Militärexperte Richter gegenüber ntv: "Wir brauchen den Dialog mit Russland"

Kriegskurs der grünen Bundesregierung wankt – Bisher treue Medien befürworten Friedensverhandlungen

von Alexander Wallasch (Kommentare: 3)

Militärexperte Richter plädiert gegenüber dem Nachrichtenportal dafür, „sich möglichst bald auf den nötigen Dialog (zu) besinnen, der einem Waffenstillstand vorangeht“.© Quelle: Pixabay / Joa70, Bildmontage Alexander Wallasch

Man kann es so sagen: Die Front bröckelt jetzt auch bei den Alt-Medien. Selbst Nikolaus Blomes (Leiter Politredaktion) regierungsnahes Medium ntv möchte diesem alternativlos waffenstarrenden Kriegsgetrommel der Grünen um Baerbock und Co nicht mehr bedingungslos folgen.

Nun gut, vielleicht trauen sich Blome und Co aus der Deckung, weil sie nicht mehr sofort einen auf den Deckel bekommen vom ukrainischen Botschafter Andrej Melnyk. Der so anstrengende Hetzstiefel ist nämlich jetzt nach Hause abberufen worden.

Beim Sender darf sich jetzt der Militärexperte Wolfgang Richter für Friedensverhandlungen aussprechen. Richter ist Oberst a.D. der Bundeswehr und forscht bei der Stiftung Wissenschaft und Politik unter anderem zum NATO-Russland-Verhältnis.

Und besser als mit der Einstiegsfrage an Richter kann ntv kaum anzeigen, dass sich der Wind gedreht hat. Die Fragesteller flehen Richter direkt an, den bisherigen Pfad des Kampfes bis zur Niederlage Russland aufzugeben:

ntv.de: „Dieser Krieg muss – wie die allermeisten Kriege zwischen Staaten – am Ende über Verhandlungen beendet werden, darüber herrscht wohl weitgehend Konsens.“

So einen Konsens gab es allerdings bisher gar nicht. Interessant auch: Weil der so genannte Mainstream einknickt, werden die sogenannten Alternativen Medien fast automatisch noch direkter. Die Weltwoche beispielsweise hat nach dem weinerlich aggressiven Abgang von Hendryk M. Broder jetzt sogar Jürgen Todenhöfer ein Forum geboten. Und der war in den letzten Tagen immer noch etwas schriller geworden mit seiner Friedensbazooka.

Militärexperte Richter plädiert gegenüber dem Nachrichtenportal dafür, „sich möglichst bald auf den nötigen Dialog (zu) besinnen, der einem Waffenstillstand vorangeht. Andernfalls wachsen die Verluste ins Unermessliche, ohne dass sich die Lage entscheidend ändert.“

Und auch zu Lawrows Ausgrenzung auf dem G20-Gipfel hat Richter eine Meinung: Es hätte im Vorfeld keinerlei Versuche gegeben, zu sagen, „wir reden mal miteinander“.

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Richter erinnert daran, „dass immer, wenn Kanzler Scholz oder Frankreichs Präsident Macron zum Hörer greifen, um mit Putin zu sprechen, vor allem osteuropäische Staaten sofort protestieren und von Verrat sprechen“.

Der Militärexperte hat auch eine konkrete Idee, wie diese Verhandlungen beginnen müssen:

„Substantielle Verhandlungen beginnen nicht durch öffentliche Rhetorik auf der oberen Ebene, sondern auf kleiner Flamme. Die fangen in vertraulichen Gesprächen an, in sogenannten Back Channels. (…) Back Channels sind etwa die trilaterale Deep Cuts Commission und der Track II-Dialog zwischen Angehörigen der Russischen Akademie der Wissenschaften und Vertretern amerikanischer und europäischer Institute. So kann man zumindest Kanäle offenhalten bis zu dem Moment, an dem die Einsicht reift, dass man miteinander über die Kriegsbeendigung auch formell verhandeln muss.“

Warum gibt es noch keine Verhandlungen? Neben dem Kriegsgeschrei westlicher Politiker wie Baerbock und Co liegt das nach Richter vor allem daran, dass beide Seiten noch daran glauben, „entscheidende Vorteile auf dem Gefechtsfeld erzielen zu können, die durch Verhandlungen nicht gesichert werden könnten. Das dürfte sich ändern, je mehr der Abnutzungskrieg auf einen Erschöpfungszustand hinsteuert.“

So betrachtet hätte der Militärexperte Richter auch ein potenzieller Unterzeichner des so angefeindeten Friedensaufrufs von Alice Schwarzer sein können.

Damals kommentierte der schrille grüne Lautsprecher Anton Hofreiter diesen Wunsch nach Frieden so:

„Ich dachte mir: (Das ist ein Beispiel für) die typische paternalistische, deutsche Arroganz, die wir seit Jahrzehnten und ganz traditionell den Ländern und Menschen gegenüber bringen, die zwischen Deutschland und Russland liegen.“

Derselbe Hofreiter erklärte den Deutschen gerade zur drohenden Energiekrise: „Bei 19 Grad erfriert man nicht.“ Als Nächstes wird dann von den Grünen wahrscheinlich ein Winterhilfswerk gegründet und es gibt verpflichtende Kurse für Sockenstricken. Auch für Männer. Jedenfalls bis zur Einberufung.

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