Eine direkte Schuldzuweisung am Gaza-Krieg fällt dem einen leichter, dem anderen schwerer. Mit Blick auf den 07. Oktober 2023 erscheint es besonders leicht und wird dann angesichts zehntausender toter Zivilisten im Gaza-Streifen verdüstert.
Heute, fast auf den Tag genau zwei Jahre nach dem Terroranschlag der Hamas gegen Israel, wurden überlebende israelische Geiseln aus ihrer zweijährigen Haft aus den Kellern der Hamas entlassen, ihr Martyrium wird in den kommenden Wochen in allen Einzelheiten die Welt erschüttern. Und mit diesem Horror werden Wut und Abscheu auf die Unterstützer der Hamas in der arabischen Welt ein neues Allzeithoch erreichen.
Dass Trump es nun geschafft hat, gemeinsam mit dem ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah al-Sissi Teile der arabischen Welt mit den Führern der westlichen Welt zu einem Friedensgipfel in Ägypten in Scharm el-Scheich zusammenzubringen, gehört zweifellos zu den Höhepunkten seiner Präsidentschaft. UN-Generalsekretär António Guterres reist nach Ägypten – der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan, der jordanische König und andere Staats- und Regierungschefs aus der arabischen Welt.
Der zunächst angekündigte israelische Premierminister Benjamin Netanjahu machte heute kurzfristig einen Rückzieher, nutzte aber den historischen Auftritt von Präsident Trump am Tag der Geiselbefreiung in der Knesset dazu, der Welt mitzuteilen, dass Trump der beste Freund sei, „den Israel je im Weißen Haus hatte“.
Mit diesem israelischen Lorbeerkranz im Haar fährt Donald Trump jetzt zum Gipfel nach Ägypten. Die Lobpreisungen des Israelis für Trump – prominent neben dem Präsidenten der Knesset positioniert — dauerten bald eine Stunde. Das Parlament in Jerusalem wurde immer wieder von Standing Ovations für den US-Präsidenten und einzelne Vertreter seiner Delegation unterbrochen. Der Nachhall ist hier für kommende Tage garantiert.
Und Trump nutzte in seiner Erwiderung zunächst auch die Gelegenheit, die enge Freundschaft und Verbindung beider Länder zu betonen. Der US-Präsident hob die erfolgreiche gemeinsame Zerschlagung des iranischen Atomprogramms hervor und versprach, zukünftigen Waffenwünschen Israels gern zu entsprechen, wenn es nur dem Frieden nutze.
Das wiederum bot Trump Gelegenheit, die neuesten Entwicklungen der US-Militärtechnik hervorzuheben, man habe wieder neue Waffen mit gewaltiger Zerstörungskraft entwickelt.
Das waren die Gastgeschenke. Anschließend demonstrierte Präsident Trump, warum gerade ihm dieser Deal gelungen ist. Die zuvor in maximalem Pathos eingebettete Trump-Party in Jerusalem erdete der US-Präsident auf seine unnachahmliche Weise in seiner liebenswerten grobcharmanten Hemdsärmeligkeit. Unbestreitbar kann es nur einem Donald Trump gelingen, nach so einem emotionalen und dramatischen Auftakt, etwa den Iranern – noch dazu ausgerechnet in der Knesset – die Hand für zukünftige Geschäfte anzubieten.
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Wenn sich Donald Trump und sein Vize JD Vance zuletzt im Weißen Haus beim ersten Besuch des ukrainischen Präsidenten noch über dessen fehlende Danksagungen empörten, so wurde Trump in der Knesset mit wahren Salven von Danksagungen eingedeckt. Das nahm derart Überhand, dass man den Eindruck bekommen konnte, Trump müsse sich seine Genugtuung darüber grinsend verkneifen, so sehr schien es ihm zu gefallen.
Wichtig zu erwähnen: Netanjahu stellte in seiner Ansprache einmal mehr heraus, dass sein Antrieb ein religiöser ist. Legt man diesen Auftritt mit der Amtseinführung von Trump zusammen, dann präsentiert sich der Westen hier als gottesfürchtige Demokratie oder so ähnlich. Also wer es bis dahin vergessen haben sollte: In diesem Konflikt stehen sich auch Religionen gegenüber. Netanjahu vergleich die Zerstörung der iranischen Atomanlagen allen Ernstes mit einem biblischen Wunder und rückte Trump damit in die Nähe Gottes bzw. machte Trump zu einem Werkzeug des jüdischen Gottes.
Und Dealmaker hin oder her: Trumps Auftritt machte einmal mehr deutlich: Der Westen sitzt mit Israel im christlich-jüdischen Boot den islamischen Staaten gegenüber. Und Trump machte weiter klar, dass es ein Kriegsschiff ist. Die USA seien Kriegsgewinner vom Ersten über den Zweiten Weltkrieg bis in die Gegenwart, so Trump wörtlich.
Israel verleiht Trump zudem den höchsten Orden des Landes, den bisher noch kein Nicht-Jude bekommen habe, erklärte Benjamin Netanjahu stolz. Aber das Trump-Wunder passierte auch hier: Trotz solcher Ehrungen und einem nicht enden wollenden Applaus der Knesset sah Trump keinen einzigen Moment so aus, als sei er von diesen Ovationen besonders überwältigt.
An keiner Stelle entstand der Eindruck, dass alles hätte im US-Präsidenten etwas ausgelöst, das über die traditionell engen Beziehungen zwischen den USA und Israel hinausgehen könnte. Das nächste Wunder: Das tat der freundschaftlichen Atmosphäre keinen Abbruch.
Selten konnte Trump der Welt das System Trump so strahlend verkaufen wie hier: Souverän, selbstbewusst, geerdet und trotzdem bereit, die Welt auf seine spezielle Art und Weise besser zu machen, wenn nur die Amerikaner ihren Obolus abbekommen. Jeder US-Präsident vor ihm hatte viel weniger zu bieten.
Ja, Trump ist der beste Freund Israels. Aber er kann auch der beste Freund jedes anderen Staates werden. Wenn der Deal stimmt! Emotional ist dieser Mann nicht erpressbar – und das schafft dann solche großen emotionalen Momente wie heute.
Welcome in Trumpamerica, ganz gleich, wohin die Air Force One gerade fliegt.
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Kommentar von Joseph Conrad
Leider wird die Initiative von Trump es mit einem ernsthaften Gegner zu tun bekommen:
Die noch von den US-Democrats bzw. von den Marionettenspielern hinter der Biden-Regierung eingesetzten Mitglieder der europäischen "Koalition der Willigen", allen voran unser Ukraine-Kriegskanzler und frühere Black-Rock-Lobbyist Merz.
So hat unser deutscher Aussenminister Wadephuhl bereits damit gedroht, Gaza - anders als von Trump beabsichtigt - nicht durch die reichen und geschäftstüchtigen Golfaraber, sondern natürlich auf Kosten des deutschen Steuerzahlers wiederaufzubauen!
Durch diese Einflussnahme wollen die woken Europäer sicherstellen, daß - anstelle eines möglicherweise ungerechten Friedens - der fast 80-jährige Krieg bis zur vermeintlich "gerechten" Zweistaatenlösung perpetuiert wird.
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Kommentar von stephan manus
In der Tat, ein "Meisterstück" von Trump.
Bleibt zu hoffen, dass er den 20 Punkte Friedensplan mit den bevorstehenden Hürden durchsetzen kann. Bei der Konstellation Israel/Hamas bin ich mir nicht sicher.
Und die Rolle von Deutschland? Wie immer, Zaungast, die den Wiederaufbau finanziell "maßgeblich" (so Wadephul) zu finanzieren haben. Verstehe das wer will.
Ich drücke Trump die Daumen.
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Kommentar von winfried Claus
Israel als Kleinstaat ist Geschichte, sie haben sich mit ihrem Genozit selbst versenkt. Solange sie noch das Weltfinanzzentrum beherrschen und den amerikanischen Christen ihren Judaismus einreden können, werden sie sich noch halten können! Die Jungen hauen aus dem Land ab und der Nachwuch kommt von den Orthodoxen, die zum Staat nichts beitragen und die diesen Staat nicht wollen!
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Kommentar von Max
Das sagt Gregor Gysi über die Gründung der Hamas
https://www.youtube.com/shorts/XCtinQuoVro
Ich bin erschüttert.