Der Weimer-Skandal um mutmaßliche Urheberrechtsverletzungen durch ein Unternehmen des Kulturstaatsministers beschäftigt seit Tagen die Medien. Zuletzt meldeten sich der „Spiegel“ und die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (FAZ) zu Wort. Unterscheidet sich die Berichterstattung der Online-Portale über den Skandal?
Die Einschätzung des „Spiegel“ wird im Schlusssatz deutlich: „So handelt ein Unternehmen, das sich seiner Schuld bewusst ist.“ Die FAZ macht hingegen schon im Titel klar, worum es ihr geht: „AfD bläst zur Jagd auf Wolfram Weimer“. Die FAZ diffamiert zudem den Aufdecker, was der Spiegel nicht macht.
Interessanter ist eine Unterscheidung ganz anderer Art: Die FAZ gehört zu den „Medienpartnern 2025“ der „Weimer Media Group“. Der „Spiegel“ ist kein Partner des Kulturstaatsministers.
Die Weimer Media Group startet am 22. Oktober eine große Event-Veranstaltung in Frankfurt und spielt Tischlein-deck-dich für jene, die sich der Elite des Landes zugehörig wähnen. Die Veranstalter selbst nennen es „großer Gipfel der deutschen Finanz- und Realwirtschaft“. Das Programm wird dabei wie folgt beschrieben:
„Unter der Schirmherrschaft des Hessischen Ministerpräsidenten Boris Rhein erleben die Gäste in Frankfurt am Main fünf Events der Extraklasse an zwei Tagen. Am 22. und 23. Oktober 2025 werden in der Main-Metropole Top-Entscheider aus Politik, Wirtschaft, Finanzen, Wissenschaft, Sport und Medien erwartet. Die Gäste erleben die Formate in drei exklusiven Locations: im Städel Museum, Kap Europa und Gibson Club.“
Partner sind hier die Europäische Investitionsbank ebenso wie die schon erwähnte „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (FAZ) als „Medienpartner 2025“. Aber auch die FAZ macht es nicht allein, dabei ist auch der „Focus“, der ebenfalls umfassend über den Weimer-Skandal berichtete und hier damit glänzte, dass Weimer und seine „Group“ besonders umfassend zitiert wurden.
Immerhin erklärt der Focus im letzten Satz des Artikels, dass eine Verbindung zwischen dem Blatt und dem Unternehmen des Staatsministers bestehe, der selbst einmal beim „Focus“ tätig war:
„Einige Publikationen der Gruppe, darunter auch The European, sind im Partnernetzwerk von FOCUS online“.
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Die den Staatsminister so glühend verteidigende FAZ hingegen lässt ihre Leser ohne jede Skrupel im Unklaren darüber, dass sie Medienpartner der Weimer Media Group ist.
Mehr noch: Das im Mittelpunkt des Skandals stehende, angeschlagene Portal „TheEuropean“ ist gleich gemeinsam mit der FAZ Medienpartner 2025 der Veranstaltung!
Das ist ein Skandal im Skandal. Denn wer in seiner Berichterstattung eine schwerwiegende Kritik mit mutmaßlich juristischen und politischen Folgen für ein Unternehmen auf diese Weise abbügelt bis hin zu massiver Diffamierung des Kritikers, wie es Michael Hanfeld für die FAZ getan hat, der betrügt seine Leser.
Aber es endet noch nicht mit der FAZ. Wenn die Weimer Media Group im April 2026 am Tegernsee den Ludwig-Erhard-Gipfel veranstaltet, dann ist der Nachrichtensender „n-tv“ so etwas wie der Premiumpartner der Weimer Group. Partner „n-tv“ steuert gleich den Werbewaschzettel bei: „Kluger Jahresauftakt für Entscheider (n-tv)“.
Bisher soll sich der Sender noch nicht zum Weimer-Skandal positioniert haben. Sollte er es noch tun, dann muss man sich auch hier für die Inhalte interessieren.
Die FAZ hat die Pressemeldung von Weimers „The European“ in weiten Teilen einfach schwuppdiewupp gespiegelt, so, wie man das unter Freunden eben macht: „Irgendwann, möglicherweise aber auch nie, werde ich dich bitten, mir eine kleine Gefälligkeit zu erweisen“ ...
Und damit dieser besonders unjournalistische Ausfall nicht so auffällt, wurde Schreiber Michael Hanfeld beauftragt, drumherum ein paar zotige Beleidigungen gegen die Kritiker Weimers zu versammeln.
Hanfeld ist verantwortlicher Redakteur für das Ressort „Medien“ der FAZ. Er schrieb heute als Angestellter des Medienpartners 2025 der Weimer Media Group und von „The European“ über den Weimer-Skandal unter anderem:
„Dass der Autor Wallasch und die AfD mit ihren Vorwürfen auf Kulturstaatsminister Weimer zielen, ist aus politischen Gründen naheliegend.“
Wer einen journalistischen Kollegen mit einer politischen Partei kontaminieren will, der stellt seine Tastatur gern drei Etagen unter dem Gully auf. Jedenfalls dann, wenn er seinen Lesern zeitgleich die real existierenden Verbindungen zwischen FAZ, Weimer Media Group und „The European“ verheimlicht – noch dazu, während er sie von einem Skandal gleich ganz freispricht.
In eigener Sache: Mein Portal lebt ausschließlich von Unterstützern meiner Arbeit. Sie schaffen die notwendige Sicherheit für meine Recherchen. Bitte unterstützen Sie mich weiter! Danke.
(Bild: Weimer Media Group)

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Kommentar von Carl Peter
Ab Stand jetzt, würde man nicht groß bemerken, ob die AfD irgendwo regiert oder mitregiert - denn ob man im bestehenden Wahnsinn und Chaos eine Warnweste mit SPD- oder AfD-Emblem trägt, spielt bei den Rettungsversuchen nun wirklich keine Rolle mehr.
Na denn, Prost, allen Nettosteuerzahlern, ab in die Süffelstuben, ihr andern versucht noch Champagner zu ergattern.