Plagiatsjäger Stefan Weber zum Weimer-Skandal: "Das ist ein Fall für eine kleine Sonderkommission!"

Plagiatsjäger schickt Abmahnung an Weimer: So etwas habe ich noch nie erlebt!

von Alexander Wallasch (Kommentare: 6)

Alles will jetzt ans Licht …© Quelle: Youtube/Bundesregierung, Joachim Bergauer, Montage: Wallasch

Er ist der Cleaner, der Spurensucher. Seine Aufgabe beginnt, wenn die Straftat bereits begangen wurde. Aber dieser Fall ist auch für den österreichischen Plagiatsjäger Stefan Weber etwas Besonderes: Er ist gleichzeitig Jäger und Opfer!

Stefan Weber ist ebenfalls Opfer von Kulturstaatsminister Wolfram Weimer. Auch Texte des Plagiatsjägers wurden von Weimers Medium „The European“ ungefragt veröffentlicht. Fast ein Dutzend Mal.Wir sprechen mit dem Ritter für das Urheberrecht – dem Fachmann für das Aufspüren von Plagiatsfällen:

Sie sind nun auch beim TheEuropean als Autor aufgetaucht. Haben Sie sich darüber gewundert?

Ich habe mich sehr gewundert. Und die Freude, in ehrenwerter Gesellschaft von Brad Pitt und Papst Franziskus zu sein, hält sich in Grenzen, weil ich nie gefragt wurde, ob ich an diesem Projekt beitragen möchte. Vor allem habe ich kein Geld für die Wiederverwertung meiner Texte bekommen.

Ich habe mir jetzt diese elf Texte von mir angesehen, die im Verlag von Herrn Weimer erneut veröffentlicht wurden. Das sind alles Texte aus meinem Blog, und sie wurden nicht einmal neu formatiert. Das heißt: Da ist einfach jemand mit Copy & Paste drübergegangen. Ich hoffe, das war keine KI, das traue ich Herrn Weimer technisch nicht zu.

Es wäre aber noch grotesker, wenn eine Künstliche Intelligenz in den Händen der Weimers über meinen Blog gecrawlt wäre und diese Artikel im „TheEuropean“ wiederveröffentlicht hätte. Die Pointe ist, dass ich als Autor des Projekts angeführt wurde und nie gefragt wurde. Das ist eine klassische Urheberrechtsverletzung.

Das ist jetzt schon bei meinem Anwalt. Wir werden hier aus allen Kanonen schießen, wenn es rechtlich möglich ist.

Aber wie tollkühn ist es, jemanden wie Sie, der als Plagiatsspezialist bekannt ist, auf diese Weise vorzuführen?

Man hat es offenbar mit allen gemacht, bei denen man Content abgrasen wollte. Es ist keine Methode erkennbar, dass man es bei bestimmten Personen ausgelassen hätte. Es tauchen dort Autoren vom gemeinhin rechten bis zum linken Spektrum auf. Allein schon, dass in ein und demselben Projekt Annalena Baerbock und Alice Weidel als Autoren angeführt sind, ist mindestens ungewöhnlich und hätte eigentlich Verdacht erregen müssen.

Interessant ist auch in unserer Medienwelt, dass Herr Weimer offenbar mit diesem Projekt Geld gescheffelt hat. Noch erstaunlicher ist, dass meine und viele andere Artikel im „TheEuropean“ auch über Stichwortsuche mit Google usw. nicht auffindbar sind. Ich bin weder über die Google-Algorithmen noch sonst wie darauf hingewiesen worden, dass ich Ehrenamtler beim „TheEuropean“ bin. Das ist ein fast rätselhaftes, dubioses Projekt, das offenbar einen Fuß in kriminellen Machenschaften hat. Anders kann man das nicht formulieren, weil es eine massive Urheberrechtsverletzung ist. Ich habe so etwas noch nie erlebt.

Das würde man schon bei einem studentischen Projekt ungern verzeihen, aber einem solchen Verlag ist es unentschuldbar. Noch dazu bei einem Verlag eines amtierenden deutschen Ministers, der obendrein für Kultur und Medien zuständig ist. Immer wenn man glaubt, eine Steigerung sei nicht mehr möglich, kommt jetzt aktuell aus der Regierung eine Steigerung daher.

Da scheint es ein gigantisches unterirdisches Konstrukt bei der Weimer Media Group zu geben.

Das ist so massiv, dass man sich das noch viel genauer anschauen muss, mit der Wayback-Machine usw., wie flächendeckend hier Content abgegrast wurde. Dass ich weder aktuell noch in der Wayback-Machine auf die Schnelle auffindbar war, aber trotzdem eine Autorenseite habe, weist darauf hin, dass hier offenbar – nur eine Spekulation – maschinell Inhalte abgegrast wurden. Das ist umso irrer, wenn man bedenkt, dass Herr Weimer noch vor zwei oder drei Tagen in der Presse damit zitiert wurde, dass er vor diesem maschinellen Abgrasen von Inhalten und vor dem digitalen Vampirismus warnt.

Und drei Tage später finden Sie heraus, dass er genau damit Geld verdient. Sie kennen ja die Floskeln: Kann man sich nicht ausdenken, kann man nicht erfinden. Wir haben die Urheberrechte, wir haben hier klare Regeln, und wenn ein Politiker, der auch noch zur Einhaltung dieser Regeln aufruft, dann sozusagen vor der eigenen Tür solche Sachen macht, muss man das mit allen Mitteln des Gesetzes verfolgen.

Weiterlesen nach der Werbung >>>

Ihre Unterstützung zählt

Mit PayPal

Wir sind in der Recherche gerade erst bei Stufe eins angekommen. Bei Weimers Media Group finden sich mehr als ein Dutzend weiterer Zeitungen und Portale. Sollte man sich diese Produkte von Weimer ebenfalls anschauen?

Man müsste das gesamte Weimersche Publikationsimperium jetzt einmal ernsthaft in einem ersten Schritt durchleuchten. Da würde es nicht schaden, wenn man hier wieder einen Aufruf macht. Ich habe im Moment wirklich genug Fälle. Ich komme seit Wochen nicht zur Beantwortung von Neuanfragen.

Das ist kein Getue von mir, weil diese Fälle, die jetzt ständig in der deutschen Landschaft auftauchen – Brosius-Gersdorf, dann die Suche nach der Doktorarbeit von Marcel Fratzscher, jetzt plötzlich dieser Fall – mein Geschäft überlagern. Deshalb ist es mir wichtig, hier auch zu einem Budget zu kommen.

So wie es jetzt aussieht, müsste man sich offenbar alle Produkte aus diesem Weimerschen Medienhaus in einem ersten Schritt mit Turnitin genauer ansehen. Alle Autoren müssten dann angeschrieben werden, von denen man Dubletten von deren Texten gefunden hat, und sie fragen, ob sie damit einverstanden waren, dass diese in einem Verlagsprodukt des Verlagshauses Weimer publiziert wurden.

Das ist ein Fall für eine kleine Sonderkommission. Da stellt sich die Frage: Sind Herr Wallasch und Herr Weber jetzt wieder diese berühmten Einzelkämpfer, oder institutionalisiert sich das? Wenn ein solcher Urheberrechtsverstoß im Raum steht, müsste eigentlich die Staatsanwaltschaft in Deutschland nach § 109 Urheberrechtsgesetz von sich aus ermitteln. Das öffentliche Interesse ist da. Die Berichte waren zuerst bei Ihnen, auf Nius, in der Jungen Freiheit und gerade Online: Bei T-Online. Damit ist das öffentliche Interesse gegeben. Und damit braucht es eigentlich gar keine Anzeige von jemandem, dessen Urheberrechte verletzt wurden.

Ich habe es jetzt an meinen Anwalt übergeben. Wir werden uns das anschauen, was das ist. Jedenfalls ist dies die Publikation eines Ministers, der sich mit dem Thema auch noch politisch beschäftigt – der helle Wahnsinn. Dann muss man halt schauen, wie tief das Problem ist. Ebenfalls interessant ist, dass man bereits mit einer simplen Google-Suche sieht, dass Herr Weimer schon in der Vergangenheit Probleme mit dem geistigen Eigentum hatte. Das ist kurios. Er wird sich nicht darauf hinausreden können, dass hier das Content-Management-System oder sonst jemand Mist gebaut hat. Oder seine Assistentin.

Er hat ja bereits für mehr als ein Buch Plagiatsvorwürfe kassieren müssen. Es wurde ihm schon vor fast zehn Jahren vorgeworfen, dass er Eingenplagiate im Journalismus begeht, teilweise auch über größere zeitliche Abstände. Also da liegt es ja komplett im Argen bei Herrn Weimer.

Ich finde es moralisch total verwerflich. Und es zeigt wieder einmal in Deutschland die unglaubliche Verlogenheit eines Politikers, der etwas sagt und anders handelt. Dieses Phänomen nimmt zu. Gleichzeitig nimmt das Schweigen der Mainstreammedien zu solchen unglaublichen Verfehlungen ebenfalls zu.

Warum braucht es Alexander Wallasch, um das herauszufinden? Wir haben doch einen riesigen Apparat öffentlich-rechtlicher Medien. Wir haben dort Magazine wie Monitor, wir haben große Redaktionen vom Spiegel über Focus bis zum Stern.

Das ist die Frage, die ich mir auch stelle. Das ist die Frage, die sich das Guttenberg-Wiki-Netzwerk gestellt hat. Dieses Phänomen haben wir seit 15 Jahren. Die Dissertation von Herrn Guttenberg wurde ja auch rezensiert, und ein Rezensent hat es dann bemerkt. Andere haben vorher geschrieben, wie super das alles ist. Dieses Problem haben wir immer. Also warum gibt es dann den einen Aufdecker? Und wie findet dieser eine Aufdecker überhaupt Gehör, wird glaubwürdig, wird als Stimme wahrgenommen? Dieses Problem habe ich auch. Und da wird natürlich von politischer Seite immer versucht, den Aufdecker unglaubwürdig zu machen, den Aufdecker umzuframen. Das wird Ihnen wahrscheinlich auch passieren.

Ich habe eine einfache Antwort: Es liegt an meiner journalistischen Brillanz.

(Lacht) Ja, genau. Da sind wir sozusagen die verkannten Genies der Aufdeckung. Aber ernsthaft: Es gibt ja diese sogenannten Investigativ-Abteilungen. Aber warum hat das vorher niemand gesehen? Weil „TheEuropean“ eben nicht so groß ist wie etwa der „Spiegel“?

Da würde ich intervenieren, weil Weimer, als er diesen Posten als vermeintlicher Konservativer annahm, stark von links gescreent wurde. Und da ist der Weg zu „TheEuropean“ über seine Weimer Media Group einfach. Ich habe einen anderen Verdacht: Es liegt so offen da, dass es dann auch schon wieder übersehen wird. Kann das sein?

Vielleicht so, dass man sagt: Lass ihn gewähren, das ist sowieso ein Schwachsinnsprojekt. Allein schon die Riege der Autoren: Brad Pitt!
Der Papst. Genau, da passt was nicht. Es gibt kein Medium in Deutschland, wie eingangs schon erwähnt, wo AfD-Politiker und Grünen-Politiker oder Links-Politiker gleichzeitig auftreten. Da stimmt etwas nicht.

Danke für das Gespräch!

Telefonisches Interview am 18.10.2025 um 13 Uhr, Aufzeichnung, Transkript mit Amberscript, vom Interviewpartner autorisiert, wobei der mündliche Charakter des Gesprächs belassen wurde.

In eigener Sache: Mein Portal lebt ausschließlich von Unterstützern meiner Arbeit. Sie schaffen die notwendige Sicherheit für meine Recherchen. Bitte unterstützen Sie mich weiter! Danke.

Ihre Unterstützung zählt

Mit PayPal

Einen Kommentar schreiben

Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen. Aufgrund von zunehmendem SPAM ist eine Anmeldung erforderlich. Wir bitten dies zu entschuldigen.

Kommentare