Kinder sollen die Kirchen „meiden“

Missbrauch: Ein Kinderarzt warnt vor kirchlichen Einrichtungen

von Alexander Wallasch (Kommentare: 13)

„Erziehung hin zu einer bestimmten Religion ist übergriffig.“© Quelle: Pixabay

Dieser Arzt nimmt kein Blatt vor den Mund: Er warnt Eltern vor kirchlichen Einrichtungen und vor Institutionen, die Jugendarbeit betreiben. Kinder sollten solche Angebote meiden. Allerdings bietet derselbe Arzt mRNA-Spritzen ab 3 Jahren an, wie passt das zusammen?

Ein Kinderarzt aus dem baden-württembergischen Bretten hat sich via Instagram mit einem beachtlichen offensiven Kommentar an die Öffentlichkeit gewagt, den zu diskutieren sich lohnen könnte. Die Rede ist von Dr. med. Johannes Garvelmann, der einen „ambulanten privatärztlichen Service für Kinder & Jugendliche, Schwerpunkt Neuropädiatrie“ anbietet.

Dr. Garvelmann schrieb jetzt einen Kommentar auf Instagram zu einer Diskussion über Bewegungsmangel bei Kindern. Einige Kommentatoren hatten gemeint, dass sie ihre Kinder trotzdem weiter mit dem Auto zur Schule bringen und nicht zu Fuß gehen lassen. Die Begründung dafür: Angst vor Pädophilen.

Dr. Garvelmann kommentierte:

„@warnschild Wichtig: Kirchliche Institutionen meiden! Erziehung hin zu einer bestimmten Religion ist übergriffig. Erst ab 14. Geburtstag sollte den Jugendlichen in einem Fach „Ethik“ ein Überblick über religiöse Weltanschauungen vermittelt werden. Wenn sie sich dann einer kirchlichen Einrichtung zuwenden, ist das Missbrauchsrisiko deutlich kleiner. Und ja: Augen auf in Vereinen mit Jugendarbeit.“

Nun sind massenhafte Missbrauchsfälle im Kontext mit kirchlichen Einrichtungen keine Erfindung von Dr. Garvelmann. Eine Erziehung hin zu einem bestimmten Glauben allerdings wird sich interfamiliär in gläubigen Familien schwer vermeiden lassen, wenn man die Kinder nicht den Familien entreißen möchte. Ein religionsfreier Raum zu Hause dürfte dort besonders schwer sein, wo gläubige Muslime oder etwa missionierende freikirchliche Gemeinden involviert sind.

So stellte etwa die taz schon vor über zehn Jahren fest, dass in evangelisch-freikirchlichen Familien Kinder häufig geprügelt werden. Außerhalb dieser Gruppe gehe Gewalt gegen Kinder demgegenüber deutlich zurück, hieß es damals.

Der katholische Journalist Matthias Matussek hat unter anderem in seinem Bestseller „Das katholische Abenteuer“ von seinem „Kinderglauben“ berichtet. Folgt man Dr. Garvelmann, dann wäre Matussek als Kind von Erwachsenen „übergriffig“ behandelt worden, in den Institutionen der katholischen Kirche Missbrauch deutlicher ausgesetzt, als ohne die Kirche.

Überhaupt sollen Kinder laut Empfehlung des Arztes erst ab ihrem 14 Lebensjahr mit kirchlichen Angeboten in Berührung kommen. Dass das eventuell schwierig werden könnte mit den Festtagen und überhaupt dem christlich geprägten Zusammenleben, darüber muss Dr. Garvelmann sprechen, ein Interviewtermin ist bei ihm angefragt.

Dr. Garvelmann macht aber vor dem Kirchentor nicht halt. Für ihn sind gleich alle Institutionen, die Jugendarbeit anbieten, welche, die man im Auge behalten sollte. Das bedeutet, dass der Fußballverein, der Jugendtreff, Kita und Kindergärten die Aufmerksamkeit der Eltern benötigen, wenn sie Missbrauch effektiv minimieren wollen.

Das deutliche Statement ist laut Dr. Garvelmann auf den Schutz der kindlichen Seele ausgerichtet. Der Arzt benennt Orte des sexuellen Missbrauchs.

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Was für den Moment irritiert, ist die Haltung des Arztes zum mRNA-Impfen von Kindern. Diese Impfungen bietet Dr. Garvelmann explizit für Kinder ab drei Jahren an. In einem kurzen Vorgespräch auf einen möglichen Widerspruch zwischen dem Schutz der Kinder vor Missbrauch und seiner Impfbereitschaft angesprochen, sagt Dr. Garvelmann, er sehe da überhaupt keinen Widerspruch, dass passe im Gegenteil sogar gut zusammen.

Auf der Webseite des Kinderarztes ist zentral ein Button angelegt für Terminbuchungen für mRNA-Spritzen für Kinder: „Mit Klick auf den Button unten können Sie einen Corona-Impftermin buchen“. Der Button ist noch ein weiteres Mal zum Ende des Textes angelegt worden.

Dr. Garvelmann erklärt seinen Patienten auch, warum er nur noch Privatpatienten behandelt. Unter anderem heißt es da: „Das System der Basisversorgung durch Kassenärzte in Deutschland ist schwer krank.“ Weil am Kind als Kassenpatienten alles so schnell gehen müsse, um überhaupt etwas zu verdienen, wäre das für Patient und Arzt gleichermaßen unbefriedigend. „Ärzte“, so Dr. Garvelmann, ständen „an der traurigen Spitze bei der Ausprägung von depressiven Störungen, Suchterkrankungen und Suiziden.“

Der Kinderarzt schreibt:

„Möglich ist die Aufrechterhaltung der kassenärztlichen Arbeit nur durch die Tatsache, dass ca. 10 % aller Patienten privatversichert sind. Diese Patienten ermöglichen durch die deutlich bessere Vergütung (denn jeder Termin wird bezahlt) es dem Arzt, die Zahl der Kassenpatienten deutlich zu reduzieren und damit Zeit zu gewinnen, von der alle Patienten und er selber profitiert. Kurzum: Ohne Privatpatienten auch keine kassenärztliche Versorgung!“

Auf der Webseite kann jeder nachlesen, was er bezahlen muss, wenn der Arzt kommt. Da werden beispielsweise unter Fall 3, „Hausbesuch für Vorsorgeuntersuchung eines vierjährigen Kindes (U8). Dauer bei guter Kooperation des Kindes ca. 1 Stunde“ Kosten von 381,78 Euro aufgerufen. Weitere Zusatzkosten sind möglich. So kostet eine psychiatrische Untersuchung zusätzlich 101,99 Euro und für einen Covid-Schnelltest berechnet der Arzt 58,66 Euro zusätzlich.

Wenn Dr. Garvelmann zu einem Interview bereit ist, wird Alexander-Wallasch.de weitere Fragen zur Kritik und Arbeitsweise stellen. Das Interview erscheint dann zeitnah.

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