Götz Kubitschek im Gespräch mit Alexander Wallasch

Krah im Kreuzfeuer: Remigration oder Rückzug?

von Alexander Wallasch (Kommentare: 6)

Krahs Wandel, die AfD-Krise und die brennende Frage: Was bleibt vom deutschen Volk?© Quelle: Kubitschek, Anatois-Verlag

Verleger Götz Kubitschek bohrt tief in die deutsche Wunde: Von der „Abstammungsgemeinschaft“ zur Parallelgesellschaft. Anlass ist die Neujustierung seines Autors Maximilian Krah. Der inszeniert sich gern als Enfant terrible der AfD-Fraktion – und wagt sich nun in eine völlig unerwartete Richtung.

Der Herausgeber der „Welt“ findet mindestens zwei seiner Autoren spannend und „Remigration“ ein nachdenkenswertes Konzept. Die Rede ist von Ulf Poschardt und Antaios-Verleger Götz Kubitschek. Aber um den Springerbürger soll es heute nicht gehen.

Wir besprechen mit Kubitschek die Causa „Krah“, der AfD-Bundestagsabgeordnete war zuletzt auf dem Rittergut Schnellroda zum Youtube-Rapport bestellt und erst nach über zwei Stunden wieder entlassen worden. Aber solche Encountergruppen sind eine heimliche Leidenschaft von Krah – legendär seine sechseinhalbstündige Grillsession mit Thilo Jung, der nachher krossgebraten aus dem Ofen kam, während sich Krah nicht einmal das Lätzchen schmutzig gemacht hatte.

Überschrift des Gesprächs zwischen Kubitschek, Gattin Kositza und Krah: „Passen Sie sich der Fließrichtung an, Herr Krah?“ Der Grund hochexplosiv: Maximilian Krah hatte gegenüber dem linksradikalen Pranger-Portal Correctiv exklusiv eine Abkehr der AfD von der völkischen Ideologie gefordert. Der Skandal war hier für eine Reihe von Weggefährten von Krah wohl weniger die Forderung, als die indirekte Bestätigung, dass es eine solche Ideologie gäbe.

Es gab schon mehrere dieser Gesprächsrunden von Krah mit Kubitschek und Kositza. So auch schon im August 2023. Damals wurde Krah von Kositza noch als „einer der wohl visionärsten rechten Politiker“ vorgestellt. Knapp zwei Jahre später ist die Stimmung weniger kuschelig. Was ist mit Krah los?

2023 hatte Krah noch erklärt, die Nation dürfe nicht auf die Solidargemeinschaft reduziert werden, sie sei auch eine Kultur- und ... er suchte damals noch das Wort, da half ihm Kubitschek schon: „eine Abstammungsgemeinschaft.“ Und Krah legt wie angestachelt noch einen drauf: „Sie ist ein kollektives Schicksal!“

In der Form will Krah heute nichts mehr davon wissen. Wir sprechen mit Götz Kubitschek über Abstammungsgemeinschaften und über seinen Autoren Maximilian Krah. Der war zuletzt in einem sehr unterhaltsamen Shakespeare-Drama unser Gesprächspartner.

WALLASCH: Ihr langes Gespräch mit dem MdB Maximilian Krah (AfD) hat für einiges an Gesprächsstoff gesorgt. Inhaltlich haben sich die Gesprächspartner nah ans Feuer gewagt: Es ging einmal mehr um die alte Frage, was am Deutschen noch schützenswert ist, was das deutsche Volk ausmacht und ob es überhaupt eines gibt. Ich hatte zu Beginn das Gefühl, die Gesprächspartner haben verpasst, die unterschiedlichen Ausgangslagen konkreter zu benennen. Zu klären wäre gewesen, dass Krah hier in einer Doppelrolle unterwegs war: als Autor/Denker und als Bundestagsabgeordneter. Richtig?

KUBITSCHEK: Ja, Krah war in einer Doppelrolle unterwegs. Er ist erfolgreicher Autor meines Verlags und zugleich jemand, der auf seine Rolle als bekanntes Gesicht der AfD bedacht ist – also auch zu achten hat auf das, was mit seiner Partei geschieht. Ich will die Gesprächsrollen aber auch noch anders benennen. Es gibt in solchen Gesprächen ein Sprechen nach Innen und eines nach Außen. Nach Innen spricht man mit dem Ziel, begrifflich und gedanklich weiterzukommen und den gemeinsamen Weg fortzusetzen.

Nach außen spricht man, um eine Botschaft zu platzieren und zu gewinnen. In dieser Außenrolle ist Krah meist überlegen. Ich bin in Gesprächen oft nicht besonders ehrgeizig, und ich will Ihnen einen Grund dafür nennen: Ich habe ein solches Interesse am Menschen an sich, dass ich in solchen Situationen gedanklich immer wieder abschweife, weil ich in jemandem wie Krah auch eine Romanfigur sehe, ein Prachtexemplar, reichstes Anschauungsmaterial für jeden, der beschreiben und schildern kann. Verstehen Sie das?

WALLASCH: Sie kennen meinen Blick auf Maximilian Krah, ich stimme gern zu, dass er wenige unberührt lässt. Aber zum Gegenstand der Debatte: Wer sich den aktuellen politischen Verfassungsschutzbericht anschaut, weiß, worum es konkret gegen die AfD geht. Offenbar lassen diese Anwürfe Krah nicht mehr kalt. Oder dürfen ihn nicht kaltlassen! Und beim Versuch der Etablierten, die Opposition zu bekämpfen, wird exakt ins Feld geführt, was in Schnellroda diskutiert wurde. Schon der erste Satz im Verfassungsschutzbericht lautet: „In den Verlautbarungen der AfD und ihrer Repräsentanten kommt vielfach ein ethnisch-abstammungsmäßig geprägtes Volksverständnis zum Ausdruck, das im Widerspruch zum Volksverständnis des Grundgesetzes steht.“ Ist das so?

KUBITSCHEK: Krah hat in unserem Gespräch sehr deutlich gemacht, dass das, was der Verfassungsschutz kopiert, gebündelt und hingeworfen hat, das Ergebnis einer unterbelichteten Sammelwut sei. Er nimmt diese Behörde nicht ernst, sehr wohl aber das Oberverwaltungsgericht in Münster, das über die Klage der AfD gegen ihre VS-Einstufung befand. In der Urteilsbegründung wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass der ethnische Volksbegriff, also das Abstammungsprinzip, nicht gegen das Volksverständnis des Grundgesetzes verstoße.

Die rote Linie verlaufe dort, wo aus dem Abstammungsprinzip eine Abwertung jener Staatsbürger erfolgt, die nicht von Deutschen abstammen, sondern den deutschen Pass erworben haben. Schon das Wort „Passdeutsche“ kann so konnotiert sein. Diesen Umstand hat Krah in den Satz gebündelt, der moderne Nationalstaat habe auf dem „ethnischen Auge“ blind zu sein, farbenblind sozusagen. Das ist wohl so, und es sollte diesem farbenblinden Staat nahelegen, mit der Vergabe von Pässen äußerst sparsam zu sein. Es wäre nun fatal, wenn Krah aus dieser Farbenblindheit ableiten würde, es gäbe keinen Unterschied zwischen denen, die Abstammungs- und denen, die Passdeutsche sind. Sein Konzept von Parallelgesellschaften auf deutschem Boden geht ja genau von dieser Unterscheidung aus. Ich will es so sagen: Der Staat mag blind sein, die Lebenswirklichkeit ist es nicht.

WALLASCH: Ich dachte nach einer halben Stunde Ihres Gesprächs mit Krah: Warum so umständlich und lange? Es geht doch konkret um eine einzige Frage: Glauben die Diskutanten daran, dass es etwas in der DNA der Deutschen gibt, das schützenswert ist? Die alte Frage nach der Gewichtung zwischen Erbschaft und Sozialisation. Oder gar nach Marx: Bestimmt das Sein das Bewusstsein oder umgekehrt? Daran hängt sich doch alles auf. Richtig?

KUBITSCHEK: In dieser Frage gibt es zwischen Krah und mir keinen Dissens. Wir gehen beide davon aus, dass Abstammung, also Erbgut, grundlegend für die Bezeichnung „Volk“ sei, und mehr: dass daraus bestimmte Zugriffsweisen auf Welt, Umgebung, Tun, Denken, Empfinden abgeleitet werden können. Wäre es nicht so, würde sich der sichtbare und der immaterielle Ausdruck der Länder kaum voneinander unterscheiden. Warum ist deutsche Bausubstanz, Kunst, Literatur, Musik, Ingenieursleistung, Rechtsordnung selbst vom vergleichbaren Bestand so naheliegender Völker wie den Dänen, Polen, Franzosen und Tschechen unterschieden, von den Türken und den Ägyptern gar nicht zu reden?

WALLASCH: Kleiner Einwand: Was wären die Kirchen und Bauwerke des Barocks und der Renaissance ohne die Italiener? Das war doch ein europäisches Gesamtwerk.

KUBITSCHEK: Das ist doch klar. Man befruchtete sich, die Elite war weit über die Grenzen hinaus vernetzt und gebildet, auch Handwerker wanderten und brachten Neues mit. Dennoch ist die deutsche Gotik die deutsche und nicht die französische, und das Barock auf unserer Seite der Alpen ist ein wenig anders als das in Italien. Aber zum Kern Ihrer Frage: Wenn man das wahrnimmt und anerkennt, kann man darüber befinden, ob es schützenswert sei oder nicht, ob es also „das Deutsche in der Welt“ brauche oder ob es egal ist, dass es vorhanden bleibt. Ich kann mich in die Auffassung, dass Völker ausgedient hätten, sogar hineindenken: Mit der globalisierten Massengesellschaft ist etwas auf den Plan getreten, das sich von Land zu Land kaum mehr unterscheidet, besser: in das sich jeder Koreaner, der nach Deutschland kommt oder nach Dubai oder in die USA, spielend einpassen kann. Benn würde sagen: „Die Menschheit schickt einen neuen Typus vor“.

Ich mag das Benn’sche Pathos, seinen Gegenwartsgrusel, seine Gegenwartserwartung. Übertragen Sie das mal auf Krah: Etwas von dieser Hinnahme steckt in seinen Antworten. Bloß will er nun gestalten. Das unterscheidet den Politiker von der Wahrnehmungselite.

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WALLASCH: Da kann ich ein vielleicht passendes Zitat von Benn einstreuen: „Am Anfang war das Wort und nicht das Geschwätz, und am Ende wird nicht die Propaganda sein, sondern wieder das Wort.“ Aber zurück zum Gespräch: Das waren nun drei Fragen auf der Metaebene. Aber kommen wir zur konkreten Tagespolitik. Intellektueller Austausch ist hilfreich, aber man muss, glaube ich, konkreter werden, sonst verheddert man sich. Zu kurz kam etwa die Tatsache, dass die illegale Massenzuwanderung keine natürliche Entwicklung war! Am Anfang stand doch 2015 die Entscheidung, die Grenzsicherung nicht hochzufahren, Merkels humanitärer Imperativ und das, was Vosgerau/Seehofer „Herrschaft des Unrechts“ nannten.

Schärfer formuliert: Die Ideologen arbeiteten hier mit vollendeten Tatsachen und der Unumkehrbarkeit der Ereignisse. Perverse Weise planten die Akteure dieser illegalen Massenzuwanderung ein, dass die Gegner später nicht mehr in der Lage sein werden, diese Ansiedlungen rückgängig zu machen, ohne inakzeptable Bilder und Dramen in Familien zu produzieren. Aber nicht nur das – und damit sind wir beim Kern Ihres Gesprächs: Die turbomäßige Vergabe von deutschen Pässen allein an über 200.000 Syrer! Die Organisatoren dieser illegalen Massenzuwanderung haben perverse Weise das natürliche Mitgefühl ihrer Gegner eingeplant und wussten um die Unumkehrbarkeit nach nunmehr zehn Jahren: Nur lange genug warten, dann können sie nichts mehr dagegen tun. War es nicht das, was Krah sagen wollte?

KUBITSCHEK: Ja, das sagt Krah. Er nimmt die Gegebenheiten hin, nimmt das, was gesetzlich festgelegt worden ist und rät, dass man sich unbedingt daran halten und von diesen Bedingungen aus das Beste aus der Lage machen müsse. Er sagt das, weil er weiß, wo für ihn und seine Partei, ich zitiere Ernst Jünger, „die Zone der Kopfschüsse“ beginnt. Er sagt es aber auch, weil er die Grundfesten des liberalen Nationalstaats für belastbar hält – die unmittelbare Beziehung des Einzelnen zum Gemeinwesen, die nichts Gegebenes sein muss, sondern auf einer Entscheidung beruhen kann.

Sie müssten nun mit Krah sprechen; ich liege aber ganz sicher nicht falsch, wenn ich sage, dass auch er die derzeitige Größenordnung der Einbürgerungen strikt ablehnt und für ein riesiges Problem hält. Auch die billige Vergabe der deutschen Pässe ist etwas, das er sofort unterbinden würde. Ich selbst habe natürlich auch keine Phantasie und Vorstellung von absoluter Homogenität, spreche aber immer von relativer Homogenität, also davon, dass die Herkunftsdeutschen in Deutschland stets die überragende Mehrheit bilden müssen. Man kann auswandern, und es gibt Einwanderung, das ist so banal, dass man nicht darüber sprechen muss. Das richtige Maß ist allerdings längst verlorengegangen. Die ganze differenzierte Diskussion über kulturelle Nähe und Distanz, Kompatibilität, Bedarf, Integrationskraft undsoweiter – das ist alles begrifflich vorhanden, muss politisch übersetzt und zur Anwendung gebracht werden.

Ich bin wie Krah der Auffassung, dass wir von dem ausgehen müssen, was uns die Politik und die Zeit aufladen. Es waren und sind unsere Landsleute, die das so für unser Volk und Land entschieden haben. Aber wir müssen nicht „damit leben“, sondern sollten dafür sorgen, dass es sich wendet, ändert, verbessert. Manches wird nicht revidierbar sein, diesen Punkt müssen wir ausloten.

Und nun liegen da zwei Strategien bereit: Die Strategie der Remigration will den Austausch der Bevölkerung stoppen und so weit rückgängig machen, wie es irgend geht; Krahs Strategie einer Parallelgesellschaft will den Zuzug ebenfalls stoppen, jedoch nicht mehr viel Kraft und Zeit darauf verwenden, ein umfassendes Remigrationskonzept und damit eine relative Homogenität ins Auge zu fassen: Beides ist aus seiner Sicht utopisch und unter den jetzigen politischen Rahmenbedingungen gefährlich für den Bestand seiner Partei. Es gibt nun sehr viel zum utopischen Kern zu sagen, der im Konzept von Parallelgesellschaften steckt: Es ist ein Rückzugskonzept, in unserem Zustand fast ein Betteln um geschützte Räume, vor denen bitte haltzumachen habe, wer an der Grenze natürlich auch keinen Halt machte, nicht vor dem nicht für ihn gedachten Sozialstaat, nicht vor dem verteidigungsschwachen deutschen Rest in Schulklassen und auf Domplatten.

Auch auf den asozialen Aspekt von Krahs Vorschlag will ich dringend hinweisen: Parallelgesellschaft – das läuft auf geschützte Räume für jene hinaus, die es sich leisten können. Der deutlich größere Teil unseres Volkes würde im Stich gelassen. Außerdem stellt sich die Frage, ob das, was heute an Rahmenbedingungen scheitert, übermorgen auf andere Rahmenbedingungen treffen könnte. Denn so war und kommt es in der Geschichte immer wieder: dass sich Zeitfenster öffnen und entschlossene Menschen hindurchgehen. Kein Kommunist von 1925 hat sich vorstellen können, dass hundert Jahre später Arbeitslose Auto fahren, Kühlschränke betreiben und auf ein Einkommen zurückgreifen würden, das nur knapp unter dem eines Friseurgehilfen liegt. Was wissen wir, unter welchem Druck und welchen Mehrheitsverhältnissen in fünfzehn, zwanzig Jahren Gesetze verschärft oder verworfen werden?

WALLASCH: Prognose: Ein paar Generationen weiter werden die parallel verlaufenden Familiengeschichten auch solche sein, zwischen Familien, die schon länger hier lebten, und solchen, die dann ebenfalls „schon länger hier leben“. Niemand wird dann noch fragen, ob das anfangs erzwungen wurde oder nicht. Vielleicht für Sie als Katholiken ein Beispiel: Niemand beklagt heute, dass das Christentum hier mit dem Schwert durchgesetzt wurde. Aber sicherlich wurde ein paar Generationen lang um Donar und Thor getrauert. Können Sie nicht loslassen von den überlieferten Geschichten?

KUBITSCHEK: Ich weiß, worauf Sie hinauswollen. Natürlich will man nicht nur den Aufhalter spielen. Natürlich ist gestalten schöner als verhindern. Das ist sicherlich das, was Krah antreibt: gestalten wollen, einen Sprung nach vorn machen und sagen, dass dies, was wir vorfinden, das ist, woraus wir das Bestmögliche zu formen haben. Aber: Remigration ist ebenfalls Gestaltungspolitik und dabei viel ambitionierter als Krahs seltsamer Flickenteppich. Wer ist denn bereit, Berge zu versetzen, um Volk und Vaterland zu retten?

Ich weiß, wie rasch die Formel „Nun ist es halt so“ herhalten muss, wenn sich jemand nicht mehr anstrengen, sondern in die Fließrichtung einsteigen möchte. Mitschwimmen ist nicht: Gestalten. Es ist ein Jahrzehnt her, als ich schon einmal meine Gedanken gegen einen Denker zu verteidigen hatte, der sich als Verist verstand. Ich bin kein politischer Romantiker. Aber ich streue über meine Lageeinschätzung sehr gern etwas von dem, was ich damals den „romantischen Dünger“ nannte.

Sehen Sie: Woher beziehen wir überhaupt die Kraft, uns dem Gegenwind und der Gegenströmung so auszusetzen? Woher beziehen Sie Ihre Kraft? Aus den Honoraren? Aus der preußischen Einordnung in einen Apparat, der vom treuen Dienst lebt? Aus Überzeugung? Schlicht daraus, dass Sie in diese Rolle gerieten, sie annahmen? Ich kenne für jeden dieser Beweggründe dutzende Beispiele, gute Leute oft. Aber ich kenne auch etliche, bei denen es ist wie bei mir: Der Antrieb kommt aus Bildern, Szenen, einer Art Bühnenauftritt, aus fast abseitigen Begriffen wie nutzlos Dienen, verlorener Posten, ego non, Verdichtungsmoment, Freude am Kampf, Plastizität, Formforderung, Mangel an Versöhnung.

Wir sind damit wieder am Anfang: Ich bin Verleger und lese das Leben auch (nicht nur, aber auch) wie einen Roman und übertrage das auf meine Arbeit. Das ist der romantische Dünger. Ich bin deswegen kein Politiker geworden, weil ich ihn im Übermaß austeilen und streuen möchte. Ein Politiker darf das nicht, nicht so. Aber stellen Sie sich vor, wir hätten es nur mit pragmatischen Berufspolitikern zu tun, deren Gestaltungsdrang sich am Bau ihrer Karriere und an der Funktionstüchtigkeit in der allgemeinen Fließrichtung erschöpfte? Zum Glück kenne ich einige, die von anderem Schlage sind. Mit ihnen kommt es zu fruchtbarer Zusammenarbeit.

WALLASCH: Sie und ich sind spätestens in ein paar Jahrzehnten nicht mehr da. Wollen Sie Ihren Nachfahren als Don Quijote in Erinnerung bleiben?

KUBITSCHEK: Ich mag Don Quijote nicht recht, hörte seine Abenteuer erst neulich als Hörspiel bearbeitet auf einer langen Autofahrt wieder. Er ist mir fremd. Vorschlag: Wir beide werden in Erinnerung bleiben als diejenigen, die eine Spur zogen. Grabsteinspruch: Er zog eine Spur. Besser als: Er hat sich bemüht. Oder?

WALLASCH: Danke für das Gespräch!

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