Vor ein paar Tagen beschäftigten wir uns mit der viel diskutierten Beschäftigungsquote von Ausländern in Deutschland. Dazu gab es einen intensiveren Austausch mit den Pressestellen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) und der Arbeitsagentur, beide unter dem Dach von Arbeitsministerin Bärbel Bas (SPD).
Einen Zwischenstand unserer Recherchen hatten wir bereits hier veröffentlicht.
Das IAB hatte zuletzt mitgeteilt, dass man die Beschäftigungsquote nicht nach Arbeitsstunden differenzieren könne. Dazu sollen wir die Bundesagentur unter Andrea Nahles (SPD) befragen, die schon unter der Ampel die Oberbehörde leitete. Aber auch die Arbeitsagentur konnte uns zunächst keine Antwort geben:
„Eine Aufschlüsselung der Beschäftigungsquote nach Stunden oder Wochen ist nach Rücksprache mit unseren Statistik-Experten leider nicht möglich.“
Eine Idee hatten wir noch, wie man diese für das Gesamtbild so relevanten Zahlen doch noch ermitteln kann. Also fragten wir ein weiteres Mal nach:
„Aber müsste man nicht über die „Aufstocker“ feststellen können, wer in Arbeit ist, aber nicht genug verdient?“
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Aufstocker sind jene, die zwar „beschäftigt“ und nicht mehr im Bürgergeld sind, aber nur geringfügig arbeiten und weiterhin zusätzlich finanziell „aufgestockt“ werden – das IAB hatte uns zuvor mitgeteilt, dass „beschäftigt“ schon bei wenigen Stunden beginne. Also kann man womöglich über die Aufstocker ermitteln, wer zwar statistisch als „beschäftigt“ gezählt, aber trotzdem weiter staatlich unterstützt wird? Antwort aus der Arbeitsagentur:
„Im Dezember 2024 gab es insgesamt 421.980 Aufstocker, die sozialversicherungspflichtig beschäftigt waren. Unter diesen befanden sich 211.998 deutsche Staatsbürger und 209.980 ausländische Staatsbürger. Unter den ausländischen Staatsbürgern befanden sich wiederum 36.416 ukrainische Staatsbürger und 70.674 Personen aus den acht klassischen Asylherkunftsländern.“
Auf Nachfrage, warum diese Zahl nur halb so groß ist, wie in verschiedenen Quellen angegeben (2023 – knapp 800.000, 2024 auf 826.000 angestiegen), antwortete uns die Arbeitsagentur, entlang unserer Nachfrage nur die sozialversicherungspflichtig beschäftigten Aufstocker in den Blick genommen zu haben:
„Werden alle Aufstocker, also z. B. auch die geringfügig Beschäftigten und selbstständig Beschäftigten und weitere Gruppen in den Blick genommen, ist die Zahl entsprechend höher.“
Demzufolge sind die Hälfte der von der Arbeitsagentur in den Blick genommenen Aufstocker Ausländer, über den Anteil mit Migrationshintergrund der anderen Hälfte gibt es keine Statistiken:
„Es gibt Kennziffern, bei denen das Merkmal Migrationshintergrund abgefragt wird (…), bei den Aufstockern wird dieses Merkmal nicht erfasst. Eine Aufschlüsselung nach Migrationshintergrund ist daher nicht möglich.“
Wenn also von einer Beschäftigungsquote von Ausländern bzw. Zuwanderern in Deutschland die Rede ist, dann muss man dazu wissen, dass die Hälfte aller Aufstocker aus dieser Gruppe kommt. Setzt man die Anzahl der ausländischen Aufstocker ins Verhältnis zu den angegebenen absoluten Beschäftigungszahlen, dann liegen diese anteilig über fünf, aber wohl unter zehn Prozent.
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Kommentar von Joly Joker
Ich betrachte diese Politik schon seit Jahrzehnten. Es ging los mit meiner Studienzeit, als ich erfuhr, dass Gastarbeiter ihren Krankenschein Familienangehörigen, Verwandten und Freunden zwecks kostenfreier Krankenbehandlung überließen. Das führte dann nach 1990 dazu, dass die Plastikkärtchen der Krankenkassen ausgeliehen wurden - an die Busfahrer die an der deutsch-polnischen Grenze ganze Busladungen von zu Behandelnden importierten. Die Ärzte weigerten sich die Angaben auf den Kärtchen mit Ausweißpapieren zu verifizieren. Und nun wundert man sich dass Aufstocker und Bügergeldempfänger zu 50%++ die Nutznießer sind. Der Missbrauch öffentlicher Sozialgelder ist schon so alt wie der Zuzug der ersten Gastarbeitergeneration. Wir sollten und könnten diesen Missbrauch leicht stoppen. Ausweisabgleich z. B.
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Kommentar von Harry
PS
Das war übrigens schon viele Jahre so, die bunten Neudeutschen müssen nur eine geringfügige (selbständige) Tätigkeit nachweisen, dann haben sie den Jackpot, vollen Zugang zu Sozialhilfe et cetera pepe.
Deshalb überall die Altmetall-Kleinbetriebe und ähnlich. Ein paar Stunden pro Woche reicht, den Rest zahlt Deutschmann. Das war die Methode. Jetzt scheinen alle Schleusen geöffnet worden zu sein.
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Kommentar von Harry
Ja nee, dit heisst Citizens Benefits, wa!
https://www.arbeitsagentur.de/en/financial-support/citizens-benefits
Bürgergeld für Leute die keine Bürgerpflichten haben, finde ich kurios.
Liegt vielleicht daran, dass wir Biokartoffeln dafür bürgen müssen für die eigene Abschaffung, Sondervermögen und so?