Corona-Weihnachtsduell: Kassenärzte-Boss gegen Alarmmodus des RKI-Chefs

Wieler versus Gassen: Pandemie-Panik versus Pandemie-im-Griff

von Alexander Wallasch

Wieder ein bedrohtes Weihnachten – aber bedroht vom Virus oder nur von den apokalyptischen Mahnungen des RKI-Chefs? Was Kassenärzte-Chef Andreas Gassen dazu sagt, könnte man jedenfalls so verstehen.

Die Auffassungen könnten kaum unterschiedlicher sein: Auf der einen Seite der Chefberater der Bundesregierung und Oberboss des Robert-Koch-Institutes (RKI), Lothar Wieler. Und ihm gegenüber – und in geradezu aufreizender Lässigkeit angesichts der drohenden Apokalypse – hat sich Kassenärzte-Chef Andreas Gassen aufgestellt.

Fangen wir mit Lothar Wieler und seinem Weihnachtsschocker an – eine Doku-Fiktion gewissermaßen. Der RKI-Präsident nämlich hält den Deutschen jetzt erneut eine Brandrede und warnte vor einem „sehr schlimmen Weihnachtsfest“. Nein, wir haben uns nicht im Jahr geirrt, hier wurde auch nicht versehentlich eine Konserve aus 2020 veröffentlicht. Wieler mahnt jetzt und heute im November 2021.

Ungewohnt emotional ist Wieler dabei geworden, berichtet u.a. die Welt. „Sie sehen, die Prognosen sind superdüster. Sie sind richtig düster“, entfuhr es dem Institutsleiter und er meinte damit explizit auch die seiner Meinung nach zu erwartender hoher Zahl an Corona-Toten.

Geäußert wurde das von ihm, während einer Online-Diskussionsveranstaltung an der Lothar Wieler und auch der sächsische Ministerpräsidenten Michael Kretschmer (CDU) teilgenommen hatten.

Wieler hatte während dieser Veranstaltung nämlich laut gerechnet und kam zu dem Ergebnis, dass „bei gleichbleibender Neuinfektionsrate“ in wenigen Wochen 1200 Personen täglich an der Infektion mit dem Virus sterben würden. Also mitten hinein in die Weihnachtszeit. Aber ist es dieses Mal wahrer, wahrscheinlicher oder zutreffender als noch 2020, als sich die Apokalypse noch nicht einstellen wollte?

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Wielers Vortrag von 2021 fackelt gegenüber dem des Vorjahres gar nicht lange, die Toten sind bereits beschlossene Sache: „Was mir wichtig ist – das müssen alle, die jetzt zuhören, ganz klar begreifen: Daran gibt’s nichts mehr zu ändern. Wir können das nicht mehr ändern. Diese Menschen sind ja infiziert.“ Die Zahlen könne man allenfalls halten. Nur noch verschärfte Maßnahmen würden jetzt dafür sorgen, dass es nicht noch schlimmer wird und dass sich die Zahlen auch weiterhin auf diesem Niveau bewegten. „Das ist ein Eimer Wasser, der ist ausgeschüttet, den kriegen Sie nicht mehr rein“, ergänzt Wieler.

Ein Katalog an Dramen kam da vom RKI-Chef. Aber kein Wort dazu, warum die von ihm prognostizierten Dramen überhaupt passieren könnten. Nichts über den Rückgang der Corona-Intensivplätze trotz Pandemie. Kein Wort über eine Übersterblichkeit im Vergleich zu den Vorjahren. Auch keine Auskunft darüber, warum die Medikamentenentwicklung in Deutschland so hinterher hingt. Und warum immer noch keine Totimpfstoffe als Alternative zur mRNA-Impfung zur Verfügung steht - von der enttäuschenden Wirkung der Impfstoffe man ganz abgesehen.

Es brach förmlich aus Lothar Wieler heraus: „Es herrscht eine Notlage in unserem Land. Wer das nicht sieht, der macht einen sehr großen Fehler.“ Und wer so oft falsch lag, der muss leider ordentlich trompeten, um noch Gehör zu finden.

Er hätte früh gewarnt, dass die vierte Welle alle bisherigen noch übertreffen würde. Das hat er sogar. Aber Wieler hatte eine Welle davor auch dafür geworben, sich impfen zu lassen, damit alles schnell besser wird. Und weit über zwei Drittel ließen sich ja auch impfen - die Genesenen noch obendrauf.

Dennoch soll jetzt die schlimmste aller Wellen kommen?

Wer beklagt sich hier eigentlich darüber, nicht mehr ernst genommen zu werden? Wieler bleibt vom Wieler von gestern gänzlich ungerührt und wird stattdessen laut gegen den Bürger:

„Ich sag das jetzt mal ganz klar: Es muss jetzt Schluss sein, dass irgendwer irgendwelchen anderen Berufsgruppen aufgrund von irgendwelchen Umständen nicht gestattet, zu impfen. Wir sind in einer Notlage. Jeder Mann und Maus, der impfen kann, soll jetzt gefälligst impfen. Sonst kriegen wir diese Krise nicht in den Griff.“

Lothar H. Wieler Präsident, Robert Koch-Institut

Da aber die Impfungen erst ein Jahr, dann neun Monate, dann nur noch sechs und jetzt gerade einmal fünf Monate wirksam sein sollen, werden auch aus vielen Geimpften automatisch wieder Ungeimpfte, der Eimer hat also ein Loch.

Kassenärzte-Chef Andreas Gassen hat das wohl dermaßen in den Ohren geklingelt, dass er nun seinerseits auf den Tisch gehauen hat und Richtung RKI-Chef kurz und trocken angemerkt hat: "Die Lage ist schwierig, aber für Panik besteht kein Anlass".

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Das klingt freilich vollkommen anders, dass ist die Gegenthese, dass ist besseres Weihnachten für die an der Pandemie Ermüdeten.

Gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) wurde Gassen konkreter:

"Insbesondere von einigen Politikern und Experten wird versucht, die Ampel-Parteien mit düsteren Szenarien und fast schon hysterisch anmutenden Warnungen extrem unter Druck zu setzen", meinte er. "Da wird Stimmungsmache betrieben. Das erinnert ein wenig an den letzten Winter."

Andreas Gassen, Kassenärzte-Chef

Das erinnert nicht nur an den letzten Winter, sondern auch an konkrete Pläne staatlicherseits, eine Drohkulisse aufzubauen, um der Impf- und Maßnahmenmüdigkeit entgegenzuwirken. Der Bürger wird zum Sozialexperiment.

Für Gassen ist klar: „Es bleibt richtig, die pandemische Notlage aufzuheben, weil die Regelungen nicht länger vor Gerichten standgehalten hätten." Und er stellt nüchtern heraus, was von Lothar Wieler so schrill übertönt werden sollte:

„Es besteht aber derzeit wohl nicht die Gefahr, dass die Kliniken in ihrer Gesamtheit an ihre Leistungsgrenze stoßen. Die Belegungszahlen sind nach wie vor niedriger als zum Höhepunkt der dritten Corona-Welle. Es gibt insgesamt noch ausreichend Reserven. Wenn die Krankenhäuser jetzt wieder planbare Operationen verschieben, dann ist das eine reine Vorsichtsmaßnahme, um mehr freie Betten bereitzustellen.“

Lothar H. Wieler Präsident, Robert Koch-Institut

„Wir haben aber jetzt mit den Impfungen ein wirklich scharfes Schwert gegen die Pandemie, dass wir im letzten Winter nicht hatten. Deshalb ist die Situation eine andere.“

Andreas Gassen, Kassenärzte-Chef

Zuletzt sollen hier aber auch Gemeinsamkeiten zwischen Wieler und Gassen erwähnt werden. Gassen erklärte nämlich in besagtem Interview auch Folgendes:

„Ich kann diejenigen verstehen, die sagen: Wir lassen uns von den Ungeimpften nicht länger in Sippenhaft nehmen, wir haben, salopp formuliert, die Faxen dicke. (…) Die Freiheiten der Geimpften werden gewahrt und es kann vielleicht sogar dabei helfen, die Bereitschaft der Ungeimpften für eine Impfung zu erhöhen.“

Andreas Gassen, Kassenärzte-Chef

Aber auch hier weiß Kassenärzte-Chef Andreas Gassen sich selbst auch wieder auf Bürgerniveau herunterzubremsen:

„Auf das Infektionsgeschehen insgesamt dürfte das aber kaum Auswirkungen haben, ebenso wie Kontaktbeschränkungen für Ungeimpfte. Wir wissen aus den vorherigen Wellen, dass sich die meisten Menschen im privaten Umfeld anstecken. Das entzieht sich jedoch einer Kontrolle durch den Staat.“

Andreas Gassen, Kassenärzte-Chef

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