Catch Me If You Can

Wallasch-Enthüllung geht weiter – Die Weimers: Nicht ohne meine Söhne

von Alexander Wallasch (Kommentare: 3)

„Da gab es Kontakte"© Quelle: Youtube/Weimer Media Group, Screenshot

Drei Söhne, ein Vater, ein Imperium aus Luft und ein Avatar: Wie die Weimer-Jungs schon als Teenager lernten, aus sechs Millionen nicht existierenden Büchern, gelöschten Artikeln und einem Kinderhilfe-Pfarrer am Tegernsee eine Karriere zu bauen – und warum jetzt selbst Axel Springer, die Konrad-Adenauer-Stiftung und die bayerische Staatskanzlei plötzlich sehr leise werden. Die Familie, die sich nahm, was ihr nicht gehörte – und dafür geliebt, gefeiert und gefördert wurde. Bis jetzt.

Eine wichtige journalistische Regel besagt, dass die Familie einer Person, die im Fokus einer investigativen Recherche steht, zu schützen ist, wo sie ohne eigenes Zutun in den Blickwinkel der Presse gerät. Der Pressekodex ist hier eindeutig, der ethische Kompass sowieso.

Die Söhne Wolfram Weimers werden im Folgenden nicht wegen ihres Privatlebens, sondern ausschließlich wegen ihrer selbst dokumentierten Rollen und Funktionen innerhalb der Weimer Media Group und ihrer öffentlichen Auftritte beleuchtet – genau wie dies bei jedem anderen Geschäftsführer, Redakteur oder Kooperationspartner geschehen würde.

In der Affäre Wolfram Weimer grenzte eine Nichtberichterstattung seine Familie betreffend an eine Verletzung der journalistischen Sorgfaltspflicht. Denn die Weimer Media Group, die nach Recherchen von Alexander-Wallasch.de seit über einem Monat im medialen Fokus steht, ist ein Familienunternehmen, einer der Söhne arbeitet nach wie vor bei der Weimer Media Group.

Die vielfältig vernetzten Tätigkeiten der Ehefrau und der Söhne Weimers sind unmittelbar mit der Affäre Weimer rund um Weimers Fake-Imperium verwoben. Darauf hinzuweisen und das Organigramm dieses Familienbetriebs zu beleuchten, erhellt wesentliche Aspekte der Weimer-Affäre.

Wolfram Weimers Söhne Wolf-Christian, Wim und Valentin sind zwischen 25 und 35 Jahre alt. Auch die Weimer-Jungs werden beim Schummelportal „TheEuropean“ – eines der 16 „Produkte“ der Weimer Media Group – als Autoren geführt.

Besonderheit hier: Alle drei Söhne sind wissentlich „Autoren“ und teilen damit nicht das Schicksal hunderter weiterer „Autoren“ dieser journalistischen Resterampe, die nichts davon wussten. Wie zuletzt die Unterlassungserklärung der Weimer Media Group gegenüber Plagiatsjäger Stefan Weber dokumentierte.

Wer ist Valentin Weimer? Sohn Nummer 1 ist kurz vor der Ernennung seines Vaters zum Kulturstaatsminister und nach einem Kurzauftritt Valentins als PolitredakteurChief of Staff“ beim Axel-Springer-Verlag geworden.

War Valentin Weimer zunächst Online-Buchhändler (dazu gleich mehr) der Weimer Media Group, moderierte er im April 2024 bereits auf dem Ludwig-Erhard-Gipfel, der Gelddruckmaschine der Eltern. Zuletzt trat Valentin Weimer Anfang November 2025 auf einer Konferenz der Konrad-Adenauer-Stiftung auf und wurde dort vorgestellt als Mitentwickler der KI-News von „Welt“.

Vor der Kamera berichtet er von der bei „Welt“ entwickelten „ersten deutschlandweiten Fernsehsendung mit KI und über KI“. Die Sendung „KIWelt“ wird von einem Avatar moderiert. Auch der Vater nutzt einen solchen Avatar als „Weimatar“ auf der Seite des Kulturstaatsministeriums.

Mit 17 Jahren (2015) war Valentin Weimer bereits „Webmaster“ von „TheEuropean“ und damit sehr früh an neuralgischer Stelle innerhalb der Weimer Media Group involviert. „TheEuropean“ wurde von den Weimers bis vor Kurzem als ein Kernstück ihrer Medienresterampe vorgestellt.

Die von Vorbesitzer und Gründer Alexander Görlach eingeführte Printausgabe des „TheEuropean“ wurde von den Weimers allerdings schon vor Jahren eingestellt. Und dieses Produkt der Weimer Media Group weist eine Besonderheit auf: Hier wurde 2015 kein Müllprodukt eingekauft, sondern eines, das mediale Beachtung hatte, aber in finanzieller Schieflage geraten war. „TheEuropean“ wurde erst unter den Händen der Weimers zum Müllprodukt mit kaum noch messbaren Lesezahlen.

„TheEuropean“-Vorbesitzer Alexander Görlach wurde übrigens noch vor wenigen Monaten unfreiwillig Opfer von Recherchen gegen Weimer, als Görlachs über Jahre unbehelligter Wikipedia-Artikel massiv gekürzt wurde mit der Begründung, der Artikel enthalte „sehr viele, vermutlich selbst verfasste, Lobhudeleien und Details, die nicht relevant sind“. Ein Beifang gewissermaßen.

Der junge Webmaster Weimer trat 2017 noch an anderer Stelle in die Fußstapfen der Eltern und eröffnete mit „Kaufhaus des Guten“ eine Art Online-Buchhandlung, die damit wirbt, „Buchhandel der guten Tat“ zu sein. Heute scheint die auch über Weimers „Börse am Sonntag“ 2020 mit Link beworbene Webseite gelöscht oder unerreichbar. Bei „Börse am Sonntag“ heißt es unter anderem: „Hier wächst ein Startup, das dem amerikanischen Onlinehändler Amazon die Stirn bietet.“ Über die Familienbande wird nicht geschrieben, es ist schlicht Schleichwerbung.

Ein Online-Buchhandel mit der guten Tat: 6 Millionen Bücher, günstigste Preise und dazu eine Spende an argentinische Waisenkinder. Der Twitter/X-Account hat aktuell zwar nur 21 Follower, dafür ist „Kaufhaus des Guten“ nach wie vor Autor bei „TheEuropean“. Allerdings ohne Artikel. Die wurden ebenfalls Opfer nächtlicher Bücherverbrennungen der Weimers und gelöscht.

2018 stand unter der Autorenschaft „Kaufhaus des Guten“ noch, das Kaufhaus sei „ein Tochterunternehmen des Verlagshauses der WEIMERMEDIA GROUP“, dieser Hinweis fehlt heute.

Es gab einmal in Braunschweig in den 1960er Jahren ein „Haus der 10.000 Hosen“. Aber diese Hosen waren physisch am Ort verfügbar. Wenn hier bei „Weimer Media Group“ von 6 Millionen Büchern die Rede war, dann spiegelt das perfekt die Grundidee der Weimer-Unternehmungen: Das Aufblasen von Zahlen bis zu einer grotesken Überdehnung, die sofortige Assimilation der Zahlen anderer, wenn diese dem Weimer-Clan mal den kleinen Finger gereicht haben.

So erging es später auch großen Marken wie etwa der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, denen die Weimers mal einen bevorzugten Medienzugang zum Ludwig-Erhard-Gipfel eingeräumt hatten, die dann schwuppdiwupp zu „Medienpartnern“ gemacht wurden. Als Medienpartner wurden sie im Zuge der Weimer-Affäre mittlerweile gelöscht oder haben sich löschen lassen.

Noch 2020 war in der Historie des Unternehmens zu lesen:

„Im Portalgeschäft betreibt die WMG etwa ein Dutzend Medien, zur Gruppe gehören rund 150 Domains, darunter auch E-Commerce-Plattformen wie das Kaufhaus des Guten (KADEGU.de).“

Kommen wir zum Tegernseer Pfarrer, der sich mit Hilfe des besagten Buchladens der Weimer Media Group unter Führung des jungen Webmasters Valentin eine Unterstützung für Waisenkinder in Argentinien erhofft hatte. Man mag sich kaum vorstellen, welche Weimer-Kinderdorf-Welten da am Holztisch des Pfarrers im Tegernseer Gemeindehaus an einem Winterabend beim Tegernseer-Enzian zusammengesponnen worden aber nie realisiert wurden. Nein, auch die weltgrößte Tegernseer-Enzian-Destille gehört nicht zum Portfolio der Weimers, aber man hat das kleine virtuelle Lädchen mit den 600 Millionen potenziell verfügbaren Flaschen schon vor Augen.

Weiterlesen nach der Werbung >>>

Ihre Unterstützung zählt

Mit PayPal

Im Regionalportal Kulturvision-aktuell hieß es im Juni 2023:

„Zu einer Doppelfeier hatte Valentin Weimer in die Seestraße eingeladen: die Eröffnung seiner neuen Buchhandlung kadegu und die Präsentation des Bildbandes TEGERNSEEHEN, herausgegeben von Vater Wolfram Weimer.“

Weimers Online-Shop expandierte demnach Jahre nach seiner Online-Gründung in die echte Welt und eröffnete ein paar Meter neben dem elterlichen Weimer-Media-Group-Lädchen einen begehbaren Buchladen, bald so, als wäre es ein Geburtstagsgeschenk für den Vater, der wenigstens einmal in einer echten Buchhandlung sein Fotobuch signieren sollte.

Bereits in der Ausgabe 2020/2021 besagter Regional-Postille berichtete Valentin Weimer, dass ihm neben der Wirtschaftlichkeit als Gründer auch der soziale Gedanke wichtig sei: „Schon ab der ersten Sekunde spendete das ‚kadegu‘ an Kinder-Hilfsprojekte, obwohl dadurch zu Beginn erst einmal rote Zahlen geschrieben wurden.“

Hier kommt dann der gute Pfarrer vom Tegernsee ins Spiel. Der hört auf den wohlklingenden Namen Walter Waldschütz und das klingt noch besser, seit es die rechtsfähige „Pfarrer-Walter-Waldschütz-Stiftung“ gibt, die Kindern in Not hilft und sich Unterstützung aus Weimers Buchhandel erhofft hat.

Schirmherrin der Stiftung ist übrigens Ilse Aigner (CSU), Präsidentin des Bayerischen Landtags und Tegernsee-Duz-Freundin von Christiane Götz-Weimer, die jüngst den Verfassungsorden des Landtags für ihre verlegerischen Fähigkeiten und die Organisation des Ludwig-Erhard-Gipfels bekommen sollte. Eine Verleihung, die von Frau Götz-Weimer unter dem Eindruck der Weimer-Affäre jetzt kurzfristig abgesagt wurde. Der Wahlkreis von Ilse Aigner liegt nahe dem Tegernsee.

Der Merkur titelte noch 2018: „Kaufhaus des Guten: Moralische Konkurrenz für Amazon“. Veröffentlicht wurde auch ein Foto, das Waldschütz mit dem Ehepaar Weimer und Friedrich Merz zeigt. Der fromme Mann verkehrt in den obersten Kreisen. Ob er auch der Beichtvater von Weimer und Merz ist? Es wäre blasphemisch, hier den Wunsch zu äußern, einmal Mäuschen spielen zu wollen.

Das „Kaufhaus des Guten“ der Weimer Media Group schafft es auch in den Bayerischen Rundfunk mit einem Beitrag von knapp sieben Minuten. Und als Valentin Weimer als Autor im „TheEuropean“ über das vermüllte Berlin schreibt, wie es wohl in den letzten zehn Jahren in Hunderten Artikeln passierte, landet Valentins Artikel samt Werbung für den „TheEuropean“ bei Springer in der „Bild“ und wird als Debattenanstoß präsentiert.

Bald zehn Jahre später versucht Valentin Weimer mit der gleichen Geschichte nochmal durchzustarten. Dieses Mal gleich direkt bei der „Welt“ bei Springer.

Und um das auch noch aufzulösen: Die ominösen 6 Millionen Bücher basieren schlicht und einfach auf der Bestellmöglichkeit beim Zwischenbuchhändler Libri. Dessen Zahlen sind in die Weimer‘sche Zahlenmystik eingeflossen. Gegenüber dem Merkur erzählte es Weimer-Sohn Valentin besonders spannend und mit nebulösem Unterton: „Da gab es Kontakte“. Die Gewinnspanne für den Verkäufer sei allerdings eher mager, dennoch gingen beim kadegu pro Artikel zehn Cent ans Kinderdorf.

10 Cent bedeutet, dass bei 10.000 real bestellten, verpackten und verschickten Büchern Walter Waldschütz’ Schützlinge in Argentinien eintausend Euro bekommen. Wie viele Bücher die Weimer Media Group im virtuellen Kaufladen des Sohnes wohl überhaupt verkauft hat? (Anfrage geht raus). Besonders viele können es aber kaum gewesen sein, die Online-Bewertungen sind teilweise vernichtend und die Aktivitäten des „Kaufhauses“ in den sozialen Medien längst zum Erliegen gekommen.

Nun wäre das nicht das erste Startup überhaupt auf der Welt, das nicht funktioniert (das wäre im Übrigen selbst für die Weimers kein erstrebenswerter Titel). Dieser Buchhandel ist oder war Teil der Weimer Media Group und selbstverständlicher Teil der Tegernsee-Connection bis hin zu Ilse Aigner. Hier hat der Vater die Söhne schon früh ins Geschäft eingebunden und gezeigt, wie es geht, wie man aus einer Mücke einen weiteren Tegernseer Pappelefanten machen kann – nur regnen darf es dann eben nicht.

Bleiben wir noch kurz bei Valentin Weimer, der seit ein paar Monaten in der Chefetage von Axel Springer den Chief of Staff macht. Über ihn ebenso wie über Bruder Wim heißt es in ihrer Autorenbeschreibung bei „TheEuropean“, sie wären „freier Redakteur“ bzw. „publizierend“ beim Handelsblatt gewesen. Alexander-Wallasch.de hat beim Handelsblatt nachgefragt. Die Suche gestaltet sich zunächst schwierig, auch in internen Suchmaschinen sei einfach nichts zu finden. Nach Tagen dann doch ein Fundstück. Die Unternehmenskommunikation teilt mit:

„Zwischen der Weimer Media Group und der Handelsblatt GmbH gab es von 2013 bis 2016 eine Kooperation, die auch die gegenseitige Übernahme von Artikeln vorsah. Im Rahmen dieser Zusammenarbeit wurden Texte der Börse am Sonntag vom Handelsblatt veröffentlicht, darunter befanden sich auch Texte der in Ihrer Anfrage betreffenden Autoren.“

Valentin Weimer war demnach noch minderjährig und schrieb schon Texte für Vaters „Börse am Sonntag“, eine Publikation, die auch schwärmerisch über den Weimer‘schen Buchhandel berichtete.

Valentin Weimer hat den Vater übrigens an einer Stelle übertrumpft. Wolfram Weimer will zwar das beste Einser-Abitur Hessens gemacht haben und als Kind die Nelkenrevolution in Portugal miterlebt haben, was beides nicht stimmt, aber Sohn Valentin machte sein Abitur bereits mit sechzehn Jahren, dagegen kann der alte Herr nicht anstinken oder er müsste es einfach noch nachdichten.

Im kommenden Teil geht es um Wolf Weimer und Carsten Maschmeyer als Partner der Weimer Media Group, der den Wolf in die Höhle der Löwen holte und ihm dort 70.000 Euro spendierte.

Ihre Unterstützung zählt

Mit PayPal

Einen Kommentar schreiben

Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen. Aufgrund von zunehmendem SPAM ist eine Anmeldung erforderlich. Wir bitten dies zu entschuldigen.

Kommentare