Im Interview gibt sich der neue Bundeskanzler geradezu geknickt über eine der letzten Amtshandlungen der Vorgängerregierung Scholz bzw. deren Innenministerin Nancy Faeser und dem Bundesverfassungsschutz:
ZEIT: Die AfD wurde vom Verfassungsschutz zuletzt als gesichert rechtsextrem eingestuft. Überzeugen Sie die Belege, die der Verfassungsschutz aufgeführt hat?
Merz: Ich bin nicht glücklich mit dem Ablauf dieses Verfahrens. Da wird von der alten Regierung ohne sachliche Prüfung ein Bericht vorgestellt, der gleichzeitig als Verschlusssache eingestuft ist. Die AfD klagt dagegen. Ich kenne den Inhalt dieses Berichtes nicht, ich will ihn ehrlich gesagt auch nicht kennenlernen, bevor nicht das Bundesinnenministerium daraus eine Bewertung abgeleitet hat.
ZEIT: Wann rechnen Sie damit?
Merz: Das wird einige Wochen und Monate dauern.
ZEIT: Und vorher werden Sie auch nichts zu einem möglichen Verbotsverfahren sagen?
Merz: Ich bin bei Verbotsverfahren gegenüber politischen Parteien immer schon sehr skeptisch. "Aggressiv kämpferisch" gegen die freiheitlich-demokratische Grundordnung zu arbeiten, das muss nachgewiesen werden. Und die Nachweispflicht liegt ausschließlich beim Staat. Das ist eine klassische Aufgabe der Exekutive. Und ich habe mich innerlich immer dagegen gewehrt, aus der Mitte des Bundestages heraus Verbotsverfahren zu betreiben. Das riecht mir zu sehr nach politischer Konkurrentenbeseitigung.
Kanzler Merz behauptet hier also, den Bericht nicht einmal zu kennen. Zudem inszeniert er sich als Kritiker des Berichtes und der ursprünglichen Geheimhaltung „Verschlusssache“. Und indem er erklärt, das Bundesinnenministerium müsse erst zu einer Bewertung kommen, befeuert er noch die von Nancy Faeser behauptete Unabhängigkeit des Verfassungsschutzes, der dem Bundesinnenministerium allerdings wie ein Hund dem Herrn folgen muss. Unabhängig davon, ob er mal vor Publikum an die lange Laufleine durfte.
Jetzt muss man nur noch dieses Interview mit einer Befragung des Kollegen Florian Warweg auf der Bundespressekonferenz zusammenbringen, schon kann man 1 und 1 zusammenzählen und einschätzen, wie ehrlich Merz tatsächlich in der Sache gewesen ist.
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Antworten bekommt Warweg (veröffentlicht am 6. Mai) von Lars Harmsen, einem Sprecher des Bundesinnenministeriums.
Florian Warweg: Noch eine grundsätzliche Verständnisfrage: Jetzt gilt es ja eher als unüblich, dass man buchstäblich in den letzten Amtstagen noch entsprechende Schritte mit solchen Auswirkungen beschließt oder verkündet. Vor diesem Hintergrund würde mich noch interessieren: War dieser Schritt denn abgesprochen mit Herrn Merz und seinem Nachfolger Dobrindt?
BMI-Sprecher Lars Harmsen: Die Bundesinnenministerin hat sich am Freitag ja dazu geäußert, sowohl in einem Statement als auch dann abends im ARD-Brennpunkt. Wir haben immer gesagt, dieses Gutachten wird veröffentlicht – nicht das Gutachten selber, aber das Ergebnis der Prüfung wird veröffentlicht – in dem Moment, wo es bei uns im BMI vorliegt (…) Letzte Woche Montag ist dieses Gutachten bei uns eingegangen und wir haben es dann am Freitag in seinem Ergebnis kundgetan. Frau Ministerin Faeser hat am Freitagmorgen sowohl den wahrscheinlich künftigen Bundeskanzler, Herrn Merz, als auch ihren wahrscheinlichen Amtsnachfolger, Herrn Dobrindt, darüber informiert und sich darüber auch ausgetauscht.
Der spätere Kanzler Friedrich Merz und Bundesinnenminister Alexander Dobrindt waren also informiert und man hat sich ausgetauscht. Informiert über die Veröffentlichung, ausgetauscht über die Inhalte? Und Merz hat dann gesagt: Das finden wir nicht gut, lasst das bitte, und Nancy Faeser (SPD) hat es dann trotzdem gemacht? Vorstellbar, aber wenig wahrscheinlich. Viel wahrscheinlicher ist doch, dass Merz heilfroh darüber war, dass Faeser diesen Brandsatz Richtung AfD sogar im Wissen geschmissen hat, dass die neue Regierung ihre Hände in Unschuld waschen und diese gärigen über 1000 Seiten ein ordentliches Feuer gegen die AfD entfachen können.
„Ich habe mich innerlich immer dagegen gewehrt“, sagt Friedrich Merz zu einem Verbotsverfahren. Überhaupt nicht gewehrt hat sich der zehnte Kanzler der Bundesrepublik gegen die Bekanntgabe des Verfassungsschutzes, die AfD sei per Gutachten als „gesichert rechtsextrem“ eingestuft worden. Hat Merz gelogen?
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Kommentar von Ombudsmann Wohlgemut
Also will er die AfD trotzdem verbieten, nur nicht aus der Mitte des Bundestages heraus, sondern über Umwege.
Lächerlich, besonders bei einem Kanzler, der es nicht mal auf Anhieb ins Amt schaffte, dem man nicht über den Weg traut und unsicher ist, wie lange er überhaupt unser vorgesetzter Führer bleibt.
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Kommentar von .TS.
Man muß sich nur den Kopulationsvertrag von BlackRotz durchlesen, dann weiß man: Merzel ist nicht nur Mitwisser, sondern Komplize. Samt seiner gesamten Bande.
@gnomen est Omen: Die Blackrocker haben stets betont daß die Brandmauer oberste Priorität hat. Bis heute wurde das unter Inkaufnahme aller (willkommenen?) Verluste auch durchgezogen.
Ebenso war von Anfang an klargestellt daß die Blackrocker voll auf Pistolius-Kriegsbereit-Kurs sind - auch hier bislang ungebrochen.
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Kommentar von gnomen est Omen
Sie stellen die Frage:
"Hat Merz gelogen ? "
Richtig müsste es heißen:
"Hat Merz jemals die Wahrheit gesagt?"
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Kommentar von Eddy Nova
Was heißt hier eigentlich 'alte Regierung' - das 'Gefaesere' stammt doch eindeutig aus Reihen der Parteien - Bande die auch 50 % der 'neuen Regierungsbande' stellt ! Weltfremd anzunehmen das die 'neuen Regierungsbanden' den Part nicht thematisiert haben.
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Weiter : was soll da eigentlich 'Wochen & Monate' dauern bis es zu einer Bewertung kommt !? Die 1177 Seiten volksfeindlich zusammengetragenem Mist lassen sich binnen weniger Stunden als Bullshit abqualifiziert bewerten ! Nur Idiotas brauchen da länger als einen Nachmittag.
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In Wahrheit dient das dumme Gelabbere vom Merz nur dazu die Nummer noch etwas diskreditierend zulasten der AfD am köcheln zu halten ! Nicht einmal eine Nummer auf dem Flak -Zimmermann Level die den russischen Aussenminister Lawrow öffentlich als 'Hund' bezeichnet findet sich unter den 1177 Seiten Schwachsinn. Und diese Aussage aus Reihen einer Ex Regierungsbande werte ich schon als starken Marker !
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Scheinbar probiert es der aktuelle Regierungsabschaum nun über 'König von Deutschland AfD Bande' - immer im AfD Kontext gehalten wirkt da selbst ein Dementi vom neuen bayrischen Kreuzfreak Clown im Innenministerium im GEZ Staatsmedia Bereich eher wie ein Dementi vom Dementi.
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'Wer einmal lügt ,dem glaubt man nicht' und der BlackRock Freak hat so ziemlich bei allem was er vor der Wahl erwähnte gelogen. Bizarrerweise werten es systemhörige Landsleute heute schon als Ehrlichkeit wenn eine Regierungsbande nach dem Kreuzchenspiel am Wahltag zugibt zuvor dauerhaft gelogen zu haben. Erbärmlich ...
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ENTMERZIFIZIERUNG SOFORT !
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Kommentar von winfried Claus
Mit dem "Gut" ... "Achten" - sollte die AfD jetzt außerhalb der Wahl, einen Wahlkampf machen!
Dem Deutschen Volk - steht Außen --- Der Bevölkerung steht Innen!
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Kommentar von Malka
Ich habe keine Hoffnung mehr bezüglich des Herrn Merz.
Ich weiß nicht, was ihn antreibt.
In der Realität von 2025 lebt er jedenfalls nicht mehr.
Ich denke mal, er ist einfach zu alt.
Die träumen immer noch von ihrer alten Bundesrepublik.
Die war so schön kuschelig- so als Bollwerk zum Bolschewismus- und auf Kosten der in der SBZ Lebenmüssenden… Die können uns aus dem Osten bis heute nicht leiden. Unseretwegen sind die Kuschelzeiten im Westen nach deren Meinung schliesslich zu Ende gegangen..
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Kommentar von Palmström
Mit etwas wohlwollen betrachtet hat es etwas Biden-haftes. Aber was will man erwarten von jemand der den „Souverän“ anläßlich von Wahlen belügt, die rote Linie im Parlament überspringt um den Express nach Kiew nicht zu verpassen.