(Holger Douglas hatte Roland Tichy für seinen TE-Wecker befragt, den Sie hier nachschauen können.)
Roland Tichy:
Bei Weimer weiß man nicht, wer er ist und wenn ja, wie viele. Er ist zunächst mal ein ganz guter Journalist, er ist bei vielen Blättern wie Cicero und Welt Chefredakteur gewesen – jetzt in eigener Sache –, er ist ein grandioser Geschäftsmann. Vor allen Dingen ist er ein wunderbarer Eventveranstalter. Damit verdient er sein eigentliches Geld. Und neuerdings ist er eben auch Politiker. Und alles zusammen ist natürlich eine toxische Mischung.
Zur Kritik an den KI-Konzernen
Weimer will für diese Konzerne eine besondere Strafsteuer in Deutschland erheben. Das passt natürlich Lars Klingbeil und Friedrich Merz gut ins Konzept. Jede müde Mark oder jeder kranke Euro ist gut für eine klamme Staatskasse, für das an die Wand gefahrene Land mit seiner defizitären Haushaltspolitik.
Und vor allen Dingen geht es darum, über solche Strafsteuern die sozialen Medien in Europa möglichst einzuschränken und zu begrenzen. Denn für die Bundesregierung und für Wolfram Weimer sind die sozialen Medien eine riesige Gefahr, weil sie so schwer kontrollierbar sind.
Den öffentlich-rechtlichen Rundfunk hat man in der Hand wie einen Schoßhund. Die meisten Printmedien fressen der Bundesregierung für ein paar Anzeigen aus der Hand. Nur diese sozialen Medien, an denen sich so viele Menschen beteiligen, die sich so auffächern, sind nicht kontrollierbar. Man kann nicht hinter jeden Facebook-, Instagram- oder Twitter-Teilnehmer eine Zensur stecken. Das versucht zwar die EU, aber noch besser wäre es, wenn man denen finanziell den Garaus machen könnte.
Das ist also der Versuch, Deutschland aus der globalen Welt der Kommunikation herauszulösen, um es der Kontrolle der Bundesregierung und ihrer vielen, vielen Spitzelbehörden zu unterwerfen.
Wolfram Weimer hat den Vampirroman neu erfunden. Denn ein Vampir beklagt sich, dass andere Vampire Blut saugen. Wolfram Weimer hat unbestritten ungefähr 2000 Autoren auf seinem Portal „TheEuropean“ versammelt. Und da liegt schon der erste Teufel im Detail: Das waren nicht seine Autoren. Er hat sie nur als solche ausgegeben. Da sind plötzlich Leute wie Papst Franziskus, Brad Pitt oder natürlich auch Alice Weidel und andere quer durch den ganzen Gemüsegarten von Politik, Gesellschaft, Kultur und Religion.
Plötzlich waren alle Weimer-Autoren. Das ist natürlich großartig, wenn man so bekannte Autoren hat, um die man sich normalerweise als Veranstalter die Finger ausreißt und die man teuer bezahlen muss, wenn man sie überhaupt kriegen will oder kriegen kann. Und Weimer hat es irgendwie geschafft, die 2000 klügsten Köpfe der Welt um sich zu versammeln. Das ist natürlich Lug und Betrug. Er hat da Texte geklaut von diesen Autoren und hat sie als seine Autoren ausgegeben.
Das ist schon mal strafrechtlich ein schlimmer Tatbestand, denn er hat die Autoren missbraucht. Die wenigsten von diesen Autoren kennen überhaupt Herrn Weimer. Zu glauben, dass Brad Pitt oder Papst Franziskus Herrn Weimer kennen, ist eher eine utopische Vorstellung.
Und auch Alice Weidel oder andere Menschen – ganz viele, auch ein Dutzend TE-Autoren – haben damit überhaupt nichts zu tun. Sie wurden ihrer Persönlichkeit beraubt und gewissermaßen als Stallhasen von Wolfram Weimer geführt.
Und dann waren die Texte zum großen Teil urheberrechtlich geschützt. Nicht alle. Wir können als Journalisten zum Beispiel Bundestagsreden abdrucken. Die sind wirklich zur Benutzung freigegeben. Sie werden ja gehalten, damit sie an die Öffentlichkeit geraten. Aber das ist nur ein Bruchteil dessen, was Wolfram Weimer da zusammengestöpselt hat.
Er hat eben ganz, ganz eindeutig viele Autoren ihrer Inhalte beraubt. Und da gibt es eine formale Ebene, die da lautet: Urheberrechtsverletzungen sind ein Straftatbestand. Zweitens ist es natürlich ein Betrug an den Lesern. Und drittens: Es ist ein Betrug auch an den Werbekunden, die da Anzeigen geschaltet haben. Denn damit hat er sich einen Teil seines Geldes verdient.
Es ist also dreifacher Betrug. Und dumm ist nur: Das Leben ist eben ein Schicksal, ein böses. Die Wahrheit, sagt man in Bayern, ist ein Oachkatzl, das kommt plötzlich hinter dem Baum hervor und zeigt seinen Schwanz. Und er hat auch den Plagiatsjäger Stefan Weber als seinen Autor ausgegeben und ihm 19 Artikel geklaut, ihn beraubt. Und das ist natürlich schon ein großer Witz, den Plagiatsjäger als Plagiat zu führen und als einen Autor auszugeben. Das ist eigentlich ein Witz der Kommunikationsgeschichte.
Ich glaube, Wolfram Weimer versucht sich als Eventmanager zu etablieren. Nun kann jeder in jeder Stadthalle irgendeine Fete abfeiern. Das hat mehr oder weniger Erfolg. Aber Wolfram Weimer zielt natürlich nach Größerem. Er hat ja den Ludwig-Erhard-Gipfel in Tegernsee veranstaltet, mit durchaus namhaften Beiträgern. Der hat immer zum Beispiel seinen Radsportfreund Friedrich Merz reden lassen. Aber auch Katharina Reiche ist da erstmals aufgetreten, früher auch durchaus Leute wie Christian Lindner von der FDP.
Und solche Leute kommen in der Regel, wenn sie eine große öffentliche Bühne erhalten. Und das ist der erste Trick von Wolfram Weimer. Er versucht vorzutäuschen, dass er ein Medienunternehmen führt. Aber er führt kein Medienunternehmen, denn seine Medien haben ungefähr alle die Reichweite einer schlecht gemachten Schülerzeitung. Zum Beispiel hat sein Heftchen „Markt und Mittelstand“ 279 Abonnenten. Die Reichweite von „TheEuropean“ und anderen begrenzt sich auf ein paar 1000. Da hat auch jede Schülerzeitung, wenn sie ins Internet geht, ganz schnell mehr Follower und Leser als Wolfram Weimer.
Aber mit diesem ganzen Getue erweckt er den Eindruck, als sei er ein grandioser Medienpapst. Und er hat ja auch Zeitschriften gekauft wie „Business Punk“ von Gruner & Jahr oder die frühere Satirezeitschrift „Pardon“. Mit diesen Titeln schmückt er sich. Das Dumme ist nur, diese Zeitschriften erscheinen nicht mehr. Oder wenn sie einmal im Jahr erscheinen, um die Namensrechte öffentlich zu schützen, dann ist da drin auch ein zusammengekehrter Müllhaufen, der nur dazu dient, wieder eine Art Täuschung vorzuführen, nämlich man sei so witzig wie früher ein "Pardon", tatsächlich satirisch und witzig und ironisch wahr. Und in Wirklichkeit ist es nur alter Müll, der an den Strand des Tegernsees gespült wurde.
Mit anderen Worten: Wo man bei Weimer hingreift, stellt man fest, der Mann ist eben nicht echt und das, was er macht, ist alles just for show und just for Kasse. Aber nicht für irgendeinen Inhalt. Seine Medien sind nichts wert. Und es ist auch zum Beispiel an mich herangetragen worden, dass für seine Börsenblätter die Adressen schlicht und ergreifend nicht den Ansprüchen genügen, die heute an solche Adressen gestellt werden, nämlich dass der Empfänger bestätigt: Ich will dieses Medium lesen. Wo man bei Weimer hinlangt, stößt man auf Sumpf und Schlamm und fragwürdige Geschichten.
Weiterlesen nach der Werbung >>>
Ihre Unterstützung zählt
Roland Tichy:
Der große Aufdecker ist in dem Fall Alexander Wallasch, den ja viele unserer Leser kennen. Er hat jahrelang für uns gearbeitet und ist immer noch einer unserer Autoren. Und wenn ich sage, er ist einer unserer Autoren, dann meine ich das ernst. Es gibt ihn, er weiß es, und er wird immer zitiert und genannt. Und seine Texte sind großartig und stehen unter seinem Namen auch bei uns.
Und dieser Alexander Wallasch, der als Autor auch davon abhängig ist, dass er honoriert wird, denn er ist nicht auf Rosen gebettet wie Weimer und seine Ehefrau, sondern er lebt vom Schreiben. Und das ist ein harter Beruf. Und er hat sich eben gewundert, warum er da keine Honorare kriegt und immer da vorgeführt wird. Und dann hat er mal nachgeschaut, und stieß darauf, dass ausgerechnet Alice Weidel, die AfD-Vorsitzende, mit angeblich 100 Artikeln bei Weimer vertreten ist. Das ist insofern sonderbar, weil ja Weimer als Knecht Ruprecht von Friedrich Merz sonst immer über die AfD und ihre Vorsitzende hetzt, was nur das Papier erträgt.
All das führt dazu, dass das Ganze dann aufgeflogen ist und nach den ersten Berichten haben sich immer mehr Autoren gemeldet, völlig verdutzt und sagten: Ich kenne Herrn Weimer nicht, ich hatte nie Kontakt mit ihm. Ich will auch nicht, dass mein Name unter seiner Herausgeberschaft erscheint. Ich habe da nie zugestimmt. Alles Fake, alles falsch. Und genau das ist der Punkt, wo man dann sagen muss, der Vampir beschwert sich über andere Vampire, dass sie Blut saugen. Also Wolfram Weimer saugt Autoren aus und beschwert sich über Google, dass es Autoren aussaugen würde – angeblich.
Weimer hat das gemacht, was beispielsweise sogar der linke „Spiegel“ als Schuldeingeständnis wertet. Nämlich er hat ganz viel von dem Getöse da gelöscht. Aber das System Weimer geht ja weiter. Das System Weimer besteht ja nicht nur darin, dass er als Vampir Autoren beklaut, sondern er geht so weit, dass er auch jede Menge öffentlicher Subventionen einsackt.
Wir haben von Tichys Einblick als erste veröffentlicht, dass er beispielsweise für seinen Ludwig-Erhard-Gipfel ungefähr 300.000 Euro – es können auch mehr sein – an Subventionen aus verschiedensten bayerischen und anderen Staatskassen erhalten hat.
Das ist schon seltsam, wenn man für eine Partei antritt wie die CDU, die mit 551 Fragen versucht hat zu durchleuchten, wohin fließen eigentlich unsere Steuergelder, in wessen Kassen gehen die eigentlich? Und dann stellt man fest: Das ist auch die Kasse von Wolfram Weimer, die 552te.
Und das setzt Weimer fort. In dieser Woche war ja eine seltsame Veranstaltung in Frankfurt, bei der man nicht genau wusste, was er da eigentlich vorhat. Aber jedenfalls wurde auch dieses Vorhaben zunächst mal mit 30.000 Euro aus der hessischen Staatskasse finanziert. Und in Wirklichkeit ist es natürlich noch wesentlich mehr. Wir wissen nur noch nicht, was alles – das dauert, bis die entsprechenden Anfragen gestellt und vor allen Dingen beantwortet werden.
Wolfram Weimer macht Geschäfte, indem er den Menschen vorspielt, er würde sie in seinen riesigen Medien transportieren und indem er Veranstaltungen durchführt, von denen er der Öffentlichkeit große Leistungen verspricht. Und dann ist es eine Tatsache, dass er dafür Geld aus der Staatskasse nimmt. Es ist also kein Geschäft, sondern eine Subventionsjägerei, die er betreibt.
Sein Geschäft ist ja offensichtlich erst richtig in Gang gekommen, seit er eben Kulturminister im Kabinett von Friedrich Merz ist. Man muss sich nur vorstellen, da ruft jemand an im Auftrag oder unter dem Namen Weimer Media Group und möchte von Ihnen 50.000 Euro für die Teilnahme an einem Kongress. Das macht natürlich einen Unterschied, ob hinter Weimer Media Group ein Luftballon steckt oder ein richtiges Kabinettsmitglied.
Das Kabinettsmitglied, ob direkt oder indirekt, kriegt natürlich mehr Geld und jeden Kontakt. Und genau hier beginnt das weitere Trugbild von Wolfram Weimer. Er hat ja erklären lassen, mit seinem Wechsel in die Politik sei er aus dem Unternehmen völlig raus. Und dann guckt man ins Handelsregister, dann stellt man fest: Na ja, das Unternehmen gehört ihm zur Hälfte, und die andere Hälfte gehört seiner Frau. Also in einer Situation, in der er mit seiner Frau zusammen in einem Unternehmen 100 Prozent Mehrheit hat, kann man nicht sagen: Ich bin da raus. Sondern es ist natürlich nach wie vor eng verflochten.
Und hier wird aus dem privaten Skandal von Wolfram Weimer, dass er Autoren betrügt, dass er Werbekunden betrügt, dass er Leute zu Veranstaltungen für viel Geld lockt, die es nicht wert sind – jetzt wird plötzlich ein politischer Skandal, wenn er offenkundig dieses Amt – zumindest dem Anschein nach – benutzt, um Geld zu kassieren. Das ist wirklich ein unvorstellbarer Vorgang. Denn natürlich müssen Mitglieder der obersten Bundesregierung und ihrer Gremien darauf verzichten, dass sie auch noch privatwirtschaftlich tätig sind und gewissermaßen als Gebrauchtwagenhändler alte Autos als Staatskarossen an sich selbst verkaufen. Und genau das macht ja im übertragenen Sinn Wolfram Weimer. Er verkauft uns 30 Jahre alte, abgewrackte Autos als teure Staatskarossen.
Das erinnert mich ein bisschen an Napoleon III. im 19. Jahrhundert, von dem der Spruch stammt, an seine Gefolgsleute: bereichert euch! Enrichissez-vous!
Und das scheint wohl das Motto von Friedrich Merz zu sein, der auch, sagen wir mal, kein Feind von Klingelbeuteln ist. Dass sich seine Umgebung also mit ihm zusammen wohl anscheinend an dieser Gesellschaft ordentlich – na ja, bereichert, ist ein schwieriger Vorwurf – aber im Falle von Wolfram Weimer würde ich das Verfahren riskieren.
Was hier geschieht, ist jenseits jeder Grenze. Denn noch einmal: Urheberrechtsverletzungen in jeder Hinsicht sind strafbar. Und es wird jetzt auch bereits teuer. Der Plagiatsjäger Weber hat ihm eine Abmahnung geschickt und ich habe mir die angeschaut und nachgerechnet: Der will für die 19 Artikel, die ihm Weimer wirklich unter dem Stuhl weg geklaut hat, mit allem Drum und Dran 25.000 Euro. Das ist ortsüblich, Anwaltskosten, Gebühr, Honorar. Vor allen Dingen, wenn man das hochrechnet, zum Beispiel auf Alice Weidel, die ja ungefähr ein Vielfaches davon hat, dann hat die auch noch mal 25.000 Euro Anspruch. Dann sind wir schon bei 50.000 Euro und wenn sich da 100 Autoren zusammennehmen, kommt schon ein Sümmchen zusammen.
Und es gibt ja auch einen Anwalt, der mittlerweile Sammelklagen zusammenstellt gegen Weimer. Also es kommt jetzt eine Lawine von Forderungen auf ihn zu. Und ich bin kein Jurist und schon gar kein Richter. Aber ein wenig Urheberrecht muss man in meinem Beruf ja auch kennen. Und da kann ich nur sagen, das kann schon ein Sümmchen Geld kosten. Da wird er versuchen, nehme ich an, irgendwie einen Trick zu finden, dass der Staat direkt oder indirekt für ihn begleicht.
Einen Kommentar schreiben
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen. Aufgrund von zunehmendem SPAM ist eine Anmeldung erforderlich. Wir bitten dies zu entschuldigen.
Zur Anmeldung