Während Hamas-Führung in Katar über Waffenstillstand verhandelt, schlägt Israel zu

Israels Bomben auf Doha: UN-Ohnmacht und der Kollaps der Weltordnung

von Alexander Wallasch (Kommentare: 3)

Die Lähmung multilateraler Institutionen von Gaza bis Ukraine© Quelle: Pixabay/Leonhard_Niederwimmer, hosnysalah, Montage: Wallasch

Israels überraschender Luftschlag gegen Hamas-Ziele in Doha macht die UN endgültig zum Zuschauer: Trotz US-Basis und WM-Erinnerungen werden Souveränitäten hinweggebombt und neue Radikale begünstigt. Wann passiert endlich ein radikaler Neustart der Nachkriegsordnung?

Israel macht mit seinem überraschenden Luftschlag gegen Hamas-Ziele in Katar einmal mehr auch die Bedeutungslosigkeit der Vereinten Nationen sichtbar. Die teilweise unschädlich gemachte Hamas-Führung in Katar kennt kaum jemand beim Namen.

Und angesichts der Kriegsführung der Israelis im Gaza-Streifen ist bereits die nächste Generationen Hamas oder einer Nachfolgeorganisation in die Startlöcher gebombt worden.

Bemerkenswert am israelischen Luftangriff auf die Hauptstadt Doha ist die schiere Existenz einer der größten US-Luftbasen keine fünfzig Kilometer entfernt. Zudem war Katar noch vor drei Jahren Austragungsort der Fußball-Weltmeisterschaft, hier traf sich trotz umfassender Proteste die Welt zum Fußballspielen, die deutsche Bundesinnenministerin trug eine Regenbogenarmbinde auf der Ehrentribüne.

Mutmaßlich wäre es auch keine israelische Armbinde gewesen, wenn der Gaza-Krieg ein Jahr früher begonnen hätte. Oder wäre die WM dann abgesagt worden?

Israel hatte in der vergangenen Nacht bereits Ziele in Syrien angegriffen. Einen Tag zuvor starben in Jerusalem sechs Menschen bei einem Attentat, welchen die Hamas postwendend für sich reklamierte.

Angeblich sollen die Vertreter der Hamas in Doha im Moment des israelischen Angriffs gerade einen Waffenstillstand in Gaza besprochen haben. Gleichzeitig hatte Israel die Räumung Gaza-Citys von Zivilisten insgesamt angeordnet, weil erklärt hatte, die Stadt insgesamt einnehmen zu wollen.

Nach Medienberichten soll US-Präsident Donald Trump vorab seine Zustimmung zum israelischen Angriff auf die Hamas-Zentrale in Doha gegeben haben.

Man muss kein Nahost-Experte sein, um zu erkennen, dass keine Seite gewillt ist, diesen Krieg zu beenden. Wenn man so will, bietet sich hier die Parallele zum Ukraine-Krieg an. Denn in beiden Konflikten gelingt es der Weltgemeinschaft offenbar nicht, das schreckliche Töten endlich zu beenden.

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Die weltweiten Propagandaerfolge der Hamas – die Anti-Israel-Demonstrationen werden zunehmend aggressiver – hängen auch mit der kompromisslosen Kriegsführung Israels zusammen. Jeder erfolgreiche Schlag der israelischen Streitkräfte bringt nun wiederum Israel ihrem Kriegsziel näher, aber mit jedem weiteren toten Zivilisten kann sich die Hamas mehr auf die Solidarität breiter Schichten im Westen verlassen – im Nahen Osten sowieso.

Die Vereinten Nationen benötigen mindestens ebenso dringend einen Neustart wie die Europäische Union. Die Nachkriegsordnungen erodieren rasant. Nur wie kann man die UN wieder zu einem bedeutsamen Player auf der Weltbühne machen, der im Idealfall Kriege verhindern oder beenden kann?

Konflikte wie der in Gaza, der Krieg in der Ukraine und der jüngste israelische Luftschlag auf Ziele in Katar unterstreichen die Schwächen multilateraler Institutionen. Längst keine neue Erkenntnis mehr: Der Sicherheitsrat, geprägt von Vetos der fünf ständigen Mitglieder, spiegelt die veraltete Nachkriegsordnung wider und ist zunehmend paralysiert, was zu Legitimitätsverlusten führt.

Die Rezepte sind leicht dahingesagt: Ein neues Konzept einer präventiven Diplomatie muss her und eine schlagkräftige UN-Truppe mit erweiterten Befugnissen. Aber die USA und weitere einflussreiche Staaten wären wohl die ersten, die sich diesen neuen Bedingungen nicht unterwerfen.

Längst stößt jede multilaterale Reform schon automatisch auf Kritik: Organisationen wie die UN schränken nationale Souveränität ein, indem sie Staaten zu Kompromissen zwingen und einseitige Entscheidungen durchsetzen. Oft ist nicht einmal gesichert, wer hinter diesen Entscheidungen steht. Die UN hat zusätzlich ein massives Transparenzproblem. Viele sehen darin eine Bedrohung ihrer kulturellen oder politischen Autonomie, besonders in einer polarisierten Welt, wo globale Institutionen als Werkzeuge mächtiger Staaten gelten.

Aber solange es hier keine erfolgversprechenden Ansätze gibt, werden diese schrecklichen Kriege fortgeführt. Und so lange wird es solche Souveränitätsverletzungen geben, wie jetzt diese Kill-Operation der Israelis gegen die Hamas in Katar. Klar ist: Wenn die UN es nicht hinbekommt, macht es Israel eben selbst. Und die USA ist dabei ihr übermächtiger Verbündeter.

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