Eine Umfrage unter 1.005 jüdischen Israelis, im März 2025 von der Geocartography Knowledge Group für die Pennsylvania State University durchgeführt, zeigt in „Haʾaretz“ alarmierende Ergebnisse. Zweiundachtzig Prozent befürworten die Ausweisung der Gaza-Bewohner, sechsundfünfzig Prozent die Vertreibung palästinensischer Bürger Israels. Siebenundvierzig Prozent unterstützen, dass die Armee feindliche Städte wie in Jericho zerstören sollte. Vor zwanzig Jahren war die Zustimmung nur halb so hoch.
Fünfundsechzig Prozent glauben an eine moderne Amalek-Inkarnation, dreiundneunzig Prozent davon halten deren Auslöschung für aktuell. „Haʾaretz“ sieht apokalyptische Rhetorik religiös-zionistischer Kreise als Ursache, betont aber, dass die Einstellungen breite Teile der Stichprobe (circa sechzig Prozent) betreffen. Rabbi Yitzchak Ginsburgh, der den Hebron-Mörder Baruch Goldstein lobte, und seine gewalttätige „Hilltop-Jugend“ fördern laut „Haʾaretz“ extreme Ideologien, die auch Säkulare ansprechen.
Richter David Mintz, selbst Siedler, lehnte humanitäre Hilfe für Gaza als „Gebotskrieg“ ab. „Haʾaretz“ führt die Radikalisierung auf den Schock nach dem 7. Oktober 2023 zurück, der tief verwurzelte Tendenzen freisetzte, gefördert durch Medien und Bildung. Historische Parallelen zu ethnischen Säuberungen in Nordamerika werden gezogen. Die Autoren Shay Hazkani und Tamir Sorek sprechen von einem „moralischen Zusammenbruch“ Israels.
Wer einen vor ein paar Wochen in der israelischen „Haʾaretz“ veröffentlichten Artikel liest, muss zunächst annehmen, dass es sich dabei um eine üble Propaganda-Fälschung handelt, um Israel zu diskreditieren, aber der Artikel ist erschienen und die Umfrage darin echt.
Die „Haʾaretz“ gilt laut Online-Enzyklopädie „als kritische Instanz der israelischen Gesellschaft“, was sich, so heißt es weiter, in einem säkularen Staatsverständnis, dem Eintreten für die Gründung eines Palästinenserstaates und einem weitgehenden Wirtschaftsliberalismus niederschlägt. Konkret geht es in dem Artikel um eine repräsentative Umfrage unter Israelis.
Die Zeitung schreibt dazu:
„Die im März von der Pennsylvania State University in Auftrag gegebene und von Tamir Sorek im Auftrag des israelischen Meinungsforschungsinstituts Geocartography Knowledge Group durchgeführte Studie befragte eine repräsentative Stichprobe von 1.005 jüdischen Israelis. Dabei wurden eine Reihe 'unhöflicher' Fragen zum israelisch-palästinensischen Konflikt gestellt – Themen, die in der Regel in israelischen Meinungsumfragen vermieden werden.“
Im Zentrum des Bebens in der „Haʾaretz“ stehen zwei Umfrageergebnisse. Demnach, so schreibt das Blatt, sprachen sich 82 Prozent der Befragten für die Ausweisung der Bewohner des Gazastreifens aus, während 56 Prozent die Ausweisung palästinensischer Bürger aus Israel befürworteten. Vor über zwanzig Jahren gab es schon einmal eine vergleichbare Umfrage, danach gab es damals etwa halb so viele Israelis, die zustimmten.
Eine mindestens von außen betrachtet verstörend wirkende Headline verlinkt zu einem weiteren Artikel mit dem Titel: „Der Dämon der ethnischen Säuberung ist in Israel aus der Flasche gelassen worden“.
Und dazu hat „Haʾaretz“ ein weiteres Umfrageergebnis der Studie veröffentlicht, das noch weitaus verstörender klingt als die beiden erstgenannten:
„Fast die Hälfte (47 Prozent) der Befragten stimmte zu, dass 'die israelischen Verteidigungskräfte bei der Eroberung einer feindlichen Stadt so handeln sollten, wie es die Israeliten unter Josuas Befehl in Jericho taten - indem sie alle Einwohner töteten'.“
Hier verspürt man sofort das zwingende Bedürfnis, sich den Fragenkatalog noch einmal genauer anzuschauen, der ist aber nicht sofort recherchierbar, demnach gilt es hier zunächst, den Recherchen der „Haʾaretz“ zu vertrauen.
Weitere Fragen und Antworten der Umfrage werden beschrieben, die außerhalb Israels und fern der Debatte rational nur schwer zu begreifen sind. Danach gaben fünfundsechzig Prozent der Befragten an, sie glaubten an die Existenz einer modernen Inkarnation von Amalek, dem biblischen Feind der Israeliten. Von diesen 65 Prozent sagten wiederum 93 Prozent, dass das Gebot, die Erinnerung an Amalek auszulöschen, auch heute noch aktuell sei.
Das alles ist verstörend und nur schwer vorstellbar. Denn es sind hier offenbar nicht nur Randgruppen, die in drei zentralen Fragen zu großen Teilen Vertreibungs- und Vernichtungsfantasien haben. „Haʾaretz“ erklärt sich die Entstehung wie folgt:
„Diese apokalyptische Rhetorik ist in religiösen zionistischen Kreisen auf fruchtbaren Boden gefallen, wo führende Persönlichkeiten seit langem für eine solch extreme Politik eintreten.“
Allerdings sind 93 Prozent von 65 Prozent der repräsentativ Befragten alles andere als eine krasse Minderheit „religiös zionistischer Kreise“. Was ebenfalls verstörend wirkt, ist, dass sich der Artikel im Anschluss an die Veröffentlichung der wesentlichen Umfrageergebnisse einem Radikalen widmet, den man dem extremistisch-religiösen Rand der israelischen Gesellschaft zuordnen muss:
„Eine der einflussreichsten Persönlichkeiten, die eine solche Politik fordern, ist Rabbi Yitzchak Ginsburgh, Leiter der Od Yosef Chai Yeshiva in der Westjordanland-Siedlung Yitzhar.“
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„Haʾaretz“ erklärt, Ginsburgh sei bekannt geworden durch sein Pamphlet „Baruch Hagever“ („Baruch der Mann“), in dem der Rabbi Baruch Goldstein lobte, den Siedler, der 1994 in der Patriarchenhöhle in Hebron 29 muslimische Gläubige massakrierte.
Besagter Rabbi Ginsburgh (in den USA geboren) führt laut Zeitung offenbar auch eine „Hilltop-Jugend“. Laut „Haʾaretz“ sind das gewalttätige junge Siedler von illegalen Außenposten, „die jetzt eine bewaffnete Miliz bilden, die für häufige Angriffe und gelegentliche Morde in Dörfern im Westjordanland verantwortlich ist“.
Hinzu komme noch, schreibt die Zeitung, die nationalistische Haredi-Bewegung (Ginsburgh soll einer ihrer Führer sein). Sie biete den Israelis „einen religiösen Deckmantel für die Auslöschung der palästinensischen Ureinwohnerschaft.“ Sie biete eine Sprache und einen Aktionsplan „auch für säkulare israelische Juden."
Die Zeitung erinnert im Kontext der Umfrage auch an eine Entscheidung des Obersten Gerichtshofs, dessen Richter David Mintz einen Antrag der Menschenrechtsgruppe Gisha abgewiesen hatte, Israel anzuweisen, humanitäre Hilfe in den Gazastreifen zu liefern. Mintz behauptete, es handele sich um einen „Gebotskrieg“, wie er in der Tora steht. Damit genehmigte er die Verweigerung von Lebensmitteln, Wasser und Medikamenten für zwei Millionen Menschen im Gazastreifen. Richter Mintz selbst lebt in Dolev, einer Siedlung im Westjordanland.
Die Zeitung erklärt die Umfrageergebnisse mit dem Schock und der Angst, die die israelische Öffentlichkeit nach dem 7. Oktober ergriffen habe. Nur das könne laut „Haʾaretz“ die einzige Erklärung für diese Radikalisierung sein. Allerdings, so die Zeitung, kann da nur etwas zu Tage getreten sein, das in vielen Israelis schon angelegt war: Das Massaker habe mutmaßlich jene Dämonen entfesselt, die jahrzehntelang in den Medien und im Rechts- und Bildungssystem gehegt wurden, schreibt die Zeitung.
Der Versuch, Dinge zu begründen und fassbar zu machen, kann auf Nicht-Israelis nur bestürzend bis unverständlich wirken, wenn es da weiter heißt:
„Der Wunsch nach absoluter und dauerhafter Sicherheit kann zu dem Bestreben führen, die widerstrebende Bevölkerung zu eliminieren. Daher birgt praktisch jedes Siedlungsprojekt das Potenzial für ethnische Säuberungen und Völkermord, wie es in Nordamerika im 17. bis 19. Jahrhundert oder in Namibia zu Beginn des 20. Jahrhunderts geschah.“
Das Fazit der Zeitung mit Blick auf die Umfrage ist nicht weniger als „Israels moralischer Zusammenbruch“. Die aktuelle Situation wird verglichen mit der Besiedlung Amerikas:
„Puritanische Siedler in Amerika, Irland und anderen Ländern griffen auf die Bibel zurück und verglichen die einheimische Bevölkerung, die sich ihnen widersetzte, mit Amalekitern und Kanaanitern. Auch sie griffen zu ethnischen Säuberungen und Völkermord an den Eingeborenen.“
Die Autoren des Artikels sind Shay Hazkani, Professor für Geschichte und Jüdische Studien an der Universität von Maryland, und Tamir Sorek, Professor an der Fakultät für Geschichte der Pennsylvania State University, von wo aus die Umfrage in Auftrag gegeben wurde.
Hauptergebnisse: 82 Prozent für Ausweisung aus Gaza, 56 Prozent für Ausweisung palästinensischer Bürger, 47 Prozent für biblische Gewalt (Tötungen).
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Kommentar von winfried Claus
Schade das es unter Hitler keine Umfragen gab, ob man die J rauswerfen sollte oder umbringen sollte. Somit kann man die Schuld auch nicht vergleichen, die Antwort fiele wohl eindeutig aus?
Wie oft hat eigendlich die BBC vom Massenmord erzählt und wie oft die heutigen Medien?
Das kann man vergleichen!
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Kommentar von Dr. Wolfgang Salzmann
Ich wundere mich immer wieder, wie viel verkappter antisemitischer Unfug in windelweich-moralisierender Verpackung bei Ihnen verkauft wird, lieber Herr Wallasch!
Nur zwei Hinweise, um die Unangebrachtheit dieses Artikels zu entlarven:
1. Die Voraussetzung für die Befriedigung Europas nach dem Zweiten Weltkrieg war die einigermaßen klare Trennung der neu geordneten Staatsgrenzen nach ethnischer Zugehörigkeit. Dies war unter den Alliierten Konsens und führte zu der massenhaften Umsiedlung Volksdeutscher aus den neu formierten osteuropäischen Staaten in die neu entstandene Bundesrepublik Deutschland. Damit sollte ein für alle mal ein vordergründiger Anlass für die Revision von Staatsgrenzen beseitigt werden, was vollständig leider nicht gelang, wie wir heute etwa in Bezug auf Ungarn, Polen, Rumänien und die Ukraine sehen, auch mit Blick auf Italien und Österreich und etliche andere Regionen Europas, in denen es immer wieder untergründig gärt.
2. Der jüdische Staat bekam nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges weniger als 3 % der von den Osmanen ein halbes Jahrtausend lang als Protektorat beziehungsweise Kolonie beherrschten Arabisch und nordafrikanischen Welt. 97 % des osmanischen Herrschaftsreiches wurden unter verschiedenen arabischen stemmen und Fürstenhäusern verteilt. Nichtsdestotrotz – und auch ungeachtet der Tatsache, dass das jüdische Volk wesentlich länger in Israel ansässig ist, als die von der arabischen Halbinsel eingedrungenen Araber - überzieht die arabische Welt seit dem 14. Mai 1948 dieses winzige Land, kaum größer als Hessen mit Terror, Krieg und un ausgesetzten Angriffen. Die Frage einer friedlichen Koexistenz mit muslimischen Nachbarn in der Tradition dieses unentwegte Vernichtungfeldzuges hat sich erledigt – ganz offenkundig haben Teile der arabischen als auch muslimischenWelt hieran keinerlei Interesse.
Darum ist in der Tat die einzige dauerhafte Lösung eine stark befestigte Grenze zur muslimischen Umgebung und eine möglichst harte und klare Einwanderungspolitik insbesondere gegenüber muslimischen beziehungsweise arabischen Zuwanderern. Willkommen in der Realität!
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Kommentar von Carl Peter
Man bekommt nirgendwo den Hals so voll, dass man menschenverachtende Umfragen unterlässt - im Coronawahn fehlte nicht viel, dass man Menschen wie mich in Deutschland mit der Umfrage-Forderung konfrontiert hätte, mich an der nächsten Laterne aufzuhängen, weil ich den falschen Impfstatus hatte.
Auge um Auge, Zahn um Zahn, aber das ist was absolut persönliches und sollte so bleiben - und wenn das an ein Rechtssystem delegiert wird, muss das natürlich dafür auch funktionieren.
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Kommentar von Eddy Nova
...Tag 1 an war das Limit erschöpft - 20 Jahre später lebten dort fast dreimal soviele 'Menschen' wie wirtschaftlich & sozial verträglich wären. 80 % voteten contra Arafats PLO für die Hamas Terroristen deren 'Verfassung' nur 1 point - Die Vernichtung Israels - kennt.
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Persiens Mullahs sahen das ähnlich ( die Juden wollten einen Judastaat - gekommen ist aber Israel säkular ) ! Schlechte Voraussetzungen für ein friedliches Zusammenleben ...
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Über 50 Geiseln sind seit dem 7 Oktober 2023 immer noch in der Hand der Mördermuslime - wer will da den Israelies verdenken das sie das fatale Experiment MENSCH & MUSLIM beendet haben wollen. Für eine künftige friedliche Koexistenz dürfte es keinerlei Spielraum mehr geben.
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Eine andere Garantia das sich ein 7 Oktober 2023 aus diesser Ecke nicht wiederholt gibt es für Israel nicht !
Viel Glück den HEROS DER IDF & dem großartigen Premier Netanjahu dessen Bruder bereits von Muslimen ermordet wurde !
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Kommentar von Eddy Nova
60,5 % ( 93 % von 65 % ) aller befragten ISRAELIES ist eine klare fast 2/3 Mehrheit ,fast ein 'Regierungsauftrag' ! Als SCHARON den Arafat 'Palästinensern' vor gut 20 Jahren das Land 'schenkte' wurden fast ohne öffentlichen Aufschrei zuerst alle israelischen Siedler vertrieben.Das wird immer übersehen ...
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Selbst der jordanische König verkündet stets das es kein 'Volk der Palästinenser' gibt !Sogenannte Palästinenser sind nur jordanische Terroristen die vom Vater des heutigen Königs einst entfernt wurden. PLO Chef Arafat kam mit dem zuvor unbekannten Volksbegriff Paläsinenser in den 90 s ( sic. Camp David /Clinton) um's Eck !
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1947 wurde das Land geteilt - fiffty fifty Israel & Jordanien ,hieß im Ergebnis 27 % für Israel & 73 % für Jordanien , vermutlich dem Fakt geschuldet dass das israelische Gebiet 'besser' war. Einigen Jordaniern waren die 73 % aber immer noch zuwenig ...fortan kämpften sie gegen Israel & das jordanische Königshaus das sie als Terroristen verfolgte.
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Der von Scharon fahrlässig verschenkte GAZASTREIFEN bietet maximo 500.000 Menschen ein autarkes wirtschaftliches Auskommen- schon von Tag q1
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Kommentar von Joly Joker
Nehmen wir mal ein entsprechendes Presse-oder Medienorgan in der EU; von möglichen Verfolgungen finanziell und strafrechtlich geschützt und lassen sie eine ähnliche Umfrage durchführen. Ich wäre nicht überrascht, wenn ethnische Säuberung durchaus eine respektable Anzahl von Befürwortern erhielt. Auch in Deutschland.
Vorausgesetzt man fragte die ursprüngliche Bevölkerung.
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Kommentar von Axel Berger
> während 56 Prozent die Ausweisung palästinensischer Bürger aus Israel befürworteten
Nur zur Vermeidung von Mißverständnissen. Soweit ich es verstehe (der Haaretzartikel selbst steht hinter einer Bezahlschranke) ist hier ausdrücklich nicht von arabischen Staatsbürgern Israels die Rede sondern von Nicht-Bürgern, die sich geduldet im Land aufhalten.