Milliardennachlässe beim Pilleneinkauf: Absolution für den Pharma-Giganten Pfizer

Trump und Kennedy Jr. zünden schmutzige Pfizer-Bombe: „He has done a fantastic job with Covid“

von Alexander Wallasch

Zwei Hundertzehnprozent-Amerikaner© Quelle: WhiteHouse/ Screenshot

Ein Big-Deal bläst dunklen Rauch in die Welt: Pfizer verspricht massenhaft billige Pillen nur für Amerikaner. Dafür huldigen Trump und Kennedy Jr. bereitwillig Pfizer-Chef Bourla für seine Covid-Rolle – und starten TrumpRx.

Die kurzen Filmschnipsel und Zitate in den sozialen Medien schockieren besonders Corona-Maßnahmen- und Impfkritiker rund um den Erdball. Die Rede ist von Präsident Trump und seinem Gesundheitsminister Robert Kennedy Jr., die jetzt im Rahmen einer gigantischen Zusammenarbeit der US-Regierung ausgerechnet dem Pfizer-CEO Albert Bourla Absolution und Carte Blanche erteilen.

Diese beiden folgenden Statements dürften in die Geschichte eingehen. Noch ist nicht abschließend klar, mit welcher Bewertung:

Trump stellte Bourla vor und sagte: „He (Pfizer CEO Bourla) has done a fantastic job with Covid.“ Kennedy ergänzte: „He (Pfizer CEO Bourla) really created a template for corporate responsibility, for putting public health ahead of his individual interests.“

(Trump: „Er hat bei Covid fantastische Arbeit geleistet.“ Kennedy: „Er hat wirklich ein Vorbild für unternehmerische Verantwortung geschaffen, indem er die öffentliche Gesundheit über seine individuellen Interessen gestellt hat.“)

Trump und Kennedy Jr. stellen sich hier anlässlich der Veröffentlichung einer amerikanischen staatlichen Webseite für preiswerte Medikamente, die Trump initiiert hatte, vor die Weltöffentlichkeit hin – vor die Corona-Maßnahmen-Kritiker und Impfkritiker – und loben den Pfizer-Chef in den höchsten Tönen dafür, dass er eine tolle Arbeit (sprich: ein tolles Geschäft) bei Covid geleistet hätte.

Dabei zucken beide mit keiner Wimper. Allenfalls könnte man zugunsten von Kennedy Jr. von einer versteinerten Miene sprechen, als Trump von einer guten Arbeit bei Covid spricht. Für Impfskeptiker ist das eine wahnsinnige Enttäuschung. Aber war es eine vorhersehbare? Trump hat hier einen Deal gemacht für seine ambitionierte TrumpRX-Website, eine Partnerschaften mit amerikanischen Pharmafirmen – eine Art staatliches Ratiopharm.

Trump und Kennedy Jr. ermöglichen Pfizer hier eine der gigantischsten Wiedergutmachungswerbekampagnen aller Zeiten. Pfizer kauft sich frei, behält seine Milliarden und obendrauf wird das Unternehmen noch als Held des amerikanischen Volkes und also auch für seinen Covid-Impfstoff gefeiert. Trump hat zugegriffen und Pfizer bekam, was es sich erhoffte.

Der Präsident hatte zudem in etwa begründend erklärt, die Vereinigten Staaten würden die Forschung, Wissenschaft und Entwicklung von Medikamenten für die ganze Welt bezahlen. Jetzt müssten endlich mal die Amerikaner prädestiniert davon profitieren: Make America Great Again.

Es mag unbestritten sein, dass die US-Regierung große Summen in Pharma-Forschung investiert. Aber Big Pharma profitiert zuerst, nachgereicht die Endverbraucher, die diese Forschungsergebnisse bisher teuer bezahlen mussten. Das Trump nun ausgerechnet mit Blick auf Covid und Pfizer davon spricht, dass die USA der Zahlmeister der Welt wären, ist grober Unfug. Trump erklärte wörtlich:

„The American consumers have been subsidizing research and development for the entire planet. They put all of that on us, and yet they were the beneficiaries too. So it's been changed.“

(„Die amerikanischen Verbraucher haben die Forschung und Entwicklung für den gesamten Planeten subventioniert. Sie haben uns all das aufgebürdet, und doch waren sie selbst auch die Nutznießer. Das hat sich nun geändert.“)

Pfizer und BioNTech lehnten nämlich explizit Fördermittel aus dem US-Programm „Operation Warp Speed“ ab, um bürokratische Hürden zu vermeiden. Pfizer-CEO Albert Bourla betonte, dass das Unternehmen die Entwicklung eigenständig finanzierte. Es gab keine direkten US-Staatsausgaben für die Forschung von BioNTech/Pfizer – im Gegensatz zu anderen Impfstoffen wie denen von Moderna (ca. 2,5 Milliarden US-Dollar aus Warp Speed).

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Aber Trump hat dennoch recht damit, dass der Corona-Impfstoff von BioNTech staatlich gefördert wurde. Aber nicht von den USA: Die deutsche Bundesregierung (über das Bundesministerium für Bildung und Forschung, BMBF) stellte BioNTech eine Förderung in Höhe von bis zu 375 Millionen Euro zur Verfügung. Dieses Geld diente der Beschleunigung der klinischen Studien (Phasen 1–3), der Skalierung der Produktion und der regulatorischen Zulassung. Und die Europäische Investitionsbank (EIB) gewährte BioNTech zusätzlich 100 Millionen Euro als Darlehen für Forschung, Entwicklung und Fertigungsanlagen.

Der Skandal um EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und ihren ruinösen SMS-Deal mit dem Pfizer-Boss mag hier ein zusätzlicher und geradezu diabolischer Brandbeschleuniger für Trump gewesen sein. Hier applaudiert der gerissene, pfiffige, schlaue und geschäftstüchtige Dealmaker dem Mann, der die EU und die deutschen Steuerzahler so brutal übers Ohr gehauen hat.

Donald Trump und Albert Bourla – zwei verwandte Seelen. So versprach Trump nach Angaben von Bourla, Pfizer für drei Jahre von 100-prozentigen Zöllen für ausländische Pharmaprodukte auszunehmen.

Eine kurze Erinnerung wie ein entferntes flackerndes Licht : Robert Kennedy Jr. war noch im August 2020 in Berlin auf der Straße des 17. Juni untergehakt bei Querdenkengründer Michael Ballweg und hielt dort eine flammende Rede gegen Big Pharma und die Coronamaßnahmen. Kennedys Rolle ist hier deshalb besonders verstörend, weil er die Pfizer-Vakzine später immer wieder scharf kritisiert hatte.

Und Präsident Trump versprach zudem Unabhängigkeit von der Pharma. Jetzt folgt der Big-Deal mit dem Pfizer-Chef. Für Impfgegner muss das der endgültige Weckruf sein. Wird er es auch für die weltweite Trump-Bewegung? Für jene, die immer noch hoffen, dass die Bewegung auch auf ihr Land überschwappt?

Schaut man in die sozialen Netzwerke, ist die Kritik an Kennedy und Trump mit Blick auf diesen schmutzigen Deal erstaunlich flau. Da reiht sich Versuch an Versuch, irgendwie noch eine Rechtfertigung und eine Verteidigungsrede für Trump und Kennedy zu formulieren.

Zuletzt darf man fragen, wann Robert Kennedy Jr. die Rolle von Elon Musk einnehmen wird, der erkannte, dass Trump eben nicht Wort hält und nicht der gute Gefährte ist, als der er sich vorgestellt hatte – hier ging es um Deals rund um Elon Musks Tesla-Elektroideologie.

Kennedy Jr. mag in Trump gerade jemanden dechiffriert haben, der seine Deals wirklich über alles stellt.

Ist es eine zu späte Erkenntnis, dass zu jedem großen Deal auf Staatsebene selbstverständlich auch ein Dreiklang aus Seele, Anstand und Respekt notwendigerweise mitschwingen muss, vor allem auch jenen Menschen gegenüber, die von diesen Deals ausgeschlossen sind?

Wenn Trump nun ausgerechnet einen Deal mit Pfizer macht, dann sollten alle Alarmsirenen losgehen. Trump hatte auch einmal versprochen, den Ukraine-Krieg zu beenden. Er hat sich mit Wladimir Putin zusammengesetzt. Die Welt hat ihn gefeiert. Er selbst linste bereits nach dem Friedensnobelpreis.

Möchte er jetzt noch einen zweiten Friedensnobelpreis für seinen Deal mit Pfizer bekommen, weil er den Amerikanern preiswerte Medikamente verschafft? Auf Kosten der restlichen Welt, die dann davon ausgeschlossen ist?

All das passt nicht zusammen. Und Trump sollte einmal demütig nach unten schauen, ob seine Deal-Lokomotive vielleicht die Schiene längst verlassen hat und führungslos durch die Wüste fährt, während Trump einen kapitalen Büffel nach dem anderen schießt.

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