Der Spiegelerbe als Corona-Maßnahmenkritiker

Jakob Augstein: „Intensivstationen leeren sich von ganz alleine“

von Alexander Wallasch (Kommentare: 1)

Erinnert sich noch jemand an Jakob Augstein? Der linkspopulistische Haltungsjournalist, „Der Freitag“-Eigentümer und "Spiegel"-Erbe hatte über viele Jahre eine eigene Kolumne bei Spiegel Online, die er an den Nagel gehängt hat, ebenso, wie seinen viel gelesenen Twitter-Account.

In seiner letzten Spiegel-Online-Kolumne bestätigte Augstein noch einmal alles, was viele über ihn dachten:

„Kolumnen (...) sind ein Spiel mit den heiklen und den verbotenen Seiten des Journalismus: mit Meinungen und Übertreibungen, mit dem Populismus, manchmal mit der Propaganda, immer mit der Satire.“

Jakob Augstein begründete seine Schreibmüdigkeit dort unter anderem so: „Jahr für Jahr warnt man vor Angela Merkel. Und Jahr für Jahr wird sie wieder gewählt.“

Das ist nachvollziehbar, seine vielen treuen Leser vermissen den streitbaren Kolumnisten für diese Sätze. Und sogar noch solche, die sich stetig an ihm gerieben haben.

Aber Augstein ist nicht ganz aus der Welt, immer mal wieder für ein paar Minuten taucht er mit seinem Journalistenkollegen Nikolaus Blome (Spiegel, Springer, RTL) in kurzen Videoclips auf.

Diesem Duo ist er treu geblieben, fast zehn Jahre lang lief das wöchentliche Format auf Phönix, seit August 2021 chauffiert Augstein Blome im Elektro-Volkswagen durch den Berliner Hauptstadtverkehr. Die wenige Minuten langen Gespräche über aktuelle politische Themen werden mit einer Innenkamera für das RTL Nachtjournal aufgezeichnet.

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Der Nachrichtensender ntv – mehrheitlich in RTL-Besitz – zeigt die kurzen Filme ebenfalls online, Blome ist auch hier Politikchef, das macht es natürlich einfacher, die Filmchen zu platzieren.

Man darf das spießig, fast bigott finden, wie der Multimillionär Augstein da in mancher Folge mit der Rolle des Chauffeurs liebäugelt. Auch darf man über diesen personifizierten Opportunismus in Gestalt von Nikolaus Blome die Nase rümpfen.

Man könnte es aber auch bedauern, dass Augstein, der so lange so zuverlässig regierungskonforme Positionen vertreten hat und aktiver Teil jener Medien war, die ihre Rolle als vierte Gewalt aufgegeben haben, ausgerechnet in jenem Moment seine Stimme verloren hat, als er endlich einmal hätte zeigen können, dass es ihm ernst ist mit seiner Sorge um dieses Land und seine Menschen.

Jakob Augstein scheint nämlich tatsächlich so etwas wie ein Regierungskritiker, gar ein Corona-Maßnahmenkritiker geworden zu sein. Aber das Land hat nichts davon, weil Augstein sich gerade rechtzeitig, bevor es hätte auffallen können, seiner wichtigsten Sprachrohre (Spiegel-Kolumne, Twitter etc.) selbst amputiert hatte.

Ein kleiner Videoschnipsel mit Nikolaus Blome unterwegs im Straßenverkehr in Berlin und fast versteckt am Außenrand der Webseite von n-tv zeigt den Maßnahmenkritiker.

Augstein hält hier einen kleinen Monolog für Blome, der mit einer Weihnachtsmannmütze aus dem Ein-Euro-Laden in den Volkswagen steigt und behauptet, er hätte einen Termin im Kanzleramt bei Olaf Scholz, zu dem er gerne chauffiert werden möchte.

Augstein zu Blome:

„Darf ich Sie an was erinnern? Vor vier Wochen haben die Leute gesagt: Hunderttausend Tote. Weihnachten werden alle Intensivstationen überlaufen. Da war noch nicht von Omikron die Rede. Da war einfach so: Wir werden alle sterben! Es wird alles zusammenbrechen, wenn man nicht sofort etwas macht. Die Medien haben wieder geschimpft über die Politik, die nicht handelt, die nicht in die Gänge kommt, die schon wieder versagen wird: Stapelweise Kommentare. Und was dann passiert: Die Inzidenzen sind runtergegangen, die Fallzahlen sind runtergegangen, die Intensivstationen leeren sich von ganz alleine, weil die Leute gar nicht so bescheuert sind, wie die Modellierer denken. Jetzt wollen sie wieder sagen: Jetzt geht es nicht um die Intensivstationen, jetzt geht es um die Feuerwehrwachen und die Polizeistationen, weil die alle krank werden.“

Nikolaus Blome erwidert etwas von einer „realen Gefahr“ wegen der neuen Variante, die „das Spiel noch einmal verändert“ hätte.

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Augstein erwidert: „Mein Problem mit diesen Prognostikern ist doch, die haben vor vier Wochen noch „Feuer, Feuer!“ gerufen, und dann hat es nicht gebrannt. Jetzt rufen sie wieder Feuer, Feuer! - vielleicht haben sie dieses Mal recht, vielleicht aber auch nicht. Aber das Vertrauen nimmt schon ab. Bei mir jedenfalls.“

Blome erwidert, er hätte auch ein ungutes Gefühl, weil sich jetzt Leute anstecken würden – Geimpfte – die doch „alles richtig gemacht“ hätten.

Augstein:

„Individuell gesehen müssten wir uns eigentlich über diese Omikron-Variante freuen, weil offenbar das individuelle Risiko, an einer schweren Krankheit zu erkranken, ist jetzt ja gesunken. Gleichzeitig können wir uns aber nicht freuen gesamtgesellschaftlich, weil halt mehr Leute krank werden.“

Blome möchte trotzdem endlich mal „vor die Welle“ mit dem richtigen Lockdown.

Augstein erwidert ihm dazu final:

„Hören Sie bitte auf mit den Wellen. Dann haben wir auch die 75ste Grippewelle seit Kriegsende. Hören sie doch jetzt auf zu zählen, das wird doch langsam langweilig.“

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