Focus skandalisiert die Demokratie. Antje Hildebrandt ist beim Magazin Focus für AfD-Themen, Extremismus und „Dies & Das“ zuständig, schreibt sie via X. Dort verbreitete sie gestern die Mär von einer großen Verschwörung gegen die Demokratie.
Man kann auch sagen, Hildebrandt hält demokratische Vorgänge selbst für verschwörerisch, solange sie von der AfD und einem ihr nun zugeschriebenem Vorfeld ausgehen.
Hildebrandt schrieb via X:
„Dass die Regierung Merz an der Wahl der SPD-Kandidatin Frauke Brosius-Gersdorf scheiterte, ist offenbar kein Zufall: Nach Recherchen von Focus hat der AfD-nahe Abtreibungsgegnerverein Projekt1000plus eine Kampagne gegen die Juristin losgetreten.Abtreibungsgegner sollten in E-Mails an die Unions-MdBs in ihrem Wahlkreis gegen die Wahl von #Brosius-Gersdorf zur Bundesverfassungsrichterin protestieren. Ein Aufruf, der vom AfD-Fraktionsvize S. Münzenmaier, aber auch von Nius-Chef Reichelt unterstützt wurde. Mit Erfolg. Tatsächlich musste die Wahl von Brosius-Gersdorf verschoben, wenn nicht sogar abgesagt werden. Mehr als 60 Unionsabgeordnete hatten angekündigt, sie würden gegen die Abtreibungsbefürworterin stimmen, weil sie Druck von der Basis bekommen hätten. Der Verein Projekt1000plus behauptet, über 38.000 Anhänger hätten entsprechende E-Mails an CDU/CSU-Abgeordnete versandt. Für die Regierung Merz: Ein Desaster. Aufgedeckt hat das der Kommunikationsberater Saelhoff. Vielen Dank auch an JHillje.“
Mal davon abgesehen, was Frauke Brosius-Gersdorf tatsächlich gesagt oder geschrieben hat, ist das Pressearbeit – wir nennen es nicht mehr Journalismus – auf seinem Tiefstand. Hier wird eine Verschwörung konstruiert, die so nie stattgefunden hat, die allenfalls eine Kopie der Standardvorgehensweise des linken und regierungsnahen Vorfeldes und der mit ihnen verklebten Medien wie Focus ist.
Worüber sich Hildebrandt hier erregt, ist nichts anderes, als das, was man gelebte Demokratie nennen könnte: Bürger schreiben Abgeordneten Briefe oder E-Mails, erklären sich und bitten entsprechend im Bundestag abzustimmen.
Das ist wahrscheinlich die häufigste Form, wie sich Bürger an ihre politischen Vertreter wenden. Nur dass es in diesem Fall mal aus der konservativen Ecke kam und ohne verkappte oder direkte Gewaltandrohung durch die Antifa passierte, ohne Hausbesuche, ohne Bedrohung der Mitarbeiter, ohne Angriffe gegen Haus und Fahrzeuge der Politiker.
Was Hildebrandt und andere hier skandalisieren wollen, ist das tägliche Geschäft der Etablierten. Nur ohne die mittlerweile üblichen totalitären Begleitumstände.
Via soziale Medien meldet sich neben anderen auch ein Mirko Lange zu Wort. Lange ist Gründer des Unternehmens Scompler, ein Anbieter für „Strategisches Kommunikationsmanagement“, wie es in einer Unternehmensbeschreibung heißt.
Und Lange meldet nun sein Unternehmen habe herausgefunden, dass eine Kampagne gegen die vorgeschlagene Verfassungsrichterin organisiert wurde unter anderem von Tichys Einblick, Nius, Auf1, Compact und Co. Das „Kommunikationsvolumen“ sei um ein Vielfaches angestiegen. Und es stecke ein System dahinter:
„Erst Thema AfD-Verbot, dann Gender und Abtreibung, zuletzt ein haltloser Plagiatsvorwurf, der den algorithmischen Höhepunkt der Kampagne markierte.“
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Hier hat sich ein selbsternannter Kommunikationsstratege samt Unternehmen mit einem Post gerade vollumfänglich selbst zerlegt. Wer so einen Blödsinn zusammenfabuliert, der ist entweder unsagbar untalentiert in dem, was er macht, oder er ist ein verschlagener Politprofi – ein Politkommissar.
Denn natürlich befassen sich bestimmte Medien mit bestimmten Themen. Es ist sogar so, dass sich die vierte Gewalt schon auftragsgemäß und dafür mit Sonderrechten vom Grundgesetz ausgestattet regierungskritisch aufstellt.
Das haben Hildebrandt und Lange allerdings verdrängt bzw. lassen es nicht gelten. Aber es kommt noch besser: Besagter Mirko Lange diskreditiert sich selbst auf eindrucksvolle Weise. Zum August nämlich wird er aus dem operativen Geschäft seines Unternehmens ausscheiden.
Aber um was zu tun? Er hat ein noch lukrativeres Geschäft entdeckt! Er will jetzt offenbar politische Kampagnen gegen die Opposition machen. Jedenfalls meldet sein Unternehmen am 9. Juli Folgendes:
„Künftig wird Lange eine gemeinnützige Organisation aufbauen, die sich dem Schutz der demokratischen Öffentlichkeit verschreibt.“
So etwas kann man sich nicht mehr ausdenken! Das mit hunderten von Millionen Euro (u.a. „Demokratie leben!“) ausgestattete NGO-Vorfeld der Etablierten bekommt jetzt einen weiteren Gast am Futternapf, der bringt eine Kompetenz in Kampagnen mit und behauptet gerade eine politische Kampagne von rechts. Diese Kampagne wiederum von Lange gegen die angebliche Kampagne von Rechts wird begleitet vom Focus und der AfD-„Expertin“ Hildebrandt.
Die klassische Vorgehensweise des hochsubventionierten politischen Vorfeldes der Etablierten wird gespiegelt von konservativen Akteuren – nur ohne die üblichen Einschüchterungen und Gewaltandrohungen.
Oder nein, es ist noch nicht einmal eine Kampagne, die Arbeit jener, die noch als vierte Gewalt auftreten, fühlt sich in ihrer Wirkmacht nur so an, als sei es eine Kampagne.
Die Damen und Herren von „Unsere Demokratie“ erleben gerade Demokratie live, erschrecken darüber ganz furchtbar und können sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass so etwas ohne eine konzertierte Kampagne funktioniert.
Warum nicht? Weil sie seit Jahren den totalitären Geist zweier Diktaturen aus der Büchse gelassen haben. Hildebrandt und Lange sind hier nur zwei Vertreter einer Spezies, die regelmäßig in irgendwelchen Allmachtsfantasien absaufen und die jetzt schmerzhaft erleben müssen, dass ihnen ihre totalitäre braune Brühe schon bis zum Hals steht.
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Kommentar von Manfred Sonntag
Herr Wallasch, im letzten Artikel schrieben Sie selbst von einer "kalten Juristin" und darauf bezog sich mein Text. Ihre Artikel gefallen mir immer wieder und heute musste ich sogar laut und lange lachen als ich den Text über Focus und Antje Hildebrandt gelesen habe. Die Texte dieser Dame haben mich schon damals, als sie noch bei Cicero arbeitete, zum Widerspruch inspiriert. Ihre Beiträge waren lesenswert, wurden aber im Lauf der Zeit immer linkslastiger und es wundert mich nicht, dass sie vom Qualitätsmedium Cicero in den linken Mainstream zum Magazin Focus für AfD-Themen, Extremismus usw. wechselte. Bei dieser Dame würde ich Anderes gar nicht mehr erwarten.
Ich möchte mich auf diesem Weg bei allen freien & neuen Medien (z.B.: TichysEinblick, NIUS, Reitschuster, Apollo, Weltwoche, Achse des Guten Nachdenkseiten), natürlich auch bei Alexander Wallasch, für ihre Aufklärungsarbeit bedanken. Ohne Sie Alle wäre es kaum auszuhalten, denn wir leben in einem Irrenhaus in dem die Hilfsbedürftigen als Ärzte praktizieren!
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Kommentar von Corinne Henker
Ich gestehe: Auch ich habe an unsere lokale CDU-Abgeordnete geschrieben und habe sie darum gebeten, auch in Zukunft BEIDEN SPD-Kandidatinnen ihre Stimme zu verweigern. Ganz sachlich begründet mit Links zu den eigenen Aussagen der Kandidatinnen, ganz ohne Apollo, NIUS oder ähnliche Verweise. Nachahmung dringend empfohlen, denn die Sache ist noch nicht vorbei.
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Kommentar von Wilfried Van Dyk
Haben sich nicht auch kath. Würdenträger gegen die besagte Frau B. ausgesprochen, insbesondere auch gegen das "Ja" von Merz?
Ist die kath. Kirche auch von der AFD, Nius oder Tichyy beeinflusst worden? Das kann ich ja gar nicht glauben!
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Kommentar von Bernhard Kopp von Brackel
Notbremsungen haben es an sich dass sie unsanft ablaufen. Die Rote Robe des BVerfG ist so etwas wie eine Goldmedaille im Justizdienst. Diese kann nicht länger allein in den ideologischen Willen von Parteisoldaten vergeben werden. Es gibt für jede Position ein plausibles Qualifikationsprofil, auch wenn es nicht immer einfach ist. Das Land, und in Teilen der gesamte Westen sind geschlagen mit links-progessivem " Wokeismus", der sich bei uns mehr als anderswo mit post-demokratischen Rätesystemen im Rahmen von periodisch gewählten Parteioligarchien, und mit staatlicher Kommando- und Subventionswirtschaft zur Erreichung von " Klimazielen" verbindet. Deutschland kann keine Links-Progressiven im BVerfG gebrauchen.
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Kommentar von Edlosi
Dank für den Text.