Die „Unite the Kingdom“-Demonstration und ihre Wellen in Europa

Unsere Analyse aus den Straßen von London: Beginnt Europas Aufschrei im Brexit-Land?

von Alexander Wallasch (Kommentare: 2)

Bildmaterial von Peter Bystron (EU-Abgeordneter AfD), der gestern in London war© Quelle: Petr Bystron

Hunderttausende Briten demonstrieren in London gegen Massenmigration und staatliche Untätigkeit: Ein Volkszorn, der Europa wachrütteln könnte. Aber dafür braucht es robuste und charismatische Vorreiter – wer könnte das in Deutschand sein?

Gestern erlebte – oder erschütterte? – London eine der größten Demonstrationen der britischen Nachkriegsgeschichte. Unter dem Banner „Unite the Kingdom“, angeführt vom rechten Aktivisten Tommy Robinson, versammelten sich nach Schätzungen der Metropolitan Police zwischen 110.000 und 150.000 Menschen in Whitehall, um gegen Masseneinwanderung, kulturelle Verdrängung und staatliche Versäumnisse zu protestieren.

Die Polizei sprach von einer „überraschend großen“ Menge, die ihre Erwartungen übertraf. Die Polizei verzeichnete 25 Festnahmen und 26 verletzte Beamte – aber vor allem im Zusammenhang mit Wurfgeschossen aus einer Auseinandersetzung mit etwa 5.000 linksradikalen Gegendemonstranten.

Doch während internationale Medien wie „BBC“, „The Guardian“ und „Al Jazeera“ die polizeilichen Zahlen übernahmen, sprach die deutsche „Tagesschau“ vage von „Tausenden“ Teilnehmern – eine Untertreibung, die den Eindruck einer kleineren Veranstaltung erwecken sollte und die Ideologie und den Auftrag dieser Medien einmal mehr bestätigte.

Die Veranstalter und der Veranstaltung positiv gegenüberstehende Betrachter sprachen sogar von bis zu drei Millionen Teilnehmern – Zahlen, die allerdings einer objektiven Prüfung eher nicht standhalten. Realistisch könnten bis zu 500.000 Teilnehmer gewesen sein, wenn man eine KI nach den Zählmethoden und einer neutralen Einschätzung befragt.

Was allerdings ohnehin von viel größerer Relevanz ist, könnte der Effekt solcher Machtdemonstrationen sein: Dieses Ereignis war nämlich kein isolierter Protest, sondern der Höhepunkt jahrelanger Verwerfungen, die nicht nur Großbritannien, sondern ganz Europa betreffen.

London zeigt die besondere Rolle solcher polarisierender Figuren wie Robinson und die Schwierigkeiten migrationskritischer Bewegungen in Ländern wie Deutschland, die regelmäßig gegen eine Wand der Diffamierung und Ausgrenzung laufen.

Was man nicht vergessen darf: Die Demonstration in London wurde durch jahrlange konkrete Missstände möglich. Hier fand keine politische Demonstration statt, wie es von den breit aufgestellten „No-Border-No-Nation“-Ideologen sofort geframt wurde, hier schaffte sich etwas Raum, was man am ehesten mit so etwas wie einem explodierenden „Volkszorn“ umschreiben kann.

Die Migrationskrise in Großbritannien war 2016 maßgeblich verantwortlich für den Austritt aus der EU. Merkels Migrationspolitik erschüttert Europa bis heute. Konkreter Auslöser für die gestrige Großdemonstration waren die neuerlichen Debatten (etwa der „Casey-Report“) um Grooming-Gangs-Skandale – über Jahrzehnte hinweg etablierte systematische Vergewaltigungsnetzwerke in Städten wie Rotherham, Rochdale und Telford, über die übrigens der Autor hier als einer der ersten in Deutschland ausführlich und kritisch berichtet hatte.

Tausende meist weiße Mädchen aus sozial schwachen Schichten wurden über Jahre von Banden – überwiegend Täter pakistanischer Herkunft – missbraucht und sexuell versklavt, während Behörden aus Angst vor Rassismusvorwürfen untätig blieben.

Der Casey-Report forderte eine nationale Untersuchung, da Vertuschungen durch Polizei und Sozialdienste das Leid der geschundenen Mädchen nur noch verlängerten. Hinzu kommt bei vielen Briten auf der Meta-Ebene ein schmerzhaftes Gefühl eines kulturellen Verlustes, wie er spätestens seit 2015 in ganz Europa zu spüren ist und überwiegend der muslimisch geprägten, oft illegalen Einwanderung gegenübersteht.

Man muss es so konkret benennen: Viele christlich geprägte Europäer fühlen sich ihrer Identität und ihres Wohlstandes beraubt. Immer mehr Briten empfinden die Erosion traditioneller Werte, Sprache und Normen durch Parallelgesellschaften als Bedrohung ihrer Identität.

Noch deutlicher ausgedrückt: Die Leute haben die Schnauze voll, sich immer nur Gedanken darüber machen zu sollen, ob ihr Protest rassistisch ist, während sie sich als Engländer immer öfter von jenen rassistisch verfolgt fühlen, die sich hier in der Opferrolle sehen.

Während nicht-deutsche Medien die Teilnehmerzahl überwiegend einheitlich mit 110.000–150.000 angaben, basierend auf polizeilichen Analysen (CCTV, Drohnen, Flächenberechnungen), sprach die Tagesschau von „Tausenden“ Teilnehmern. Diese Formulierung erweckt den Eindruck einer Veranstaltung mit vielleicht 5.000 bis maximal 9.000 Menschen – also meilenweit entfernt von der tatsächlichen Größenordnung.

Diese Untertreibung wirkt einmal mehr empörend vor dem Hintergrund, dass die Tagesschau als öffentlich-rechtliches Medium in Deutschland seit über einem Jahrzehnt die ideologisch geprägte Zuwanderungsagenda der wechselnden Bundesregierungen propagiert, obwohl sie als öffentlich-rechtliches Medium theoretisch für Neutralität stehen sollte.

Hier soll eine zuwanderungskritische Demonstration kleingeredet werden, die sich allerdings spielend einordnen lässt in die ganz großen Demonstrationen der europäischen Nachkriegsgeschichte.

Tom Robinson ist das Gesicht der englischen Gegenwehr. Aufgewachsen in einer Arbeiterfamilie mit irischen und englischen Wurzeln, gründete er 2009 die English Defence League (EDL), eine Anti-Islam-Bewegung, die schnell an Zulauf gewann.

Wenn über seine Verurteilungen gesprochen wird, dann sollte auch erwähnt werden, worum es ging, etwa 2019 um Proteste rund um einen dieser Grooming-Prozesse. Robinson polarisiert. Doch genau diese „Robustheit“ macht ihn für immer mehr Briten attraktiv: Er spricht die Sprache der Straße ohne die üblichen politisch korrekten Filter, er zeigt mit dem Finger auf Bedrohungen aus migrantischen No-Go-Areas.

Robinson füllt eine Lücke, die der politisch-mediale Komplex und dessen propagandistische Arbeit für massenhafte Ansiedlungen muslimischer Menschen hinterlassen hat. In einer Zeit, in der Kritiker dieser Migrationspolitik verfolgt werden, riskiert Robinson Freiheit und Ruf, um endlich etwas zu bewirken und die Ideologie-Tabus zu brechen.

Unverkennbar ist mittlerweile, dass die Wut der europäischen Völker ohne solche Vorkämpfer unsichtbar bleibt. Die Diffamierungen und Ausgrenzungen muss man aushalten können. Menschen, die innerhalb des Ideologiesystems aufwachsen bzw. sich innerhalb dessen, was man noch sagen darf, etabliert haben, geraten hier schnell an ihre Grenzen.

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Robinson teilt seine Anziehungskraft mit Figuren wie Charlie Kirk (USA) und Martin Sellner (Österreich). Kirk, Gründer von Turning Point USA, mobilisiert junge Konservative mit scharfer Anti-„woke“-Rhetorik und viralen Videos, die Humor und Härte verbinden. Zugespitzt könnte man formulieren, das sind die Dutschkes des 21. Jahrhunderts.

Sellner, Kopf der Identitären Bewegung, bietet intellektuelle Anknüpfungspunkte mit seiner Forderung nach Remigration. Dafür nutzte er in der Vergangenheit oft dramatische Inszenierungen bis hin zur Besetzung des Brandenburger Tores.

Diese Männer sind attraktiv, weil sie Authentizität, Mut und einfache Narrative bieten: Sie sind Rebellen gegen ein Establishment, das die Ängste der „kleinen Leute“ ignoriert. Ja, Sellner hat eine Vergangenheit in seiner Jugend, von der er sich aber immer wieder explizit distanziert hat.

Für immer mehr aufgebrachte Europäer verkörpern diese Aktivisten einen neuen Widerstand gegen eine Politik, die als Ideologie gegen die Bevölkerung empfunden wird. Sie sprechen Ängste vor kulturellem Verlust und Wohlstandsverlust unverblümt an und geben der Frustration eine Stimme.

Und was man bei all diesen Debatten immer mitbedenken muss: Es sind niemals muslimische Länder, die Menschen aus dem Westen anlocken, dort ihr Glück zu machen. Was muslimisch geprägte Menschen in den Westen lockt, ist der Wohlstand, der der westlichen Kultur unmittelbar auf dem Fuß folgt. Da ist es nicht besonders überzeugend, den fehlenden Wohlstand in den muslimisch geprägten Ländern immer noch auf die Kolonialzeit zu schieben. Es muss etwas Grundsätzliches sein. Allerdings sind die Folgen des militärischen Engagements in diesen Regionen auch nicht die allerschlechtesten Argumente der Gegenseite.

Die Proteste in London faszinieren viele Konservative auch in den USA. X-Besitzer Elon Musk unterstützte die Demonstranten über seine Plattform mit „Fight back or die“. US-Medien wie Fox News berichteten von Parallelen zu Trumps „America First“-Bewegung.

Die „Unite the Kingdom“-Demo reiht sich ein in die ganz großen Demonstrationen wie die Anti-Irak-Krieg-Demo 2003, die Anti-Austerity-Proteste 2011 oder die Klimademos 2019.

Der Erfolg der „Unite the Kingdom“-Demo ist kein Rätsel: Er basiert auf einem Kipppunkt: Hier explodieren unterdrückte Meinungen einer bis dahin stillen Mehrheit. Illegale muslimisch geprägte Migration ist die existenzielle Herausforderung unserer Zeit – und London hat Europa Mut gemacht, seine Empörung auch zu zeigen.

Für Regierungen von Starmer bis Merz ist dies eine Warnung: Die Unterdrückung der Meinungsfreiheit kann explodieren. Die Menschen nehmen sehr wohl wahr, dass die Herrschenden zunehmend antidemokratisch und gegen das eigene Volk agieren.

In Deutschland bleibt die migrationskritische Bewegung weiterhin schwach, trotz Skandalen wie Silvester 2015 in Köln. Jede Kritik wird als „AfD-nah“ oder „rechtsextrem“ diffamiert, Medien und Parteien grenzen aus. Deutschland ist seit Merkel das Epizentrum der Migrationsideologie.

Anti-deutsche und anti-europäische Protagonisten wie die grüne Katrin Göring-Eckardt feiern und befördern die „Einwanderungsgesellschaft“, wo sie nur können. Die Herrschenden etablieren Gesetze wie das NetzDG, Zensur und Ausgrenzung, während Probleme wie Kriminalität, der fortgesetzte Missbrauch des individuellen Asylrechts und das fehlende Grenzregime tabuisiert bleiben.

In Deutschland fehlen „robuste“ Figuren mit Straßenqualitäten; die Angst vor Stigmatisierung und eine immer bizarrer agierende Kultur der Konsenspflicht verhindern Massenmobilisierung.

Tragik – oder Ironie – der Geschichte: Währenddessen agiert etwa Sahra Wagenknecht in der Gaza-Frage auf der Bühne mit den neuen robusten Figuren in Deutschland, dem Rapper „Massiv“ mit palästinensischen Wurzeln. Hier ist Robustheit explizit erwünscht.

Kann die Londoner Demo der große Wendepunkt werden? Die Untertreibung der Tagesschau zeigt, wie Medien sich selbst demontieren und immer lächerlicher machen – die schiere Größe des Protests spricht indes für sich.

Werden die Europäer sich von London inspirieren lassen? Kann das Verdrängen, das Diffamieren und Schweigen endlich gebrochen werden, wenn Figuren wie Robinson den Ton angeben? Doch wer soll das in Deutschland sein außerhalb des politischen Spektrums? Was viele Menschen nach zehn Jahren illegaler Massenmigration längst verstanden haben:

Es ist fünf nach zwölf. Wenn Europa von London lernt, könnte Europa gestärkt hervorgehen. Jetzt liegt es an den konservativen Kräften, die sich entscheiden müssen, wie lange sie sich noch schuldig fühlen und gegen wehrhaftere Akteure als sie selbst es sind, abgrenzen wollen. Allein schaffen sie die Wende jedenfalls nicht. Und die Robustheit eines Robinsons oder Sellners ist Ergebnis dieses Zauderns der Sofa-Konservativen.

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