Welchen Einfluss hat die Bundesrepublik auf die militärischen Aktivitäten der USA auf deutschem Boden?

US-Streitkräfte planen Ausbau der militärischen Unterstützung für die Ukraine von Deutschland aus

von Alexander Wallasch (Kommentare: 7)

Nicht nur die USA, auch die Bundesrepublik mischt mit bei der Ausbildung der ukrainischen Armee: Beteiligt ist die Bundeswehr ebenso wie die Waffenindustrie.© Quelle: Youtube / U.S. European Command, Pixabay / Wikilmages Arek_Brawn I Montage Alexander Wallasch

Mitgefangen, mitgehangen? Die USA bauen ihre Aktivitäten bei der Ausbildung und Unterstützung der Ukraine im Krieg gegen den Angreifer Russland weiter aus. Und sie tun es in Deutschland. Was bedeutet das für die Sicherheit der Bundesrepublik?

Die mit Deutschland verbündeten USA sind längst noch nicht von der Liste der Hauptverdächtigen der Sprengung der deutsch-russischen Pipeline gestrichen. Parallel meldet die New York Times jetzt, das Pentagon wolle die Ausbildung ukrainischer Soldaten und Spezialkräfte in der Bundesrepublik unter Leitung eines US-Generals weiter ausbauen.

Der Laie fragt sich: Wurden diese Aktivitäten eigentlich mit der Ampelregierung abgestimmt, hat Deutschland diese kriegswichtige Unterstützung genehmigt? Inwieweit stimmen die USA solche Aktionen überhaupt mit ihren Partnern ab?

Die die Ukraine unterstützenden US-Operationen auf deutschem Boden werden von „United States European Command“, kurz EUCOM, durchgeführt. Hierbei handelt es sich um das Kommando der Streitkräfte der USA in Europa. Zur Erklärung: Die Amerikaner haben sich die Welt in sieben potenzielle Kriegsschauplätze aufgeteilt, in Continents of War gewissermaßen. Der Zuständigkeitsbereich des EUCOM-Kommandos reicht hier von Europa bis an die östliche Grenze Russlands und südlich schließt es die Türkei mit ein.

Im EUCOM-Stab in Stuttgart-Vaihingen in der ehemaligen Kurmärker Kaserne sollen etwas mehr als eintausend US-amerikanische Militärs tätig sein. Die Befehlskette für EUCOM verläuft vom US-Präsidenten über den Verteidigungsminister zum Befehlshaber des EUCOM.

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Installiert wurde EUCOM direkt nach dem Zweiten Weltkrieg. 1982, auf dem Höhepunkt der Friedensbewegung gegen den NATO-Doppelbeschluss, blockierten friedensbewegte Demonstranten das Haupttor des US-Befehlszentrums in Stuttgart-Vaihingen. Gegen etwa dreihundert Demonstranten wurde anschließend vor deutschen Gerichten unter anderem wegen Nötigung verhandelt.

2003 kam es vor der EUCOM-Zentrale erneut zu Demonstrationen, dieses Mal im Zusammenhang mit dem Irak-Krieg. Aber wie ist das alles rechtlich geregelt? Auf welcher Grundlage können die US-Streitkräfte auf deutschem Boden offenbar schalten und walten, wie ihnen beliebt, und damit zwangsläufig die Bundesrepublik zu einem Angriffsziel machen?

Unabhängig von der Frage ihrer Richtigkeit sind die aktuellen EUCOM-Aktivitäten bereits jetzt eine militärische Bedrohung für Russland. Diese Bedrohung wird jetzt durch die von der New York Times (NYT) veröffentlichte Forcierung der Ausbildung ukrainischer Soldaten und der mutmaßlichen Ausweitung der Steuerung militärischer Operationen auf ein neues Level gehoben.

Eine Friedenskooperative.de ordnete EUCOM 2011 folgendermaßen ein:

„Die Bundesrepublik Deutschland ist wegen der weltweit einmaligen Häufung von US-Militärbasen und der zahlreichen hochkarätigen US- und NATO-Kommandozentralen auf ihrem Territorium in alle völkerrechtswidrigen Angriffskriege der USA und der NATO verstrickt, obwohl nach Artikel 26 des Grundgesetzes 'Handlungen, die geeignet sind und in der Absicht vorgenommen werden, das friedliche Zusammenleben der Völker zu stören, insbesondere die Führung eines Angriffskrieges vorzubereiten', verfassungswidrig und mit Strafe bedroht sind.“

Was genau jetzt als erweiterte Kriegsunterstützung der Ukraine durch die USA auf deutschem Boden geplant ist, fasst die Frankfurter Allgemeine Zeitung folgendermaßen zusammen: Die USA wollen die Ausbildung der Ukrainer „zentralisieren“. In Wiesbaden ist ein Ausbildungszentrum unter dem einheitlichen Kommando des US-Generals Christopher Cavoli geplant. General Cavoli ist seit Juli 2022 EUCOM-Befehlshaber.

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Die NYT schreibt von einem „Trainings- und Unterstützungssystem“. Die Zeitung zitiert hochrangige US-Beamte, welche die Schaffung dieses neuen Kommandos als Beleg dafür sehen, dass der Konflikt zwischen der Ukraine und Russland noch viele Jahre bestehen bleiben wird.

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung kommentiert das Vorhaben so:

„Danach sollen 300 Personen mit der Aufgabe in Wiesbaden betraut werden, wo auch bislang schon ein Teil der Ausbildung an westlichen Waffensystemen stattgefunden hat. Bisher sind etwa 2000 ukrainische Soldaten ausgebildet worden, Artilleriesysteme und Drohnen zu bedienen. Washington hat der Ukraine bisher Militärhilfe in Höhe von 16 Milliarden Dollar zugesagt – teils in Form direkter Waffenlieferungen aus Lagerbeständen, teils in Form von vertraglichen Zusagen für die kommenden drei Jahre."

Siemtje Möller, Staatssekretärin im Verteidigungsministerium, erklärte Ende August beim Verteidigungsministertreffen in Prag, wo sie die Verteidigungsministerin Baerbock vertrat:

„Es ist klar, dass es eine stärkere Koordinierung der Maßnahmen der Ausbildung, aber auch der Unterstützung allgemein braucht.“ Und Möller verwies weiter darauf, dass ukrainische Soldaten bereits „seit vielen Monaten“ in Deutschland bei der Bundeswehr und von der Rüstungsindustrie ausgebildet werden.

Und Möller äußerte sich auch zur Perspektive dieser Ausbildungen, wie Tagesschau.de berichtete:

„Wenn Russland sich auf einen langfristigen Krieg einstelle, dann müsse man das ebenso, so Möller (…) Wie genau eine EU-Beteiligung an der Ausbildung ausgestaltet werden soll, wird ihren Angaben zufolge nun Gegenstand von Gesprächen sein."

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