Der Krieg der blutroten Bilder: Westen fassungslos über das Handy gebeugt

New York Times bestätigt Gräuel und Tötung russischer Soldaten

von Alexander Wallasch (Kommentare: 2)

Gestern wurden mir Videos zugespielt, die in ihrer Brutalität und Bestialität fassungslos machen. Heute greife ich auf andere Weise nach meinen IPhone als noch am Tag zuvor. Schon deshalb, weil ich weiß, dass diese Videos noch in meinem Handy gespeichert sind.

Gestern wusste ich noch nicht, wie ich weiter damit verfahren soll. Zu sehen sind Morde an schwerverletzten, mutmaßlich Russen, die von mutmaßlich ukrainischen Soldaten erschossen werden. Eine Straße voller Blut. Und dann diese eine Szene direkt aus der Hölle, die das Grauen einbrennt ins Gedächtnis.

Ist das alles russische Propaganda? Eine unfassbar obszöne Inszenierung? Gestern suchte ich noch nach einer Idee, was mit diesen Filmen zu tun ist. Einfach löschen? Oder ganz ärgerlich sein auf Versender der Videos? Aber ich bin ja Journalist, wohin sonst hätte es jemand schicken sollen? Zur Polizei? Zum Staatsschutz? Immerhin sind mutmaßlich schreckliche Morde auf diesen Videos zu sehen.

Zunächst habe ich mich auf die Suche nach einem Dolmetscher gemacht, Es wird ja auch gesprochen in den Filmen. Während der Gräuel wird irgendetwas verhandelt in einer mir fremden Sprache. Ukrainisch? Russisch?

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Heute früh dann eine Meldung der New York Times mit der Schlagzeile: „Video appears to show Ukrainian troops killing captured Russian soldiers“ Auf Deutsch „Video scheint zu zeigen, wie ukrainische Truppen gefangene russische Soldaten töten.“

Auch ntv hat sich heute früh der Sache angenommen und titelt „Video zeigt Erschießung eines russischen Soldaten.“

Gestern noch strich Roland Tichy in einem Leitartikel quasi dass „mutmaßlichen“ vor einem von russischen Soldaten in Butsha veranstalteten Massaker. Und Tichy schlussfolgerte weiter in Richtung derer, die üble Propaganda der Ukraine behaupten:

„Dass der grausige Vorfall auf die Bemühung der Ukraine einzahlt, internationale Unterstützung zu gewinnen mag stimmen – aber daraus die Täterschaft abzuleiten ist zu gewagt.“

Und der Publizist endete mit dem Satz: „Vor allem, weil bislang jeder Beleg dafür fehlt – und vorliegenden Belege in die Richtung Moskaus und seiner Truppen zeigen.“

Jetzt will die New York Times Belege gefunden haben für eine Spiegelung der Gräueltaten. Das deutsche Portal ntv las und schreibt dazu:

„Ein Video, nicht weit von Butscha aufgenommen, zeigt eine brutale Hinrichtung. Einem Bericht der "New York Times" zufolge exekutieren für die Ukraine kämpfende Truppen einen schwer verletzten russischen Soldaten, der mit seiner Einheit in einen Hinterhalt geraten war. Das Video wirft viele Fragen auf.“

Und es ist inhaltlich tatsächlich eines jener Videos, die mir schon am Vortag zugeschickt wurden. ntv beschreibt es so:

„Es zeigt mehrere russische Soldaten, die meist regungslos auf einer Straße in ihren Blutlachen liegen. Einer regt sich, woraufhin ein Kämpfer der Gegenseite zwei Schüsse auf den am Boden liegenden abfeuert. Nach einer weiteren Regung tätigt er einen weiteren Schuss.“

Ein weiteres Video zeigt die Verunstaltung einer Leiche eines russischen Soldaten. Das Grauen ist via Telegram erst in den westlichen Wohnzimmern, dann in den Redaktionsstuben und von dort wieder in weiteren Wohnzimmern angekommen.

Die New York Times hat auch die Tonspuren übersetzt. Eine Person sagt laut der Zeitung: "Er lebt noch. Filmen Sie diese Plünderer. Schau, er lebt noch. Er schnappt nach Luft."

Wieder ntv:

„Die feuernden Soldaten ordnet die Zeitung anhand ihrer Flaggenabzeichen und blauen Armbinden der Ukraine zu. Mehrfach rufen sie "Ruhm der Ukraine". Mit Berufung auf ukrainische Medien wird als weitere Möglichkeit in den Raum gestellt, dass es sich bei den Kämpfern um die sogenannte "Georgische Legion" handelt, einer paramilitärischen Einheit, die bereits seit 2014 auf der Seite der Ukraine kämpft.“

Ja, es ist Krieg. Viele Stimmen sagen, diesen Krieg hätte es schon vorher gegeben. Tausende sind in den vergangenen Jahren in diesem Konflikt getötet worden. Sogenannte Separatisten kämpften gegen Ukrainer. Aber der Einmarsch der russischen Armee ist etwas vollkommen anderes. Und die Empörung darüber muss ungeteilt sein.

Was in diesem Zusammenhang allerdings ebenfalls verstörend ist, sind die Verhaltensweisen von Zeitgenossen, die der Auffassung sind, sie müssten aus ihren westlichen, von russischem Gas wohltemperierten Wohnzimmern heraus eine Propagandaabteilung betreiben.

Einzige Option kann doch hier nur sein: Ein uneingeschränktes „Nein“ zum Krieg und damit zum Grauen wie eingangs geschildert.

Und alle erdenklichen Bemühungen müssen auch von der Weltgemeinschaft und der EU insbesondere werden, dieses Gemetzel sofort zu stoppen. Aber doch bitte verbunden mit einem klaren „Nein“ von Diffamierungen wie aus der Frühzeit der Bundesrepublik, als die CDU noch plakatierte: „Alle Wege des Marxismus führen nach Moskau! -Darum CDU!“

Wieder Roland Tichy schreibt 2022 in einem weiteren Artikel zur Ukrainekrise:

„Der größere Teil von Putins Anhängerschaft in Deutschland kommt aber aus dem linken Lager. Es ist eine Art Nostalgie; die Püppchen und Soljanka, Gesänge und Gesaufe. Linke wie auch Rechtsaußen eint ein seltsames Gefühl: Die liberale Welt der USA ist widersprüchlich; ihre Extreme und Exzesse wirken abstoßend. Der ständige Meinungskampf wirkt ermüdend – Putins Welt erscheint dagegen geordnet und übersichtlich. Der sagt, wo es langgeht. Führer befiel, wir folgen. Über die gravierenden Folgen täuscht man sich dort gerne hinweg.“

Die „liberale Welt“ der USA?

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Ich bin altersbedingt noch mehr als Roland Tichy amerikanisiert, denn meine Eltern waren es ebenfalls bereits. Müsste ich mich entscheiden, würde ich mit allem Selbstverständnis lieber in Seattle oder New York, als in St. Petersburg oder Moskau leben.

Oskar Lafontaine, der Gründer der Linkspartei, der gerade aus seiner Partei ausgetreten ist, schrieb am 9. März via Facebook:

„Es muss alles getan werden, um den mörderischen Krieg in der Ukraine zu stoppen. Schon zu viele Menschen verloren ihr Leben und bald sind Millionen auf der Flucht. Wenn dieser Krieg beendet ist, brauchen wir eine eigenständige europäische Außen- und Verteidigungspolitik, die sicherstellt, dass unser Kontinent kein atomares Schlachtfeld wird.“

Dem ist nichts hinzuzufügen.

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