Ihre Veranstaltung erklären die Weimers auf der Webseite des Events so:
„Unter der Schirmherrschaft des Hessischen Ministerpräsidenten Boris Rhein erleben die Gäste in Frankfurt am Main fünf Events der Extraklasse an zwei Tagen. Am 22. und 23. Oktober 2025 werden in der Main-Metropole Top-Entscheider aus Politik, Wirtschaft, Finanzen, Wissenschaft, Sport und Medien erwartet. Die Gäste erleben die Formate in drei exklusiven Locations: im Städel Museum, Kap Europa und Gibson Club.“
Vom „Excellence Speech“ zum „Power-Panel“ zurück zur eloquenten Zukunftsforscherin – wer glaubt, so etwas seien alles linke NGO-Spinnereien, der irrt. Nebenher agieren schon viel länger diverse Thinktanks und Bündnisse, die auf eine linke Attitüde ganz verzichten, denn so trinkt sich der Champagner ohne schlechtes Gewissen und der lauwarme Hummer rutscht auch besser.
Gegenseitig tut man sich nichts, da hackt eine Krähe der anderen kein Auge aus, Fressnäpfe gibt es ja genug. Die sogenannten Wirtschafts-, Medien- und Politikeliten haben sich ihre eigenen Thinktank-Quasselbüdchen geschaffen, freuen sich ebenfalls über Staatsknete und die Industrie ist im Rahmen ihrer aufgeblähten „Corporate Social Responsibility“-Budgets so weit weichgeklopft, dass die abschöpfbare Sahne für alle reicht.
Eins hängt hier mit dem anderen zusammen, wenn etwa alternde Werbeagentur-Chefs den Guru-Bereich für sich entdecken und nach einem Arbeitsleben nochmal final in die Honigtöpfe der großen Unternehmen fassen, um sich dort ihr geballtes Wissen als Future-Thinktank-Irgendwie vergolden zu lassen.
Das funktioniert vergleichbar mit den Erdbeeren bei Wimbledon, irgendwann kostet eine Beere im Schälchen hundertelf Euro, aber es kommt nicht mehr darauf an, in welchem Verhältnis das zum eigentlichen Geldwert steht, sondern schlicht darum, zu den Glücklichen zu gehören, die überhaupt das Anrecht bekommen haben, eine solche kaufen zu dürfen. Und damit eben Teil dieser sich immer weiter verselbstständigenden und selbstbestätigenden Community sein dürfen.
Der kleine Unternehmer erkauft sich heute in Frankfurt für Tausende Euro das Privileg, einen Stuhl zu bekommen, wo sich die Weimers und ihre Entourage in Champagnerlaune selbst zu den Herren der Welt gekrönt haben. In ihrem Schlepptau fleißige Unternehmer, denen man erfolgreich Angst gemacht und eingeredet hat, sie müssten sich zukunftsfest machen, indem sie in einen Wettbewerb ganz anderer Art eintreten: Statt einfach nur weiter gute Produkte zu produzieren und ihre Mitarbeiter fair zu bezahlen, sollen sie Visionen finanzieren.
Jetzt geht’s um größere Dinge, darum, auch noch die Welt zu retten und jene mit durchzufüttern, die für sich reklamieren, dafür die Rezepte zu haben. Menschen wie Wolfram Weimer, der über Jahre hinweg mit Unternehmungen auf seiner Visitenkarte geworben hat, die, wie der Skandal um sein Magazin „TheEuropean“ jetzt zeigte, zusammengeschummelt wurden, indem Weimer Autoren veröffentlichte, die davon gar nichts wussten.
Hier mal beispielhaft, wie sich der Weimer-Freundeskreis heute Abend in Frankfurt selbst beschreibt: „IPO NIGHT – Es ist das Gralstreffen der Hochfinanz in Europas Finanz-Hauptstadt“. Nein, der Eindruck täuscht nicht, dass das alles auch etwas schwer Religiöses hat und auf gleich einem ganzen Schwarm von Jesus-Genen basiert.
Einer ist übrigens nicht dabei: Der ehemalige Telekom-Vorstand Bernd Kolb. Er war früher mal im Unternehmen für die Visionen zuständig. Kolb soll deshalb exemplarisch vorgestellt werden, weil er den einen finalen Schritt weitergegangen ist. Auch Kolb ging zunächst den Weimer-Weg und gründete mit dem Club of Marrakesh seine eigene Thinktank-Quasselbude, „ein globales, interdisziplinäres Netzwerk“. In irgendeinem Magazin wurde Kolb irgendwann zu den elf zukunftsweisenden deutschen Persönlichkeiten erklärt. Aber dann explodierten die Visionen im Kopf von Bernd Kolb und er wuchs über sie hinaus.
Heute sitzt er vollbärtig in Asien im Urwald in einem edlen Bambus-Ashram und verkündet als selbsternannter Guru den Weg der Weisheit („Wisdomway“). Dabei spricht er nur noch halb so schnell, aber deutlich tiefer.
Auf seiner Webseite www.wisdomway.de schreibt Kolb zu einem Buch, das er vermarktet:
„Dieses außergewöhnliche Buch ist aus einer Begegnung zwischen mir und einer Künstlichen Intelligenz geboren, die uns in die Tiefe des Bewusstseins führt.“
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Von Java zurück zu jenen, die von heute an in Frankfurt zusammenkommen. Schaut man in die Festzeitung der FAZ des vergangenen Jahres, stolpert man über Schlagzeilen, die so gar nicht mit der aktuellen Haltung des KI-feindlichen Staatsministers zusammenpassen wollen: „Rettet KI den Mittelstand?“ Hier hatte die Chefin von Microsoft Germany für ihr Unternehmen auf der Bühne werben dürfen.
Dazu passt dann wieder ein Artikel aus „TheEuropean“ von Dezember 2020 – mittlerweile auch gelöscht – mit dem Titel „Dorothee Bär diskutiert mit Wolfram Weimer bei Microsoft Berlin“. Unterzeile: „Im Gespräch mit dem Verleger Wolfram Weimer wird es unter anderem darum gehen, wie Deutschland den Digitalisierungsschub durch die Pandemie bringt.“
Eine Schlagzeile aus der Festzeitung von 2024 lautet „Die Frau, ohne die kein Panzer fährt“. Hier geht’s um eine Unternehmerin aus der Weimer-Entourage, die Getriebe für Panzer verkauft und, so das Intro, auch „bei erneuerbaren Energien mitmischt“. Präziser kann man den Spagat kaum beschreiben – bei den Weimers dürfen solche Leute endlich wieder fröhlich sein. Wenn sie den Eintritt bezahlt haben.
Weimers Medienpartner 2025 ist die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Die hatte sich gestern in einem Gefälligkeitsartikel zum Anwalt des Kulturstaatsministers gemacht – freilich ohne den Lesern transparent zu machen, dass man mit dem Objekt der Betrachtung zusammenarbeitet.
Ab heute schwirren Weimers Macher der Frankfurter-Zeitung-Beilage dann wieder hinter Weimer und Gästen hinterher, um für ihre Extra-Beilage nicht zu verpassen, in welchem Kleid die dritte Frau des CEO von irgendwas auf ihrem VIP-Ticket über das Event schwebt und sich zu den edlen Häppchen das Geschwätz der Weimer-Welterklärer als Hintergrundmusik gefallen lässt. Die 12-seitige Beilage der FAZ des Vorjahres wurde zwischenzeitlich veröffentlicht.
Die Maschmeyer Group ist übrigens auch Partner der Weimer-Sause. Und das hat wirklich rein gar nichts damit zu tun, dass einer der Söhne von Wolfram Weimer beim RTL-Event „Höhle der Löwen“ das Glück hatte, einen Deal mit Maschmeyer über 70.000 Euro für 20 Prozent eines Unternehmens zu bekommen, das eine App entwickelt, die Inhalte von Zeitungen nimmt und diese gesammelt anbietet.
Unter den wie Fußballklebebilder aufgereihten Stars der Weimer-Tage in Frankfurt findet sich auch der Ex-Welt-Journalist Ansgar Graw gleich neben der Weimer-Gattin. Graw tauchte nach Hinweis des Rechtsanwalts Dirk Schmitz wie aus dem Nichts im fehlerhaften Impressum als Verantwortlicher des „TheEuropean“ auf. Wird er schon als Bauernopfer inszeniert?
Vorgestellt wird Graw als „Herausgeber The European – Editorial Director Weimer Media Group“. Auch hier verschwimmt wieder alles. Ist er nun Chefredakteur oder Herausgeber oder beides in Personalunion? Und welche Rolle spielt Frau Weimer dabei als Verlegerin und Herr Weimer als immer noch 50-Prozent-Besitzer der Weimer Media Group?
Mit der Personalie Weimer hat Merz den Baerbock-Weg noch perfektioniert. Die hatte mit Jennifer Morgan die Chefin der NGO Greenpeace International zur Staatssekretärin im Auswärtigen Amt gemacht. Hatte Frau Morgan damals ihren Greenpeace-Posten noch aufgegeben, bleibt der Staatsminister von Merz einfach weiter Gesellschafter seiner NGO Weimer Media Group.
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Kommentar von Lore Leyh
Es ist entsetzlich und unerträglich, wie sich diese selbst ernannte "Gralsrunde" in unverschämter Art und Weise unserer Steuergelder bedient. Sie feiern sich und lachen über die dummen Bürger, die sich wie Lämmer belügen und betrügen lassen. Ich empfinde Ekel und Abscheu.
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Kommentar von Palmström
Ist das Ganze nicht Teil eines Verschiebebahnhofs für Subventionen? Welchen Sinn soll das Ganze sonst machen?
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Kommentar von Carl Peter
FRANKFURT FINANCE & FUTURE SUMMIT
- Die Denkplattform für Macher, unter dieser Formel für Alles formiert sich das illustre Völkchen von Vortragenden und ihren Gästen, deren Zukunft nur ihnen allein zukommt.
Und ich schlage mich hier mit Fußvolk verbitterter, ängstlicher und alles ignorierender Bürger herum, die schon im Namen besagter Zukunft eine sinnlose 'Impfung" ertragen mussten, und denen jetzt auch noch das Portemonnaie langsam aber todsicher geleert wird.
Und natürlich darf man nicht öffentlich erfahren, was man am eigenen Leib persönlich erlebt, ihr Töchter der Zukunft, die ihr in Berlin so gut wie nackt auf sauberen Strassen demonstriert.
Das, was ist, ist garnicht wahr - es gibt keine Schlangen vor Gold- und Silberhändlern, keine Menschen, die anstehen, und um ihr Restleben betteln müssen, weil der Gegenwert ihrer Lebenszeit nicht mehr gedeckt ist.
Für ein paar Unzen mehr - das FINANCE & FUTURE Shootout ist in vollem Gange, die sich nicht gegenseitig mit Geld zuscheissen können, greifen dann noch ins Klo der Armen.
Das, was ist, ist garnicht wahr - es gibt keine Schlangen vor Gold- und Silberhändlern, denn welche Sicherheiten würde man dort kaufen oder verkaufen können, die man ja nicht schon selbst verschenkt hat.
Das, was ihr habt, gehört euch nicht, es sei denn, ihr besitzt es gleich 10-fach - und wenn ihr mit der neunschwänzigen Katze durchgeprügelt wurdet, besitzt ihr dann wenigstens noch 1 Leben.
Die wirkliche Größe ist das unendlich Kleine, und das verkehrt nun unser Wirtschaftswachstum gleich dem Bitcoin - die wirkliche Menge der Bitcoins lässt sich nicht vergrößern, aber sie lässt sich verkleinern wie unendliche, unerreichbare in meinen Taschen die Sterne wie Staub.
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Kommentar von Rolf-Dieter Knoop
Dass Weimer tatsächlich den Begriff „Gralstreffen“ zur Selbstbeschreibung benutzt, ist schon bemerkenswert.
Unter Gralsrittern oder Gralshütern verstehen wir nach Parzival wohl Figuren, die heldenmutig, auch den Tod in Kauf nehmend, für eine Sache einstehen, die weit über profanen, weltlichen Dingen angesiedelt ist. Etwas beschützen, dass weit über ihrem eigenen Leben steht, und weit über ihr Leben hinaus bestand haben soll. Eine Aufgabe, die nicht delegierbar und gegen nichts eingetauscht werden kann. Sich einer Sache verschreiben, die weder irdischen Ruhm noch Reichtum verspricht.
Schaut man auf das Gebaren und die Ziele dieser illustren „Gesellschaft“, erkennt man genau diese hehren Ziele nicht. Ob dieser wagemutigen Selbstdarstellung könnte man fast in Mitleid verfallen, und den Protagonisten wünschen, sie mögen losziehen, ihre wahre Berufung zu finden. Oder wie mein Großvater zu sagen pflegte: Hundefriseur ist auch ein ehrenvoller Beruf.