Überraschung: Wenn die ZEIT morgens an der Tür klingelt

Leichenschändung der ZEIT: Eine Menschenjagd auf die Sylt-Gröler

von Alexander Wallasch (Kommentare: 9)

Hannah Knuth für die ZEIT auf Sylt© Quelle: WDR, https://x.com/hannahknuth, Screenshot, Montage: Wallasch

Junge Erwachsene haben Mist gebaut: Sie haben auf Sylt menschenfeindliche Lieder gesungen – strafbar war das nicht. Aber sie sind dafür Mitte 2024 auf beispiellose Weise medial gejagt und hingerichtet worden. Der „Zeit“ ist das noch nicht genug, sie gräbt die Leiche einfach wieder aus.

Parteiübergreifend waren sich viele Vertreter aus Medien und Politik zuletzt einig, dass die Bloßstellung und Hetzjagd des öffentlich-rechtlichen Moderators Jan Böhmermann gegen einen Youtube-Influencer abstoßend und widerlich war.

Der eine oder andere lernte dabei ein neues Wort: Der Anglizismus „Doxxing“ steht hier für eine neue Form der Selbstjustiz, ein öffentliches an den Pranger stellen von Menschen, die man gegen ihren Willen aus einer selbstgewählten Anonymität an die Öffentlichkeit zerrt.

In Böhmermanns Fall war das ein Youtuber, der unter dem Pseudonym „Clownswelt“ einen Kanal mit über 200.000 Followern betreibt. In der Folge wurde der Influencer aus einer Band ausgestoßen, in welcher er spielte, seine Eltern wurden belästigt, sein Umfeld rundherum vom ZDF ausspioniert.

Diese neue Kultur der Hetze, des Hasses und der Diffamierung und Denunziation wird jetzt offenbar epidemisch. Irgendwas muss in bestimmten Menschentypen angelegt sein, das explodiert, wenn nur einer wie Böhmermann den Anfang macht und aufs Knöpfchen drückt. Jüngstes Beispiel ist die „Zeit“ und hier insbesondere das Ressort „Z“, das verantwortlich zeichnet für ein 2025 besonders widerliches Nachtreten und Nachstellen gegen Menschen, die das falsche Lied gesungen, sich dafür hinreichend entschuldigt und trotzdem teilweise ihre Jobs verloren und gegenüber der Familie und dem Bekanntenkreis als Nazi-Monster verzerrt wurden.

Die Rede ist von jungen Partygästen auf Sylt, die vor einem Jahr betrunken vor einer Bar rassistische Parolen grölten. Der linke Mainstream ritt das kurze Video des Ereignisses rauf und runter. Arbeitgeber und Universitäten übten sich fleißig in Distanzierungen und Kündigungen. Jeder, der sich ein bisschen sauber machen wollte, nutzte die Gelegenheit. Auch das ist eine neue deutsche Unkultur bis hin zu Regenbogenflaggen vor Autokonzernen wie Volkswagen und Lebensmitteldiscountern wie Rewe, die ebenfalls vom eigentlichen Tun ablenken sollen.

Sylt ist jetzt über ein Jahr her. Selbst der stärkste Gaul ist irgendwann totgeritten, die Geschichte rauf und runter gesungen worden. Aber nicht so für die „Zeit“. Im Stile von Jan Böhmermann schwärmten jetzt Redakteure aus und klingelten an fremden Türen. Nein, nicht an solchen von Verbrechern oder politischen Hassrednern, sondern bei Menschen, die für eine nicht justiziable Stammtisch-Dummheit übermäßig viel Lehrgeld bezahlen und schwer büßen mussten – ja, in einem Fall gab es Arbeitsstunden und Geldstrafe für das Zeigen verbotener Zeichen.

Offenbar angespitzt von Böhmermann zog die „Zeit“ noch einmal los und machte erneut Jagd auf die Beteiligten, um nachzuschauen, wie vernarbt die ein Jahr alten Verletzungen heute sind. Mit dem Finger in der Wunde. Anwalt Markus Haintz empörte sich als Erster per X darüber:

Wenn Zeitschriften Richter & Henker spielen
Wenn Menschen für eine offenkundig zulässige Meinung in einer vermeintlich funktionierenden Demokratie den Job verlieren, weil journalistische Hetzer eine mediale Hexenjagd betreiben, dann wird jeder Rest von Rechtsstaatlichkeit ausgehebelt. #Sylt

Wie wäre es, wenn ihr mit eurer Menschenjagd aufhört, @zeitonline ? Junge Menschen, die nichts Verbotenes getan haben, sollten nicht von reichweitenstarken Zeitschriften terrorisiert und verfolgt werden. Hört gefälligst auf damit!

Es ist kaum zu fassen: Die 32-jährige Autorin Hannah Knuth, die jetzt den Nachstellartikel für die „Zeit“ geschrieben hat, wurde 2021 vom „Medium Magazin“ zu den "Top 30 bis 30" Journalisten gewählt. Ebenfalls wurde sie für ihre Arbeit unter anderem mit dem Helmut-Schmidt-Journalistenpreis und dem Deutschen Journalistenpreis ausgezeichnet. Man will gar nicht erst nachschauen, wofür damals. Unter „meine wichtigsten Artikel“ hat Frau Knuth ausschließlich zwei Artikel zum Thema Klimawandel sortiert. Klimaschutz ist ihr Hauptthema. Ist die Redakteurin eine politische Aktivistin? Vielleicht Zeit, mal privat bei ihren Eltern nachzufragen? Nein, natürlich nicht.

Jetzt das Thema Sylt in der Wiederholungsschleife im Mai 2025. Und die erstaunte Feststellung der Autorin, dass die Betroffenen viel Aufwand betrieben und Geld ausgegeben haben, die Nachstellungen und Veröffentlichungen im Netz löschen zu lassen, wo es möglich war.

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Für Hannah Knuth und die „Zeit“ ist das irgendwie ungerecht. Die Autorin spitzt in ihrem Schlusssatz die Lippen, dass es den Betroffenen mit Geld gelungen sei, ein paar der namentlichen und Bildrechte verletzenden Diffamierungen zu löschen:

„Verschwinden zu können, ist auch ein Privileg.“

Zuvor hatte ein Rechtsanwalt Tae Joung Kim gegenüber Knuth erklärt, alles zu löschen, selbst Erwähnungen, denen man Jahre zuvor einmal zugestimmt hat, sei sehr aufwendig. Vieles könne man natürlich versuchen, akribisch selbst zu löschen. Das koste aber eine Menge Energie und es sei teuer: „Wenn man professionell inklusive Gerichtsverfahren gegen alles vorgehen will, was es im Internet über einen gibt, fängt das bei einem fünfstelligen Wert an."

Wer seinen Beruf als Journalist noch ernst nimmt, der muss sich fragen, wie man zu so einer Berichterstattung überhaupt fähig sein kann, wenn Knuth über ihre eigenen überfallartigen Nachstellungen bei den Sylt-Sängern – oder muss man jetzt „Opfern“ sagen? – schreibt:

„Der junge Mann öffnet in Boxershorts, er wirkt ein bisschen verschlafen. Ob man ihn stören dürfe? Es ist ein Mittwochmorgen, zehn Uhr. Er antwortet freundlich.“

Die Autorin fragt, was heute aus den Syltern geworden sei. Warum? Jedenfalls nicht, um darüber zu berichten, welche negativen Folgen diese Diffamierungen und dieses „Doxxing“ tatsächlich gehabt haben und was es für die Betroffenen bedeutet. Das ist kein einfühlsamer Bericht, der aufklären will, was Böhmermann und Co tatsächlich anrichten, das ist Voyeurismus und Klickzahlen-Jagd für die „Zeit“. Das ist eine lupenreine Solidaritätsadresse mit Böhmermann!

Knuth schreibt weiter:

„Wer sich auf die Suche nach ihnen begibt, stößt auf deaktivierte Telefonnummern und verschlossene Türen. Folgt digitalen Spuren, die ins Leere führen.“

Und wieder setzt die „Zeit“ alle indirekten Marker, die notwendig sind, dass es einem Leser nicht schwerfällt, sich direkt zu den Echtnamen durchzuklicken. Die „Zeit“ ersetzt, was die Betroffenen aufwendig und zeitintensiv löschen konnten. Die „Zeit“ füllt die Leerstelle. Der Pranger darf nicht in Vergessenheit geraten.

Die schon verwesende Leiche wird ausgebuddelt und weithin sichtbar an die Stadttore genagelt. Hannah Knuth erweckt sie wieder zum Leben. Eine Zombie-Investigation der „Zeit“.

Ansonsten findet sich in diesem Artikel nichts weiter als eine Nacherzählung der Ereignisse, wie sie bereits in Wikipedia angelegt sind. Neben Klingelstreichen bei den Betroffenen ein Jahr später ist Wikipedia die „investigative“ Leistung von Hannah Knuth für die „Zeit“.

Und noch eine nachstellende Belästigung wird breitgetreten:

„Ein Haus im Allgäu, der Rasen im Garten ist fein gestutzt. Ein Mini Cabrio parkt vor der Tür. Der Mann, der auf Sylt den Arm wie zum Hitlergruß gestreckt hat, lebt jetzt hier, zu Hause bei seinen Eltern. Man will einen Brief persönlich abgeben, verbunden mit der Frage, ob die Familie über das Erlebte sprechen will. Eine junge Frau öffnet die Tür, schüttelt gleich den Kopf. Sie will den Brief nicht einmal entgegennehmen. Bitte gehen Sie wieder, sagt sie, wir wollen nicht reden.“

Gemessen an dem, was tatsächlich in Sylt vorgefallen ist, fragt man sich, ob Hannah Knuth und die „Zeit“ den Verstand verloren haben?

Knuth wundert sich am Ende selbst, dass sich ihre Hausbesuchten alles gefallen lassen:

„Sie sind nicht aggressiv. Sie sind alle höflich, kontrolliert, man könnte sagen: ganz anders als in dem Video.“

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