Die Medien schlucken die PR-Story von der „Trennung“ – doch die Gewinne bleiben in der Familie und der Einfluss bei Weimer

Weimer-Affäre: Die große Treuhand-Täuschung

von Alexander Wallasch (Kommentare: 2)

Treuhand-Washing© Quelle: Pixabay/Ivabalk

Ein simpler Treuhänder-Trick, ein nicht-öffentlicher Vertrag, 50 Prozent weiter bei der Ehefrau – und schon jubeln Tagesschau, Spiegel & Co. über die „Trennung von Verlagsanteilen“. Das ist kein Rückzug, das ist ein Bluff. Und fast alle Medien spielen mit.

Was sich das Gros der etablierten Medien aktuell in der Weimer-Affäre leisten, erscheint wie eine toxische Mischung aus Faulheit, arglistiger Täuschung und Gefälligkeitsjournalismus.

Konkret geht es um die aktuelle Nachricht, dass Kulturstaatsminister Wolfram Weimer einen Treuhänder beauftragt hat, sich um seinen 50-Prozent-Anteil an der Weimer Media Group zu kümmern. Den anderen Anteil hält Weimers Frau, mit der er mutmaßlich in einer Bedarfsgemeinschaft unter dem Stichwort „Ehe“ zusammenwohnt.

Hatte Kulturstaatsminister Weimer bisher bei Anfragen immer an das Unternehmen verwiesen, an das man sich wenden solle und von dem man dann keine Antwort bekam, weil das Unternehmen im Gegensatz zum Kulturstaatsminister nicht verpflichtet ist zu antworten, kam jetzt eine offizielle Presseerklärung zum unternehmerischen Tun des Kulturstaatsministers.Darin schreibt Weimer unter anderem, er übertrage seine Anteile an der Verlagsgruppe Weimer Media Group (WMG) an einen Treuhänder. Als Zitat bietet Weimer den Medien dann folgenden Satz an:

„Ich vollziehe diese Trennung allein, um jeglichen Anschein eines Interessenkonflikts zu vermeiden, der indes tatsächlich nie bestanden hat.“

Der Interessenkonflikt ist allerdings unbestreitbar. Die Einnahmequellen der Weimer Media Group kommen fast ausschließlich aus Eventveranstaltungen in Frankfurt und am Tegernsee, deren Geschäftsmodell die Zusammenführung von Wirtschaft und Politik ist.

Die Idee einer Treuhand-Übernahme ist nichts weiter als ein billiger PR-Gag. Umso bestürzender, dass die Medien der PR-Arbeit von Weimer hier überwiegend kritiklos folgen.

Wenn Weimer sagt, er sei eh nicht mehr gewinnberechtigt gewesen, dann heißt das nicht, dass die Gewinne jemand außerhalb der Familie Weimer bekommt. Je nach Vereinbarung mit seiner Ehefrau bleiben die Gewinne im Unternehmen bzw. werden von Frau Goetz-Weimer abgeschöpft.Und was den Treuhänder angeht, kann Weimer hier jederzeit und zu jeder Minute als Treugeber Einfluss nehmen, wenn im Treuhandvertrag nichts anderes festgelegt wurde, aber dieser Vertrag wurde den Medien nicht vorgelegt. Wichtig: Weimer bleibt wirtschaftlicher Eigentümer!

Beispiel: Weimer kann dem Treuhänder jederzeit sagen: „Stimmen Sie bei der nächsten Gesellschafterversammlung so oder so ab“ oder sogar „Geben Sie mir die Anteile sofort zurück“. Jedenfalls solange der Treuhandvertrag keine unwiderrufliche Bindung oder ein Weisungsverbot enthält, hat der Treuhänder in der Regel nur eine verwaltende, keine wirklich unabhängige Rolle.

Weimer bleibt also im Geschäft. Es ist eine Mogelpackung, und die etablierten Medien, mit denen Weimer vielfältig verbunden bzw. verstrickt ist, spielen sein Spiel teilweise mit. Die Zahl der Folgsamen ist so groß, dass man das hier allenfalls beispielhaft zeigen kann:

Beginnen wir mit der Tagesschau. Sie vermeldet: „Kulturstaatsminister Weimer trennt sich von Verlagsanteilen“. Hier versieht X die Meldung über „tagesschau eil“ mit einem Leser-Warnelement, das üblicherweise Fake-Meldungen angefügt wird:

„Minister Weimer trennt sich nicht von seinen Anteilen, sondern gibt sie an einen Treuhänder, der sie für ihn verwahrt. Das wird im Artikel eingeräumt (tagesschau.de/inland/innenpo…). Die Schlagzeile der ‚Trennung‘ im Tweet ist also falsch, zumindest unvollständig und grob irreführend.“

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Grob irreführend sind auch weitere Meldungen. Hier nur ein paar Beispiele:

„Bild“ meldet: „Exklusiv! Merz-Minister gibt Firmen-Anteile ab“

Selbst die „Wirtschaftswoche“, die es als „Experten“ eigentlich thematisch wissen müssten, schreibt wissentlich die Unwahrheit: „trennt sich nach Kritik von seiner Firma“.

Die „Zeit“ schreibt unwahr: „Kulturstaatsminister Weimer gibt nach Vorwürfen Firmenanteile ab“

Der „Spiegel“ schreibt: „Kulturstaatsminister Weimer gibt Firmenanteile an Treuhänder ab“

Wahr bleibt aber weiterhin: Kulturstaatsminister Weimer hat für seine Anteile einen Treuhänder bestellt. Mögliche Gewinne bleiben in der Familie. Weimer hat nach wie vor Entscheidungsfreiheit über die Geschicke seines 50-Prozent-Anteils.

Oder noch deutlicher: Die Anteile wandern vom Nachttisch links auf den Nachttisch rechts – und die Medien feiern es als ‚Trennung‘.

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