Die erste Frage, die sich hier aufdrängt: Warum bemüht sich das Leipziger Unternehmen nicht zuerst um jene jungen Menschen, die schon vor Ort sind?
Wie ist es um die einheimischen jungen Menschen ohne Ausbildungsplatz bestellt und was ist mit der großen Zahl an jungen Zuwanderern etwa aus Afghanistan und Syrien, die ohne Ausbildungsplatz oder Arbeit in Deutschland vom Bürgergeld leben?
Warum der Blick ins fast zehntausend Kilometer entfernte Ho-Chi-Minh-Stadt in Vietnam? Die Stadt Leipzig selbst hatte zuletzt 2023 eine Initiative gestartet, in Vietnam um Fachkräfte für die Verkehrsbetriebe zu werben. Auch für zwei größere Leipziger Kliniken wurde bittend nachgefragt.
Alexander-Wallasch.de schickte den Leipziger Verkehrsbetrieben einen umfangreichen Fragenkatalog (Im Anhang). Der Pressesprecher antwortet zwar ausführlich, aber unbestimmt. Zudem blieben Fragen unbeantwortet.
Zunächst beruft sich der Pressesprecher auf eine notwendige Sicherung des Mobilitätsangebots für Fahrgäste, das aus Sicht der Verkehrsbetriebe nicht mehr ohne Auszubildende aus dem weit entfernten Vietnam funktionieren kann. Zwar läge der Fokus auf der Gewinnung von Fachkräften in Deutschland, so der Sprecher, aber da wäre man quantitativ gescheitert.
Zwar sind viele jungen Leute vor Ort. Aber offenbar bildet und betreut man intensiv lieber Vietnamesen aus, als Afghanen oder Syrer, die bereits zu Hunderttausenden in Deutschland sind und – zumindest theoretisch – dem Arbeitsmarkt zur Verfügung ständen.
Auf die konkrete telefonische Nachfrage, wie viele Afghanen oder Syrer denn nun in Ausbildung seien, weicht der Pressesprecher aus, dafür müsse er erst aufwendige Recherchen durchführen. Aber offenbar gibt es keine einzigen. Unter den 2500 Mitarbeitern gäbe es wohl etwa 20 Afghanen oder Syrer, teilweise als Hilfskräfte oder welche Aufgaben auch immer diese im Betrieb erfüllen. Auch Ukrainer seien dabei, aber eher im Bereich Begleitservice für eingeschränkte Personen.
Bemerkenswert am Schreiben des Pressesprechers ist die Erwähnung alter DDR-Seilschaften ins kommunistische Vietnam. Bereits zu DDR-Zeiten, so schreibt er, habe es Verbindungen gegeben, auf denen man jetzt aufbauen könne.
Wörtlich heißt es im Antwortscheiben:
„Vielen Dank für Ihre Anfrage. Wir haben uns bemüht Ihnen auf die Schnelle einige Informationen zu Ihren Fragen zusammenzustellen.
Das Engagement der Leipziger Verkehrsbetriebe zur Personalgewinnung setzt, wie in vielen Unternehmen in Deutschland, auf einen Mix von verschiedenen Rekrutierungswegen. Ziel ist die Sicherung des Angebots, der Ausbau und die Dienstleistungserbringung für Fahrgäste im ÖPNV sowie Bürgerinnen und Bürger. Der Fokus liegt auf der Personalgewinnung in Deutschland. Doch dies reicht bereits schon lange nicht mehr aus, um die für den Betrieb erforderlichen Fachkräfte im ausreichenden Maße zu gewinnen. Bestehende bundesweite Fachkräfteengpässe und ein stark ausgeprägter Arbeitnehmermarkt führen dazu, als Unternehmen neue Wege zu gehen. Jeder, der die beruflichen Anforderungskriterien für einen Beruf bzw. Ausbildung bei den Verkehrsbetrieben erfüllt und sich mit dem Verkehrsunternehmen identifiziert, ist herzlich willkommen.
Zusätzlich engagiert sich das Unternehmen zur Fachkräftegewinnung auf vielfältigen Wegen. Bereits in den letzten Jahren wurden Menschen mit Integrations- und Migrationshintergrund aus anderen Ländern ebenso gewonnen, wie Fachkräfte in Deutschland. Verstärkt werden seit dem letzten Jahr in Zusammenarbeit mit dem Integrationsnetzwerk Leipzig Bildungs- und Vorbereitungskurse auf einen möglichen Einstieg im Verkehrsberufe durchgeführt. Darüber hinaus besteht enge Zusammenarbeit mit der Bundeagentur für Arbeit und Jobcenter vor Ort. Auch hier sind Menschen bereits bei den Leipziger Verkehrsbetrieben über diesen Weg eingestiegen. Ohne eine Fachkräftezuwanderung und Gewinnung über neue Wege - auch außerhalb von Deutschland - , könnten in zahlreichen Branchen viele Dienstleistungen nicht in dem Umfang erbracht werden. Das betrifft unter anderem auch die Verkehrsbranche.
Vor diesem Hintergrund ist ein weiterer zusätzlicher Weg mit dem Vietnam-Programm entstanden, um zusätzliche Fachkräfte anzuwerben. Das Programm ist im Rahmen der Städtepartnerschaft zwischen Leipzig und Vietnam, Ho-Chi-Minh-Stadt, im Jahr 2023 ins Leben gerufen worden. Im Rahmen der Wirtschaftsdelegation wurden unter anderem die Verkehrsberufe der LVB vorgestellt und für eine Fachkräfteausbildung in Deutschland geworben. Dabei werden für die Fachkräftegewinnung aus dem Ausland und damit zusammenhängende Visumsgrundlagen und erforderliche Genehmigungen auf Basis der jeweils gültigen Rechtsgrundlagen vorgenommen. Sprachkurse werden von staatlich anerkannten Institution über das BAMF genutzt und mit dem betrieblichen Einstieg kombiniert. Eine enge Zusammenarbeit besteht in Leipzig mi der Vietnam-Community, die bereits seit der DDR-Zeit fest zu Leipzig gehört und ein Teil vom Leipziger Leben ist. Weitere detailliertere Informationen sind aufgrund der Wahrung von Betriebs- und Unternehmensinterna nicht möglich.
Weitere Informationen finden Sie auch hier:
https://www.leipzig.de/presse/medieninformationen/medieninformation?tx_ewerkpressrelease_pressrelease%5Baction%5D=show&tx_ewerkpressrelease_pressrelease%5Bcontroller%5D=PressRelease&tx_ewerkpressrelease_pressrelease%5BpressRelease%5D=15409&cHash=8eec532cd3709d359177fe18b5932b6c
https://www.leipzig.de/presse/medieninformationen/medieninformation?tx_ewerkpressrelease_pressrelease%5Baction%5D=show&tx_ewerkpressrelease_pressrelease%5Bcontroller%5D=PressRelease&tx_ewerkpressrelease_pressrelease%5BpressRelease%5D=15420&cHash=a935659dfa7d4a7c65de5b82ac56a6e9
Freundliche Grüße
Pressesprecher für die Leipziger Verkehrsbetriebe in der Konzernkommunikation der Leipziger Gruppe“
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Ihre Unterstützung zählt
Hier im Anhang unsere Fragen an die Pressestelle der Leipziger Verkehrsbetriebe:
Sie werben im Ausland um Fachkräfte. In welchen Ländern konkret mit welchem Erfolg?
Auf welcher Rechtsgrundlage passiert das, mit welchen Behörden, Ämtern, Amtspersonen, Parteien oder Politikern wird hier zusammengearbeitet?
Sind NGOs bei der Suche behilflich, wenn ja, welche?
Was sind die Auswahlkriterien?
Welche Aufenthaltstitel werden hier genutzt um die Ausbildung überhaupt absolviere zu können?
Was ist mit den Millionen Arbeitslosen hierzulande? Gibt es da kein Ansinnen/ Förderung der Agentur für Arbeit, sich zunächst explizit um diese Klientel zu bemühen?
Wie stellt sich der Staat/Land/Stadt hier dem Unternehmen gegenüber auf? Wie funktioniert das überhaupt, welche Absprachen oder Genehmigungen gibt es?
Warum wird nicht zunächst hier geschaut? Um eine deutsche Schulqualifikationen kann es ja nicht gehen, die bringen etwa Vietnamesen naturgemäß auch nicht mit ...
Was ist mit der großen Zahl an jungen und arbeitslosen Asylanten? Warum wird nicht versucht, jemanden zu finden, der schon hier ist? Oder hat man das schon erfolglos getan?
Und zuletzt: In der DDR gab es viele vietnamesische Gastarbeiter und Auszuzbildende. Wurde hier auch auf bestehende Kontakte zurückgegriffen? Welche?
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Kommentar von .TS.
Im Versandhandeln kann man Bestelltes wieder zurückgeben und umtauschen wenn es den erhofften Kriterien nicht genügt. Und wie sieht es mit "Fachkräften" aus die nicht halten was versprochen wurde?
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Kommentar von Mad Max
… ich habe Vietnamesen und andere Ost-Asiaten als ausgesprochen höfliche und fleißige Menschen kennengelernt. Doch darum geht es hier nicht.
Ich frage mich wie Deutschland nach '45 den wirtschaftlichen Wiederaufstieg hingelegt hat … nicht wirklich, gewiss aber ist; Mohammedaner und sonstige 'Zuwanderung' aller Couleur waren nicht dabei.
Vorschlag; schickt die sozialistischen Klugscheisser an die Werkbank, in die Produktion. Make Germany Great Again.
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Kommentar von Petra Wilhelmi
In der DDR hat man eben gute Erfahrungen mit den Vietnamesen gemacht. Sie waren auch gut angesehen, fleißig, höflich und sehr dienstleistungsorientiert für die Deutschen. Beim Anschluss an den Westen hat der Westen viele der Vietnamesen ja rausgeschmissen. Tja, den Wessis waren wohl ihre Muslime wichtiger. Gottseidank konnten sich auch ein paar Vietnamesen retten. Unser Obst- und Gemüseladen gehört einer vietnamesischen Familie und ein Textilgeschäft auch mit hervorragenden Service. Dagegen stinkt jedes deutsche Geschäft ab.
Herr Palmström, man hat mitnichten generell Originalstoff für Jeans gehabt. Bei uns gab es einen Laden, wo Stoffe in großer Auswahl verkauft worden sind. Die hatten tollen Jeansstoff. Wenn dieser vorrätig war, stand vor dem Laden eine riesengroße Schlange von Vietnamesen. Bezahlung war nicht in Dollar, sondern die haben das mit DDR-Mark bezahlt.
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Kommentar von Palmström
Nun „DDR Seilschaften“ bestehen eher nach Hanoi als nach Saigon. Im Schlepptau kamen auch damals Leute aus Süd-Vietnam. Die hatten den Vorteil das sie $ besaßen und so an Stoff etc für Orginal-Levi’s kamen. Die Frauen schneidertet auf DDR Nähmaschinen (Singer) dann massgerecht Hosen. Das war dann echt win win an der Basis.