Aber Gerber teilt auch nicht alles. So haben ihre Follower nur am Rande erfahren, dass die Familie auch eine ukrainische Familie aufgenommen hat. Offensichtlich ist es der so authentisch wirkenden Sächsin und ihren Leuten eine Herzensangelegenheit, Menschen in Not unbürokratisch zu helfen.
Das ist ein Teil der Geschichte von Sophie Gerber, die sie via Instagram teilt. Heute früh kam eine weitere Story dazu, die sehr viele ihrer Follower empörte: Die wegen ihres offenen Umgangs mit ihrer Krankheit so bewunderte Influencerin zeigte sich richtig sauer, empört und teilweise auch am Boden zerstört: Ihre Ukrainer bekamen von heute auf jetzt keine Leistungen mehr. Sie sollten umstellen von Asylleistungen auf Hartz IV. Und so entstand für die Betroffenen aber auch für Gerber eine empfindliche Lücke, welche die Influncerin in einer Video-Botschaft so zusammenfasste:
„Guten Morgen, ich bin gerade so sauer, dass ich das irgendwo loswerden muss. Leider müsst ihr dran glauben, Ihr wisst ja, dass wir eine ukrainische Familie bei uns wohnen haben, und die haben Sozialleistungen bekommen, nicht viel, aber es kam jeden Monat.
Natürlich keine Mietzahlungen oder kein Geld für Strom, das haben alles wir bezahlt. Ja, und letzte Woche kam ein Brief, dass das Asyl oder die Asylleistungen zum 31. Mai eingestellt werden, und dass die ukrainischen Familien doch bitte einen Antrag auf Hartz IV stellen soll.
Und dieser [Antrag] darf nicht in kyrillischer Schrift [ausgefüllt werden]. Die hatten doch diesen Antrag in Kyrillisch und auf Russisch, mussten aber ihre Antworten in deutscher Schrift machen. Was unmöglich ist, denn wenn wir [Deutschen] einen Antrag ausfüllen müssten in kyrillischer Schrift, würden wir es auch nicht hinkriegen.Es sind fast 1.000 Familien in Chemnitz, die das betrifft. Ja, dazu kommt, dass die Sachbearbeiterinnen etwas … brauchen und auch nur acht Stunden am Tag arbeiten. Und natürlich es nicht schaffen in drei Tagen, 1.000 Familien aufzunehmen und irgendwelche Geldzahlungen auszumachen. Oder auszugeben.
So, jetzt ist Folgendes [passiert], dass wir zum 31. Mai oder im Mai kein Geld mehr bekommen haben und das sicherlich auch noch ein paar Tage dauern wird. Und ich habe jetzt in der Stadt Chemnitz angerufen und gefragt wegen Essen und Trinken und wie die Familien sich jetzt diesen Monat versorgen sollen.
Und dann habe ich die Antwort bekommen, ich soll mich an das Jobcenter wenden, da hab ich dann auch angerufen und hatte eine Wartezeit von 14 Minuten, das schaffe ich jetzt leider heute morgen nicht.
Am Ende wird es so sein, dass die Familien nichts essen können werden beziehungsweise ich das bezahlen muss, und ja …an dieser Stelle bin ich einfach nur stinksauer auf die Stadt Chemnitz, Sachsen, das ist einfach unmöglich. Dann nimmt man eine Familie auf, hilft bei Anträgen, ich hab geschaut, dass die Kinder in den Kindergarten gehen, in die Schule gehen, dass es der Mama gut geht, dass sie ärztlich versorgt wird. 1.000 Dinge, die man einfach macht, weil man sie aus Nächstenliebe macht...
Und dann bekommt man null Komma null Unterstützung von dieser blöden Stadt. Entschuldigung, und es wird einfach die Geldleistung eingestellt, einfach keine Möglichkeit. Und [es wird] einfach drauf gehofft, ja, die werden schon irgendwie oder wird schon irgendwer dafür bezahlen. Am Ende bin ich das, die selber vier Kinder hat und krank ist, und trotzdem helfen will, also ich finde, das kann einfach nicht sein, dass man so im Regen stehen gelassen wird.“
Alexander-wallasch.de wandte sich mit der anklagenden Beschwerde von Frau Gerber an die Stadt Chemnitz. Dort werden wir auf eine Presseerklärung und weiteres Online-Material verwiesen, dass man uns gerne zusenden will.
Ihre Unterstützung zählt
Wir erhalten zügig per E-Mail drei Links zu Meldungen der Stadt Chemnitz. Zunächst werden wir auf einen Wechsel der Zuständigkeit verwiesen:
„Rechtskreiswechsel für Ukraine-Geflüchtete - Änderung des
Leistungsträgers für die Sicherung des Lebensunterhaltes (PM 352 vom
25.05.2022)“
https://www.chemnitz.de/chemnitz/de/aktuell/presse/pressemitteilungen/2022/352.html
Des Weiteren auf eine Anlaufstelle für ukrainische Flüchtlinge:
„Moritzhof ist Anlaufstelle für ukrainische Geflüchtete - Ab sofort
Hilfe bei Antragstellung für Sozialleistungen (PM 205 vom 05.04.2022)“
https://www.chemnitz.de/chemnitz/de/aktuell/presse/pressemitteilungen/2022/205.html
Und zuletzt auf einen weiteren Bericht der Stadt:
„Ukrainehilfe – Chemnitz kann mehrere hundert Unterbringungs-Plätze
bereitstellen (PM 113 vom 28.02.2022)“
https://www.chemnitz.de/chemnitz/de/aktuell/presse/pressemitteilungen/2022/113.html
Weitere ausführliche Informationen würden wir zudem hier finden:
www.chemnitz.de/ukrainehilfe
Alexander-wallasch.de veröffentlichte am 20.März ein Interview mit einem Ukrainehelfer aus Braunschweig. Den würden wir gerne zum Fall aus Chemnitz befragen. Und nachhaken, wie es in Braunschweig aussieht. Leider ist er heute nicht erreichbar. Wir reichen seine Antworten hier ggf. nach.
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Kommentar von Trudi
Getreu dem Motto:
Keine gute Tat bleibt ungestraft.
Es gibt Dinge, die beständig sind. Und bleiben.
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Kommentar von Hildegard Hardt
Hier wird genau das praktiziert, was vor Jahren Familien widerfuhr, die Flüchtlinge aus Syrien, Libyen u.a. Fluchtgebieten aufnahmen. Sie waren damals sogar so dumm gewesen, Patenschaften zu übernehmen und damit finanzielle Verpflichtungen einzugehen, wie sie nun einmal aus Patenschaften erwachsen. Erst nach Einschaltung von Anwälten wurden ihnen die Auslagen erstattet, die ihnen vor der Aufnahme der Flüchtlinge fest zugesagt worden waren.
Frau Gerber wäre gut beraten, sich an die "Anwälte für Aufklärung" zu wenden; allein gegen die Stadt Chemnitz zu kämpfen dürfte ein schwieriges Unterfangen sein, denn gutmütige Menschen haben leider keine Lobby.