Eine Beichte mit Handbremse und immer noch kein Rücktritt

Karl Lauterbach zu Impfschäden: „Die Menschen tun mir ehrlich gesagt auch sehr leid“

von Alexander Wallasch (Kommentare: 6)

"Es muss also hier zu einem schnelleren Anerkennen dieser Verfahren, dieser also Impfschäden kommen, und wir bekommen ja jetzt auch langsam ein klareres Bild."© Quelle: Screenshot ZDF Mediathek

Wo bleiben die Untersuchungsausschüsse, warum ist Karl Lauterbach noch im Amt, was muss eigentlich noch passieren, bis die Justiz sich der Vertreter des Corona-Regimes umfänglich annimmt?

Am 12. März 2023 kommt es im ZDF Heute Journal zu einem etwa sieben Minuten langen denkwürdigen Interview-Wortwechsel zwischen dem öffentlich-rechtlichen Moderator Christian Sievers und Karl Lauterbach. Der Bundesgesundheitsminister spricht von bedauerlichen Impffolgen, von einer Beteiligung der Pharmaindustrie, von fehlenden Haftungen der Hersteller und von schnellstmöglicher Hilfe.

Was wir hier nach drei Jahren Corona-Regime erleben, ist so etwas wie eine Zeitenwende, die Zeit danach, ein Einsturz der Narrative und einen Gesundheitsminister, der nach wie vor PostVac und PostCovid in einem Atemzug nennt, als wäre PostVac nur eine Spielart von PostCovid. Und während Lauterbach sein Interview gibt, ist bei Michael Ballweg in Stuttgart-Stammheim vielleicht gerade nach dem Einschluss das Licht der Leuchtstoffröhre an der Decke ausgeschaltet worden – vertauschte Rollen könnte man meinen.

Was am folgenden ZDF-Gespräch besonders nachhaltig irritiert, ist dieser unverkennbar anhaltende Versuch des Bundesgesundheitsministers, sich aus der persönlichen Schuld herauszuwinden, anstatt nun endlich schleunigst das Weite zu suchen. Aber auch der ZDF-Moderator macht keinerlei Anstalten, erkennen zu lassen, welche unrühmliche Rolle das öffentlich-rechtliche Fernsehen Corona-Maßnahmen- und Impfkritikern gegenüber gespielt hat:

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ZDF: Der Bundesgesundheitsminister ist bei uns. Vielen Dank dafür und guten Abend, Herr Lauterbach!

Lauterbach: Guten Abend, Herr Sievers.

ZDF: Was sagen Sie denn diesen Betroffenen?

Lauterbach: Zunächst einmal: Diese Schicksale sind absolut bestürzend, und jedes einzelne Schicksal ist eins zu viel, und die Menschen tun mir ehrlich gesagt auch sehr leid.

Das sind schwerste Einschränkungen, und davon wird auch einiges permanent sein. Von daher ist das schwierig. Was wir als Staat machen, ist, die Krankenkassen übernehmen halt die Behandlungskosten, und, also, die Länder bezahlen, wenn die Versorgung notwendig ist, die Versorgungskosten.

Aber tatsächlich haben wir auf beiden Seiten Probleme, weil die Medikamente für eine Behandlung, die haben wir noch nicht, an denen wird fieberhaft geforscht, und die Versorgungsansprüche, die sind oft sehr eng geschnürt. Von daher verstehe ich tatsächlich die Menschen, die, also, sich hier beklagen.

ZDF: Jetzt tun Sie so ein bisschen so auch, als ob eigentlich alles geregelt wäre. Aber wenn man mit diesen Menschen redet, hört man genau das Gegenteil. Ein Jahr kämpfen, immer wieder abgewiesen werden, viele Stellen, die einem keinen Glauben schenken, manchmal sogar überhaupt nicht mal eine Antwort bekommen, und dann Spießrutenlauf bis zur Anerkennung als Impfschaden und am Ende eine kleine Summe. Das kann es doch nicht sein, was der Staat aktuell diesen Menschen bietet, oder?

Lauterbach: Auf keinen Fall, und ich will auch nicht diesen Eindruck erwecken, denn das ist nicht, wie ich die Dinge sehe.

Es muss also hier zu einem schnelleren Anerkennen dieser Verfahren, dieser, also Impfschäden kommen, und wir bekommen ja jetzt auch langsam ein klareres Bild.

Man muss allerdings auch darauf hinweisen, nur dass kein falscher Eindruck hier hängenbleibt: Schwere Impfschäden sind auf der Grundlage der Daten des Paul-Ehrlich-Institutes oder der europäischen Zulassungsbehörde in der Größenordnung von weniger als 1 zu 10.000 Impfungen. Somit ist es nicht so, dass das so häufig ist.

Aber weil die Bilder, also der Krankheit, sich jetzt immer klarer abzeichnen, müsste es in Zukunft auch möglich sein, diejenigen, die betroffen sind, schneller zu identifizieren, sodass auch schneller geholfen werden kann.

ZDF: Warum haben Sie, Herr Lauterbach, im Sommer 2021 noch behauptet, dass die Impfung nebenwirkungsfrei sei?

Lauterbach: Na ja, das war eine Übertreibung, also, die ich da einmal in einem missglückten Tweet gemacht habe. Aber es war ja nicht grundsätzlich meine Haltung. Ich hatte ja sehr, sehr häufig vorher auch schon zu den Nebenwirkungen der Impfungen Stellung genommen. Ich habe zum Beispiel …

ZDF: Sie haben aber auch häufig danach noch gesagt, es gäbe kaum oder praktisch gar keine ... halt mehr oder weniger nebenwirkungsfrei … Haben sie danach in einer Fernsehsendung von Anne Will nochmal gesagt. Also, sie haben schon immer diesen Eindruck erweckt, dass das Thema Nebenwirkungen eigentlich gar kein Thema ist.

Lauterbach: Na, das ist nicht richtig, also ich habe es ja eben gesagt. Also, die Zahlen waren mir die Zeit bekannt, die sind auch relativ stabil geblieben. Diese Impfstoffe sind ja weltweit eingesetzt worden, 1 zu 10.000, da kann man jetzt sagen, dass es viel, und man kann sagen, es ist nicht so viel. Aber es ist ja tatsächlich eine Impfung, die vor sehr schwerer Krankheit schützt und übrigens sehr häufig dann auch das Long-Covid-Risiko, also, senkt. Das hat ja Ähnlichkeit mit dem, was wir hier gesehen haben, mit dem PostVac-Syndrom, somit also die Impfungen, der Nutzen überwiegt, aber es ist richtig, 1 zu 10.000, das ist die Häufigkeit von schweren Nebenwirkungen.

ZDF: Jetzt stehen die ersten Klagen an gegen Biontech, auch gegen andere Impfstoffhersteller. Was glauben Sie, wie die ausgehen werden?

Lauterbach: Ich kann nicht spekulieren, das ist nicht meine Aufgabe. Als Minister muss ich also da vorsichtig sein. Richtig ist, dass also im Rahmen dieser EU-Verträge damals die Unternehmen weitestgehend aus der Haftung befreit worden sind und dass daher die Haftung also beim deutschen Staat liegt, also quasi, wie eben beschrieben, bei den Ländern … aber Krankenkassen … was das Allerwichtigste ist: Nach vorne blickend ist, wir brauchen eine Behandlung, und ich werde also mit dem Bundesgesundheitsministerium, werde ich ein Programm auflegen, wo wir also die Folgen von LongCovid, und also das wären dann auch PostVAc, wäre dann mitbetroffen, wo wir dies also untersuchen und auch die Versorgung verbessern. Das ist ein Beitrag, den wir leisten können.

ZDF: Wann kommt denn das ganz konkret? Fragen ja gerade diese Betroffenen, die die ganze Zeit hingehalten werden.

Lauterbach: Das stimmt, aber ich verhandle mit dem Haushaltsausschuss, und also es ist tatsächlich also so ein Programm, was ich so schnell wie möglich auflegen möchte, und ich bin quasi in den Haushaltsverhandlungen für dieses Geld. Es ist etwas, was wir also auch bringen müssen, wo wir in der Pflicht sind, und das würde die Experten in diesem Bereich so vernetzen, dass die Wahrscheinlichkeit einer wirklich guten Therapie in Deutschland wachsen würde.

ZDF: Jetzt haben Sie gerade diesen Haftungsausschluss selbst angesprochen. Der führt ja dazu, dass die Pharmafirmen in all diesen Gerichtsverfahren sich quasi zurücklehnen können, weil nämlich der Staat das Risiko übernommen hat. Der muss dann - also sie, die Bundesregierung - für solche Schadensersatzforderungen, die sich möglicherweise ergeben, gerade stehen. Ist das ein gutes Gefühl, dass Sie damit haben?

Lauterbach: Was heißt ein gutes Gefühl? Zunächst mal, ich habe die Verträge damals nicht gemacht, sondern bin in diese Verträge, was mein Amt angeht, hineingewachsen, und ich glaube, dass es der damaligen Situation geschuldet ist, dass man damals so schnell wie möglich die Impfstoffe nutzen wollte, und da ist der Staat also in die Haftung gegangen. Vielleicht war das auch richtig, denn es ist besser, dass der Staat also haftet, als wenn mit Firmen lange dann Vergleiche oder Prozesse geführt werden müssen.

ZDF: Gut, wie schwierig es ist, vom Staat tatsächlich Geld zu bekommen, haben wir ja gerade gesehen. Was glauben Sie denn, wie es jetzt dann weitergeht? Meinen Sie, dass die Firmen zum Beispiel angesichts der Situation zum Beispiel in eine freiwillige Stiftung Geld einzahlen könnten? Wäre das eine Idee, wenn sie schon aus der Haftung draußen sind?

Lauterbach: Es wäre auf jeden Fall wertvoll, wenn die, also Firmen hier eine Beteiligung zeigen würden, denn die Gewinne sind ja exorbitant gewesen, exorbitante Gewinne, und somit also wäre das tatsächlich mehr als eine gute Geste, sondern das könnte man erwarten. Aber sie fragen mich, wie würde es weitergehen? Ich sag mal, das optimistische Szenario, was ich habe, ist, dass wir endlich lernen, wie wir LongCovid und PostVac, wie wir das behandeln können, wie wir das hinbekommen und das wir dann darüber hinaus die Fälle schneller anerkennen, dass die Menschen nicht so lange drauf warten müssen, überhaupt als PostVac anerkannt zu werden.

ZDF: Ein Versprechen des Bundesgesundheitsministers Karl Lauterbach. Vielen Dank für das Gespräch heute Abend.

Lauterbach: Ich danke Ihnen.

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