Die AfD hat ein 74-jähriges Problem

Kriegstreiber oder vaterlandloser Lump? Groteske Entgleisung des Flecktarn-AfD-Abgeordneten Lucassen

von Alexander Wallasch (Kommentare: 15)

Nie war die AfD in Gestalt dieses furchtbaren Schreihalses Lucassen so gestrig wie heute.© Quelle: Youtube/Bundestag, Screenshots, Severim Dagdelem via X, Montage: Wallasch

Der Camouflage-AfDler Lucassen reiht sich ein in den Chor der Kriegstreiber um den CDU-Abgeordneten Kiesewetter und einen kriegsgeilen Bundeskanzler. Hier fällt die Brandmauer offenbar zuerst – übrigens wider dem Geist der Bundeswehr und den Werten der Bundesrepublik. Es ist grauenvoll und abstoßend.  

Steiner: „Los Stransky, nehmen Sie ihre Waffe!“ Stransky: „Na gut Steiner, ich werde ihnen zeigen wie ein preußischer Aristokrat kämpfen kann!“ Steiner: „Und ich werde ihnen zeigen wo die Eisernen Kreuze wachsen!" (aus „Das Eiserne Kreuz“, 1977)

Ich habe eine Idee, wie jemand psychologisch aufgestellt sein muss, der sein gesamtes Berufsleben hindurch als Offizier nach unten runter eine große Schnauze haben durfte, der nie diskutieren musste, sondern befohlen hat, weil es ja immer jemanden gab, der ihm untergeben war.

Hans-Rüdiger Lucassen ist AfD-Bundestagsabgeordneter und steckte vom Abitur an in Flecktarn bis zur Pensionierung. Zeitweilig als Kampfhubschrauber-Kommandeur.

Und ich kann mir gut vorstellen, wie Herr Lucassen in den 1970er und 1980er Jahren unter der Friedensbewegung gelitten hat, möglicherweise sogar bis in die Familie hinein, wenn die Truppe nicht seine einzige Familie war. Ich weiß es, weil ich auf der anderen Seite stand.

Ich habe sogar teilweise Verständnis dafür, dass sich hier über Jahrzehnte ein Druck aufgebaut hat, der sich jetzt Luft sucht. Für Befehlsgebertypen wie Lucassen ist mit dem wahnsinnigen deutschen Engagement im Ukrainekrieg die Stunde der Genugtuung ausgebrochen. Der Ukrainekrieg wurde von Scholz und Merz als deutsche Schicksalsfrage markiert – was früher „lieber rot als tot“ hieß, soll jetzt mit einem Endsieg auf dem Roten Platz enden?

Und nie war die AfD in Gestalt dieses furchtbaren Schreihalses Lucassen – wir kommen sofort dazu – auch so gestrig wie heute. Denn wieder wird ein blutiger Wahnsinn mit „Verteidigungsfähigkeit“ argumentiert. Es kann ja zu keinem schlechteren Zeitpunkt kommen. Die militärische Eskalation widerspricht zudem elementar dem Auftrag der Bundeswehr, wie er zur aktiven Zeit von Oberst Hans-Rüdiger Lucassen formuliert wurde.

Lucassen wurde im August dieses Jahres gefragt, ob er es aktiv im BT-Verteidigungsausschuss unterstützt, „dass Jugendliche auf der Spiele-Messe Gamescom "spielerisch" für die Kriegstüchtigkeit der Bw rekrutiert werden“.

Die Antwort des AfD-Flecktarnabgeordneten:

„Angesichts der Personalnot ist es nachvollziehbar, dass die Bundeswehr auch auf einer Messe wie der Gamescom präsent ist, um junge Menschen zu erreichen. Auch mit unkonventionellen Methoden.“

Lucassen ist also der Typ „unkonventioneller Methoden“. Ein kleiner Rumsfeld? Denn was da zu hören ist, erinnert an die Dialektik eines Donald Rumsfeld. Darin gefällt sich Lucassen. Der damalige Pentagon-Chef Rumsfeld hatte im Dezember 2002 folterähnliche Verhörmethoden ausdrücklich genehmigt.

Für Lucassen muss der russisch-ukrainische Krieg jetzt zwingend zu einem Krieg mit deutscher Beteiligung eskalieren, damit der 74-Jährige noch seine ausschließlich (gottseidank) in Bundeswehr-Manövern erlangte Expertise loswerden kann. Die schmalen Fenster eines Einsatzes der Bundeswehr in der Nachkriegszeit etwa im ehemaligen Jugoslawien oder Afghanistan blieben für Lucassen verschlossen. Er saß weiter in der Etappe.

Lucassen ist der Typ Hauptmann von Stransky in „Das eiserne Kreuz“. Der allerdings griff noch selbst zur Knarre, der Flecktarn-Abgeordnete wird nicht mehr an die Ostfront gelassen, der Rentner wäre eine Gefahr für die kämpfende Truppe. Stattdessen sieht er seine letzte Chance, nochmal deutsche junge Männer in den Drohnentod zu schicken, als „alter Hase“ vom Kartentisch aus.

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Ach was, sagen wir es deutlicher: Es ist so dermaßen zum Kotzen, weil es ein Widergänger ist, ein Rückfall, weit weg von jenem Wertesystem der Deutschen, das den Frieden zu bewahren als oberstes Gebot auch über jede Bundeswehrkaserne gemeißelt hat! Ohne diesen Geist und Ethos gäbe es unsere westliche Zivilisation längst nicht mehr. Die Werte des Westens sind friedensbewegt!

Und zu den wenigen echten friedensbewegten Politikern, die wir gegenwärtig noch haben, gehört nun mal Sevim Dağdelen vom BSW.

Die Ex-Bundestagsabgeordnete empörte sich nun – wir sind bei Stein des Anstoßes angekommen – über das Video eines gespenstisch wirkenden nächtlichen Fackelappells der Bundeswehr in Litauen und wurde dafür von einem vollkommen entfesselten AfD-Abgeordneten Lucassen übelst beleidigt.

Und feige noch dazu! Denn wo es ans Beleidigen geht, fehlen dem alternden Etappenhengst auch noch die Eier, die mutige Frau Dağdelen direkt anzugreifen, er flüchtet sich ins Allgemeine – was für ein Hasenfuß!

Sevim Dağdelen kommentierte den martialischen Instagram-Fackelfilm wie folgt:

„Ist die Anlehnung an NS Ästhetik Zufall oder Absicht im Propagandavideo des Deutschen Heeres an der Ostfront mit Generalleutnant #Freuding bei der Panzerbrigade Litauen @BMVg_Bundeswehr ??? -Was für ein Mummenschanz!“

Und hier die ungekürzte Antwort des AfD-Bundestagsabgeordneten Hans-Rüdiger Lucassen, der Sevim Dağdelen mit „Lumpen-Pazifist“ und „vaterlandslosen Lump“ in Verbindung brachte und ihr ein „Schandmaul“ bescheinigt.

Diese Entgleisung und Verneinung unseres Wertesystems in jeder Hinsicht muss innerhalb der AfD Folgen haben. Wenigstens dort! Denn es steht zu befürchten, dass die Kriegstreiber der Union, der SPD und der Grünen von diesem Irrsinn noch klammheimlich erfreut sind. Hier der irre Text eines entfesselten Bundeswehr-Rentners:

„Es ist bezeichnend wie Linke und Lumpen-Pazifisten (aber auch Teile der Meta-Rechten mit Bürostuhl-Ritterkreuz) über das Video des Deutschen Heeres herfallen. Sie eint, dass sie alle keine Erfahrung in der deutschen Militärkultur haben. Sie eint, dass sie keine Antworten haben und ihre immensen Logikbrüche mit akademischem Gehabe und außenpolitischen „Geheimkenntnissen“ übertünchen. Sie waren nie dabei, sind nicht Teil dieser Kaste und verstehen es nicht. Aber statt zu schweigen und sich zu fragen, warum sie in ihrem Leben nie einen Eid auf das deutsche Volk schwören wollten, zerreißen sie sich ihre Schandmäuler. Die Aufstellung der Litauen-Brigade muss man politisch nicht unterstützen. Wer allerdings die Soldaten, ihre Kultur und ihre Eid in den Dreck zieht oder verächtlich macht, ist im besten Fall ein ambitionsloser Wicht, im schlimmsten Fall ein vaterlandsloser Lump.“

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