerliche Kraft die Mehrheit gewinnen.
Lassen Sie uns in Kontakt bleiben!
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Hans-Georg Maaßen
Wenn Sie mir eine Nachricht schreiben oder meinem Freundeskreis beitreten wollen, gerne Nachricht an: freundeskreis@hgmaassen.com. Weitere Infos über meine Aktivitäten unter hgmaassen.com.
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Kommentar von Joly Joker
Also auf ein neues Mal. Wie oft will Herr Maaßen wieder einmal das Steuer aus der Hand legen und als Steuermann von Bord gehen. Sie könnten mit ihren Getreuen das Fünkchen sein, das die AFD braucht um ausreichend bürgerlich zu sein. Investieren sie nicht dauernd in den Aufbau einer Partei. Gehen sie in die stärkste Partei und geben ihr das nötige bürgerliche Flair. Werden sie innenminister und machen sie dort klar Schiff.
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Kommentar von Südfee Müller
Also, ich verstehe jetzt nicht so recht, weshalb man Kritiker von Brosius-Gersdorf als Christ oder als AfD-Mitgleid bezeichnen sollte.
Ich selbst bin in den Achtzigerjahren aus der evangelischen Kirche ausgtreten, in die ich als Säugling ohne eine Entkommensmöglichkeit hineingetauft worden bin. Und ich habe auch, bisher wenigstens, die AfD noch nie gewählt.
Aber daß irgendwer Frau Brosius-Gersdorf als Verfassungsrichterin einschleusen wollte, fand ich schon vom ersten Moment an voll daneben. Ich bin noch nicht einmal eine Abtreibungsgegnerin, weil ich der Ansicht bin, daß allein die schwangere Frau das vollkommen unbeeinflußt von wem auch immer selbst zu entscheiden hat, weil wir eben von der Natur keine Sinnesorgane dafür mitbekommen haben, den Betrag des Mannes zur Erschaffung des Lebens wahrnehmen zu können. Aber eine Abtreibung im neunten Monat, für die Brosius-Gersdorf tatsächlich eingetreten ist - ich habe das selbst in einem von ihr geschriebenen Schriftstück gelesen -, ist dann doch etwas anderes und meiner Ansicht nach indiskutabel.
Ich warte seit Jahrzehnten darauf, daß irgendwelche Wissenschaftlerinnen (Männer werden das wohl kaum machen) einmal untersuchen, wie Frauen das Problem BIS vor fünf- oder sechtausend Jahren gelöst haben, KEINE unerwünschten Kinder zu erschaffen. Daß ihnen das gelungen ist, beweist die Bevölkerungsentwicklung seit dreihunderttausend Jahren.
Hans-Georg Maaßen schrieb:
"(...) und wir können uns auch vorstellen, eine andere Partei, die unser gemeinsames Ziel einer Politikwende erreichen kann, zu unterstützen."
Das könnte ich mir auch gut vorstellen. Und ich weiß auch schon, welche Partei prima dazu passen würde. Aber ich schreib's hier nicht hin, weil ich nicht abgewatscht werden will.
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Kommentar von J.S.
War nicht für Sie, Herr Wallasch, die Kombination "Christ" und "AfD-Mitglied" das Übelste, mit der Sie die Kritiker der Verfassungsgericht-Kandidatin Brosius-... diffamierend bezeichneten?
Ist Hans-Georg Maaßen ein Christ? Wird er in die AfD eintreten (was m.E. nach überfällig wäre)?
Und dann? Veröffentlichen Sie noch was von ihm?
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Kommentar von Karl Georg Lempenheimer
Wer in diesem Lande etwas Neues machen will, das eklatant fehlt, der müsste in dieser zerrissenen Gesellschaft etwas Verbindendes zuwege bringen.
Extremisten wird man dabei kaum gewinnen können, aber im breiten Bereich dazwischen in beide Richtungen schauen und herausfinden, was die Leute brauchen oder meinen, zu brauchen.
Dabei soll es sich nicht in Kritik erschöpfen, vielmehr durch konstruktive Ideen Lösungen entwickeln von denen allseits profitiert wird.
Unsere Unternehmenskultur ist nämlich auch nicht zum Besten, dort wo die arbeitende Bevölkerung die beste Zeit ihres Lebens verbringt. Dort wo gelebt wird, muss das Verbindende hergestellt werden. Das macht man nicht politisch von oben sondern mittendrin dabei.
Je gesünder die Gesellschaft, desto weniger braucht sie Politiker, die doch so oft mit ihren Steckenpferden an den Notwendigkeiten vorbei operieren.
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Kommentar von Karl Georg Lempenheimer
Das wäre nun überstanden!
Der Abschied von seiner Partei wird Herrn Maaßen neue Freiräume eröffnen. Mancher wirkt in einer Partei gut, mancher hat Stärken als Einzelner.
Ganz ehrlich, die WerteUnion ist eine kleine, bei Wahlen kaum wahrgenommene Partei. Die Chance, damit groß zu werden, war und ist winzig. Auch neue „Stuhlkreise“ wären nicht die Lösung.
Herr Maaßen kann nun seine Gedanken freier publizieren als mit Rücksicht auf irgend eine Partei. Auf die Gedanken und die Überzeugungsfähigkeit kommt es an. Der Wähler wird wählen, wo er es am ehesten findet, und die betreffende Partei größere Chancen hat.
Alles Gute für die Zukunft!
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Kommentar von Thomas Bernhard
Herr Dr. Maaßen hat mit seinem enormen Einsatz für die Werteunion bewiesen, wie wichtig ihm unser Land ist - wohl gemerkt für eine Klein-Partei, die kaum mehr in der Öffentlichkeit präsent war (auch und gerade deshalb nicht, weil die Medien sie totschweigen). Trotzdem und trotz der Mißerfolge bei Wahlen hat er mit vollem Einsatz weitergemacht. Hut ab dafür! Es haben nun Leute im Werteunion Förderverein übernommen, zu denen ich kein Vertrauen habe und in der Partei bahnt sich dieselbe Situation an. Für mich bedeutet das: Austritt. Herr Maaßen war die prominente Leitfigur, der wegen seiner Integrität und seiner Fachkompetenz allgemein großes Ansehen genießt. Dieses Bindeglied ist nun weg und deshalb werden in nächster Zeit mit Sicherheit noch viele ihren Abgang machen. Mein Weg geht Richtung AfD.