Wählen Sie nicht AfD, machen Sie keinen „Rabatz wegen eines bisschen Spaß an der Freude“

Nach Gutsherrenart: Würth-Milliardär ermahnt Mitarbeiter, nicht AfD zu wählen

von Alexander Wallasch (Kommentare: 16)

Ein weltferner Schrauben-Patriarch reicht der grünen Ideologie an© Quelle: Youtube Würth Group / Screenshot

Was für ein übergriffiger Ausfall und was für eine Entgleisung aus der Mottenkiste des Unternehmertums: Einer der reichsten Menschen der Welt belehrt ausgerechnet jene Mitarbeiter, die sein Unternehmen – oft sogar über mehrere Generationen – durch ihre Arbeitsleistung erst groß gemacht haben.

Unternehmen haben drei wesentliche Aufgaben: Ein brauchbares gutes Produkt oder Dienstleistungen anzubieten, alle Mitarbeiter angemessen zu bezahlen und die staatlichen Vorgaben zu erfüllen. Sich politisch-aktivistisch aufzustellen oder gar Mitarbeitern Wahlempfehlungen zu geben, gehört definitiv nicht zu diesen Aufgaben. Insbesondere dann nicht, wenn sich die Ampel wünscht, alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens zu kontrollieren und dafür die Unterstützung der Unternehmen einfordert.

Die Süddeutsche Zeitung veröffentlichte Anfang Dezember 2023 in einem Artikel einen paradox klingenden Absatz:

„Große Unternehmen profilieren sich gerne, indem sie sich von Rassismus distanzieren und demokratische Werte anmahnen. Aber offen die AfD und ihre Positionen zu kritisieren, fällt vielen schwer.“

Paradox, weil man den ersten Satz noch als eine Kritik an einer unternehmerischen Profilierung lesen könnte, während im zweiten Satz eingefordert wird, eben genau das zu tun und sich gegen die AfD und ihr Programm zu positionieren.

Zuletzt hatte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) das Unsagbare gewagt und eine weitere Kampagne gestartet, einen missliebigen Mitbewerber auszuschalten, indem sie deutsche Unternehmen aufforderte, sich von der AfD zu distanzieren.

Und Faeser tat das mit einem denkbar unsinnigen Argument: Sie sagte dem „Handelsblatt“, das „Klima der Spaltung und der Ressentiments, das die AfD schürt“, schrecke hoch qualifizierte Arbeits- und Fachkräfte aus dem Ausland ab.

Nun ist allgemein bekannt, was qualifizierte Ausländer abschreckt, nach Deutschland zu kommen und hier zu arbeiten. Es ist vor allem die Politik der Ampel in fast jeder Beziehung: von der Wirtschafts- über die Energie- bis zur Migrationspolitik.

Der eine oder andere wird sich noch an Dieter Zetsche, den ehemaligen Chef von Daimler erinnern, der Ende 2015 von einem möglichen neuen Wirtschaftswunder sprach angesichts von einer Million Fachkräfte, die nach Deutschland gekommen seien. Heute, bald zehn Jahre später, wird klar, dass Zetsche lieber die eingangs erwähnten drei Hauptaufgaben eines Unternehmens beherzigt hätte, anstatt so einen Quatsch zu verbreiten. Schuster bleib bei deinen Leisten.

Sich auf diese Weise einer Bundesregierung anzudienen, um Vorteile für sein Unternehmen zu erhoffen oder nur, um seine persönliche politische Haltung vor seinen Mitarbeiter auszubreiten, hat mehr als nur ein Geschmäckle. Historisch betrachtet ist es die Gleichschaltung von Unternehmen, die Mahnung sein soll, sich auf keinen Fall vor den Karren einer Regierung, der Herrschenden oder eines Regimes spannen zu lassen.

Reinhold Würth, der vielfache Milliardär und Gründer des Würth-Schrauben-Imperiums mit heute über 80.000 Mitarbeitern, hat all das mit fast 90 Jahren nicht beherzigt und sich von Nancy Faeser und Co vor deren politischen Karren spannen lassen.

Ausgerechnet der Mann, der 2008 nach einer Verurteilung wegen Steuerhinterziehung die österreichische Staatsbürgerschaft annahm und ernsthaft erwogen haben soll, seinen Firmensitz in die Schweiz zu verlegen, will seinen Mitarbeitern – und über die Verbreitung der Medien letztlich allen Deutschen – über einen mehrseitigen Brief Vorträge darüber halten, dass die AfD Deutschland in eine „Demokratur oder Diktatur“ führe.

Rund 25.000 Mitarbeiter von Würth haben per Rundschreiben Post von ihrem Senior erhalten. Viele von ihnen werden darüber mehr als nur peinlich berührt gewesen sein. Nicht zu vergessen: Diese Mitarbeiter sind existenziell von ihrem Unternehmen abhängig. Bisher ist nichts darüber bekannt, ob der Betriebsrat oder die Gewerkschaften entsprechend gegen diesen Versuch so einer exzessiven politischen Beeinflussung protestiert haben.

Rein rechnerisch dürften etwa 5000 dieser angeschriebenen Mitarbeiter AfD-Wähler sein und etliche mehr werden sich schon einmal überlegt haben, möglicherweise zukünftig AfD zu wählen. Jeder kann sich ausmalen, was das allein für das Betriebsklima bedeutet, wenn diese Mitarbeiter jetzt zu Paria des Unternehmens erklärt werden und fürchten müssen, Schwierigkeiten zu bekommen, wenn sie sich etwa aus einem demokratischen Selbstverständnis heraus offen zur AfD bekennen.

Der 88-jährige Firmengründer in der Rolle des Patriarchen, der seine Angestellte wie dumme unmündige Kinder behandelt. Das muss man erst einmal ertragen wollen. T-Online schreibt:

„,Bloß wegen eines bisschen Spaß an der Freude Rabatz zu machen und aus Unmut über die Ampelregierung die AfD zu wählen, ist einfach zu wenig', heißt es in dem Schreiben, das mehreren deutschen Medien vorliegt. Reinhold Würth betont in dem Brandbrief, dass er noch nie eine Wahlempfehlung ausgesprochen habe, dies nun aber tue."

Weiter schreibt Würth in seinem immerhin fünfseitigen Schreiben:

„Ich appelliere an jede Bürgerin und jeden Bürger und auch an Sie, liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, überlegen Sie, wem Sie bei den verschiedenen Wahlen Ihre Stimme geben."

Würth möchte, so heißt es in seinem Brief, keine AfD, die „mindestens eine Demokratur oder gar eine Diktatur einführen“ will. Diese Umkehrung einer vielfachen Kritik an der Ampelpolitik ist mindestens bemerkenswert. Woher nimmt ein Unternehmer das Selbstverständnis, seine Mitarbeiter belehren zu wollen, was sie zu wählen haben?

Der milliardenschwere Unternehmer Würth schreibt, er schließe sich dem Protestzug der vielen Millionen Bürger in Deutschland an, keine grundsätzlichen Veränderungen am politischen System zu wollen.

Nun haben allerdings Umfragen jüngst ergeben, dass ein überwiegender Anteil jener Menschen, die nach der unsäglichen Correctiv-Affäre an Demonstrationen „gegen Rechts“ teilgenommen haben, eben nicht der durchschnittliche Würth-Mitarbeiter sind, sondern mehrheitlich Wähler der Grünen.

Die Ampel hat demnach kaum mehr als ihre eigenen Wähler mobilisiert, auf die Straße zu gehen. Logische Schlussfolgerung: Wenn der alte Würth jetzt erklärt, er schließe sich den Protesten gegen die AfD nun an, dann ist das ein Bekenntnis zu grüner Politik, nicht mehr und nicht weniger.

Der deutsch-österreichische Unternehmensgründer weiter in seinem Schreiben:

„Im Gegensatz zur Weimarer Zeit muss in unserer heutigen Bundesrepublik Deutschland kein Mensch hungern oder frieren. Die Sozialeinrichtungen des Bundes und der Länder überschütten geradezu die Bedürftigen mit Hilfsangeboten.“

Geht es eigentlich noch weltfremder? Wo lebt Würth, der sich gern volksnah gibt? Selten war die Distanz eines Milliardärs zum einfachen Bürger so groß. Wer nicht mitbekommen hat, wie die Deutschen unter der Last der Ampelpolitik ächzen, der hat schon grundsätzlich jedwede Legitimation verloren, diesen Leuten am Lebensabend vom warmen Sofa herunter kluge Ratschläge zu geben.

n-tv schreibt heute:

„Das hohe Maß an Armut und sozialer Benachteiligung in Deutschland stehe in keinem Verhältnis zum Reichtum des Landes, heißt es in einem Bericht des Europarats.“

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Die viel interessantere Frage in der Causa Würth ist zudem, warum das Unternehmen es offenbar verpasst hat, Mechanismen zu installieren, einen auf diese Weise übergriffigen Alten in die Schranken zu weisen. Kein Mensch muss hungern und frieren? Was waren denn die Ansagen der Ampelregierung, als das Gas knapp wurde, wie geht es denn der Großmutter, die keine Aufstockung beantragen will und wann war Reinhold Würth das letzte Mal bei seinen Milliardärskumpels von Aldi zum Einkaufen?

Bei Großvater Würth füllt sich der Kühlschrank von allein. Weit über 25 Milliarden Euro Vermögen tragen sich allerdings nicht von allein zusammen. Dafür müssen zehntausende Mitarbeiter über viele Jahrzehnte ihr Bestes geben. Mitarbeiter, die jetzt um ihr Erspartes, um ihre Häuser, um das Erbe für ihre Kinder und auch darum bangen müssen, dass diese Ampelregierung das Land in einen verheerenden Krieg treiben könnte.

Für Würth auf der Zielgeraden seines Lebens alles kein Problem: „Ist es nicht wunderbar, dass unser Deutschland eine Ampelregierung aushalten kann, die in vielen Teilen wie ein Hühnerhaufen durcheinander rennt und doch trotzdem das eine oder andere positive Gesetz auf den Weg bringt?“

Was soll das sein, nur die Gelassenheit des hohen Alters? Welches positive Gesetz soll das sein? Meint Würth solche aus dem Hause Faeser, welche die Verfolgung der Opposition vereinfachen?

Sätze nach Gutsherrenart. Die Bedürftigen werden mit Hilfsangeboten überschüttet? Welche Bedürftigen meint er? Jene, die nach 2015 millionenfach in die Sozialsysteme eingewandert sind, was der gemeine Würth-Mitarbeiter jetzt allerdings nicht mehr kritisieren darf, weil er dann riskiert, als AfD-nah entsorgt zu werden?

Reinhold Würth schreibt:

„Ich wette, dass der durchschnittliche AfD-Wähler über ein eigenes Auto verfügt und mindestens einmal im Jahr in den Urlaub fährt.“

Mit anderen Worten, wer ein Auto hat und in den Urlaub fährt, soll die Schnauze halten? Kraft durch Freude und ein Volkswagen? Aber wo ist denn das Auto und wo der Urlaub? Wette angenommen!

Ist es Unvermögen oder Ignoranz, die den greisen Herrn Würth davon abhalten, einmal zu überprüfen, wie das denn tatsächlich mit diesem Urlaub für alle ist? Die taz schrieb Mitte 2023, als gerade sehr viele Deutsche in den Urlaub fuhren oder flogen: „Für mehr als 20 Prozent der Deutschen ist schon eine Woche Urlaub unbezahlbar.“ Die „Themenchefin“ der taz weiter: „Ich weiß, dass es Menschen gibt, die kein Geld haben, um ihren Kindern in den Sommerferien mal ein Spaghettieis zu kaufen. Und das ist krass.“

Ja, das ist krass, aber offenbar noch nicht krass genug, um einen 88-jährigen Milliardär davon abzuhalten, so einen Unsinn zu schreiben und sich damit nahtlos einzureihen in jenen Unsinn, den etwa ein Siemens-Boss oder ein Daimlerchef Dieter Zetsche verbreitet haben, um sich der Bundesregierung willfährig anzudienen.

Würth meint weiter, jeder könne „Bundeskanzler Scholz ist ein Dummkopf“ sagen und wandert dafür nicht für zwei Wochen oder ein halbes Jahr in das Gefängnis.

Dass Nancy Faeser als Innenministerin der Regierung Scholz und mit Billigung von Scholz aktuell alles dafür tut, dass das in Zukunft wahrscheinlicher sein kann – davon weiß Würth nichts. Der Weg der Ampelregierung in die Demokratur wird mittlerweile sogar im entfernten New York zur Kenntnis genommen. Die „Bild“ titelte zuletzt:

„,New York Times' warnt: Faesers Kampf gegen rechts schwächt Demokratie“.

Das alles wissen viele der 25.000 von ihrem Senior ermahnten Würth-Mitarbeiter besser als ihr vom Leben der Anderen und zunehmend altersbedingt vom Leben überhaupt abgekoppelter Alt-Chef. Wie also damit umgehen?

Reinhold Würth schreibt seinen Mitarbeitern:

„Eine Familie, einen Arbeitsplatz, ein Auto, eine Wohnung oder ein Haus, Urlaubsziele, absolute Bewegungs- und Reisefreiheit und die politische Vielfalt der demokratischen Parteien.“

Welche Reisefreiheit hat eine Rentnerin mit einer Rente unter dem Sozialhilfesatz? Welches E-Auto garantiert morgen diese „Bewegungsfreiheit“ und wie ist der Wunsch nach Mobilität bezahlbar, wenn das CO2-Konto zukünftig sagt: Ne, ne, deine Reisefreiheit ist hier zuende!

Und nicht zuletzt, welche „Vielfalt der demokratischen Parteien“ meint der bald Neunzigjährige, der seinen Mitarbeitern gerade klargemacht hat, dass sie diese Vielfalt besser nicht wahrnehmen sollen, wenn ihnen an diesem besten Deutschland aller Zeiten gelegen sei.

Was hier passiert, ist tragisch: Einer der reichsten Menschen der Welt macht sich über jene Mitarbeiter lustig, die sein Unternehmen – oft sogar über mehrere Generationen – durch ihre Arbeitsleistung groß gemacht haben.

Sie sollen aufhören, „bloß wegen eines bisschen Spaß an der Freude Rabatz zu machen“. Was für ein Ausfall und was für eine Entgleisung aus der Mottenkiste des deutschen Unternehmertums. Die Betriebsräte, die Abteilungsleiter und die aktiv tätige Geschäftsführung des Unternehmens Würth sind zusammen mit den Gewerkschaften jetzt dringend aufgefordert, diese übergriffigen Einlassungen ihres Gründers wieder einzufangen, um Unfrieden und Spaltung in ihrem Unternehmen zu vermeiden.

Noch mal zur Erinnerung. Ein Unternehmen hat im Wesentlichen drei Aufgaben. Nicht mehr und nicht weniger: Ein brauchbares gutes Produkt oder eine entsprechende Dienstleistung anzubieten, seine Mitarbeiter gut zu bezahlen und die staatlichen Vorgaben zu erfüllen.

PS.: Der grüne baden-württembergische Finanzminister Danyal Bayaz bedankte sich gerade brav bei Würth: „Danke für die klare Haltung!“

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