Vision Gaza 2035 – Eine Architekturzeitung veröffentlicht explosive Pläne

Netanjahus Gazamania

von Alexander Wallasch (Kommentare: 1)

„From Crisis to Prosperity - Plan for the Transformation of Gaza Strip“© Quelle: https://ynet-pic1.yit.co.il / Screenshot

Das Selbstbewusstsein eines Kriegsherrn bei der Zerschlagung des Terrors. Notwendige Gedanken über eine Neugestaltung des Gaza-Streifens oder Ohnmacht erzeugende Propaganda-Provokation? Gaza neu gedacht.

Das Online-Magazin „Dezeen“ veröffentliche vorgestern einen Artikel, der über Pläne des israelischen Premierministers Benjamin Netanjahu berichtet, welche die Umgestaltung des Gaza-Streifens zu einem regionalen Zentrum mit Verbindungen zu Neom in Saudi-Arabien skizzieren.

Eyecatcher dieses Berichtes sind Fantasie-Zeichnungen einer neuen Gaza-Stadtarchitektur. Quelle ist hier: „AI generated image of Gaza found in the PMO's plan for a post-war Gaza”.

„Dezeen“ ist ein renommiertes Online-Magazin mit Schwerpunkt „Architektur“. Die Redaktion arbeitet in London. Das Portal ist vielfach preisausgezeichnet.

Seit 2018 vergibt das Magazin jährlich die „Dezeen Awards“ für Architektur. 2021 hatte die Webseite 3 Millionen Besucher und mehr als 6,5 Millionen Follower in den sozialen Medien.

Die Quellenlage der Berichterstattung ist eindeutig. „Dezeen“ stützt sich auch auf Berichte aus der israelischen Zeitung „The Jerusalem Post“ und des Senders „Al Jazeera“. Demnach hat Netanjahu Anfang des Monats seine Vision Gaza 2035 offiziell vorgestellt.

Die genaueren Pläne zum Bau „moderner“ Städte im Gaza-Streifen werden in einem Dokument mit dem Titel „From Crisis to Prosperity - Plan for the Transformation of Gaza Strip“ (Von der Krise zum Wohlstand - Plan für die Transformation des Gazastreifens) beschrieben.

Das Dokument soll zwar nicht als offizielle israelische Politik gelten, es sei aber den Berichten zufolge vom Büro des Premierministers selbst veröffentlicht worden. „Dezeen“ hatte das Büro um eine Stellungnahme gebeten, bisher ohne Antwort.

Dieser Marshallplan für Gaza plus Stadtarchitektur ist für den Wiederaufbau, für die Zeit nach dem Krieg angelegt. Inklusive Bauzeit wird für eine Fertigstellung das Jahr 2035 anvisiert.

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Im Dokument heißt es laut Übersetzung von Dezeen:

„Der Gazastreifen florierte in der Vergangenheit als Kreuzung zweier alter Handelsrouten: der Seeroute und der Parfümstraße. Er kann zurückkehren und im Zentrum einer gemäßigten regionalen Architektur gedeihen.“

Das Dokument bietet neben architektonischen Plänen auch einen politischen 4-Stufen-Plan. Zunächst soll die Hamas zerschlagen werden. Darauf folge eine Phase der humanitären Hilfe, schließlich der Wiederaufbau und eine Selbstverwaltung.

Zunächst sollen während des Wiederaufbaus alle Trümmer beseitigt werden. Anschließend will man auf den Brachflächen moderne Städte bauen. Die neuen Stadtbilder sind geprägt von modernen gläsernen Wolkenkratzern in parkähnlichen Landschaften umgeben von vielfältigem Ackerland.

„Dezeen“ zitiert Schätzungen der Vereinten Nationen, die davon sprechen, dass aktuell 62 Prozent aller Häuser sowie 84 Prozent der Gesundheitseinrichtungen und 56 Schulen im Gazasreifen beschädigt oder zerstört worden sind.

Netanjahus Pläne sprechen von einem „Anschluss an das Neom-Projekt in Saudi-Arabien“. Über das Neom-Projekt, eine „Planstadt mit Technologiepark“ schrieb das Magazin „Spektrum“ unter der Schlagzeile „Grün. Genial. Grausam“.

Die Pläne Netanjahus beinhalten auch eine Zuglinie, die Gaza mit mit Be'er Shiva in Israel und dem Neom-Projekt in Saudi-Arabien verbindet.

In dem Dokument heißt es weiter, Gaza könne ein bedeutendes industrielles Produktionszentrum für die Mittelmeerküste werden, „mit hervorragendem Zugang zu den Märkten in Europa, am Golf und in Asien, zu Energie und Rohstoffen aus dem Golf und unter Nutzung israelischer Technologie“.

Auch für Elon Musk kann es interessant werden oder er bekommt nur einen weiteren Konkurrenten, wenn im Dokument heißt, dass im nördlichen Gazastreifen eine „Stadt zur Herstellung von Elektrofahrzeugen“ errichtet werden soll.

„Dezeem“ hat alle Kommentare unter dem Artikel „aufgrund des sensiblen Charakters des Themas“ deaktiviert.

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