Alexander-Wallasch.de hatte als einer der Ersten über Fälle von sexuellem Missbrauch berichtet, begangen in den 1950er- bis 1980er-Jahren von Hermann Gmeiner, dem Gründer der SOS-Kinderdörfer. Und wir hatten Städte und Kommunen aufgefordert, darüber nachzudenken, Straßen- und Schulnamen zu ändern, die auf Gmeiner hinweisen.
Drei nennenswerte Reaktionen gab es dazu mittlerweile. Zum einen wurde ein öffentlicher Brief eines Opfers von schwerem Kindesmissbrauch in einem der SOS-Kinderdörfer geschrieben, der sich schon seit Jahrzehnten für Aufarbeitung einsetzt. Zudem hat der Aufsichtsrat der SOS-Kinderdörfer den Länderverein Österreichs suspendiert. Und zuletzt haben die ersten Kommunen und Schulen tatsächlich angekündigt, Straßen- und Schulnamen zu ändern.
Beginnen wir mit dem offenen Brief. Der kam von Wolfgang Pratscher, er ist seit Jahrzehnten die Stimme der Betroffenen und selbst Opfer schweren sexuellen Missbrauchs in SOS-Kinderdörfern gewesen. Er schreibt in seinem offenen Brief: „Wir Betroffenen wurden jahrelang als unglaubwürdig dargestellt, zum Schweigen gebracht und emotional zerstört.“ 
Herr Pratscher fordert ebenfalls „mit aller Entschlossenheit (…), dass alle Straßen, Gebäude, Institutionen und Einrichtungen, die den Namen Hermann Gmeiner tragen, umbenannt werden.“
Die grundsätzliche Forderung von Wolfgang Pratscher in seinem offenen Brief:
„Wir fordern SOS-Kinderdorf International und die zuständigen Behörden auf, endlich die volle Verantwortung zu übernehmen, moralisch, rechtlich und historisch.“
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Das führt direkt zu Punkt zwei: Tatsächlich hat der Aufsichtsrat der SOS-Kinderdörfer reagiert und den Länderverein Österreichs sofort suspendiert. In einer Veröffentlichung vom 24. Oktober heißt es dazu:
„In diesem Zusammenhang hat der internationale Aufsichtsrat der Föderation der SOS-Kinderdörfer am 23. Oktober 2025 beschlossen, den Länderverein SOS-Kinderdorf Österreich vorläufig zu suspendieren.“
Der Aufsichtsrat teilt ferner mit, dass in acht Fällen aus den Jahren zwischen 1950 und 1980, die Hermann Gmeiner als Täter sehen, „im Rahmen des Opferschutzverfahrens von SOS-Kinderdorf Österreich“ die Taten „anerkannt und entschädigt“ wurden, diese „jedoch zu diesem Zeitpunkt nicht öffentlich kommuniziert“ wurden. Oder präziser ausgedrückt: Man hat den Opfern unter der Hand Geld gegeben, um eine öffentliche Berichterstattung zu verhindern.
Der Aufsichtsrat der SOS-Kinderdörfer erwähnt explizit, dass auch er „erst am 23. Oktober 2025 von den Missbrauchsvorwürfen gegen Hermann Gmeiner erfahren“ hat. Hier nur von „Vorwürfen“ zu reden ist allerdings schon deshalb unangemessen, weil die Taten von den SOS-Kinderdörfern selbst bereits „anerkannt und entschädigt“ wurden. Zudem hat man damals eine öffentliche Berichterstattung unterdrückt. Auch der Hinweis auf Verjährung ist an der Stelle unangemessen.
Die Reaktion muss noch dahingehend überprüft werden, ob diese Suspendierung möglicherweise auch ausgesprochen wurden, weil man mit der Veröffentlichung an sich hadert.
Zuletzt meldeten sich die ersten Städte, Kommunen und Schulen zu Wort, die nicht länger den Namen eines von den SOS-Kinderdörfern selbst als Kinderschänder markierten („anerkannt und entschädigt“) Hermann Gmeiner tragen wollen.
 
 
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Kommentar von T S
@S Benayas: Schweigegeld? Wie auch im Bericht nahegelegt. Das Vertuschen und Verstecken hat wohl nicht so funktioniert wie von Tätern und mitschuldigen Mitwissern erhofft.
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Kommentar von S Benayas
Warum läßt man diese Vorfälle erst verjähren, um dann Entschädigungen zu zahlen, vor allem wenn der "mutmaßliche Täter" sich selbst nicht mehr verteidigen kann?
Das geht mir einfach nicht in den Kopf . . . haben Sie eine Erklärung dafür, Herr Wallasch?!
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Kommentar von Frank Zar
Wenn die Vergangenheit zu einer Illusion wird, wird die Gegenwart zur Lüge und die Zukunft fraglich.