Krebserregende Chlorpropanole in Strohhalmen aus Papier und Pappe nachgewiesen

Strohhalmgate – Wer am Papphalm saugt, bekommt schneller Krebs

von Alexander Wallasch (Kommentare: 3)

Durch das Einweg-Plastik-Verbot kommen vermehrt Papptrinkhalme zum Einsatz. Dabei zeigt sich, dass es keine Lösung ist.© Quelle: Pixabay/Anemone123

Ältere Erwachsene – so sie noch nicht einer Heimverpflegung unterworfen ist – kommen seltener in den Genuss, einen Strohhalm für irgendetwas zu benutzen, die Schnabeltasse ist da deutlich näher am Durstigen.

Wer allerdings zuletzt mal einen Strohhalm benötigte, der hatte vielleicht auch dieses neue Gänsehautgefühl, diesen spontanen Widerwillen, weiter zu trinken bzw. zu saugen. Diese neuen Halme fühlen sich ekelig und pappig auf den Lippen an, so als kaue man auf der versehentlich nicht entfernten Umverpackung einer Süßigkeit herum.

Das ist schon unangenehm genug. Ähnlich unangenehm, wie diese neuen Holzgabeln bei McDonald's. Und in beiden Fällen kann man sich die Herstellungsprozesse samt Hygieneauflagen nicht weniger aufwendig vorstellen als etwa bei Plastikhalmen.

Aber jetzt kommt noch etwas hinzu: Die pappig schmeckenden Halme sollen auch noch krebserregend sein, was man theoretisch sicher eher den Plastikhalmen zugetraut hätte. Jedenfalls behauptete das jetzt die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Da kann man sich den Schock bei Unternehmen wie „Durstlöscher“ vorstellen.

Hier kann es schnell zu Umsatzeinbußen kommen, wenn Eltern nach der Nachricht aus NRW keine von Strohhalmen abhängigen Getränke mehr einkaufen. Die waren zuletzt schon in Verruf geraten, als aus Durstlöschern auf einmal in einer Edition „Durstlöscher: in“ wurde und eine Pride-Ausgabe für Kinder mit bärtigen Badehosen-Transmenschen in Stöckelschuhen bedruckt waren.

Pride hin oder her: Was hatte die Verbraucherzentrale herausgefunden? Die bezogen sich auf eine neue Untersuchung des Chemischen Veterinäruntersuchungsamtes Stuttgart (CVUA Stuttgart) und des Kantonalen Untersuchungslabors St. Gallen. Dort wurden 13 bzw. 15 verschiedene Papiertrinkhalme aus Supermärkten oder dem Gastronomiehandel auf Geschmack und Schadstoffe getestet.

Das Schweizer Ergebnis:

„Die Hälfte der Trinkhalme veränderte den Geschmack des Getränks. Acht davon gaben Chlorpropanole über dem Richtwert der BfR (Bundesinstitut für Risikobewertung)-Empfehlung an die Flüssigkeit ab. Chlorpropanole können in Papier und Pappe enthalten sein, in denen zur Nassverfestigung Epichlorhydrin basierte Harze eingesetzt wurden. Chlorpropanole können krebserregend wirken. Insgesamt wurden mehr als 80 Prozent der in der Schweiz untersuchten Papptrinkhalme wegen Geschmacksbeeinträchtigung und/oder Freisetzung von Chlorpropanolen oder Druckfarbenbestandteilen beanstandet.“

Vergleichbare Meldungen auch aus Stuttgart: Hier wurden bei 6 von 13 Trinkhalmen Werte für Chlorpropanole gemessen, die über dem Richtwert der BfR-Empfehlungen lagen.

Der Verbraucherschutz NRW fällt sein abschließendes Urteil so:

„Durch das Einweg-Plastik-Verbot kommen vermehrt Papptrinkhalme zum Einsatz. Dabei zeigt sich, dass es keine Lösung ist, Plastikverpackungen jetzt einfach durch Papier und Pappe zu ersetzen. Einwegprodukte sind außerdem nicht ressourcenschonend – auch nicht, wenn sie aus Papier sind.“

Das Verbot von Plastiktrinkhalmen ist schon zwei Jahre alt. Eine alternative Lösung ist demnach nicht wirklich in Sicht. Auch die Empfehlung der Verbraucherschützer klingt hilflos, wenn auf einen spülbaren Halm aus Glas oder Edelstahl verwiesen wird, von dem man sich denken kann, wie unhandlich oder unmöglich eine Säuberung ist und welche Reinigungsmittel und Wassermengen hier vergleichsweise anfallen, die Einweghalme nicht benötigen.

Hinzu kommt die mehr ästhetische Frage: Reinigung hin oder her: Wer möchte schon am Halm eines Vorgängers saugen?

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