Der Bericht basiert auf einer Investigativ-Recherche von Gregor Leip
Irgendwann im Januar 2024 ist der über viele Jahre als verantwortlicher Chefredakteur der „Börse am Sonntag“ eingetragene Wolfram Weimer eine Partnerschaft mit „Eulerpool“ eingegangen, die sowohl unter „Partner“ als auch im Impressum von „Börse am Sonntag“ eingetragen ist.
Dort heißt es, "Eulerpool" stelle dem Portal Informationen zur Verfügung. Hinter "Eulerpool" steckt Michael C. Jakob. Und wenn man es nicht besser wüsste, könnte man denken, Jakob wäre der vierte Sohn der Weimers, den sich Wolfram Weimer immer gewünscht hat. Denn keiner der Weimer-Söhne kommt mit seinem Geschäftsmodell näher an die Geschäftspraktiken der Weimers heran als Michael C. Jakob, keiner ist erfolgreicher.
Mit einem Unterschied: Jakobs sitzt mittlerweile sicherheitshalber in Singapur, während Wolfram Weimer von Tegernsee-Kumpel Merz zum Kulturstaatsminister der Bundesrepublik gemacht wurde.
Das „manager magazin“ hatte im Februar dieses Jahres über den Weimer-Partner Michael C. Jakob hinter „Eulerpool“ ein vernichtendes Urteil gefällt. Diese Geschichte ist deshalb aktuell besonders spannend geworden, weil sich die dort geschilderten Geschäftspraktiken lesen, als hätten Weimer und Jakob am selben verbotenen Honigtopf genascht, jeder an seiner Seite.
Das „manager magazin“ schreibt über „geklaute Artikel“ im Jakob zugeschriebenen Portal „InvestmentWeek“. Zugeschrieben, weil verschleiert und erst eine Summe von Indizien auf Jakobs hinter dem Portal hinweist, wie zuletzt mehrere Rechercheure unabhängig voneinander festgestellt hatten.
Weiter heißt es in der Investigativ-Geschichte des „manager magazin“ über Jakobs „InvestmentWeek“:
„Auf den ersten Blick mutet ‚InvestmentWeek‘ wie eine professionell erstellte Nachrichtenseite an. Ein Team aus mehr als 200 Redakteuren arbeite für das Portal, behauptet die Firma in einer Selbstbeschreibung – darunter seien auch preisgekrönte Journalisten. Denn: ‚Exzellenter Finanzjournalismus darf in Deutschland nicht sterben‘, heißt es weiter.“
Das ist exakt der geistige Vampirismus, den die Investigativ-Recherche von Alexander-Wallasch.de bei „The European“ aus der Wolfram-Weimer-Group offengelegt hatte. Der Tagesspiegel hatte die Weimer-Affäre Ende Oktober 2025 aufgegriffen und geschrieben:
„Der berüchtigte Plagiatsjäger und Medienwissenschaftler Stefan Weber wiederum spricht von bewusster Täuschung von Werbekunden, weil von den laut ‚European‘ 2000 renommierten Autoren aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Wissenschaft nur 100 abrufbar gewesen seien: ‚In Wolfram Weimers Urheberrechtshölle muss die Strafverfolgungsbehörde ermitteln.‘“
Von zweitausend Autoren zu 200 Redakteuren – Michael C. Jakob ist hier der bescheidenere Weimer. Jakob ist seit Anfang 2024 unter dem damaligen Chefredakteur Wolfram Weimer zum „Partner“ bei „Börse am Sonntag“ gemacht geworden.
Was das „manager magazin“ da schreibt, erinnert an die Weimer-Affäre. Es liest sich wie ein Wiedergänger derselben Masche:
„Die ‚fundierte Berichterstattung‘ besteht zum Teil aus dreist zusammenkopierten Beiträgen, die auch auf Recherchen von Finance Forward und manager magazin basieren.“
Auch der „Business Insider“ schreibt über Jakobs „InvestmentWeek“. Dort heißt es:
„Kopierte Artikel und dubiose Verbindungen zu ‚AlleAktien‘ und ‚Eulerpool‘ werfen ein dunkles Licht auf das Portal.“
Auch fehlte bei Jakobs Portal ein Verantwortlicher im Impressum. Das erinnert wiederum an Weimers „The European“, das erst nach mahnender Erinnerung von Rechtsanwalt Dirk Schmitz einen solchen Verantwortlichen (Ansgar Graw) nachträglich eintragen ließ. Die Parallelen sind wirklich verblüffend.
Jakobs „Eulerpool“ wird bis heute als Partner von „Börse am Sonntag“ aufgeführt – gleich neben „Focus“, „The Economist“, „Finanzen100“ und „Ludwig Erhard Gipfel“.
Der „Business Insider“ hatte schon im Frühjahr 2025 sein junges YouTube-Investigativ-Team „Scoops“ auf Michael C. Jakob angesetzt. Der so entstandene Report deckt weitere Ähnlichkeiten mit dem Geschäftsgebaren des Jakob-Partners Weimer auf – freilich ohne dass es hier zwingend einen Zusammenhang geben muss. Die Parallelität zur Affäre Weimer bleibt kurios.
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„Scoops“ berichtet, Jakob habe sich online „ein richtiges Ökosystem aus zwielichtigen Portalen aufgebaut“, von dem „AlleAktien“ wohl das bekannteste sei. Dort werde mit Superlativen nicht gespart. „Deutschlands beste Aktienanalysen“ würden angepriesen.
Das erinnert an „das große Debattenportal The European“, das allerdings kaum Leser hat. Oder an die Behauptung auf der Hauptseite der „Weimer Media Group“, die von „Group“ in etwa so weit entfernt ist wie Singapur vom Tegernsee: „Die WEIMER MEDIA GROUP hat sich auf anspruchsvollen Qualitätsjournalismus spezialisiert.“
Die Rechercheure von „Scoops“ berichten bezogen auf ein weiteres Produkt von Jakobs: "Ähnlich krasse Versprechen gibt es auch bei Eulerpool, das Jakob gegründet hat.“ Fairerweise muss man erwähnen, dass Michael C. Jakob deutlich unseriöser und aggressiver auftritt als Weimer. Von Klagen, Verurteilungen und Abo-Fallen ist sogar die Rede. Weimer hatte zuletzt nur eine Reihe von Unterlassungsklagen abgeben müssen.
„Scoops“ weiter: „Die Webseite InvestmentWeek kopiert offenbar massenweise Artikel von anderen Medien.“ Michael C. Jakobs „Imperium“ wirkt tatsächlich streckenweise wie eine modernisierte Version von Weimers „TheEuropean“.
Was Jakob fehlt, ist etwas Vergleichbares zum Ludwig-Erhard-Gipfel. Dieses Manko kompensiert Jakobs durch prominente, regelmäßige und laute Auftritte via YouTube, Instagram usw. – alles auf seine Person zugeschnitten.
Klar ist auch: Wäre bei der Recherche zur Staatsaffäre Weimer die Partnerschaft zwischen Weimer und Jakob nicht über „Börse am Sonntag“ aufgefallen, wäre diese erstaunliche Parallelität der unternehmerischen Großmäuligkeit ebenfalls niemals ins Auge gesprungen.
Aber die beiden haben nun mal Anfang 2024 zusammengefunden. Und beide versammeln hinter sich eine Reihe von Finanzportalen, die zum Zweck aufgebaut wurden, sich in einem unseriösen Kreisverkehr immer wieder gegenseitig zu befruchten.
Aber woher kommt dieser Hang zur Hochstapelei gerade im Umfeld von Finanzportalen, wo ganz große Versprechen auf Renditen und die „besten“ Anlagen gemacht werden? Jeder kennt die windigen Goldhändler und Investment-Gurus auch im Umfeld der alternativen Medien. Es geht immer um das große Geld – um fremdes Geld, das arbeiten soll, das sich vermehren soll, das wieder reinholen soll, was einem das Finanzamt abgenommen hat.
Dieser Singapur-Kosmos von Michael C. Jakob erzählt dem Zahnarzt und erfolgreichen mittelständischen Unternehmer im Kern: Ich sorge dafür, dass ihr nicht endet wie Boris Becker, Alfons Schuhbeck, Uli Hoeneß. Alles legal, alles voll gut.
Kulturstaatsminister Wolfram Weimer ist meilenweit entfernt von diesen Straßen-Tricksereien seines Partners in Singapur. Weimer konzentriert sich auf die ganz großen Fische im Teich. Und auch sein Köder ist ein ganz anderer: Seine Portale wollen keine Masse von willigen Opfern erreichen und ihnen etwas unterjubeln. Weimers Müllmediensammlung dient nur dazu, eine „Group“ zu simulieren, um dann mit diesem Fake-Image als Köder die ganz großen Unternehmer an den Tegernsee zu locken, damit eben dort die fetten Einzelsummen gelassen werden, von bis zu 80.000 Euro ist die Rede.
Aber es geht bei Weimer um viel mehr als nur schnöden Mammon. Es geht um Einfluss, um Entscheidungsmacht und Deutungshoheit. So betrachtet ist Wolfram Weimer der Baumeister seiner ganz eigenen Weimer-Kathedrale; er will tatsächlich etwas schaffen, das bleibt, wo Weimers Börse-am-Sonntag-Partner Jakob zufrieden ist, wenn er am Pool in Singapur beim importierten deutschen Bier ein Bündel Singapur-Dollar in die Kamera halten und die Backen so dick aufblähen kann wie einer dieser Glimmer-Rapper auf Koks.
Wie die beiden wohl Anfang 2024 zusammengekommen sind, bei dem Treffen oder Telefongespräch hätte man gern mal Mäuschen gespielt. Macht man sich da gegenseitig noch etwas vor oder wird schon mit offenen Karten gespielt, weiß jeder bei diesem Gipfeltreffen von den Machenschaften des anderen und zeugt sich gegenseitig Respekt? Bra Bro.
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