Gehören die heute so oft in der Kritik stehenden Boomer zur glücklichsten Generation, die je in Deutschland gelebt hat? Dafür sprechen viele Gründe, aus denen sich diese Ursuppe westdeutscher Geborgenheit zusammensetzt. Und dazu gehört wiederum das bewegte Bild auf der Kinoleinwand.
Es waren die immer üppiger ausgestatteten Hollywood-Produktionen, welche diese Generation prägten. Wer heute über 60 ist, erinnert sich noch, wie teuer es wurde, wenn man die Leihkassette nicht rechtzeitig am Folgetag zur Videothek zurückbrachte. Noch teurer, wenn es ein Film aus dem Bereich hinter dem Vorhang war, den man auch allein nur durch die vorgehaltene Hand hindurch anschauen konnte.
In Salzgitter gab es diese Großraumvideothek – „VideoSky“ sprach man aus, wie einen polnischen Nachnamen mit Betonung auf dem -O-.
„Atemlos“ mit Richard Gere, „Es war einmal in Amerika“ mit James Woods, „Scarface“ mit Al Pacino oder „Der Pate“ mit Marlon Brando. Und dort diese flüchtige Rückblick-Figur des Vito Andolini aus dem italienischen Corleone, der aus Italien flüchtend als Kind in Ellis Island ankommt. Und der von einem US-Einwanderungsbeamten kurzerhand den Nachnamen „Corleone“ bekommt, ein Kreidekreuz auf die Jacke und ein paar Wochen in Quarantäne samt Gratisblick durch sein vergittertes Fenster auf die Freiheitsstatue. Herzzerreißender konnte man das ja kaum spielen, als es damals dem gerade zwölfjährigen Italiener Oreste Baldini hinter dem Sepia-Filter gelang.
Vito (Andolini) Corleone, Roland (Tichy) Frankfurt, Matthias (Matussek) Gelting oder Julian (Adrat) Berlin – liegt die Zukunft in den USA? Amerika! – bitte unbedingt mit italienischem Akzent ausgesprochen. Daran mag – vorerst noch mit einem Augenzwinkern – denken, wer über das neueste Angebot von Donald Trump nachgedacht hat, der Europäern Asyl in den USA anbietet.
Keine geringere als die New York Times schrieb nämlich vor ein paar Tagen, die Trump-Regierung erwäge laut geleakten Dokumenten, die der Zeitung vorlägen, „eine radikale Überarbeitung des US-Flüchtlingssystems, die das Programm auf das Nötigste reduzieren und gleichzeitig Englisch sprechende, weiße Südafrikaner und Europäer bevorzugen würde, die sich gegen Migration aussprechen.“
Hier soll Europäern Vorrang eingeräumt werden, die, so wörtlich übersetzt, „wegen der friedlichen Äußerung ihrer Meinung im Internet, beispielsweise wegen ihrer Ablehnung von Masseneinwanderung oder ihrer Unterstützung für ‚populistische‘ politische Parteien, ins Visier genommen wurden.“
Fraglos handelt es sich hier um eine Anspielung auf den Verfolgungsdruck gegen oppositionelle Politiker und Medienschaffende in Deutschland. Wer etwa auf der politischen Ebene miterlebt, wie massiv aktuelle AfD-Abgeordnete wie etwa Stephan Brandner und Petr Bystron wegen Nichts und Bagatellen mit Klagen überzogen werden und in welchem Maße Journalisten der Neuen Medien ihre finanzielle Grundlage entzogen werden soll, der ahnt, worauf das alles hinausläuft könnte. Der besondere Deutschland-Focus von Vizepräsident JD Vance mag hier noch ein Antreiber sein.
Und was auf den ersten Blick für Europäer noch skurril klingen mag, bekommt durch die konkreten Überlegungen in den USA einen Booster in Sachen Ernsthaftigkeit, wenn etwa ein hochrangiger US-Beamter gegenüber der Times sagte, die Trump-Regierung beobachte die Lage in Europa, „um zu entscheiden, ob jemand Anspruch auf den Flüchtlingsstatus habe.“
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Was sind die inneramerikanischen Beweggründe? Der Mythos der USA ist ihre Einwanderungsgeschichte. Sie verkörpert die Idee der Freiheit und Chancengleichheit für alle. Die Rolle Amerikas als Zufluchtsort ist Teil der DNA der USA. Das wiederum kollidiert mit dem Ende der illegalen Massenzuwanderung über die mexikanische Grenze. Deshalb ist Präsident Trump auf der Suche nach einer neuen Erzählung. Es geht schlicht darum, die Idee des Zufluchtsortes steuerbar zu machen.
Die New York Times schreibt weiter:
„Es spiegelt eine bereits bestehende Vorstellung einiger Mitglieder der Trump-Regierung darüber wider, wer die wahren Amerikaner sind“, sagte Barbara L. Strack, ehemalige Leiterin der Abteilung für Flüchtlingsangelegenheiten bei den Einwanderungs- und Einbürgerungsbehörden während der Regierungen Bush, Obama und Trump. „Und sie denken, dass es weiße Menschen sind, und sie denken, dass es Christen sind.“
Ironie dieser Geschichte: Wenn Trump deutschen Oppositionellen Asyl anbietet, die unter der Merz-Regierung einem Verfolgungsdruck unterliegen, dann fällt einem das Gastgeschenk wieder ein, das der Bundeskanzler für den US-Präsidenten ausgewählt hatte, als Merz das erste Mal im Weißen Haus zu Gast war: Ein golden gerahmtes Abbild der Geburtsurkunde von Trumps Großvater, der 1869 im pfälzischen Kallstadt geboren wurde.
Tatsächlich: Wer sich mit der Geschichte der Deutschen in den Vereinigten Staaten beschäftigt, der erkennt zunächst zwei Dinge: Zum einen die große Zahl deutscher Auswanderer (noch vor den Briten, Iren, Italienern oder Chinesen) und zum anderen den enormen Assimilationserfolg. Keine andere Gruppe ist auf diese Weise mit der neuen Welt verschmolzen, in ihr aufgegangen und regelrecht in ihr verschwunden. Zweifellos trugen die beiden Weltkriege dazu bei, dass man diesen Gang auch für klüger hielt.
Der Stern will einmal herausgefunden haben, dass die Deutschen in den USA auch zuvor nicht besonders beliebt waren:
„Die Amerikaner sind sehr geneigt, die Deutschen etwas hintan zu setzen. Sie halten die Eingewanderten nur gut zum Arbeiten und bemogeln dieselben, wo sie können“ – diese Zeilen schrieb ein deutscher Auswanderer, ein Jurastudent ohne Examen von der Wesermündung, im Jahr 1863 aus den USA nach Hause. Ein anderer ließ die Verwandtschaft in Deutschland wissen: „… die Amerikaner haben einen großen Widerwillen gegen alle Deutschen und setzen sie überall zurück…“.
Das mag allerdings auch an der großen Zahl gelegen haben: Von Mitte des 19. bis 20. Jahrhunderts fuhren sechs Millionen Deutsche über den großen Teich.
Nimmt man heute die 25 Prozent für die AfD aus den Umfragen, dann sind das über 15 Millionen Wahlberechtigte. Aktuell versucht die herrschende Klasse, diese Partei zu verbieten. Es kann also schnell eng werden auf den Schiffen der Transatlantik-Passagen, denn Omas Küchenbuffet passt nun mal nicht in den Lufthansa-Gepäckraum.
Noch erscheint all das sehr surreal und wie ein großer Ulk. Erstaunlicherweise für jene, denen geholfen werden soll, mehr als für Trump, der dieses Angebot offenbar wirklich ernst meint. Weiß er etwas, was hierzulande noch gar nicht durchgedrungen ist?
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Kommentar von Bernhard Kopp von Brackel
Alles politisches Spektakel. Am Beispiel der H-1-B-Visas ( Qualifizierte) läßt sich erklären wie schizophren das System unverändert bleibt. Bei diesen Visa ist es zu erheblichem Mißbrauch gekommen, der sich unbehandelt über mehr 20 Jahre aufgebaut hat. Jetzt wird das Kind mit dem Bade ausgeschüttet, weil die neuen Bestimmungen, die den Unternehmen $ 100,000.- für ein solches Visum kosten, auch für Absolventen gelten, die in den USA studiert, die Studiengebühren und ihren Lebensunterhalt mit Geld von zuhause finanziert haben, und nach mehreren Jahren in den USA, College und eventuell Graduate School zusammen bis zu 6 Jahre, in den USA bleiben möchten. Auf sozialer Ebene sind diese Hochschulabsolventen natürlich grundsätzlich sehr willkommen, aber nicht jeder Arbeitgeber, der den Antrag stellen muss, wird bereit sein, die hohe Gebühr zu bezahlen. Damit vertreiben sie mehr Qualifizierte als sie über " Asylprivilegien" gewinnen können.
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Kommentar von Joly Joker
Da wir ja extrem solidarisch und wenig patriotisch sind und seit Bismarck auch noch linkssozial wäre es interessant zu wissen wo sich unsere "Deutschen" und vor allem deren Nachkommen in den USA politisch wiederfinden. Eher bei den Reps oder eher bei den Dems. Mein Bauchgefühl sagt mir, dass dieses Erbgut sich nicht bei Trump wiederfinden wird.
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Kommentar von Manfred Sonntag
Wenn ich jünger wäre, ich würde dieses Angebot sofort annehmen!
In Europa wurden binnen kurzer Zeit aus Freiheit und Selbstbestimmung Gedankenverbrechen konstruiert, genau so wie in Orwells "1984" beschrieben. Man könnte es auch humoristisch betrachten und vermuten, dass Corona und die modRNA Injektion wahrscheinlich bei uns in Europa keine Spike-Proteine sondern „Hammer & Sichel“ – Proteine auf einem Brüsseler roten Stern-Virus hatten. Denn, wie ist sonst ist dieser ganze rot-grüne Wahn in Politik, Medien und der sogenannten „Zivilgesellschaft“ erklärbar?
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Kommentar von Sue
Hahaha, Quatsch! Alles nur Theater und eine Trigger-Show für den Mainstream, der (Don't Look Up!) verzweifelt auf den Boden glotzt um nichts wahrzunehmen und bitte kein Natzi zu sein.
Ja die Halluzinierenden mit ihrer Mainstream Psychodroge, das ist die schädliche Sekte die hier alles zerstört! Warte nur, in zehn Jahren finden die heraus, daß der Mainstream sowas ist wie der Faschismus, eine psychologsche Operation - nein, doch, ooohh!
Ich bin da ganz entspannt und genieße die Show des Zusammenbruchs, wo täglich die Lügen der Kasper fetter und krasser werden, sowas kann sich kein Kabarettist ausdenken, soviel Irrsinn der tatsächlich bitterernst genommen werden soll, denn wenn nicht, kostet es bestimmte Leute alles.
In Budapest wurde das große Rad bereits gedreht. Wir werden es erleben!
All die Dramen, haben keine Bedeutung mehr, außer für die Schauspieler. Schlechte Besetzung, mieses Stück, macht keinen Spaß, kann weg! Haha.
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Kommentar von Sara Stern
Die USA hatten nunmehr seit fast 20 Jahren eine maximal progressive Einwanderungspolitik, die der politischen Ideologie der sog. Demokraten entspricht. Das bedeutete prinzipiell: Indien, Afrika, Arabien vor Weißen. Muslime vor Christen. Arme vor Reichen. Kriminelle vor Gesetzestreuen. Die Beispiele die das belegen kennt jeder in Form "bunten" (also keine weißen) Belegschaftsfotos einiger Konzernen und von Überwachungskameras. In den USA läuft die Massenmigration zusätzlich über unterwanderte Unis, die wie verrückt stipendien an jeden nichtweißen Ausländer verteilen, egal ob der lesen oder schreiben kann.
Wie schwer weiße Zuwanderer der Zutritt in die USA gemacht wird, erfährt man in der Regel nur wenn man es selbst macht und die Community kennt. Der 0815 Deutsche kann das natürlich nicht wissen. "Greencard" ist das einzige Wort, dass er in dem Zusammenhang kennt. Was das ist, wie lang das hält, und was man dafür als weißer alles nachweisen muss...geschenkt.
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Kommentar von Eddy Nova
Eine gewisse Logik läßt sich in derartigen Überlegungen durchaus erkennen - ich könnte mir allerdings vorstellen das derartiges Asyl mit erheblichem Industry Bezug vonstatten geht. Ich erwarte schon seit langem die Message das ein Mittelstandsbetrieb mit 3.000 Mitarbeiter plus minus den Anfang macht ,jeder der 3.000 plus Family ein Aufenthaltsrecht TRUMPAMERICA erhält.
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2/3 werden mitmachen - 1/3 auf Dauer. Schritt 2 wäre dann der Asylkomplex...Das könnte sich als absolute Win Win Situation erweisen. Größere Auto Companys etc. könnten die negativen Folgen von Company Schliessungen für Deutschland in die Zukunft verschieben ohne das es für Werktätige negative Folgen mit sich zieht.
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Im großen Stil aufgezogen entfällt auch die mögliche Sprachbarriere & ich könnte mir vorstellen das dieser Company Schritt die Grundvoraussetzungen für Schritt 2 = Asyl , wäre. Startet man gleich mit Schritt 2 könnte das von mir geschätzt 50 plus Durchschnittsalter der Boomer Asylanten zum Problem werden.
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Große Companys mit Komplettübernahme - hier würde ich schätzen das die 2/3 Übersiedler mehrheitlich im unter 40 Bereich anzusiedeln wären.Insgesamt würde es dann wieder passen - der Assimilationsdruck via Sprache dürfte in einem Flächenland wie Trumpamerica deutlich geringer als im Abendland sein.
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Nicht zu vergessen Putinrussia das bezüglich Asylangeboten für Deutsche politisch Verfolgte schon wesentlich weiter ist. Formlose Einbürgerung könnte man es nennen.
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Problematisch in beiden Fällen: irgendwo wäre es eine Niederlage - die Volkszerstörer der Altparteien hätten gewonnen. Der letzte Satz WALLASCH.de könnte sich auf die Company Pläne beziehen. Alle hätten gen Ende etwas gewonnen ...Ausser Deutschland !