Der humanitäre Kolonialismus des alten weißen Mannes

Olaf Scholz will in Afrika untaugliche Impfstoffe verklappen

von Alexander Wallasch (Kommentare: 1)

Die Bundesregierung meldet, dass Bundeskanzler Olaf Scholz am heutigen Freitag beim Gipfeltreffen in Brüssel zwischen der Europäischen und der Afrikanischen Union den Co-Vorsitz des Runden Tisches zum Thema „Gesundheitssysteme und Impfstoffproduktion“ übernimmt.

Wie Scholz hier zum Gipfel auftritt erzählt viel über den Blick des Westens auf Afrika. Schon im Vorfeld nämlich forderte der Bundeskanzler eine bessere Impfstoffversorgung für Afrika. Nur elf Prozent der Afrikaner seien geimpft.

Aber was für ein vermessener Vortrag ist das eigentlich? Auf Augenhöhe geht sicher anders. Dann hätte man die Vertreter der Afrikanischen Union nämlich zunächst eigentlich fragen müssen: Wo sollen wir helfen, wo seht ihr Europas Möglichkeiten, was können wir tun?

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Ist der Ruf nach einem mRNA-Impfstoff überhaupt das größte Problem Afrikas? Denn hunderte Millionen Afrikaner leben weiterhin in Armut. Und die, die mit bescheidenen Mitteln ausgestattet sind, schließen sich allzu oft den großen Trecks Richtung Nordafrika an, hin zu den Booten der Schleuser Richtung Europa.

Nein, mRNA-Impfstoffe machen auch in Massen nicht satt. Nein, sie sichern nicht einmal das Überleben, wie man heute weiß. Zum einen, weil die Bedrohungslage fehlt. Und zum anderen - selbst, wenn es eine solche gäbe – wirken diese Impfstoffe nicht so, wie es versprochen wurde.

„Wir wollen sicherstellen, dass überall auf der Welt alle eine Chance haben, Impfungen zu bekommen“, sagte Scholz am Donnerstag in Brüssel.

Aber wozu? Wie sieht die Lage in Afrika aus? Die Süddeutsche Zeitung etwa malte Anfang April 2020 ein Horroszenario für den schwarzen Kontinent. Ein Artikel, der sich heute liest wie ein Schauermärchen, nichts davon ist eingetroffen. Der deutsche Regierungsberater, der Virologe Christian Drosten warnte damals, es werde in ärmeren Ländern „Szenen geben, die wir uns heute noch nicht vorstellen können“. Und der große Afrika-Mäzen Bill Gates ging damals von bis zu zehn Millionen Toten in Afrika aus. So vielen wie sonst nirgends auf der Welt.

Jetzt, zwei Jahre später stellen sich die Herolde der Pandemie hin und verkünden, die Menschheit hätte noch einmal Glück gehabt, so, wie es Bill Gates gerade tat. Freilich nicht ohne gleich wieder die nächste Apokalypse-Fantasie mit auf den Weg zu schicken: „Wir hatten noch Glück, sie hätte zehnmal so tödlich sein können.“

Besonders abstoßend übrigens das nachgereichte Selbstmitleid solcher Panikmacher. Wiederum Gates sagte jüngst gegenüber der Süddeutschen Zeitung: „Ich werde nie verstehen, warum gerade ich rausgepickt wurde für die Rolle des Sündenbocks.“

Aber zurück nach Afrika: Bundeskanzler Scholz fordert jetzt dazu auf, den Kontinent zu impfen, während beispielsweise die Deutsche Welle schon vor einem Monat befand: „Auch Impfungen werden es in Afrika wohl nicht richten. Nun heißt es: mit dem Virus leben lernen.“ Corona wäre in Afrika bereits auf dem Weg in die Endemie.

Angelique Coetzee, Vorsitzende des Südafrikanischen Ärzteverbandes und Entdeckerin der Omikron-Variante, sieht weitere Hürden: Problematisch sei nicht nur die Beschaffung des Impfstoffs, es fehle in Afrika auch an Logistik, personellen Ressourcen und mehr. Also vorausgesetzt, man plane überhaupt eine Durchimpfung des Kontinents.

Schon im Oktober hatte die Deutsche Welle berichtet, dass es in Afrika wahrscheinlich schon viel mehr Corona-Genesene gibt als angenommen. Das Virus habe die Impfteams in Afrika längst überholt.

Und während Bill Gates davon spricht, dass wir noch einmal „Glück“ gehabt hätten, also Corona in der Apokalypse-Version für beendet erklärt, ringt Bundeskanzler Olaf Scholz weiter damit, Afrika durchzuimpfen? Wozu?

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Die Welt fasst gerade zusammen, was Scholz da nach Afrika bringen will – und diese Nachricht wird sich auch in Afrika verbreiten: Die Segnungen des weißen Mannes sind durchaus umstritten – denn die Zeitung schreibt aktuell zu den mRNA-Impfstoffen:

„14 Monate nach der ersten Impfung sind BioNTech und Moderna immer noch ohne ordentliche Zulassung – weil essenzielle Studien fehlen.“ Bis heute sei „keiner der beiden mRNA-Impfstoffe ausreichend erforscht, um die Standards für eine ordentliche Zulassung der Europäischen Arzneimittel-Behörde EMA zu erfüllen.“

Solche umstrittenen Mittel massenweise und ohne echte Not – die Schreckensszenarien von Gates, Drosten und Co. für Afrika sind nicht eingetreten – in den afrikanischen Kontinent zu verschiffen und dort zu verklappen, die hier das Ablaufdatum zu überschreiten drohen, müsste in seiner ganzen Kaltschnäuzigkeit eigentlich einen Aufschrei verursachen weit über Afrika hinaus.

BioNTech und Co. sind gegen Omikron wirkarm geblieben – teilweise sollen die Ungeimpften sogar glimpflicher davongekommen sein als manche Geboosterten. Aber auch die hatten in den allermeisten Fällen, wenn überhaupt, dann lediglich Symptome einer mittelschweren Erkältung oder leichten Grippe. Mutmaßlich spielte hier auch das Alter eine wesentliche Rolle.

Damit kommen wir zum Alter: Wozu diese umstrittenen wenig wirkmächtigen Mittel nach Afrika verschiffen, um sie dort einer Gesellschaft zu verabreichen, die einen Altersdurchschnitt von achtzehn Jahren hat? In der Europäischen Gemeinschaft liegt das Durchschnittsalter bei über vierzig Jahren. Die Chancen einer Erkrankung nach Corona-Infektion sind in Europa deutlich höher.

Und was passiert trotzdem? Europa ist in einem hohen Maße durchgeimpft und dennoch infizieren sich die Menschen unabhängig ihres Impfstatus. Und die Protagonisten der Impfkampagnen halten sich am letzten Strohholm fest, der ihnen noch nicht weg geknickt ist: Geimpft käme man weniger oft ins Krankenhaus. Oder nein, weniger oft an die Beatmungsmaschinen.

Aber auch die Intensivstationen leeren sich oder waren niemals voll. Jene Intensivstationen übrigens, die sich skandalöser Weise während der Pandemie nicht etwa vermehrt, sondern noch um tausende Plätze verknappt haben. Ein Regierungsversagen, das viele Menschenleben gekostet hätte. Jedenfalls dann, wenn sich die Horrorvisionen von Lauterbach über Wieler bis Drosten bestätigt hätten. Haben sie aber nicht.

Afrika ist der Dumping Ground nicht nur für europäische Mode und Computermüll, jetzt werden auch noch die nicht mehr benötigten, die überteuerten Bestellungen eines unzuverlässigen und in Afrika noch wirkloseren mRNA-Impfstoffes verschifft.

Es ist eine Schande, und es verrät viel über die tatsächliche Humanität und über eine erschreckende innere Verrohung der Antreiber dieser Müllverschickungen.

Bundeskanzler Olaf Scholz war bereits Kabinettsmitglied als Finanzminister, als bereits Impfstoffe von der Vorgängerregierung langfristig geordert wurden. Die Impfstoffhersteller und ihre amerikanischen Partner wie bei BioNTech haben dabei professionell mit einer angedrohten Verknappung die Bundesregierung und die Europäische Gemeinschaft am Nasenring geführt und unter Druck gesetzt. Die Schatullen der Steuerzahler sind vor diesen düsteren Giganten aufgeschnappt wie von Zauberhand.

Das Versagen der europäischen Führungen ist gigantisch und vorsätzlich. Richtiggehend obszön ist allerdings der Versuch, dieses Totalversagen jetzt hinter einer großen humanitären Geste für Afrika zu tarnen.

Wie kann man so etwas nennen? Die Zeit zitierte in anderem Zusammenhang eine junge französische Mitarbeiterin einer Nichtregierungsorganisation (NGO), die sagte: „Die Ära des um die Welt jettenden westlichen Retters ist jetzt endgültig vorbei".

Tatsächlich hat Afrika eines besonders gezeigt in dieser Pandemie: Der Kontinent mag arm sein, auch arm an Bildung. Aber arm an jungen Menschen, arm Ressourcen, arm an Ideen ist Afrika nicht. Ja, es ist arm an mRNA-Impfstoffen. Aber das könnte sich jetzt sogar als ein großer Vorteil erweisen: Waka Waka, This Time for Africa.

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