Gestern sprach ich im Interview mit Heiko Teggatz, Gewerkschaftsboss der Bundespolizei, über die Dobrindt-Pläne zur Drohnenabwehr, bei denen der Bundespolizei eine wichtige Rolle zukommen soll. Ein Kernsatz von Teggatz wurde meine Schlagzeile: „Wir holen die Dinger notfalls robust vom Himmel!“
Das Interview wurde viel gelesen und kommentiert. Teilweise etwas rüde. Aber was mir aufgefallen ist und schon bei der Debatte um die Wehrpflicht aufgefallen war, ist eine unzulässige – oder ungünstige – Vermischung zweier Dinge: Zum einen die Frage, ob wir Wehrpflicht und Drohnenabwehr wirklich benötigen. Und zum anderen der direkte Zusammenhang des Aufkommens dieser Frage mit dem Ukrainekrieg und der deutschen Unterstützung.
Ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass beide Fragen – und weitere zum militärischen Komplex – zu kaum einem ungünstigeren Zeitpunkt kommen können. Hier wird der Ukrainekrieg zwangsweise immer mitgedacht.
Wer aber das kriegerische Engagement der Bundesregierung und NATO in der Ukraine grundsätzlich ablehnt und endlich glaubwürdige Friedensverhandlungen einfordert, der muss der Debatte um die Wiedereinführung einer Wehrpflicht, eines Drohnenschirms usw. schon grundsätzlich vehement widersprechen, weil die Befürworter nicht in der Lage sind, ihre Forderungen vom Kriegsengagement für die Ukraine zu trennen.
Deutschland kann alles in seiner Macht Stehende tun, auf alle Beteiligten einzuwirken, diesen Krieg endlich zu beenden. Wir haben zudem einer Million Ukrainern Schutz geboten. Es gibt allerdings keinerlei Verpflichtung für die Bundesrepublik in Form irgendwelcher Beistandspakte, ohne Wenn und Aber ins Verderben zu rennen oder bis zur letzten Patrone gegen Russland zu kämpfen. Exemplarisch für die dem gegenüberstehende Haltung hat sich Leserbriefschreiber „Berlindiesel“ positioniert und argumentiert. Seine Kernthese: Wir dürfen die Entwicklung in der Militärtechnik nicht erneut verschlafen.
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Hier der Leserbrief von „Berlindiesel“:
Egal, wie sich Alexander Wallasch bemüht, er bekommt Teggartz nicht mit seinem russizistischen Pazifismus zu fassen. Dabei gibt er alle Trigger-Worte vor.
Der Denkfehler Wallaschs, den er als Pazifist macht, ist seine Vermutung, Drohnen seien nur ein Ausfluss des russisch-ukrainischen Krieges und die Gefahr – die er selbst bestreitet – entstünde nur, weil man die ruhmreiche Russenarmee am Sieg über die Bandera-Faschisten hindert. Wäre der Krieg vorbei, wäre alles wieder „gut“ und wie früher.
Drohnen sind ja nichts neues, sie durchlaufen nur eine ständige Evolution und auch Miniaturisierung. Eine gewisse Analogie erkennt man beim Entstehen und der Entwicklung des Flugzeuges als Kampfmittel – ursprünglich wurde das Flugzeug, wie die Drohne auch, nicht mit militärischer Zielrichtung entwickelt.
Im 1. Weltkrieg zeigte sich sein Potential das erste Mal (der deutsche Sieg über die Russen in Ostpreußen 1914 kam auch zustande, weil die Deutschen Flugzeuge zur Aufklärung einsetzen, die Russen aber nicht), doch war die Wirkung auf Bodentruppen noch gering, in erster Linie bekämpften die jeweilige Fliegertruppen nur ihr Gegenüber.
Im 2. Weltkrieg zeigte sich dann aber das volle Potential mit den Feuerstürmen von Dresden, Hamburg und Hiroshima als Fanal. Und die deutsche Luftwaffe bombte dem Heer 1940 den Weg frei, so dass Frankreich in vier Wochen niedergeworfen wurde, was im 1. Weltkrieg in vier Jahren nicht gelungen war.
Und auch hier tut sich eine historische Parallele auf: Der Versailler Vertrag verbot Deutschland den Aufbau und Unterhalt einer Luftwaffe. Entwicklung fand nur im Geheimen statt, erst 1934 betrieb man den Aufbau wieder offen. Auch wenn die deutsche Luftfahrtindustrie genauso gute Flugzeuge bauen konnte wie die Briten oder Amerikaner, so versäumte Deutschland aber 20 Jahre die Evolution der Militärluftfahrt.
Dadurch verkannte man die Bedeutung des strategischen Bombers und begann so viel zu spät mit der Entwicklung eines deutschen Fernbombers, weswegen die Luftwaffe den alliierten Bomberoffensiven nichts entgegensetzen konnte. Nur mit Jagdflugzeugen waren die riesigen Bomberströme nicht zu brechen, dazu hätte man die Basen in England angreifen müssen, hatte dafür aber nicht den entsprechenden Typ (wie die B-17 oder Lancaster) Diese Tatsache hat erheblich zur deutschen Kriegsniederlage beigetragen.
Dieses Muster wiederholt sich gerade, oder könnte sich wiederholen.
Ginge es nach dem pazifistischen Ansatz Wallaschs, würde Deutschland in Sachen Drohnen gar nichts machen, also „die andere Backe hinhalten“, versuchen, harmlos und niedlich zu sein und hoffen, Russen, Chinesen und Kriminelle damit zu betören, als dass sie einen Bogen um dieses Land machten.
Würde uns das vor Drohnen schützen? Nein. Wer diesem Land schaden will, wird dazu in Zukunft auch und bevorzugt auf Drohnen setzen. Ihn interessiert nicht, dass Alexander Wallasch aus der Geschichte gelernt hat und ihm der Arm abfault, wenn er je wieder eine Waffe berührt.
Er wird das tun, was ihn sein Ziel erreichen lässt. Da man mit Kernwaffen Deutschland nur zerstören, aber nicht erobern kann, und von allen denkbaren Feinden keiner mehr eine ausreichend große klassische Armee hat, um Deutschland ohne große Verluste niederzuwerfen, werden Drohnen ein, oder gar das bevorzugte Mittel der Wahl sein. Und das nicht nur in Sachen Krieg.
Professionelle Asylschlepper oder Schmuggler beginnen längst, in kleinerem Maßstab aus dem Drohnenkrieg in der Ukraine zu lernen. Jeder Grenzer oder Polizist ist dabei ein Ziel für eine FPV-Drohne.
Noch besteht die Chance, einen robusten Schirm gegen Drohnen aufzubauen und diesmal die Entwicklung nicht zu verschlafen.
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Kommentar von Eddy Nova
--mittig Anfang 2025 = Anfang 2026
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Kommentar von Eddy Nova
So kann an das Topic nur schwierig herangegangen werden. Der Leserbrief ergo nur bedingt hilfreich - die fehlende Definition werte ich bereits als kritisch.
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400.000 Drohnen - davon 360.000 von Privatpersonen zwecks privater Nutzung erstanden gibt es bis dato in Deutschland. Erhältlich unter anderem bei Media Markt -unbegrenzt ab E 199 pro Stück. Die Reichweite beginnend von wenigen hundert Metern bis 2 Kilometer im Schnitt. Selbst die teureren Modelle kommen nicht an 20 Kilometer heran.
3 D Fähigkeit gibt es im Gegensatz zu google kaum - um die Qualität google z.b. am Münchener Flughafen zu toppen , da wird es bereits schwierig bis unmöglich.
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Ich bin kein Techniker - aber ich könnte mir vorstellen das die frei verkäuflichen Angebote von Technikfreaks noch gewaltigt in puncto Funktionalität aufmotzbar sind. Drohnen als Waffe wären also Waffen für jederman ...
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Anfang 2025 dürften 1 Million Drohnen in Deutschland im Umlauf sein - Typen wie Södolf & Co machen ja fleissig Werbung dafür.
Jetzt muss mir nur nochmal jemand erklären wie die Gefahrennummer ausschaut - groß kann die nicht sein , denn wäre dem so wären Drohnen nicht mehr frei für jederman verkäuflich.
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Södolf scheint zu übersehen das nicht jederman auf dem minimalistischen IQ Level seines Töchterchens ist - bevor er von Drohnen in Putin's Händen schwaffelt sollte er erst einmal erklären welchen Gewinn Putin dadurch erzielen konnte.
Es macht einfach keinen Sinn - wahrscheinlich gibt es 100.000 pro Putin Russen im Abendland , wer kann schon Russen von Ukrainern unterscheiden , warum sollte Putin Drohnen schicken wenn Putin Supporter nur eine Media Markt Rabattwoche abwarten müßten ...
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Weiter , wir leben in Zeiten der Videoüberwachung an jeder Ecke - warum werden Södolf's Drohnen aus Rusia nirgendwo eingefangen. Warum das dumme Gelabbere von beleuchtet am Himmel gesehen - a. fliegen die unbeleuchtet sicher nicht schlechter und b. x Leute würden beim Anblick ihr Smartphone zücken. Geschah augenscheinlich aber nicht ...
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Ich tippe es sind Ostwahl 2026 Drohnen - eine Situation zwisschen Krieg und Frieden soll ausgerufen werden ,die Freiheitsbeschränkungen und Wahlabsagen ermöglicht. NUR DARUM GEHT ES DEM ALTPARTEIN GESOCHS ...da würde ich drauf wetten ...
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In RUSSIA dürfte der 7 Oktober 2025 schon begonnen haben ! HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH dem grossartigen russischen Präsidenten Wladimir Putin zum 73 Geburtstag ... PUTIN nach BERLIN & MERZ nach SIBIRIEN fiel mir spontan dazu ein ..
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Kommentar von Rainer Möller
Also, ich persönlich halte einen reinen "Schirm" nicht für verwerflich - allerdings scheint der "Iron Dome" in Israel seine Ziele nicht so völlig zu erfüllen. Was mir auffällt, ist allerdings: Über Militärtechnik wird ständig diskutiert und jeder hat eine Meinung dazu. Über die Technik von Friedensverhandlungen wird nie geredet, das ist angeblich die Sache von Experten - und wenn die Experten nichts erreichen, dann war da halt nichts zu machen. In Wirklichkeit kann man natürlich genauso ineffektiv (d.h. ohne Friedensergebnis) verhandeln wie man auch ineffektiv (ohne Sieg-Ergebnis) Krieg führen kann. Ich finde, das wäre auch eine öffentliche Diskussion wert!
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Kommentar von Karl Georg Lempenheimer
Auch wenn der Zeitpunkt der Debatte über die Verteidigungsfähigkeit, wofür die Fähigkeit erst durch erwähnte Maßnahmen hergestellt werden muss (Wehrpflicht, materielle Aufrüstung), sehr dafür spricht, dass dies im Zusammenhang mit dem Ukrainekrieg steht, womit nicht nur die Verteidigungs- sondern auch die Angriffsfähigkeit hergestellt wird, sondern es auch um das Vertrauen in die Friedfertigkeit des Westens geht.
Auch wenn damit die Fortsetzung politisch schräger Absichten zu diesem Zeitpunkt vermutet werden können, bleibt dennoch das so nötige wie legitime Anliegen, dass Deutschland tatsächlich selbstverteidigungsfähig werden muss – aber dies dann auch mit anderen Politikern als derzeit.
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Kommentar von Ombudsmann Wohlgemut
Natürlich sollte man diese Entwicklungen nicht verschlafen (genauso wie bei der Atomkraft), aber was Drohnen angeht, sind wir gerade kaum kompetitiv. Da müssen wir uns ranhalten, der Zug ist schon am Abfahren, und wir müssen günstig skalieren, es gibt nämlich etliche bewährte und günstigere Alternativen.
Falls wir uns nicht gut etablieren, wäre eine inoffizielle Entwicklung, die hautsächlich auf Verteidigung basiert, zwar erstmal wichtiger. Doch sobald neue wertvolle Technologien in Erscheinung treten, die man implementieren kann, darf man jederzeit wieder eine Spitzenposition im Markt anstreben.
Das geht jedoch nur ohne diese dumme Bürokratie!
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Kommentar von Marco B.
Bei der ganzen "Kriegsbereitschaft" die ja erst so richtig hochkocht seitdem schon mal eine Billion Euro - die der Staat (angeblich) nicht hat - verplant wurden, stimmt mich kritisch, dass gleichzeitig - und seit über 30 Jahren bekannt - demächst 2030 über 60% der Bevölkerung Pensionist:innen und Rentner:innen sein werden, das Gesundheitssystem wie das Rentensystem und natürlich ???? auch die wesentliche Infrastruktur im Land marode sind, während ehem. Staatsunternehmen munter in aller Welt massig Geld scheffeln (Dt. Bahn AG mit über 700 Unternehmen, die Dt. Post AG in vielen europ. Staaten, und natürlich sogar die Bundesdruckerei, die deren modernste Digitalisierung überall anbietet, während diese in D nicht verfügbar, da zu teuer zu bezahlen ist. Dazu noch eigene Diätenerhöhungen der Staatsvertreter:innen. Fehler erkannt? Es sieht aus, als ob man diesen Staat abwracken will, und dazu einen fiktiven Krieg mit Russland benötigt.
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Kommentar von Max Meier
Vor der Einführung der Wehrpflicht müssten die Verhältnisse im Inneren geklärt und bereinigt werden (innere Sicherheit, Migration). Außenpolitisch müsste Deutschland souverän sein und Interessen der Deutschen vertreten. Das sehe ich unter den derzeitigen Machthabern nicht.
Daher bin ich strikt gegen die Wiedereinführung der Wehrpflicht zum jetzigen Zeitpunkt und rate jedem jungen Deutschen im wehrfähigen Alter zur Verweigerung oder zur Flucht. Wer sich rekrutieren lässt, den wird man - wenn es nach Kiesewetter, Merz und Konsorten geht - früher oder später vermutlich in einen heißen Krieg gegen Russland schicken. Deutsche Soldaten werden töten und sterben, während ihnen ihre Heimat genommen wird.
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Kommentar von Max Meier
Anfang der 80er Jahre war es, als ein sowjetisches U-Boot unweit der schwedischen Hoheitsgewässer auf Grund lief. In der Folgezeit kam es zu weiteren U-Boot-Sichtungen direkt vor der schwedischen Küste, die in der westlichen Öffentlichkeit eine regelrechte Hysterie entfacht haben sollen (ich selbst diente auf der anderen Seite des Eisernen Vorhangs). Wie später bekannt wurde, hatte man seitens der US- und NATO-Streitkräfte gezielt eigene U-Boote in die Gewässer des neutralen Schwedens beordert und auftauchen lassen, um in der schwedischen Bevölkerung die Furcht vor einer sowjetischen U-Boot-Bedrohung zu schüren, die Zustimmung für eine engere Bindung an die westliche Militärallianz zu erhöhen und das Land so in die Fänge der Nato zu treiben.
Mit den angeblichen Drohnensichtungen bedient man sich aus demselben Instrumentarium und verfolgt das Ziel, die Bevölkerung kriegswillig zu stimmen. Müssen ja schließlich die Russen sein .... wer sonst?