„Auf der Seite Israels zu stehen, ist eine Frage des Anstands“

Joachim Steinhöfel: „Die Mullahs sind heute Morgen um drei Uhr mit schlotterndem Kaftan aufgewacht“

von Alexander Wallasch (Kommentare: 9)

Steinhöfel mit Ron Dermer, dem israelischen Minister für strategische Angelegenheiten.© Quelle: Privat RA Joachim Steinhöfel

Israel bombardiert Irans Atomprogramm. Rechtsanwalt Joachim Steinhöfel nennt es einen historischen Schachzug gegen die „Islamofaschisten“. Im Interview erklärt er, warum dies ein Dienst an der freien Welt ist und warum Deutschland in der Krise irrelevant bleibt.

Mit einem präzisen Schlag gegen Irans nukleare Anlagen hat Israel ein klares Signal an das Regime in Teheran gesendet. Für den Platz-1-Bestseller-Autor Joachim Steinhöfel ist dieser Angriff nicht nur eine militärische Meisterleistung, sondern ein notwendiger Akt, um eine existenzielle Bedrohung abzuwenden. In seinen jüngsten Kommentaren auf X vergleicht er die Mullahs mit „Hitler mit Atomwaffen“ und lobt Israels Entschlossenheit, während er im Interview Deutschlands weltpolitische Bedeutungslosigkeit kritisiert. Doch was bedeutet dieser Konflikt für die Region und die globale Sicherheit?

Sie sprechen von „Islamofaschisten als zeitgenössisches Äquivalent zu Hitler mit Atomwaffen“. Da frage ich mal als braver Boomer: Relativieren Sie die Verbrechen des Nationalsozialismus?

Hitler wollte die Juden vernichten und sie vergasen. Und das iranische Regime möchte dasselbe. Diese historische Parallele kann man nicht bestreiten.

Warum überhaupt der israelische Angriff gegen den Iran?

Ich glaube, aktuell gibt es ein einmaliges Zeitfenster dafür. Und zwar erstens die Schwächung der regionalen Stellvertreter des Iran: die Hamas im Gazastreifen, die Hisbollah im Libanon – und das syrische Regime von Bashar al-Assad ist auch nicht mehr da. Also ist die Gefahr, dass man aus den umliegenden Ländern angegriffen wird, deutlich reduziert, deutlich geringer, als es vor ein paar Jahren noch der Fall war.

Dann kommt hinzu, dass Israel durch die Angriffe im April und Oktober vergangenen Jahres gezeigt hat, dass die Luftwaffe in der Lage ist, selbst im Tiefflug über Teheran zu fliegen, dass also die russischen Abwehrsysteme nicht in der Lage sind, die israelische Luftwaffe aufzuhalten. Und man hat im Gazastreifen gezeigt, welche enormen bunkerbrechenden Fähigkeiten man besitzt. Das hat auch der Angriff und die Exekution von Hisbollah-Führer Hassan Nasrallah in Libanon gezeigt, die man vorher angesichts der befestigten Anlage, in der er sich befand, für völlig unmöglich gehalten hat.

Und der dritte Punkt für das jetzige Zeitfenster ist der politische Wandel in Washington dadurch, dass Donald Trump Präsident ist und eine klarere pro-israelische Haltung hat als die Biden-Administration. Plus, dass er zwar gesagt hat, er würde gern mit dem Iran einen Deal machen, aber wohl offenbar eingesehen hat, dass mit den Mullahs nicht zu verhandeln ist. Heute kam die klare Empfehlung Trumps an die Mullahs hinzu, besser einen Deal zu machen „bevor nichts mehr übrig ist.“ Die Mullahs werden das Ernst nehmen.

Ähnlich wie Helmut Schmidt einmal gesagt hat: Mit Terroristen ist nicht zu verhandeln. Das ist hier eine Regierung, aber im Kern ist das dasselbe. Die israelisch-amerikanische Täuschung vor dem Angriff war meisterhaft. Da war das Hin und Her von Trump, das darauf hindeutete, dass ein Deal noch möglich sei, Berichte, dass Witkoff am Sonntag eine neue Verhandlungsrunde abhalten würde, Andeutungen, dass Dermer eine Reise plane, Behauptungen, dass CENTCOM-Kommandeur Kurilla am Samstag eintreffen würde – und natürlich die Hochzeit von Netanjahus Sohn Avner, mit einem Hinweis, dass der Premierminister das Wochenende im Norden verbringen wolle.

Die Mullahs sind heute Morgen um drei Uhr völlig überrascht mit schlotterndem Kaftan aufgewacht, als die israelischen F-35 im Tiefflug über Teheran rasten und niemand im Land in der Lage war, dem Einhalt zu gebieten.

Es ist immer viel die Rede von der deutschen Staatsräson für Israel. Sie und ich, wir sind in einem Alter, wo man das eigentlich in der DNA trägt. Das muss uns kein Staat vorschreiben. Aber wie sehr müssen wir uns jetzt Sorgen machen um die israelische Bevölkerung? Das ist ja nun kein so großes Land, wo man sich an jeder Ecke verstecken kann.

Dass man an der Seite von Israel steht, ist keine Frage des Alters, sondern eine Frage des Anstands. Entweder steht man auf der richtigen oder auf der falschen Seite der Geschichte. So einfach ist das eigentlich.

Israel hat sich schon immer besser als jedes andere Land selbst verteidigen können und hat das immer wieder in beeindruckender Weise unter Beweis gestellt. Das Gerede von der deutschen Staatsräson ist in der Wirklichkeit eine leere Floskel. Denn das heißt am Ende: Staatsräson bedeutet letztlich auch deutschen Militäreinsatz für Israel. Andernfalls ist es nur Gerede. Und jeder kann sich selbst die Frage beantworten, ob Deutschland dazu tatsächlich bereit ist und militärisch überhaupt in der Lage wäre.

Und wenn man gesehen hat, wie während der Ampel-Regierung Baerbock und Habeck im Bundessicherheitsrat Waffenlieferungen an Israel blockiert haben und welche Äußerungen Außenminister Wadephul vor Kurzem gemacht hat über Israel und auch Merz, dann halte ich diese Verlautbarungen für nicht nur sehr ungeschickt, sondern hochproblematisch.

Ich glaube allerdings, heute hat sich Wadephul in Kairo etwas vernünftiger geäußert. Ich habe das Interview noch nicht ganz zu Ende gehört, aber es ging offenbar in eine etwas klarere Richtung pro Israel und gegen den Iran. Und das muss man auch von Deutschland erwarten.

Man muss aber auch hinzufügen: Deutschland ist weltpolitisch und insbesondere im Nahostkonflikt vollkommen irrelevant. Und ich muss sagen, das begrüße ich außerordentlich, wenn ich daran denke, welche Teilhabe Bundespräsident Steinmeier an den Verhandlungen über den geradezu unverantwortlichen Iran-Deal hatte und wie er diesen historischen Irrtum gelobt und gefördert hat. Und dass er dem Regime, das Menschen massakriert, Homosexuelle an Kränen aufhängt und Terrorismus sponsert, zum 40. Jahrestag der Revolution gratuliert hat.

Also Deutschland spielt weltpolitisch faktisch keine Rolle, sieht man von großspurigen Reden und dem moralischen Zeigefinger ab. All das nimmt auf der großen weltpolitischen Bühne ohnehin niemand ernst.

Die Verhandlungen in Minsk mit Merkel und Steinmeier zur Ukraine waren schon vor zehn Jahren auch nicht gerade besonders erfolgreich.

Das unterstreicht ja nur das, was ich gerade gesagt habe.

Weiterlesen nach der Werbung >>>

Ihre Unterstützung zählt

Mit PayPal

Iranische Drohnen haben keinen Schaden in Israel anrichten können. Sie waren schon oft in Israel. Wie präsent ist denn da diese Iron-Dome-Abwehr? Wie sehr kann man sich an eine Dauerbedrohung gewöhnen? Tel Aviv gilt als aufregendes Pflaster im Nachtleben.

Ich weiß von Regierungsquellen aus Israel, dass, als der große Drohnenangriff im letzten Herbst aus dem Iran stattfand, als 300 Drohnen losgeschickt wurden und insbesondere in den deutschen öffentlich-rechtlichen Medien wieder einmal die Floskel vom drohenden Flächenbrand verbreitet wurde, die Topleute in der Administration gesagt haben: Wir haben alles im Griff, wir gehen jetzt Abendessen.

Alles, was dann passiert ist: Die Bestandteile einer einzigen Drohne sind runtergefallen und haben einen Palästinenser verletzt oder erschlagen. Das war das Gesamtergebnis von dreihundert Drohnen. Natürlich kann es auch irgendwann zu einer Überlastung der Abwehrsysteme kommen. Aber es gibt keine bessere Raketenabwehr auf diesem Planeten als die israelische.

Pakistan hat auch Atomwaffen. Warum wird Pakistan nicht in die Steinzeit zurückgebombt?

Dazu besteht keine strategische, militärische oder sonstige Veranlassung.

Teheran spricht von einer „Kriegserklärung“ Israels.

Es ist eine in hohem Maße lächerliche Äußerung der iranischen Führung, wenn man bedenkt, dass seit der Gründung des gegenwärtigen Iran 1979 in jeder Rede Israel der Tod an den Hals gewünscht wird. Die beiden Länder befinden sich faktisch durch die Drohungen des Iran seit 1979 im Kriegszustand.

Und wenn dann Israel, das Land, das nicht der Aggressor ist, gegen einen möglicherweise bald nuklear bewaffneten Iran präventiv zuschlägt, kann man das nur begrüßen. John McCain hat das einmal sehr vernünftig gesagt: Das Einzige, was schlimmer ist als ein Angriff auf den Iran, ist ein Iran mit Nuklearwaffen.

Stichwort Drohnen. Die iranischen Drohnen waren bisher erfolglos. Der Mossad machte es jetzt im Iran wie die Ukraine in Russland. Drohnen werden reingeschmuggelt und im Feindland gestartet. Ein Quantensprung in der Militärtechnik. Werden uns demnächst weitere eingefrorene Auseinandersetzungen erwarten weltweit? Muss man sich Sorgen machen?

Die Deutschen machen sich immer Sorgen und verkriechen sich in der Wohnstube unter ihrer pazifistischen Decke und ziehen den Kopf ein. So kann man aber Gefahren auf diesem Planeten nicht Herr werden. Das, was Israel jetzt geleistet hat und auch schon zuvor geleistet hat, ist militärstrategisch und militärisch von einem anderen Planeten. Und jeder, der sich mit diesem Land anlegt, wird sich sehr, sehr genau überlegen müssen, mit welcher tatsächlichen Reaktion er dann zu rechnen hat.

Dann wäre Israel ja fast ein Vorbild für den Aufbau der Bundeswehr?

Man muss nur sehen, was die israelische Armee kann und was die Bundeswehr kann – was kein Vorwurf an die Soldaten ist, sondern an die politische Führung. Überwiegend tragen dafür übrigens CDU-Verteidigungsminister die Verantwortung. Die israelische Armee ist mit völlig anderen militärischen Fähigkeiten ausgestattet als die Bundeswehr. Der Verteidigungsetat von Israel belief sich im Jahr 2024 auf 46,5 Mrd. USD, der der Bundesrepublik auf 88,5 Mrd. USD. Das Ergebnis könnte unterschiedlicher nicht sein.

Neuer Friedensplan rund um SPD-Stegner. Ist der Mann Hellseher? Man kann den Eindruck bekommen, dass hier Russland gepudert wird, damit Russland seinen Einfluss auf die muslimischen Staaten pro Israel einsetzen kann. Abwegig?

Ich weiß nicht, ob ausgerechnet Ralf Stegner oder Rolf Mützenich die größten weltpolitischen geostrategischen Denker sind. Ich habe da gewisse Bedenken.
Dass man versuchen muss, den Ukrainekrieg möglichst schnell zu beenden, dafür ist, glaube ich, jeder. Die Frage ist, um welchen Preis. Und die Bereitschaft, den Krieg zu beenden, ist möglicherweise auf ukrainischer Seite auch nicht so unbedingt, wie man vermuten könnte.

Aber natürlich muss massiver Druck auf Putin ausgeübt werden, damit er aufhört. Und zur Not müsste das eben so geschehen, dass Trump ihm klarmacht: Wladimir, ich möchte das jetzt zu einem Ende bringen. Du behältst die Krim. Du behältst einen Teil der Ostukraine und jetzt ist Schluss. Sonst liefern wir an die Ukraine noch ganz andere, leistungsfähigere Waffen, als die sie jetzt haben. Und der Preis für dich wird so hoch, dass du aufhören musst, und das mit Gesichtsverlust. Das willst du nicht. Also stopp! Anders wird man das wahrscheinlich nicht lösen können.

Herr Steinhöfel, wir danken Ihnen für das Gespräch!

Ihre Unterstützung zählt

Mit PayPal

Einen Kommentar schreiben

Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen. Aufgrund von zunehmendem SPAM ist eine Anmeldung erforderlich. Wir bitten dies zu entschuldigen.

Kommentare