„Viele der Beteiligten haben auch an der ominösen Telefonkonferenz vom 1. Februar 2020 teilgenommen.“

Prof. Wiesendanger: Hat ein US-Laborunfall 2014 die Ebola-Epidemie ausgelöst?

von Alexander Wallasch (Kommentare: 5)

„Was unbedingt erfolgen muss, ist eine seriöse und detaillierte Analyse all dieser früheren Fälle, die absolut nicht als abgeschlossen angesehen werden können. Dazu gehört auch der Ebola-Ausbruch 2014 in Westafrika.“© Quelle: Foto privat und EU I Montage Alex Wallasch

Roland Wiesendanger im Gespräch mit alexander-wallasch.de. Die Laborthese des Hamburger Professors wird längst von weiteren Studien gestützt. Aber jetzt alarmieren neue Erkenntnisse zur Ebola-Epidemie von 2014 in Westafrika. War damals ein USA-Labor in der Nähe verantwortlich?

Hier das Interview zur Story:

Alexander Wallasch: Die Akzeptanz für die These, dass Corona aus dem Labor stammt, steigt. Eine neue Studie bestätigt die von Ihnen genannte 99-prozentige Wahrscheinlichkeit. Empfinden Sie da Genugtuung?

Roland Wiesendanger: Ich habe meine Studie zu einem Zeitpunkt publiziert, als die Labortheorie in weiten Kreisen noch als Verschwörungstheorie angesehen wurde aufgrund des offenen Briefs von 27 Virologen in der Zeitschrift „The Lancet“ im Februar 2020.

Auch in zahlreichen Interviews dieser Virologen wurde immer wieder das Stichwort „Verschwörungstheorie“ im Zusammenhang mit einem möglichen Laborunfall gebracht und alle Faktenchecker haben sich letzten Endes auf zwei Veröffentlichungen berufen. Das war der bereits genannte offene Brief in „The Lancet“ und die sogenannte „Correspondence“ in Nature Medicine mit dem Erstautor Kristian Andersen.

Beide Arbeiten waren interessanterweise gar nicht referiert. Umso merkwürdiger war es, dass man mir vorgeworfen hat, ich hätte eine Studie publiziert, ohne dass diese referiert wäre. Dabei haben sich alle Faktenchecker auf zwei ebenfalls nicht referierte Arbeiten berufen.
Auf jeden Fall ist es zum damaligen Zeitpunkt ein hochgradig politisches Thema gewesen, weil die Labortheorie mit der Person des damaligen US-Präsidenten Donald Trump in Verbindung gebracht wurde und auch in Amerika dieses Thema weitestgehend tabu war. Man konnte damals nicht wissenschaftlich offen über das wichtige Thema eines möglichen Laborursprungs der gegenwärtigen Pandemie diskutieren.

Das änderte sich erst nach dem Präsidentenwechsel in USA. Nach dem Februar 2021 ist aus den USA sehr viel mehr publik geworden, insbesondere auf Basis von „Freedom of Information Act (FOIA) lawsuits“. Dabei war die Gruppe „U.S. Right To Know“ sehr aktiv, die immer mehr über die Hintergründe dieser Pandemie in Erfahrung brachte.

Alexander Wallasch: Ist es denn unter Wissenschaftlern besonders einfach, sich gegenseitig zu diskreditieren? Der Eindruck könnte tatsächlich entstehen …

Roland Wiesendanger: Da muss man jetzt unterscheiden zwischen dem, was in den Medien damals gegen mich losgetreten wurde, und den Reaktionen aus der Wissenschaft. Ich habe tausende Emails damals bekommen. Sehr viele waren von Wissenschaftlern, aus ganz unterschiedlichen Disziplinen, von Geisteswissenschaften über Naturwissenschaften, Wirtschaftswissenschaften, Rechtswissenschaften bis hin zur Medizin. Ich habe auf ganz breiter Basis entsprechende Zustimmung und Unterstützung erfahren. Letzten Endes waren es nur wenige Personen, die sich negativ geäußert haben und sich dann sehr gut in den Medien wiedergefunden haben, weil die Medien gerade die Äußerungen dieser Personen herausgegriffen haben, um gegen mich Stimmung zu machen.

Jetzt ist es wieder so bei Herrn Dr. Bruttel, der seine neue Studie zum Laborursprung von SARS-CoV-2 unlängst publiziert hat. Da sind nun wieder wenige Personen, wie zum Beispiel Kristian Andersen, die in extrem scharfer Form Kritik üben. Interessanterweise war es gerade Kristian Andersen, der bereits im Januar 2020 Auffälligkeiten in der Gensequenz des SARS-CoV-2 Virus entdeckt hatte, welche von Anfang an auf einen Laborursprung hindeuteten. Nach der ominösen Telefonkonferenz vom 1. Februar 2020 unter Leitung von Jeremy Farrar, Francis Collins und Anthony Fauci, änderten Andersen und andere Virologen als Teilnehmer dieser Telefonkonferenz ihre Meinung um 180 Grad innerhalb von drei Tagen, ohne dass sie bis heute erklären können, was sie dazu veranlasst hat. Nun sind es teilweise die gleichen Virologen, die versuchen, jetzt auch die Studie von Herrn Dr. Bruttel kleinzureden oder zu diffamieren.

Dazu ist zu sagen, dass unabhängig von Dr. Bruttel auch der US-amerikanische Molekularbiologe Dr. Steven Quay – bekannt geworden durch eine sehr frühe Studie zum Labor-Ursprung von SARS-CoV-2 – die gleichen Signaturen eines synthetischen Ursprungs von SARS-CoV-2 wie Dr. Bruttel gefunden hat. Quay hat dies in Reaktion auf die Veröffentlichung von Dr. Bruttel selbst auf einer bekannten Plattform (Zenodo) publiziert. Dabei werden die Schlussfolgerungen von Herrn Dr. Bruttel durch einen zweiten unabhängigen Wissenschaftler auf einem anderen Kontinent reproduziert. Dass es diese unabhängige Bestätigung gibt, ist leider in den Mainstream-Medien überhaupt nicht angesprochen worden. Und insofern sind Kritikpunkte, die von immer wieder den gleichen Virologen kommen, nicht wirklich ernst zu nehmen.

Alexander Wallasch: Was genau hat Dr. Bruttel herausgefunden?

Roland Wiesendanger: Wenn Corona-Viren manipuliert werden, so hinterlässt dies Fingerabdrücke des Manipulationsprozesses in der Gensequenz. Diese sind allerdings nicht leicht zu identifizieren. Deshalb hat Dr. Bruttel zusammen mit zwei amerikanischen Kollegen von verschiedenen Fachgebieten zusammengearbeitet, um dies nachzuweisen.

Diese Fingerabdrücke kommen nur bei manipulierten Viren und nicht bei natürlichen Viren in dieser Form vor. Und das hat unabhängig auch Dr. Steven Quay analysiert und die gleichen Schlussfolgerungen gezogen.

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Alexander Wallasch: Kommen wir zu einem weiteren spannenden Aspekt dieser Corona-Entstehungsdebatte. Dafür möchte ich zurückgehen ins Jahr 2014 nach Zentralafrika und hin zu Ebola.

Roland Wiesendanger: Viele frühere Ausbrüche werden jetzt noch einmal genauer angeschaut, nachdem man im Zusammenhang mit der gegenwärtigen Pandemie die leidvolle Erfahrung machen musste, dass es umfangreiche Bestrebungen gab und nach wie vor gibt, von einem möglichen Laborursprung wegzuleiten und das Narrativ einer natürlichen Zoonose zu propagieren.

Alexander Wallasch: Sie haben auf einen spannenden wie umfangreichen Artikel auf dem Portal Independent Science News  https://www.independentsciencenews.org/health/did-west-africas-ebola-outbreak-of-2014-have-a-lab-origin/ hingewiesen. Wie seriös sind hier Quelle und Autoren?  

Roland Wiesendanger: Es sind zwei Autoren. Der eine Autor ist Journalist, der andere ein bekannter Virologe. Also eine interessante Kombination, die widerspiegelt, dass es zwei Anliegen dieses Artikels gibt: Sowohl die breite Bekanntmachung dieser Analysen zum Ebola-Ausbruch 2014 und umgekehrt die Darlegung der detaillierten harten Fakten aus virologischer Sicht.  

Alexander Wallasch: Also würden Sie sagen, Independent Science News ist ein seriöses Portal mit Sam Husseini und Jonathan Latham als seriöse Autoren?

Roland Wiesendanger: Ein seriöses Portal und seriöse Autoren. Ich kenne Herrn Latham persönlich im Zusammenhang mit der Analyse des Ursprungs der gegenwärtigen Pandemie.

Alexander Wallasch: Cholera 2010 in Haiti, Ebola 2014 in Westafrika, Corona 2019 in Wuhan – Was vermuten Sie, inwieweit ist der COVID-19-Ausbruch und ein vermuteter Laborursprung ein wiederkehrendes Ereignis?

Roland Wiesendanger: Man redet ja mehr und mehr von einem Zeitalter der Epidemien und Pandemien. Und es ist mit Sicherheit eine sehr naheliegende und wesentliche Frage: Warum kommen wir in ein solches Zeitalter hinein? Ist das wirklich alles natürlichen Ursprungs? Oder hat dieses neu angebrochene Zeitalter der Epidemien und Pandemien mit den neuen Möglichkeiten der modernen Biotechnologie zu tun?

Und das ist genau das, was viele befürchten – ich gehöre auch dazu – dass es einen ganz starken Anstieg von Ausbrüchen gerade in den letzten Jahrzehnten gab, die eben, wenn man genauer hinschaut, zumindest keinen Laborursprung ausschließen lassen.
Was unbedingt erfolgen muss, ist eine seriöse und detaillierte Analyse all dieser früheren Fälle, die absolut nicht als abgeschlossen angesehen werden können. Dazu gehört auch der Ebola-Ausbruch 2014 in Westafrika, wie die beiden Autoren des oben zitierten Artikels eindrucksvoll aufzeigen.

Alexander Wallasch: Gibt es weitere Beispiele?

Roland Wiesendanger: Da wäre u.a. auch der Cholera-Ausbruch 2010 auf Haiti zu nennen. Der Ursprung wurde von der wissenschaftlichen Seite eindeutig geklärt. Ich hatte Gelegenheit, mit einem französischen Mikrobiologen, der damals die Untersuchung des Ursprungs geleitet hat, zu sprechen. Es ist eindeutig nachgewiesen worden, dass in diesem Fall Cholera durch UN-Soldaten, die damals von Nepal nach Haiti verlegt worden sind, ins Land gebracht wurde und eben nicht durch eine natürliche Zoonose ausbrach, wie auch wieder einige Virologen damals in Veröffentlichungen und gegenüber den Medien darzulegen versuchten.

Und interessanterweise waren auch schon im Zusammenhang mit dem Cholera-Ausbruch 2010 Namen zu finden, die jetzt auch wieder auftauchen im Zusammenhang mit der Negierung der Laborthese von SARS-CoV-2.

Alexander Wallasch: Kann das damit zu tun haben, dass es wenige hochspezialisierte Leute gibt, die automatisch immer wieder auftauchen?

Roland Wiesendanger: Es gibt ganz offensichtlich Netzwerke, mit denen sich Kollegen immer wieder gegenseitig in Stellung, in Position bringen. Das ist sicherlich eine Begründung dafür, dass man hier immer wieder dieselben Namen findet. Die Virologie ist ein ganz großes Feld und es steht mir fern, gegen das ganze Gebiet etwas Schlechtes zu sagen. Im Gegenteil, die Virologie hat unglaublich tolle und aufregende Erkenntnisse in den letzten Jahrzehnten hervorgebracht. Es ist zu bedauern, dass durch einen sehr kleinen Teil der Virologie, die sehr risikoreiche „Gain-of-function“-Forschung betreibt, ein ganzes Forschungsgebiet letzten Endes Schaden nimmt und dass hier wenige Vertreter eines Fachgebiets offensichtlich nicht so handeln, wie man das von einem Wissenschaftler oder einer Wissenschaftlerin erwarten sollte.

Alexander Wallasch: Was haben die USA oder was haben US-amerikanische Unternehmen konkret mit dem Labor in Wuhan zu tun? Das müsste man dem Leser nochmal klar machen, denn es wäre ja eine Grundvoraussetzung, eine Stringenz herzustellen in irgendeiner Form.

Roland Wiesendanger: Ganz wesentlich ist, dass im Kontext von Wuhan die US-Seite in zweierlei Hinsicht involviert war:

Zum einen haben die USA durch entsprechende Wissenschaftler, wie etwa Ralph S. Baric von der North Carolina University, das Knowhow von biotechnologischer Seite zur Verfügung gestellt. Dies ist übrigens nicht eine Aussage nur von mir, sondern auch von Jeffrey Sachs. Das ist ein weltweit sehr bekannter Ökonom, der als Vorsitzender der Lancet-Kommission zur Untersuchung des Ursprungs von SARS-CoV-2 eingesetzt wurde. Als Fachfremder war er zunächst einmal vollkommener Laie. Er hat sich dann über zwei Jahre einfach alle Aussagen von Virologen und Personen mit detaillierten Kenntnissen über die damaligen Vorgänge in Wuhan angehört und er sagt heute - als US-Amerikaner - dass die USA ganz wesentlich involviert waren durch das Bereitstellen des biotechnologischen Knowhows.

Zweitens waren die USA auch durch die Bereitstellung von Fördergeldern durch zahlreiche US-Institutionen wie zum Beispiel einer Unterabteilung der National Institutes of Health, die von Anthony Fauci geleitet wird, aber auch durch andere US-amerikanische Fördererinstitutionen, an den hoch risikoreichen Experimenten mit Coronaviren in Wuhan beteiligt.

Das heißt, es ist also sowohl Knowhow als auch Geld von US-amerikanischer Seite geflossen. Und deshalb sind gerade amerikanische Bürger (und Steuerzahler) natürlich unglaublich sauer, dass es u.a. US-Gelder waren, welche diese Experimente erst ermöglicht haben.
In USA sind bereits seit Sommer 2021 weit über fünfzig Prozent der Bevölkerung der Überzeugung, dass SARS-CoV-2 aus dem Labor in Wuhan stammt. Und das ist übrigens unabhängig davon, ob sie Republikaner oder Demokraten fragen, weil eben in USA sehr viel mehr veröffentlicht worden ist als hier in Europa und die Leute sehr viel besser informiert sind über all die Vorkommnisse und Hintergründe bezogen auf die Frühzeit der Pandemie.

Alexander Wallasch: Stichwort Indizien oder Beweise. Kann man das vielleicht kurz erklären? Wie unterscheidet hier die Wissenschaft? Im Speziellen bezogen auf den besagten Artikel in den „Independent Science News“ …

Roland Wiesendanger: Was dieser Artikel sehr schön aufzeigt, ist, dass schon damals bei diesem Ebola-Ausbruch 2014 ein Narrativ geschaffen wurde durch ganz wenige Wissenschaftler.

Das wurde von der Wissenschaft bislang nicht genügend kritisch hinterfragt und die Zoonose-Theorie dann mehr oder weniger zu einem etablierten Wissen erklärt, obwohl, wie die Autoren des Artikels zeigen, eben keine fundierte Grundlage für eine solche Schlussfolgerung existierte.

Das heißt also, dass es erst einmal notwendig ist, wissenschaftliche Methoden anzuwenden, um dieser Frage des Ursprungs dann auch solide nachgehen zu können. Und das ist ja bis heute auch bei SARS-CoV-2 nicht passiert. Es gab keine seriöse Untersuchung vor Ort in Wuhan.

Deshalb sind wir angewiesen auf virologische bzw. molekularbiologische Hinweise, die uns die Gensequenzen des Virus liefern. Und dazu gab es zum einen Erkenntnisse über die Furin-Spaltstelle von SARS-CoV-2 bereits Ende 2019. Die Existenz dieser Furin-Spaltstelle in der Gensequenz von SARS-CoV-2 bezeichnete der US-amerikanische Nobelpreisträger David Baltimore bereits als „Smoking Gun“ zugunsten der Labortheorie. Und jetzt die neuere Arbeit von Herrn Dr. Bruttel mit weiteren, unabhängigen und starken Hinweisen auf einen synthetischen Ursprung von SARS-CoV-2.

Dazu kommen noch die nicht molekularbiologischen Hinweise, z.B., dass am 12. September 2019 sehr auffällige Dinge zeitgleich passiert sind:

Die Coronaviren-Datenbank des Wuhan Instituts für Virologie wurde offline geschaltet, so dass kein Außenstehender mehr Einblicke haben konnte in die zuletzt im Labor untersuchten sowie gentechnisch veränderten Coronaviren. Am selben Tag erfolgte ein Antrag des Instituts an die Behörden zur Verbesserung der Labor-Sicherheitstechnik. Am selben Tag wurde ferner eine verantwortliche Person des Labors ausgetauscht. Und es wurde bekannt, dass Anfang Oktober eine Untersuchung des Instituts in Wuhan durch chinesische Behörden erfolgt ist. Über das Ergebnis dieser Untersuchung weiß die Weltöffentlichkeit bislang nichts.

All diese Ereignisse korrelieren zeitlich mit dem Ausbruchsgeschehen wie wir es heutzutage rekonstruieren können. Der Ausbruch erfolgte nicht erst Ende Dezember 2019, sondern spätestens Ende August, Anfang September 2019. Dadurch erklären sich auch die zwischenzeitlich nachgewiesenen COVID-19 Fälle im Herbst 2019 in Europa und anderen Teilen der Welt. Spätestens am 12. September 2019 ist den Laborverantwortlichen in Wuhan bewusst geworden, dass eine Übertragung von neuartigen Coronaviren auf Labormitarbeiter und von diesen auf andere Personen in Wuhan stattgefunden haben muss.

Alexander Wallasch: Ein Fazit nach Lektüre des Artikels könnte sein, dass unter Anthony Fauci Anfang 2020 ein Team zusammengestellt wurde mit Vertretern, die schon einmal 2014 möglicherweise einen US-amerikanischen Laborunfall als Zoonose darstellten, um den Laborunfall in Wuhan zu vertuschen.

Roland Wiesendanger: Das Verblüffende ist in der Tat, dass sehr viele identische Namen in beiden Fällen auftauchen. Viele der Beteiligten haben auch an der ominösen Telefonkonferenz vom 1. Februar 2020 teilgenommen, nach der die Laborthese der gegenwärtigen Pandemie ungerechtfertigt als „Verschwörungstheorie“ abgetan wurde.

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Roland Wiesendanger: Tatsache ist, dass die USA in sehr vielen Ländern Südamerikas, Afrikas, aber auch Asiens Labore unterhalten und auch in der Vergangenheit unterhalten haben, um hoch risikoreiche Forschung außerhalb ihres eigenen Landes durchzuführen.

Und es gibt sogar ein Zitat von Anthony Fauci, als Antwort auf die Frage eines Interviewers, warum denn diese Forschungsarbeiten von US-Seite in Wuhan finanziert wurden. Darauf hat Fauci wörtlich geantwortet:  Warum sollten die USA solche risikoreichen Experimente in North Carolina oder New Jersey durchführen? Es sei viel besser, in andere Länder zu gehen, um die US-amerikanische Bevölkerung nicht diesen Risiken auszusetzen.

Alexander Wallasch: Wir würden jetzt möglicherweise ein Fass aufmachen, wenn wir noch mit der Ukraine kommen, wo es dann auch diverse Labore gegeben haben soll …

Roland Wiesendanger: Das ist ja auch nicht zu leugnen. Es ist nachprüfbar, dass Victoria Nuland, eine Vertreterin der US-Behörden, vor laufenden Kameras in den USA zugegeben hat, dass es diese Biolabore gibt und dass dort mit hochgefährlichen Erregern geforscht wird. Sie hat wörtlich gesagt, dass die US-Seite befürchtet, dass diese in die Hände der russischen Seite kommen kann, bevor man das Material vernichtet hat.

Es ist ein nachprüfbarer Fakt, dass es diese US-Labore in der Ukraine gegeben hat. Ähnliche Labore sind auch in Georgien dokumentiert. Es gab auch Berichte von Laborunfällen in der Vergangenheit - sowohl in Georgien als auch in der Ukraine.

Alexander Wallasch: Was Ukraine und Georgien angeht, ist ja die Erzählung so, dass die Amerikaner eben da reingegangen sind, sich zur Verfügung gestellt haben, auch unter Billigung Russlands mit der Ansage: Wir helfen euch, wir haben die beste Technologie, die Altlasten möglicher Biowaffen der Sowjetunion zu vernichten. Und das wäre der Sinn und Zweck dieser Labore …

Roland Wiesendanger: Deshalb ist es wichtig, Beispiele zu haben wie Wuhan in China, denn da gilt dieses Argument nicht. Oder eben dieses Labor in Afrika im Zusammenhang mit dem Ebola-Ausbruch 2014.

Alexander Wallasch: Beim Independent Science News Artikel ist ja interessant, dass zwischen den Zeilen erkennbar die positive Motivation auch kurz erklärt wird. Da heißt es nämlich, dass man diese gefährlichen Ebola-Virenstämme untersucht, daran forscht, damit nicht ein anderes Land daraus eine gefährliche Bio-Waffe formt …

Roland Wiesendanger: Es wird auch in dem von Ihnen genannten Artikel von Jonathan Latham angesprochen, dass speziell nach den Anschlägen vom 11. September 2001 extrem viele Geldmittel von US-Seite bereitgestellt wurden, u.a. auch für das „Biological Threat Reduction Program“, aus welchem beispielsweise die Labore in der Ukraine finanziert wurden.

Aber, wie in dem Artikel anklingt, stecken da auch Interessen von Seiten der Biowaffen-Forschung dahinter. Und natürlich spielen da auch immer militärische Interessen eine Rolle. Es gibt eben immer auch diesen „Dual-Use“-Aspekt, der gerade bei der virologischen Forschung mit hoch gefährlichen Krankheitserregern nicht von der Hand zu weisen ist.

Alexander Wallasch: Aber richten sich die privaten Unternehmen nicht auch danach? Wenn ich weiß, dass nach 9/11 sehr viele Geldmittel zur Verfügung gestellt werden. Wenn ich in etwa weiß, in welche Richtung das gehen muss. Wird da nicht auch getriggert, genau dann solche Forschung zu machen?

Roland Wiesendanger: Klar, viele Teile der Wissenschaft und erst recht der Privatwirtschaft folgen den Geldströmen. Gerade dieser Zweig der virologischen Forschung, die gefährliche „Gain-of-Function“-Experimente betreibt, hat in der Folgezeit einen extremen Aufschwung erlebt.
Ich möchte aber noch etwas hinzufügen, weil Sie vorhin dieser positiven Intention der Etablierung solcher Labore Raum gegeben haben. Ich erachte es nicht als positive Intention, wenn in einem Forschungsantrag von 2019, der ja öffentlich geworden ist, die Absicht des Einbaus einer Furin-Spaltstelle in SARS-artige Coronaviren erklärt wurde. Wenige Monate später hat SARS-CoV-2 das Licht der Welt erblickt mit genau einer solchen Furin-Spaltstelle, die ansonsten in Coronaviren der entsprechenden Untergattung nicht vorkommt und SARS-CoV-2 die extrem leichte Übertragbarkeit von Mensch zu Mensch ermöglicht. Jedem Virologen muss klar gewesen sein, was man für ein Risiko eingeht, wenn man solche Experimente betreibt. Es ist ein Spiel mit dem Feuer, das irgendwann ausbricht und nicht mehr kontrolliert werden kann.

Die Absurdität war ja in den letzten zehn Jahren: Je gefährlicher die künstlich erzeugten Viren wurden, durch gentechnische Veränderungen, desto höherrangiger konnten die Arbeiten publiziert werden in Journalen wie „Nature“ und „Science“.

Die Argumentation dafür war: Jetzt haben wir noch gefährlichere Viren im Labor erzeugt und damit haben wir ein noch größeres „Pandemiepotential“ aufgezeigt. Und je weiter man gegangen ist in dieser Richtung, desto mehr „Nature“- und „Science“-Paper hat man publizieren können, desto mehr hat man wieder Fördergelder bekommen und das eigene Prestige gesteigert. Das war eine Spirale, die notwendigerweise in einer Katastrophe enden musste.

Alexander Wallasch: Was wäre Ihre Einschätzung zu Ebola? Wie wahrscheinlich ist auch hier der Labor-Unfall? Bei SARS-CoV-2 liegen Sie und Dr. Bruttel bei 99 Prozent …

Roland Wiesendanger: Das Narrativ eines zoonotischen Ursprungs, in diesem Falle dieses Ebola-Ausbruchs von 2014, ist definitiv vom Tisch. Hier muss jetzt die Möglichkeit eines Labor-Unfalls ernsthaft in Erwägung gezogen werden.

Und das gleiche gilt auch für die anderen Fälle früherer Ausbrüche, auch bei SARS-1 ist es ja so, dass ein zoonotischer Ursprung immer wieder als gegeben deklariert wird.
Tatsache ist aber, dass bei SARS-1 einst dasselbe eingetreten ist, dass China die WHO zunächst nicht informierte und jegliche Untersuchung vor Ort blockierte, so dass auch dieser Ausbruch nicht ernsthaft näher untersucht werden konnte.

Tatsache ist allerdings auch, dies ist gut dokumentiert, dass es mindestens fünf Labor-Unfälle nach dem ersten Ausbruch von SARS-1 gab, das heißt, es ist bekannt, dass durch unvorsichtiges Experimentieren das SARS-1 Virus mehrfach aus Laboren in die Außenwelt gelangen konnte, mehrere Male in China, aber auch in Singapur und Taiwan.

Alexander Wallasch: In welchem Zeitraum war das? Oder zu welchem Zeitpunkt?

Roland Wiesendanger: Das war im Zeitraum 2003 bis 2004, also zu einem Zeitpunkt, als man schon wusste, dass SARS-1 sehr gefährlich ist und sogar tödlich sein kann.

Und jetzt kann man sich natürlich fragen: Zu einem Zeitpunkt, bei dem den Forschern schon bewusst war, dass man mit gefährlichen Coronaviren experimentierte, ereigneten sich dennoch zahlreiche Laborunfälle. Ist es folglich nicht plausibel, dass bereits schon der erste Ausbruch von SARS-1 durch Experimente in einem Labor ausgelöst wurde – zu einem Zeitpunkt, als man noch nicht von der Gefährlichkeit des neu erzeugten Coronavirustyps wusste? Man weiß, dass die Forschungsaktivitäten in Bezug auf Manipulation von Coronaviren seit Mitte der 90er Jahre stark intensiviert wurden. Und seit 1998 – das kann man auch recherchieren – gab es einen erheblichen Anstieg der Patente basierend auf genmanipulierten Coronaviren. Das heißt, der Zeitpunkt einer erheblich intensivierten biotechnologisch basierten Forschung an genmanipulierten Coronaviren korrespondiert in verdächtiger Weise mit dem Zeitpunkt des Ausbruchs von SARS-1 im Jahre 2002.

Es ist folglich notwendig – in ähnlicher Weise wie für den Ebola-Ausbruch 2014 – die Ursprungsgeschichte der SARS-1 Epidemie nochmals detailliert auf wissenschaftlicher Basis zu beleuchten. Dies gilt gleichsam für viele weitere Ausbrüche der vergangenen Jahrzehnte.
Es ist von existentieller Bedeutung, den Ursachen des „angebrochenen Zeitalters der Epidemien und Pandemien“ tiefer auf den Grund zu gehen anstatt den Narrativen – verbreitet durch wenige Vertreter einer Fachrichtung – blind zu vertrauen.

Alexander Wallasch: Danke für das Gespräch!

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