Ein Bekannter begegnet mir im Wald als Omikron-Überlebender

Vierfach geimpft und mit Erstickungsanfällen in der Nacht kurz vor Notarztwagen

von Alexander Wallasch (Kommentare: 17)

„Ich schwöre Dir, ohne die Impfung wäre ich jetzt wahrscheinlich tot!“, sagt der vierfach Geimpfte, der gerade noch die Pharmaindustrie verteidigte, dass die nicht so schnell hinterherkomme, den passenden Stoff zu entwickeln.© Quelle: Pixabay / cocoparisienne

Die Adidas-Jacke stellt sich beim Juli-Nachmittagsspaziergang als zu warm heraus, aber für ein T-Shirt war es beim Aufbruch gefühlt zu frisch, also lieber ein bisschen Juckreiz, anstatt sich zu verkühlen.

So jedenfalls dachte man früher, wenn man über fünfzig war und eine Erkältung vermeiden wollte, typischerweise gerne im Sommer häufiger und viel zu oft fälschlicherweise gleich Sommergrippe genannt. So war das jedenfalls damals.

Mit der Adidas im Wald angelangt, treffe ich einen netten Bekannten. Unten beschnuppern sich die Hunde, oben entwickelt sich der übliche Austausch von Neuigkeiten, so wie man das eben macht unter guten Nachbarn. Die Hiobsbotschaft vom Gegenüber: Er hatte Corona und klingt tatsächlich noch sehr heiser:

"Das kannst Du Dir nicht vorstellen. Ich habe drei Nächte lang wirklich gedacht, ich müsste ersticken. Ich war jedes Mal kurz davor, einen Notarztwagen zu rufen.“

Nun kann ich sagen, mein Bekannter ist kein ängstlicher Typ. Wenn er es so schildert, dann glaube ich ihm, dass er hier keine bedrohliche Lage schildert, die er sich eingebildet hätte unter einer Panikmache.

Aber kann man sich wirklich davon frei machen?

Ich sage zu ihm, weil er es neulich einmal erzählte: „Aber du bist doch vierfach geimpft!“

Daraufhin bekomme ich einen immer noch freundschaftlichen – er weiß, dass ich journalistisch tätig bin – aber langanhaltenden Vortrag von ihm zu hören, der zusammengefasst etwa so geht:

„Natürlich bin ich geimpft, aber die können einen doch nicht gegen jede Variante impfen. Die kommen doch gar nicht mehr hinterher, es kommt ja jedes Mal der nächste Mist ums Eck, wenn der alte Impfstoff gerade erst fertig entwickelt wurde.“

Die Hunde jagen derweil irgendwas Lebendes mit Fell, also sind wir zunächst einmal damit beschäftigt, sie wieder zurückzupfeifen.

Dann kann, nein, will ich es ihm nicht ersparen und stelle die Frage aller Fragen, die in der Vergangenheit schon die eine oder andere Gesprächsrunde beendet hat: „Wozu dann impfen?“

Und ja, Sie haben richtig geraten, ich bekomme prompt folgende Antwort von ihm: „Ich schwöre Dir, ohne die Impfung wäre ich jetzt wahrscheinlich tot!“, sagt der vierfach Geimpfte, der noch vor einer Minute die Pharmaindustrie verteidigte, dass die eben nicht so schnell hinterherkommen, also nicht den passenden Stoff entwickeln konnten.

Der ihn aber trotzdem vor dem Tod bewahrt hätte?

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Ich erinnere mich an den jüngsten Streich von Biontech-Gründer Sahin, der eben genau diese raschen Neuentwicklungen zum Anlass genommen hat, eine noch schnellere und weniger akribische Zulassungsphase zu fordern. Hier wurde Sahin allerdings vom Mitbewerber Moderna ausgebremst, die eine Augenbraue hochzogen und meinten, das wäre für sie nicht nötig, sie wären ja schon viel weiter als Biontech. Ätsch.

Die Hunde sind wieder am Mann. Mein Bekannter wirkt emotional tatsächlich so, als sei er dem Tod nochmal von der Schippe gesprungen. Und klar, ich bin dankbar, dass mir so eine Situation bisher erspart geblieben ist.

Nein, er hätte sich die Infektion aber nicht bei diesem Fußballturnier eingefangen, bei dem er am Wochenende teilgenommen habe, betont er noch. Ich frage direkt und weil mich wirklich seine Meinung interessiert: „Aber sag, war es nicht so, dass diese Impfungen selbst die Bildung von neuen Varianten begünstigen? Ist das nicht ein Teufelskreis?“

Und was ich damit meine, ist ja auch in der sogenannten Schulmedizin kein Geheimnis: Ein Virus kann eine sogenannte Fluchtmutation ausbilden um einer theoretisch zumindest durch Impfung erzeugten Immunantwort zu widerstehen.

Ja, der MDR hatte Mitte 2021 noch das Kunststück hinbekommen, diese Mutanten den Ungeimpften in die Schuhe zu schieben. Die Impfkampagne war damals noch lange nicht so erfolgreich, wie gewünscht.

Besonders resistent gegen eine Abkehr von seinen eigenen medizinischen Mythen übrigens der bisweilen als Staatsvirologe verspottete Christian Drosten. Der besaß nämlich noch Anfang 2022 die Unverfrorenheit, den wenigen Ungeimpften in Deutschland die Schuld gleich für die Toten der ganzen Welt anzulasten.

Und das ganz wörtlich: Bei Drosten wurde der deutsche Ungeimpfte zu einer Art Massenmörder oder milder ausgedrückt zum Risiko Nummer eins:

„Dass hierzulande noch immer einige Menschen eine Impfung ablehnten, sei ‚ein wirkliches Problem‘, sagte Drosten. Dadurch würde Deutschland zumindest mit verhindern, dass sich die Weltbevölkerung mehr oder weniger zeitgleich immunisiere“,

schreibt der Deutschlandfunk.

Also nochmal kurz zurück in den Wald und zu meiner Frage an den Bekannten: „Aber ist es nicht so, dass die Impfungen selbst die Bildung von neuen Varianten begünstigen? Ist das nicht ein Teufelskreis?“

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Das Gespräch ist damit abrupt zu Ende. Er winkt entnervt ab, möchte jetzt bitte nicht mehr weiterreden, formuliert er maximal gequält, das Sprechen fällt ihm plötzlich unendlich schwer. Was bei ihm in diesem Moment unmittelbar zu spüren ist, ist das Gift der reinen Lehre, der Ideologie.

Was mich immer wieder erstaunt, ist, dass die zersetzende Kraft dieser Ideologie selbst bei der Gesundheit ihrer Vertreter nicht haltmacht, so, als hätte diese toxische Mischung aus Propaganda und Panikmache den Selbstschutz komplett ausgeschaltet.

Erschreckend hier insbesondere auch, dass die polit-mediale Hetzpropaganda bei zuvor mutmaßlich normal tickenden Menschen fundamentale Prinzipien des gesunden Menschenverstandes zugunsten einer irgendwie höheren Idee komplett ausgeschaltet hat.

Und dann schaue ich noch einen Moment in das verstummte, mir ja eigentlich grundsätzlich sympathische Gesicht des Bekannten – die Hunde spielen weiter miteinander, die Debatten hier oben interessieren sie nicht – und dann kapiere ich es: Es geht gar nicht mehr um mRNA-Impfen oder nicht. Es geht um eine klassische „Entweder du bist für oder gegen uns“-Doktrin.

Es ist den hetzerischen Medien und der Politik tatsächlich gelungen, jede Kritik am Staat und seinen Maßnahmen als rechtsradikal zu brandmarken. Der polit-mediale Komplex war hier – das muss man neidlos eingestehen – auf ganzer Linie erfolgreich. Offensichtlich ist es nahezu perfekt gelungen, ein regelmäßiges und automatisch nicht mehr hinterfragtes Gut-und-Böse-Update bei solchen Bürgern vorzunehmen, wie er da im Wald gerade vor mir steht:

Politisch traditionell links positioniert, aber vollkommen die Orientierung verloren, sind solche einstmals sympathisch aufgeschlossenen Typen jetzt nur noch dankbar dafür, dass ihnen eine tägliche Dosis Haltung eingetrichtert wird, die nicht mehr hinterfragt werden muss, weil das sonst Nazi wäre. Und Nazi will natürlich keiner sein – das weiß man noch genau.

Mein Bekannter schlich sich mit seinem Hund nach ein paar Minuten Schweigen von dannen. Und ich schaute so hinterher und dachte: Schön, dass es dir wieder besser geht. Aber mal ehrlich überlegt: Sympathisch warst du mir eigentlich nie. Und dein Hund hat auch einen ziemlichen Knacks weg.

Aber das war vollkommen ungerecht und böse von mir. Ja, das war fast schon wieder Nazi. Und dann habe ich den Reißverschluss der Adidas-Jacke ganz hochgezogen und dachte so für mich: „Hier mitten im Wald ist es doch noch ganz schön kalt. Man gut, dass ich nicht im T-Shirt losgegangen bin.“

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