Scharfe Debatte um öffentliche Äußerungen von Ulrich Siegmund, AfD-Chef von Sachsen-Anhalt versus eine Äußerung von Julian Reichelt, Journalist und Chef von Nius. Beide sitzen in ganz unterschiedlichen Talk-Formaten und dennoch werden Ausschnitte aus beiden Beiträgen gerade hochemotional debattiert und zusammengebracht.
Fangen wir mit Ulrich Siegmund an, der wollte sich in einem Podcast nicht mit einer Nazi-Framing-Frage triggern lassen von Springer-Ableger „Politico“. Auf die Frage, ob der Holocaust das schlimmste Menschheitsverbrechen sei, verweigerte Siegmund die geforderte Antwort und damit die Inszenierung – prompt folgte für den aktuell erfolgreichsten AfD-Landeschef (40 Prozent) der mutmaßlich auch via staatsfinanzierter NGOs orchestrierte „Nazi, Nazi“-Shitstorm.
Und Julian Reichelt saß in einem brandneuen YouTube-Format „Rohschnitt, Let’s Talk“, direkt aus dem Barber-Shop mit Giovanna Winterfeld und Manaf Hassan als Moderatoren. Auch Sahra Wagenknecht war Gast dieses neues Format in Top-Besetzung.
Eine Aussage sorgte für einen Shitstorm gegen Reichelt. Anschließend wurden diese Kommentare in den sozialen Medien vielfach den Aussagen von Siegmund gegenübergestellt.
Aber was hatte Reichelt eigentlich gesagt? Der Journalist wandte sich an Moderator Manaf Hassan:
„Ich halte es für legitim, dass in einem militärischen Verteidigungskampf – tragischer- und schrecklicherweise, und ich weiß, damit gewinnt man nirgendwo Sympathiepunkte – auch Kinder umkommen. Und wie würde ich das denn persönlich empfinden? (Red.: Manaf Hassan hatte vorher danach gefragt) Da kann ich nur über meine persönliche – weil ich eure persönliche Geschichte mit euren Vorfahren in diesem Land nicht kenne und die von Frau Wagenknecht auch nicht – kann ich nur sagen, halte ich es für legitim, dass meine Großeltern aus den deutschen Ostgebieten vertrieben worden sind.
Oh ja, das halte ich für vollkommen legitim. Warum? Weil sie Juden vergast haben. Weil sie sich einem Regime angeschlossen haben, das Juden vergast hat. (Deswegen) halte ich die Bombardierung deutscher Städte für legitim im Zweiten Weltkrieg. (Red.: auf den Einwand hin, das seien zwei verschiedene Sachen) Das sind eben nicht zwei verschiedene Sachen. Zwei verschiedene Sachen gibt es bei euch immer dann, wenn es um Juden geht.“
Bevor es um die Inhalte geht, muss man sich vergegenwärtigen, in welcher Runde Reichelt saß und um was es kurz vor seinem Zitat inhaltlich ging. Thema war die Frage, ob es in Gaza einen Völkermord gegeben hat. Bis auf Reichelt war sich jeder in der Runde mehr oder weniger einig, dass Israel in Gaza so einen Völkermord begangen habe.
Und Manaf Hassan hatte Reichelt zuvor in etwa gefragt, was der denn machen würde, wenn wahllos seine Familie umgebracht werde, weil irgendwer aus dem Umfeld an einem Terroranschlag beteiligt war. Dabei bezog sich der Moderator auf das Attentat vom 7. Oktober 2023 und Zehntausende anschließend im Gaza-Krieg von der israelischen Armee getötete Zivilisten.
An der Stelle wurde Reichelt immer wieder auch von Moderatorin Giovanna Winterfeld unterbrochen. Entsprechend erhitzt suchte Reichelt in dieser 1:3-Situation nach dem befreienden Argument und landete unvermittelt in den deutschen Ostgebieten. Von da an wurde es knifflig. Denn zunächst folgt Julian Reichelt hier der traditionell rechten Lesart, dass Deutsche 1945 getötet und vertrieben wurden, obwohl das nicht kriegsentscheidend war.
Reichelt stellt hier die bei den Vertreibungen ermordeten Deutschen aus den Ostgebieten den Bewohnern des Gaza-Streifens gegenüber. Seine Vorfahren hätten auch in diesen Gebieten gelebt, aber die Ermordung selbst der Kinder der Schlesier und Ostpreußen halte er – sinngemäß – für gerechtfertigt.
Damit hat Reichelt die Frage von Manaf Hassan beantwortet und ihm quasi zu verstehen gegeben, dass Hassan zu akzeptieren habe, was er, Reichelt, mit Blick auf den Mord an seinen Vorfahren ebenfalls akzeptiert habe.
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Noch spannender wäre es geworden, wenn Hassan zurückgefragt hätte, ob Reichelt die 2-3 Millionen ermordeten Deutschen als einen Völkermord betrachtet oder nicht. Die deutsche Geschichtsschreibung ist hier jene der Sieger und sie kommt Reichelt zugute – übrigens bis dahin, das man sich heute auf nur noch 600.000 Ermordete geeinigt hat, Dresdens Zahlenspiele lassen grüßen.
Warum hätte Hassan fragen sollen? Wenn die Erschlagenen, Ermordeten, die an Scheunentore Genagelten, die zu Tode vergewaltigten deutschen Frauen, die erfrorenen, zerbombten, erschossenen und verbrannten Kinder 1945 nicht Opfer eines Völkermords gewesen sein sollen, dann kann man es definitiv auch niemals für den Gaza-Streifen behaupten.
Oder kurz gesagt: Reichelt hat in dieser Diskussion vor Kameras aus der Bedrängnis heraus diesen unschlagbaren Punkt gemacht. Und ja, er hat es auf Kosten seiner, meiner und unserer Vorfahren gemacht. Aber das muss Julian Reichelt mit sich selbst ausmachen.
Ich kann Julian Reichelt nur in wenigen Stichworten erzählen, welchen Völkermord an den Deutschen in den Ostgebieten er hier gerechtfertigt hat. Und ich will es aus den Erzählungen meiner Familie machen. Ich möchte Julian Reichelt hier nicht belehren oder vorführen. Ich möchte ihn nur bitten, mir einen kurzen Moment zuzuhören:
Meine Mutter war 1945 neun Jahre alt, ihre Schwester 16 Jahre, der Bruder 11 Jahre alt, als sie auf der Flucht in Tschechien interniert wurden. Die 16-Jährige musste am Morgen die Familien aus dem Dachgebälk schneiden, die sich des Nachts dort erhängt hatten: Frauen, Kinder, Halbwüchsige. Andere Familien hatten sich vergiftet und mussten vom Strohlager hinaus in die Kälte getragen werden. Als dann meine Großmutter das Gift bereithielt, wehrte sich die Neunjährige mit Händen und Füßen, bis ihre Mutter schließlich widerstrebend davon abließ. Draußen auf dem Hof sah man durch die glaslosen Fenster, wie immer wieder neue deutsche Jungs in Uniform aufgestellt und stundenlang gequält oder gleich erschossen wurden, je nach Lust und Laune der Tschechen. Und als die 16-Jährige erkrankte, machten die Russen des Nachts auch vor dem Lazarett nicht halt.
Das sind die Weihnachtsgeschichten unserer Familie. Und irgendwann sagte die Mutter mal, was der Vater als Neunjähriger erlebt hat, das sei noch viel schlimmer gewesen. Das kann ich Julian Reichelt erzählen, daraus soll er selbst seine Schlüsse ziehen.
Die genannte 16-Jährige geht übrigens heute auf die hundert zu. Wenn es kälter wird, dann jammert sie über Schmerzen im Knie. Dann sagt sie zu ihren Neffen: Das ist mein tschechisches Knie! Die Tschechen hatten ihr das Knie zerschlagen. Die schlimmeren Dinge, die passierten, sorgen dafür, dass sie noch heute manchmal Nachts schreiend und schweißgebadet aufwacht. Im Alter ist es sogar wieder häufiger geworden, sagt die Tante. Seinen Träumen kann man nicht entkommen.
Die Tante sagt schon mal: „Ich habe keine Lust mehr. Ab neunzig ist alles Mist.“ Aber dann rafft sie sich doch wieder auf und geht nochmal zum Einkaufen, weil sie doch gerade so Lust auf frische Orangen hat.
Wenn Julian Reichelt will, kann ich ihm gern die Telefonnummer von Tante Anneliese geben, soll er sich mal mit ihr unterhalten. Ich habe schon ein paar Gespräche mit Anneliese veröffentlicht. Regelmäßig auch schon bei Tichys Einblick. Nur wer das Gespräch sucht, wer mit den Alten redet, weiß heute, was gestern geschehen ist. Diese Geschichten finden sich nicht in den Büchern der Sieger. Wir müssen Sie uns mündlich weitererzählen, lieber Julian Reichelt.
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Kommentar von Ombudsmann Wohlgemut
Weder hat Reichelt gesagt, dass die Ermordungen der Deutschen legitim waren, noch kann Gaza ein Genozid sein, denn das ist kein Volk und im Vergleich zu den deutschen gab es auch keine Kapitulation, sondern weitere Aggressionen, immer feige hinter der zivilen Bevölkerung versteckt, aber teils trotzdem von denen befürwortet.
Kurz: "Kein Recht auf linke Propaganda!" ;-)
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Kommentar von stephan manus
Für meinen Geschmack einen sehr heftige Kost, was Reichelt von sich gibt. Grundsätzlich stellt er m.E. fälschlicherweise Antisemitismus gleich mit Israelkritik. Grundsätzlich ist die gezielte Tötung von Zivilisten heutzutage Völkermord, wenn ich mich nicht irre.
Bzgl. seiner menschenverachtenden Ausssagen zu Vertriebenen (und der unzähligen zivilen Opfer der Städte-Bombardierungen) zitiere ich aus der Rede von Konrad Adenauer, RIP, vom 23.3.1949 in Bern. Und, Nein!, ich relativiere damit nicht den Holocaust, falls jemand in diese Richtung denken sollte.
".....Ich muß in diesem Zusammenhang zunächst von dem Problem der Vertriebenen sprechen. Es sind aus den östlichen Teilen Deutschlands, aus Polen, der Tschechoslowakei, Ungarn usw. nach den von amerikanischer Seite getroffenen Feststellungen insgesamt 13,3 Millionen Deutsche vertrieben worden. 7,3 Millionen sind in der Ostzone und in der Hauptsache in den drei Westzonen angekommen. 6 Millionen Deutsche sind vom Erdboden verschwunden. Sie sind gestorben, verdorben. Von den 7,3 Millionen, die am Leben geblieben sind, ist der größte Teil Frauen, Kinder und alte Leute. Ein großer Teil der arbeitsfähigen Männer und Frauen sind[sic] nach Sowjetrußland in Zwangsarbeit verschleppt worden. Die Austreibung dieser 13 bis 14 Millionen aus ihrer Heimat, die ihre Vorfahren zum Teil schon seit Hunderten von Jahren bewohnt haben, hat unendliches Elend mit sich gebracht. Es sind Untaten verübt worden, die sich den von den deutschen Nationalsozialisten verübten Untaten würdig an die Seite stellen. Die Austreibung beruht auf dem Potsdamer Abkommen vom 2.August 1945. Ich bin überzeugt, daß die Weltgeschichte über dieses Dokument ein sehr hartes Urteil dereinst fällen wird....."
Soviel zum geschichtlichen Kontext aus der Sicht von Konrad Adenauer, welcher für mich ein seriöser Zeitzeuge ist. Das harte Urteil der Weltgeschichte über das Potsdamer Abkommen, wie es Adenauer erwartete, ist m.E. noch nicht gefällt, könnte aber noch passieren.
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Kommentar von Palmström
‚Das Völkerrecht ist kein verbrieftes Recht im Sinne einer einzigen, kodifizierten Verfassung oder eines einzigen Gesetzeswerks. Es handelt sich vielmehr um ein dezentralisiertes und horizontales Rechtssystem, das auf verschiedenen Quellen beruht.‘ von Gemini.
Hieraus ergibt sich verlängert das es Massenmord gibt, aber Völkermord eher ein Begriff ist, den man sich um den Finger wickeln kann. Hingegen gibt es ausgestorbene Völker, das ist aber etwas anderes.
Befremdlich und maximal Unwürdig sind Diskussionen um die Opfer von Massenmord und die Bewertung wer wohl das meiste auf dem Kerbholz verbuchen kann. Oder noch welche Toten zählen mehr, die einer Religionsgemeinschaft oder besitzlose Bauern, tibetische Buddhisten oder europäische Juden.
Alles geistlose abartige Diskussion, trampeln auf den toten unbekannten Seelen Unschuldiger. Und das wo es am Toten-Sonntag wo es eben diesen Opfern von willkürlicher Herrschaft zu gedenken gilt.
Bewerten Sie die Äußerungen von Herrn Reichelt einfach nach seinen Bildungsabschluss: Abitur. Mehr war nicht und kommt nicht.
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Kommentar von Joseph Conrad
Lieber Herr Wallasch,
"Wenn Ostpreußen und Schlesien kein Völkermord war – wie soll es dann Gaza sein?"
Diese über Ihrem Artikel stehende Frage bringt die deutsche Diskussion zu Gaza an einen wichtigen Wendepunkt:
Zunächst mal sollte man sich das YouTube Video Reichelt gegen Wagenknecht und zwei andere Linke zunächst von Min. 35 bis 50 selbst anschauen!
Sonst läuft man Gefahr, nur die impulsiv scheinende Empörtheitssattitude der Mainstreammedien zu kopieren, wie z.B. die gespielte Aufregung über den (auch damals etwas missglückten) "Vogelschiss"-Vergleich von Alexander Gauland.
Mutig und tabubrechend war hier Julian Reichelt, der, auf die hypothetische Frage des aus Syrien eingewanderten linken Politikers Manaf Hassan nach persönlicher Betroffenheit, eine auf seiner eigenen, deutschen Familiengeschichte beruhende, tatsächlich persönliche Antwort gab.
Hat Reichelt, wie das im Artikel vorgestellte "soziale Medium" insinuiert, in dem Gespräch mit den drei Linken wirklich gesagt, die (unbestreitbar stattgefundenen, millionenfachen) Morde und Gräueltaten bei Flucht und Vertreibung der Ostdeutschen seien "gerechtfertigt gewesen"?
- Natürlich nicht, weil das auch kein vernünftiger Mensch so sagen kann und wird.
Reichel äussert in dem Streitgespräch lediglich - und das als betroffener, deutscher Enkel von Vertriebenen - seine persönliche Meinung, daß damals Kriegführung gegen das Deutsche Reich und die von den Siegermächten vereinbarte Bestrafung durch Gebietsverluste und Vertreibung "legitim" war.
Diese Meinung ist übrigens seit mindestens 60 Jahren bundesrepublikanischer und einheitsdeutscher Konsens; - unter Linken sowieso!
Sonst müssten ja Sie, lieber Herr Wallasch, eigentlich Mitglied der Befreiungsfront für das Sudetenland, Schlesien und Ostpreußen sein oder diese Reconquista als frommer Deutschordensritter betreiben.
Ich persönlich bin der Meinung, dass weder Krieg noch Vertreibungen legitim sind, und dass die Ostdeutschen sich keinesfalls schlechter verhielten als West- und Mitteldeutsche. Das ändert aber nichts daran, dass es damals so war, und wir das Ergebnis des Krieges einschließlich der ja durchaus allen aufmerksamen Zeitgenossen bekannten, millionenfachen Morde und Gräueltaten akzeptiert haben, auch um keinen neuen Krieg führen zu müssen.
Das macht eben auch die von Reichelt persönlich angesprochene, spezifisch deutsche Erfahrung und Nachkriegs-Erfolgsgeschichte aus: Es war so, und man nimmt die neue Realität schöpferisch, arbeitsam und dann die Früchte der Arbeit geniessend an.
Und jetzt zur Verbindung zum Streitgespräch über Völkermord, Gaza und die Juden zwischen Reichelt und den drei linken Personen Wagenknecht, Hassan und "Gio" Winterfeld sowie zur Frage in der Überschrift:
Reichelt versucht die drei linken Personen mit deren eigenen Waffen zu schlagen, überspringt in der Eile jedoch einen Erklärungsschritt:
- Für Linke waren und sind die Morde und Gräuel von Ostpreußen und Schlesien aus ideologischen Gründen kein Völkermord - wie soll es dann
Gaza sein!
Gibt es einen rationalen Grund für das immer wieder zu beobachtende, für rechte Personen scheinbar irrationale Verhalten, nämlich “bezüglich Deutschland national, bezüglich Israel sozialistisch“, also auf der Seite von Wagenknecht, Hassan und "Gio" zu sein?
Ich glaube, dass es den gibt:
Es ist ein Gefühl der tiefen Ungerechtigkeit, daß die Juden mit ihrem ethno-nationalen Projekt Israel durchkommen könnten, hingegen den Deutschen im letzten Jahrhundert ihr Projekt Großdeutschland verwehrt wurde.
Ist dieses Gefühl der Ungerechtigkeit Antisemitismus?
- Ich persönlich denke, nicht unbedingt.
Ist dieses Gefühl der Ungerechtigkeit niederträchtig (also moralisch verwerflich)?
- Ich persönlich denke, unbedingt!
Was denken Sie?
Ich bitte um Diskussion!
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Kommentar von Mari von Skwarczynski
Kennen Sie die Bücher von James Bacque, dem kanadischen Autoren ? Es sind zwei Bücher „Crimes and Mercies“ und „Other Losses“. Man kann sie bei Amazon auf Englisch kaufen, in Deutsch weiß ich nicht. Was da extrem akribischer recherchiert und vielfach von Experten bestätigt wurde, zieht einem die Socken aus, auch wenn man solche Geschichten in der Jugend schon von Zeitzeugen gehört hat.
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Kommentar von Eichelhäher
Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll. Aus meiner Sicht gipfelte ein Konkurrenzkampf der Nationen in unfassbare Weltkriege, und man kann nicht WKI und WKII für sich gesondert betrachten. Ohne auf das einzelne Leid eingehen zu wollen, versuche ich den Handlungsstrang darzustellen, der sich über Jahrzehnte gezogen hat. Mit dem Mord am Österreichisch-Ungarischen Thronfolger in Sarajevo ist Westeuropa in einen großen Krieg gestolpert. Das Wort Stolpern wähle ich, weil die Politik komplett geschlafen hat und sich niemand die Ausmaße hat auswählen können, die dieser moderne Krieg annehmen konnte. Cui Bono? Deutschland war ein willkommenes Opfer, politisch tot und kriegsmüde. Diese Inszenierung mit dem Versailler Vertrag sollte dauerhaft den unliebsamen Konkurrenten am Boden fixieren und weckte Begehrlichkeiten im Osten. Es begann direkt nach dem WKI als Landesteile vom Reich abgespalten wurden, andere Teile widerrechtlich besetzt und es begann ein Programm wie wir es vom Donbass und Lugansk kennen. Fast identisch. Unterdrückung der sprachlichen Mehrheit, verbot der deutschen Sprache, keine deutschen Schulen mehr, keine Zeitungen und im Verlauf von 20 Jahren ( 1919-1939 ) immer wieder bewaffnete Übergriffe aus das Reichsgebiet. Es gipfelte in Progrome und Verschleppung in Lager. Ich rede von den Deutschen, die in Posen, Westpreußen und Teilen von Schlesien jahrelang ein Märtyrum erdulden mussten. Alle Verhandlungsversuche haben nichts gebracht. Der Spruch, der nach dieser langen Zeit kam, kennen wir alle: Ab heute schießen wir zurück ". und man ist ausgerückt um die Deutschen aus den Lagern zu befreien und die Todes-Trecks zu beenden. Die Vorgänge erinnern stark an das Drama in Westrussland, angeblich Ukraine. Putin der Massenmörder, genauso wie Hitler, der damals mit Stalin einen Pakt geschlossen hat. Das hat beiden Zeit verschafft. Dem einen im Westen wo Frankreich und Großbritannien sofort den Krieg erklärt haben und dem anderen, der den Kommunismus unbedingt exportieren wollte und über lend and lease sich ordentlich mit Waffen eingedeckt hat. An der Trennlinie standen sie sich gegenüber wie in einem Western zu highnoon. Wer schneller gezogen hat, wissen wir und das Unheil nahm seinen Lauf. Aber das ist nur das was wir oberflächlich sehen können. Die Frage ist wer waren die Finanziers, die Hitler an die Macht gebracht haben, wer hat die Waffen finanziert, die die Sowjets erhalten haben. Das trägt angelsächsische Handschrift und es wäre besser wenn man erkennen würde, daß alle diese Kriege viele Eltern hatten und der einzelne Mensch in dieser Maschinerie wenig Chancen hatte. Bombardierung der Städte mit Phosphor- und Brandbomben? Ein Kriegsverbrechen. Rheinwiesenlager? Ein Kriegsverbrechen. Vertreibung, Mord und Vergewaltigung? Ein Kriegsverbrechen. 10 Jahre Gulag? Ein Kriegsverbrechen. Nürnberg? Der Versuch die eigenen Schandtaten ausschließlich Deutschland in die Schuhe zu schieben. Meine Eltern haben den Krieg noch persönlich erlebt. Meine Mutter ist mit ihren kleinen Geschwistern, die in einem Bollerwagen gesessen haben, aus Schlesien geflüchtet, dort alles zurücklassend, und hat in Dresden in den Luftschutzkellern gesessen, als oben die Luft brannte und es bestialisch nach verbranntem Fleisch gerochen hat von Menschen, die sich nicht schnell genug in Sicherheit bringen konnten. Die Menschen, die Phosphorbrand an der Haut in der Elbe löschen wollten, wurden von Tieffliegern systematisch beschossen. Ob das die Menschen verdient haben, dem widerspreche ich vehement. Die Finanziers, die Nutznießer, die britischen Geheimdienst-Aktionen müssten mal näher unter die Lupe genommen werden.
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Kommentar von Frank Heitmann
Ja Krieg und Vertreibung gehen Hand in Hand. Opfer sind meistens die Schwächeren in der Bevölkerung.
Ein Teil meiner Familie gehört zu den Vertrieben aus Pommern und meine Eltern und Großeltern hatten die Einquartierung der Russen mitgemacht. Seit Monaten muss ich mir seit dem Ukrainekrieg ihre Geschichten anhören, kommt alles wieder hoch.
Diese Aussage von Reichelt ist eher ein vergiftetes Opfer um aus dieser Runde gut raus zu kommen.
Ich hatte einfachhalber TV gestartet und Prompt wieder einen Sender gefunden in dem es um alle Nazigrößen ging und die Aussage das Stalin Hitler an die Macht gebracht hat. Man lernt nie aus.
Die Sache mit dem Völkermord ist eine Betrachtungsweise von Medialer Reichweite. Sudan, Ruanda; Somalia gelaufen oder schon Vergangenheit ist kaum der Rede wert. Solche Fragerunden sind dazu da bestimmte Menschen in eine Falle zu locken und dann medial an den Pranger zu stellen.
Ich werde meine Großeltern und Verwandten aus der alten Zeit nicht Opfern.
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Kommentar von winfried Claus
Was ist denn Völkermord?
Wenn ein ganzes Volk ausgerottet wurde!
Na denn ... nennen wir diese Völker!
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Kommentar von Leonard Kohl
Meine Oma ist 1945 mit 6 Kinder im Januar 1945 aus Ostpreußen geflüchtet. Ihr Mann ist zum Volkssturm eingezogen worden und in Sibirien in Gefangenschaft verstorben.
Meine Oma hat ihre Erinnerungen an die Flucht zum Glück 1999 mal einer Tante erzählt, die sie aufgeschrieben hat.
Sie hat auf der Flucht den Wagen mit ihren Kindern verloren, aber wieder gefunden. Auf der 'Wilhem-Gustloff' war zum Glück kein Platz mehr und sie sind dann letzten Endes über Schleswig-Holstein im Ruhrgebiet gelandet. Über Vergewaltigungen hat sie nichts erzählt, aber wieso Herr Reichelt meint, diese Menschen hätten es verdient getötet zu werden, kann ich nicht nachvollziehen. Auch wenn sie vielleicht AH gut gefunden haben. Letzten Endes haben wir über diese Zeit natürlich nie gesprochen, zu mal ich bei ihrem Tod als Dreizehnjähriger natürlich noch zu jung war.
Antwort von Alexander Wallasch
Vielen Dank für Ihre Zeilen! Das hat mich sehr berührt.
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Kommentar von Bernd Ebert
Vielen Dank für die harten und ehrlichen Worte. Tränentreibend. Meine gesamte Familie aus Nordböhmen (Erzgebirge und Egerland) sind mit dem Schrecken und dem Verlust der Heimat davongekommen. Diese Hölle auf Erden ist ihnen erspart geblieben. Nicht zu vergessen sind auch die, die bleiben mussten. Sie wurden enteignet und über Jahrzehnte wie der letzte Dreck behandelt. Reichelt ist ein Blender und ein schlechter Mensch.
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Kommentar von Lore Leyh
Vielen Dank, lieber Herr Wallasch, für diesen sehr an die Nieren gehenden Artikel. Kommen Sie eigentlich noch zur Ruhe, zum Schlafen, zum Ausruhen? Was das Thema betrifft: ich kenne es auch von meiner Großmutter, die zu den Vertriebenen gehörte. Sie hatte lange für das durch die Russen erlittenen Leid keine Worte, meine Mutter konnte nur nach und nach etwas von ihr erfahren. Sie hätte es aufschreiben sollen, denn ich kann es so genau leider nicht wiedergeben. Es gibt viele viele Tausende solcher Geschichten und ich bin auch Ihrer Meinung, man sollte es unbedingt für die Nachwelt konservieren. Danke für Ihre unermüdliche Tätigkeit!
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Kommentar von La Vinia
Was Reichelt da sagt, ist unterirdisch. Jedes Mal, wenn ich etwas in der Art lese (er ist mit solchen Äußerungen ja bekanntligh keine Ausnahme), frage ich mich, wie man mit so einer Kälte auf das eigene Volk und anscheinend sogar auf die eigene Familie blicken kann. Ein Gespräch mit so jemandem würde ich keinem alten Menschen, der solche Sachen erlebt hat, zumuten wollen.